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Thilo

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Sylvia erschauerte. Sie spürte seine Küsse im Nacken, seine kräftigen Hände an Schultern und Taille, seinen harten Penis, der sich an ihren Po drückte. Er stand hinter ihr, streichelte zärtlich ihre Brüste, liebkoste ihre Brustwarzen, während er sie weiter küsste. Eine Hand rutschte tiefer, über die Taille, nach vorne zum Nabel weiter hinunter und bevor er ihren Schambereich erreichte, strich die Hand über den Beckenknochen nach hinten. Sie hob leicht das linke Bein, mit dem verletzten Fuß. Kurz bevor er ihre, nasse Vagina berührte, zog sich die Hand wieder zurück und er drehte sie mit einem Schwung herum, so dass sie ihm gegenüber stand. Sie küssten sich wieder und wieder, sein Penis nun fest in ihrer Hand, während er Mund, Wangen, Hals und ihre Brüste liebkoste. Er drehte das Wasser ab und bevor sie protestieren konnte, trug er sie, tropfnass zum Bett, wo er sie auf den Rücken legte und ihre Beine mit sanftem Druck anwinkelte und beide Knie in Richtung ihres Körpers drückte. Ihre Vagina lag vor ihm, warm, nass und bereit. Er versenkte seinen Kopf zwischen ihren Beinen und liebkoste ihre Klitoris und Vagina in unberechenbarem Rhythmus und stieß ab und zu die Zunge hinein. Sie reagierte, fing an zu stöhnen, ihre Beine zitterten leicht. Dann klemmte sie seinen Kopf ein mit ihren Beinen. Er versuchte seinen Finger in ihren After zu schieben, als sie stöhnte, „Nein, das nicht, aber mach weiter..“ Kurz drauf, hatte sie, begleitet mit unterdrücktem Schrei, ihren ersten Höhepunkt. Verliebt sah sie ihn an, als er seinen Penis ganz langsam in die feuchtnasse Höhle schob. Vor und zurück und nur ganz langsam und er hatte das Gefühl sein Penis würde immer dicker und dann schob er ihn ganz hinein, vom überraschten Atmen Sylvias angetörnt. Sie waren gut im Takt und als sie beide kurz hintereinander zum Höhepunkt kamen, hatten sie einen überraschten Ausdruck im Gesicht. Als würde ihnen jetzt erst klar, was sie getan hatten.

Thilo war vor 17 Tagen von Rentadep geschickt worden.

*

Erst dachte sie, er sei ein Vertreter. Groß, mindestens 1,85, stand er an der Türe, präsent, selbstsicher, gutaussehend.

„Bin ich hier richtig bei Familie Theissen. Ich denke ich habe die falsche Adresse, denn das Ehepaar soll Mitte 40 sein.“

Sie fühlte sich geschmeichelt, aber auch etwas amüsiert.

„ Etwas plump, aber trotzdem charmant“, grüßte sie zurück, “was wollen sie denn von denen? Ich darf das fragen, denn Sylvia Theissen steht vor ihnen.“

„ Verzeihen sie die Umstände“ Er schaute um sich, “er es geht ja nicht jeden etwas an. Ich komme von Rentadep. Mein Name ist Thilo und für was sie mich benötigen, dafür stehe ich, im Rahmen des Rentadep Vertrages, zur Verfügung.“

„ Ah, ok. Heute schon? Kommen sie rein, ich bin etwas unvorbereitet“.

„ Ich wollte sie nicht überrumpeln. Doch ich war in der Nähe und da dachte ich, wenn sie Zeit haben, könnten wir besprechen, welche Vorstellungen und Wünsche sie haben, was für Aufgaben ich übernehmen könnte. Ansonsten komme ich gerne wieder, wenn es ihnen besser passt.“ Thilo wusste um seinen Eindruck und kam gerne „versehentlich“ außer der Zeit, oder vor dem vereinbarten Termin.

Ihr gefiel seine direkte, unkomplizierte Art. So selbstsicher.

Der und Drogen?

„Sie bleiben“ sagte sie fast zu hastig.

“Herein mit Ihnen“.

Sie kochte Kaffee und beobachtete ihn. Hoffentlich nicht zu auffällig. Groß, breite Schultern, schmale Hüften, gepflegte Hände, volle, dunkelbraune Haare, Lachfalten, ein hageres gebräuntes Gesicht. Etwas lag darin, als sei er Kummer gewohnt. Aber der Rest… Knackarsch. Hmmm.

„ Frau Theissen, nennen sie mich Thilo. So ist es am einfachsten“

„Und sie mich Sylvia. ok?“

„Von mir aus gerne. Haben sie irgendwelche Fragen vorweg? Ich bin mir sicher, es werden sich noch etliche Fragen auftun, aber haben sie etwas besonders Wichtiges?“

„Ja. Paar Fragen. Ähem, sie sehen nicht unbedingt aus wie ein äh—„

„Junkie?“

„Drogenabhängiger“.

„Sylvia, erlauben sie mir ein paar Sätze. Wir, von Rentadep vermittelten Menschen, sind zwar Substanzabhängig, aber das heißt nicht, dass wir verwahrlost, krank, ansteckend oder kriminell sind. Bei Gelegenheit erzähle ich ihnen die Besonderheiten der Opiat Abhängigkeit. Dieser Vertrauensvorschuss, den sie Rentadep und mir entgegen bringen, ist die Basis für unser Vertragsverhältnis. Es findet auch demnächst ein Informationsabend für neue Rentadep Kunden statt, in der die Firma sich vorstellt und in der ausführlich alle anfallenden Fragen erörtert werden. Ich würde ihnen und ihrem Gatten dringend empfehlen, diese Zeit zu investieren, einen Babysitter haben sie ja jetzt.“ Er lachte freundlich. „Rentadep schickt keine gesundheitlich riskanten oder sozial bedenklichen Mitarbeiter, zu den Klienten. Sie haben es nicht mit einem ausgemergelten Bahnhofjunkie zu tun, um einen veralteten Aphorismus zu gebrauchen. Wir, die Substies von Rentadep, sind gesund, sozial integriert und dankbar, dass wir diese Möglichkeit bekommen.“

„ ok. Dann zu den Aufgaben. Ich habe drei Kinder, drei Mädchen, alle drei in der Kita, die älteste kommt im Herbst in die Schule. Ich bräuchte kurz gesagt einen Gärtner, jemand der den Pool für den Sommer reinigt, jemand der mit mir einkaufen fährt, mal mit dem Hund zum Hundespielplatz geht. Das kleine Zimmer tapeziert und streicht. Den Keller aufräumt und wenn das nicht unter ihrer Würde ist, auch mal meinen Wagen innen reinigt. An den Wagen meines Mannes kommen sie sowieso nicht ran. Wie ich ihrer Mappe entnehme, sind sie mit den Grundlagen der Textverarbeitung vertraut und so könnte es sein, dass sie öfter Schreibarbeiten besorgen müssen“ Und ich brauche einmal die Woche jemand, der es mir besorgt, dachte sie sehnsüchtig.

Sie plauderten noch kurz und Sylvia erbat sich eine Absage, oder den Arbeitsantritt zum kommenden Tag um 9.30 Uhr.

In den letzten 10 Tagen, er kam erst einmal fünf Tage die Woche, jeweils für drei, vier Stunden, hatten sie sich bei vielen Gelegenheiten in Haus und Garten getroffen. Mal nahm er ihr den Wäschekorb ab oder schnappte sich Getränkekisten, als seien sie aus Pappe, er hielt ihr die Türe auf, war pünktlich und zuverlässig, schien ehrlich, war praktisch veranlagt und verfügte offensichtlich über Bildung. Stets locker und freundlich, fast schon zuvorkommend, fühlte sie sich, wie Kaiserin Sissy, wenn er verschwitzt aus dem Garten zu ihr herüber winkte. In der zweiten Woche, sie hatte den Wocheneinkauf gemacht, wobei er sie begleitete, hatten sie gerade den Wagen beladen, als sie ihm die Schlüssel zuwarf und lediglich sagte: „Sie können doch fahren. Also Alehopp.“ Darüber mussten sie beide lachen. Sylvia hatte ein angenehmes Prickeln im Bauch.

Als er in der dritten Woche Montagmorgen um halb zehn kam, wurde er von ihr insgeheim schon erwartet, aber er gehörte auch schon irgendwie zur Familie. Die Mädchen, vor allem die sechsjährige Evelyn und die vierjährige Marie waren vernarrt in ihren neuen, großen Freund. Selbst der verblödete, halbblinde Bobtail, begrüßte ihn winselnd, wenn er eintraf. Am ersten Freitag war er geblieben, bis Dieter kam und die zwei hatten sich kennen gelernt. Als Dieter nach den ersten paar Bier vorschlug noch ein paar Runden logic fight zu spielen, war Sylvia ein Stein vom Herzen gefallen. Sie spielten, lachten, Dieter trank ein wenig zu viel, (wie meistens) und Thilo trank lediglich zwei stark verdünnte Radler und gewann nur eines von sechs Partien. Am Ende des Abends einigten sich alle auf ein Du. Gegen halb elf, verabschiedete er sich plötzlich innerhalb weniger Minuten und war weg.

„Wie findest Du ihn?“ fragte sie, auch locker von drei Gläsern Bier.

„ Na ja. Etwas gutaussehend. Aber besonders helle scheint er ja nicht zu sein und das beruhigt mich, denn Du findest ja intelligente Männer geil.“

(Wie kommst du denn da drauf? Ich finde gutaussehende Männer erotisch und intelligente Männer anziehend)

„Na siehst Du. Ich finde ihn auch ganz ok.“

„ Frag ihn mal, ob er mir die Sommerpneus draufmachen kann, ich komme nicht mehr dazu und die Winterreifen sollten runter.“

Und damit war für ihn das Thema Substie/Thilo erst einmal erledigt.

So war er, und das gefiel Sylvia an Dieter, einfache Lösungen, nächstes Problem bitte.

Er hingegen dachte: Wenn sie sich mit ihm vergnügen will, bitte schön. Eifersucht kannte er nicht. Was er nicht mochte war, wenn sein geregeltes, nach seinen Bedürfnissen eingerichtetes Leben aus dem Takt kam. Aber so lange alle glücklich und zufrieden waren, der Haushalt flutschte, etwas Matratzensport stattfand und er als Oberhaupt „seiner vier Mädchen“ als Versorger der Familie bestätigt wurde, konnte Sylvia im Grunde tun was sie wollte. Er war ein Muster an Toleranz und das war er auch wirklich. Keine Show. Kurz, wenn sie ihn ficken wollte, dann los.

Wenn man als Typ so dachte, galt man als Macho, oder noch schlimmer, als Verlierer, der sich Hörner aufsetzen ließ. Sinnieren Frauen über Gelegenheiten körperliche Begegnungen, ist es erotisch.

Als Mann hatte man es wirklich nicht einfach.

Natürlich waren Frauen gesellschaftskonform über Generationen benachteiligt worden, aber das ließ doch keinen Rückschluss darüber zu, ob es Frauen anders, sogar besser machen würden? Und was wäre besser?

Er war ein Pragmatiker, wie aus dem Lehrbuch. Sex war ein Bedürfnis, wie Hunger und Durst. Und wer daraus eine Psychokiste machen wollte, bitte schön, aber er würde die Liebe zu einer Frau nie daran messen, ob sie, mit anderen fickte. Das sägte allenfalls an seinem Ego- bitter aber wahr. Das Problem beim Sex war eben nur, dass die Meisten damit nicht umgehen konnten und sich dann gegenseitig verletzten. Sex wurde mit Verliebtheit, Verliebtheit mit Liebe und Liebe mit Besitzenwollen verwechselt. Liebe konnte nur bedingungslos funktionieren. Natürlich konnte man aus Liebe mit jemand Sex machen, vielleicht sogar die schönste Art von Sex, aber oft hatte Sex auch ganz banale Gründe. Nämlich die Lust darauf. Und wenn die gestillt war, dann war der Zauber verflogen. Bis zur nächsten Gelegenheit. Was ihn selbst betraf, musste er drauf achten, dass nicht Johnny Walker sein neuer Chef wurde. Dieter war ein liebevoller Vater, Ehemann und Versorger der Familie, der von Beginn an unterstützt hatte, dass Sylvia halbtags im Salon arbeiten konnte, damit sie sich nicht mit der Mutterrolle begnügen musste, die nach Dieters Meinung, mehr Leistung erforderte, als etliche Vollzeitjobs. Andererseits, wenn sich die Frauen nur auf die Repro konzentrierten, vernachlässigten sie oft, so elementare Weisheiten, wie, das jeder Nachwuchs nur bedingt das Ergebnis von Hoffen und Wollen der Erzeuger waren und Kinderliebe und Loslassen sich von der Geburt an gegenseitig die Klinke in die Hand drücken sollten. Eltern sein ok. Doch man blieb auch Partner, Freundin oder Freund und vieles mehr.

Doch Sylvia sah den Tellerrand und mehr. Deshalb war Dieter auch offen für jegliche Weiterentwicklung- Fehlte ihr im heimischen Herd die Anerkennung?

Also raus von Herd und Bett.

Go baby go.

Dienstagmittag, die Mai Sonne sendete eindeutige, frühsommerliche Signale, in Richtung Haus und Garten, waren Sylvia und Thilo im Garten. Thilo hatte ein Stück Erdboden, hinterm Haus umgegraben, damit dort Gemüse und ein Kräutergärtchen angelegt werden konnte. Aus Folie und einem Holzgestell, hatte er innerhalb zweier Stunden ein Minigewächshaus, für die neu umgegrabene Fläche geschaffen, in dem es nun schon richtig warm war. In sechs Wochen, frohlockte er, würden sie das erste Mal etwas ernten.

Sylvia war dabei eine Türe, die Thilo und sie auf zwei Holzböcke gelegt hatten, mittels Bandschleifer vom alten Lack zu entfernen, als sie mit dem Fuß auf eine Holzlatte und den darin befindlichen Nagel trat. Der Nagel bohrte sich mit einem glühenden Schmerz kurz hinter dem kleinen Zeh von unten durch den ausgelatschten Sneaker, tief in die Fußsohle. Mit einem lauten Schrei knickte Sylvia ein. Thilo, drei Meter entfernt, kam in einigen Sätzen zu ihr, kniete sich hin hielt sie bei den Schultern und fragte erstaunlich ruhig:

„ Was ist los?“

„Hier, aua, mein Fuß. . Achtung. VORSICHTIG“,

„BLEIB LOCKER; Ich sehe es nur an.

OK, das sieht nicht gut an.

Wir müssen ins Krankenhaus“ -

Das Holzstück mit dem Lattenrest schien fest an den Fuß und Schuh getackert.

Sylvia, keineswegs zimperlich überkam plötzlich eine innere Wut, über ihre Unachtsamkeit.

„Das wird schon wieder“ sagte Thilo ruhig. Sie schnaufte heftig.

„Spiel nicht den Klugscheißer. OK? Du brauchst mich nicht beruhigen, wie eine hysterische Gans“ meckert sie.

„Obwohl du doch schon am Spieß steckst“!

Sie sah ihn an. Keine Spur von Hohn oder Spott in seinem Blick und fing an zu lachen. Kicherte, lachte, prustete, bis sie irgendwann falsch auftrat und der Schmerz sie erneut zur Ruhe brachte.

Thilo, kniete sich auf ein Bein, griff mit seinen Armen unter ihre Oberschenkel und hinter ihren Rücken und hob sie auf, als sei sie aus Watte.

„Angenehm“ dachte sie.

„Hmmm“

Er brachte sie direkt zur Garage, wo sie humpelnd selbst ins Auto einstieg, verriegelte Veranda- und Haustüre und setzte sich in den Wagen.

„Du darfst doch fahren?“

„Fragst Du aber früh. Darf ich, als Substie, in Begleitung eines Führerscheininhabers. Also darf ich, oder hast Du keinen Deckel?“

Ohne auf eine Antwort zu warten fuhr er sie in die Ambulanz, wo sie verarztet und gegen Tetanus geimpft wurde. Am frühen Abemd brachte er sie heim.Bei den Personalien am Empfang hatte es genügt, Thilo als Substie auszuweisen, niemand stellte weitere Fragen. Müde, wie sie war und mit noch betäubtem Bein, stieg sie in der Garage aus, er stand schon da, hob sie behutsam auf, trug er sie ins Haus und legte sie vorsichtig auf eines der Sofas im Wohnbereich.

Er verhielt sich wie ein perfekter Gentleman.

Er brachte ihr Telefon und etwas Mineralwasser zu trinken, nahm das Babyfon mit und ging wieder in den Garten.

Sylvia fühlte sich auf seltsame Art unruhig.

Nicht schlecht, aber irgendetwas hielt sie auf Trab.

In solchen Fällen spielte sie Zwiegespräch,

Bist du geil?

Jetzt hör aber auf.

Warum fühlt sich denn der Slip so eng an?

Quatsch.

Außerdem ist mir warm. Heiß und feucht.

Hör auf, blöde Kuh.

Wieso Kuh? Warme weiche, pralle, Euter?

Übertreibe es nicht, fast war ich scharf..

….Pause. …

„Du wirst Dich ja wohl nicht in einen Junkie verknallen?

Er IST kein Junkie.

Er kriegt ein Ersatzzeug

Junkie bleibt Junkie.

Und wenn, außerdem was hat denn das mit seinem Schwanz zu tun? ein paar Schmetterlinge im Bauch schaden doch nicht.

Ich bin ja kein kleines Mädchen mehr.

Aber ein verheiratetes..

Ach, nicht mal träumen darf man.

Träumen? Von was?

Davon, dass ein..“VERDAMMT

Das Telefon klingelte.

AHHHCHR warum jetzt??

„ Ja, Hallo..?“

„Hallo Schatz, ich bins.“

„ Hi Dieter, Schatz“

„ ist das in Ordnung, wenn ich heute spät, oder gar nicht komme? Olaf ist aus Asien zurück und wir wollen heute Abend um die Häuser ziehen. Ohne Frauen. Keine Sorge, du kennst mich ja. Wenn es sehr spät wird, bleibe ich in der Stadt, aber dann rufe ich an.“

„Nein, mach nur. Feiert schön, ich werde heute nicht alt. Brauchst nicht anrufen, dann schlafe ich schon lange. Bis morgen , Liebling. Gruß an Olaf“

„Schatz, alles in Ordnung“?

„ Ja alles ok. Ich hab mir einen Nagel eingetreten und musste zum Doc. Thilo hat mich begleitet, er werkelt noch im Garten. Aber es ist alles ok. Ich habe paar Ibos genommen und sitze grade vor der Glotze auf dem Sofa. Und dann freue ich mich auf mein Bett.“

„ Verdammt. Tut mir leid. Soll ich heimkommen ?“

„wegen einem Nagel?“

„Nein wegen Dir“.

„Nein Dieter, das ist süß von Dir. Macht euch einen schönen Abend und tu Dir den Gefallen und trinke nicht so viel, dass du es morgen den ganzen Tag bereuen musst. Brauchst nicht mehr anrufen. Ich lege mich auch früh ab. Ich bin irgendwie auch abgespannt und sehne mich nach etwas Ruhe. Also ruf heute nicht mehr ab, ok? Bis morgen Schatz.“ Sie hängte ein.

Dieter hielt den Hörer noch am Telefon. Er liebte Syl. Wirklich, sie hatte die Fähigkeit über den Tellerrand zu sehen. Er war in Sachen Beziehung, sogenannter Treue und Sex recht unkonventionell. Wenn sie sich einen Liebhaber wünschte, bitteschön. Sollte sie machen. Er hatte nur absolut keinen Bock auf die postkoitalen Altlasten. „Max liebt mich, ich verlasse Dich. Oder ähnlichen Mist.“ Überall im Freundes-und Bekanntenkreis, gab es Ärger und Verletzungen. Meist steckte Kohle dahinter, doch der Anlass war fast immer Sex. Wegen Sex. Für ihn ein etwas so stark gewichtetes Bedürfnis, wie Essen und Trinken. Man trennte sich doch nicht, will der eine vegetarisch vorzog, während der andere sich gerne fettiges Cordon Bleu reinzog. Verdammt was hatte sie gesagt?

„Trink nicht so viel, mein Schatz, sonst bereust du es wieder bitter“.

„ He Darling, du hast mich doch schon auf Bier und Wein runter dosiert. Ich will doch nicht enden, wie so ein Scheiß Junkie.“

„ Rede doch nicht so abfällig. Das sind Kranke, wie Alkoholiker auch. Es hat eben nicht jeder sein Leben so im Griff wie du.

Macht euch einen schönen Abend, du brauchst nicht anrufen, wir sehen uns dann morgen.“

Sylvia lag auf dem Sofa innerhalb von Sekunden, um Lichtjahre verrückt. Sie liebte Dieter und hing ihren Gedanken um ihn nach. Dieter, seit acht Jahren ihr Mann. Drei süße Kinder. Erst Evelin dann Marie und zu Letzt die kleine Beatrice. Der Kaiserschnitt und die Nachricht, dass es bei den drei Mädchen bleiben würde. Seither hatte sie manchmal irrationale Ängste, er könne sie verlassen, weil der Thronfolger ausblieb. Er hätte sie ausgeschimpft, wenn sie solcherlei Gedanken ihm gegenüber geäußert hätte.

Sie hatte eine glückliche Familie, einen liebevollen Ehemann, Kundinnen, die sie mochten, ein schönes Haus am Rande von Köln. Sehr vieles von dem, was andere sich ersehnten.

Sie fing an zu weinen.

Thilo stand an der Verandatüre, erstarrt und betrachtete sie nachdenklich.-

Am kommenden Morgen kam er, völlig unerwartet, schon um 7.45h. Um diese Zeit war Dieter noch beim Frühstück. Doch der war, wie angekündigt, nachts nicht heimgekommen. Stattdessen stand ein angenehm nach Aftershave riechender gutaussehender Thilo mit Zeitung und frische Croissants in der Türe, übersah ihren Bademantel und machte sich daran Kaffee zu kochen und diskret die leeren Weinflaschen und das verschmierte Glas wegzuräumen.

Sylvia humpelte ins Bad, machte sich notdürftig frisch und zog sich, ist doch mein Haus, lediglich einen Sweater und kurze Hosen an, bevor sie, so selbstsicher als möglich in Birkenstocksandalen wieder die Küche betrat.

Thilo hatte in der Zwischenzeit Paprika, Tomaten, Zwiebel, etwas türkische Sucuk, und diverse Kräuter kleingehackt, vier Eier getrennt und das Eiweiß mittels Rührstab schaumig geschlagen. Er briet die Zwiebel mit dem Paprika an, gab die Sucuk dazu und löschte es mit Tomaten etwas ab. Dann garte er zunächst das Eigelb und gab dann den Eiweißschaum dazu. Als es vor Hitze dampfte rieb er noch etwas alten Gouda darüber. Etwas Salz und Pfeffer, die Gemüse Wurstmischung untergehoben, dazu frisch getoastetes Brot und der verlockende Duft nach Kaffee

„Sylvia, Frühstück“ rief er, und zuckte kurz zusammen, als sie direkt hinter ihm antwortete,

„ja gerne. Was kannst du eigentlich nicht“? fragte sie.

„hungern, abstinent leben, andere ignorieren… um nur etwas zu erwähnen. Hast Du Appetit?

„Wie ein Wolf“.

Sie frühstückten, fast schweigend. Ab und zu trafen sich ihre Blicke und jeder versuchte, in den Augen des anderen zu lesen. Zum Rührei gab es, türkisches Fladenbrot und rohe milde Paprika. Danach aß Sylvia ein Croissant mit Honig aus Korsika. Der Kaffee, mit viel Milch und sündhaft viel Zucker verschafften Sylvia ein fast sinnliches Vergnügen.

Dann, als die Mahlzeit beendet war und der letzte Schluck Kaffee getrunken war sagte Sylvia:

„Und jetzt wüsste ich gerne von Dir, was Rentadep so alles verschweigt, in ihren Hochglanzbroschüren und noch viel mehr, was dich dazu gebracht hat, einer gehandicapten Frau das Frühstück zu bereiten.“

Er hatte von sich erzählt und als sie die Kaffekanne humpelnd zur Küchenanrichte trug, stand er plötzlich hinter ihr. Sie spürte seine Nähe, drehte sich um und plötzlich küssten sie sich lange und verlangend.

Es war wie ein Erdrutsch und sie ließ sich mitreißen. Er trug sie zum Sofa, die Kleider flogen in alle Richtungen und sie liebten sich. Das war gestern und jetzt stand sie mit ihm unter der Dusche.

Kein Wunder, dass die Ehefrauen der Kollegen von Dieter so angetan waren von Rentadep, dachte Sylvia und überließ sich den Liebkosungen Thilos. In der Chefetage von Rentadep hätte sich Kowalski nicht darüber gewundert. Er ging davon aus, dass ungefähr 25% der männlichen und über 46% der weiblichen Substies sexuelle Kontakte mit ihren Kontaktpersonen hatten. Warum auch nicht? Sex sells.

Rentadep

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