Читать книгу 15000 Jahre Mord und Totschlag - Joachim Wahl - Страница 20

Was die Spuren sagen

Оглавление

Schaut man sich die vorgefundenen Defekte unter dem Mikroskop genauer an, können sie mehrheitlich auf die Verwendung von Steinklingen zurückgeführt werden. Es steht somit außer Zweifel, dass an diesen Skelettelementen von Menschenhand manipuliert wurde. Als plausibelste Deutung erscheint im vorliegenden Fall: Die festgestellten Schnittspuren im Ansatzbereich der tiefen Nackenmuskulatur lassen sich – nach Durchtrennung der darüberliegenden Weichgewebe – mit der Intention vereinbaren, den Kopf von der Wirbelsäule abzusetzen. Es handelt sich nicht um Spuren einer Abtrennung der Kopfhaut – ein wichtiges Ergebnis, denn diese Erklärung war bislang von den Archäologen favorisiert worden. Schnittmarken, die auf Skalpierung zurückgehen, sind in der Regel deutlich länger und treten nicht bündelweise auf. Wir haben es bei den Funden aus Dietfurt also mit einem Ritual zu tun, im Rahmen dessen zunächst der Kopf vom Rumpf getrennt wurde. Die Spuren oberhalb des Nackenmuskelfeldes und im Gesichtsbereich könnten bedeuten, dass man in einem zweiten Schritt versuchte, die noch anhaftenden Weichteile zu entfernen.

Ein anderes Detail entzieht sich bislang jedoch einer klaren Interpretation: Die Bruchkanten des Hinterhauptfragments sind fast durchgehend in sprödem Zustand des Knochens entstanden. Das würde mit Verlagerungen korrespondieren, die stattfanden, nachdem der Knochen schon länger in der Erde gelegen hatte. Der rechtsseitige Rand erscheint im Vergleich zu den übrigen Abschnitten verrundet. Das könnte bedeuten, dass das Stück als Artefakt verwendet wurde, vielleicht als Schaber. Das wiederum würde erklären, warum die natürlichen Randbegrenzungen nicht mehr erhalten sind.

Gänzlich ungeklärt bleibt dagegen die Todesursache der zwei oder drei Jungpaläolithiker, deren Überreste im Eingangsbereich der Burghöhle geborgen wurden.

15000 Jahre Mord und Totschlag

Подняться наверх