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Unübersichtliche Nomenklatur

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Es sind ausgesprochen viele Fachrichtungen, die im Rahmen anthropologischer Fragestellungen eine Rolle spielen – als Beispiele seien die Verhaltens- und Primatenforschung oder die psychologische Anthropologie genannt. Weitere Spezialgebiete beschäftigen sich unter anderem mit Wachstum und Pubertät in Abhängigkeit von Ernährung und Umwelt, mit der Entschlüsselung von Alterungsprozessen oder mit der körpergerechten Konstruktion von Maschinen und Alltagsgegenständen.

Eine gewisse Verwirrung stiftet der Blick in den angelsächsischen Raum: Dort wird der Begriff anthropology weiter gefasst als bei uns. Die an hiesigen Universitäten selbstständigen Fächer Völkerkunde, Vor- und Frühgeschichte und Soziologie zählen in England und Amerika zur „Lehre vom Menschen“ – und das hat seine Berechtigung, wenn man nicht nur den Menschen als solchen betrachtet, sondern auch das, was er tut, was er an Sachgütern produziert und hinterlässt. Die Beschäftigung mit Skelettresten aus alten Zeiten wird im angelsächsischen Sprachgebrauch als physical anthropology bezeichnet im Gegensatz zu social anthropology. Zur Physischen Anthropologie gehören wiederum Teilgebiete wie die Paläoanthropologie – früher „Fossilgeschichte des Menschen“ – oder die Prähistorische Anthropologie, deren Fokus auf Skelettmaterial aus nacheiszeitlichen Epochen liegt. Ebenfalls nahezu exklusiv ist im englischsprachigen Raum die forensic anthropology im Grenzbereich von Gerichtsmedizin und Anthropologie. Auf diesem Gebiet tätige Gutachter sind bei uns die Ausnahme.

Um den Dschungel der Begrifflichkeiten zu vervollständigen, sei an dieser Stelle auch der Ausdruck Osteologie erwähnt, den es sowohl in der Medizin als auch in der Anthropologie gibt und der nichts anderes bedeutet als „Lehre vom Knochen“ (lat. os/griech. ostéon, Knochen; griech. lógos Rede/Wort/Lehre). Hierzu gehören – was auch Archäologen nicht immer wissen – Anthropologie und Archäozoologie. Osteologie ist also der Oberbegriff für die Lehre von den Menschen- und Tierknochen.

Am Rande sei vermerkt, dass im Gegensatz zu Arzt, Metzger oder Friseur die Berufsbezeichnung „Anthropologe“ nicht gesetzlich geschützt ist. Jeder, der sich mit dem oder den Menschen beschäftigt, kann sich so nennen. Ähnliches gilt zum Beispiel für Pomologe (Apfelkundler) oder Calzeologe (Schuhspezialist).

15000 Jahre Mord und Totschlag

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