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Vorwort der Heinrich-Böll-Stiftung

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Heinrich Böll wäre am 21. Dezember 2017 hundert Jahre alt geworden. Er war zweifellos einer der bedeutendsten deutschsprachigen Autoren des 20. Jahrhunderts.

Im Jahre 1972 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Seine Romane, Erzählungen, Essays, Briefe und Interviews sind wichtige Zeugnisse des gesellschaftlichen und politischen Lebens in Deutschland über fast ein halbes Jahrhundert. Sie thematisieren Krieg, Wiederaufbau, Aussöhnung, Restauration und den Aufbruch Deutschlands in eine liberale Demokratie. Und Böll hatte ein klares Bewusstsein dafür, dass ein Teil des Landes nicht an diesem Aufbruch teilhaben konnte.

Auch wenn er über sich selbst schrieb, dass er gebunden sei »an Zeit und Zeitgenossenschaft, an das von einer Generation Erlebte, Erfahrene, Gesehene und Gehörte«, reicht seine Bedeutung bis in unsere heutige Zeit. Gerade seine Bücher aus den letzten beiden Lebensjahrzehnten behandeln so aktuelle Themen wie Terrorismus, Überwachung und die Verantwortung des Individuums.

Bölls großes internationales Ansehen rührte nicht zuletzt von seinem unbestechlichen Engagement für Freiheit und Menschenrechte. Er setzte sich für Dissidenten in Osteuropa ein und für Flüchtlinge aus Vietnam. Er war ein christlich geprägter Humanist – und ein kreativer, streitbarer Geist. Er legte sich mit der politischen Linken wie der Rechten an, mit der katholischen Kirche ebenso wie mit den Medien. All das, sein Engagement, seinen Eigensinn und sein künstlerisches Werk will uns die hier vorliegende Biografie näherbringen. Sie stützt sich dabei auf bislang nicht ausgewertete private Quellen und präsentiert auch einige eher unbekannte Fotos. Der Autor Jochen Schubert ist ein profunder Kenner von Bölls Leben und Werk und hat bereits das Erscheinen der 27-bändigen Werkausgabe betreut.

Heinrich Böll war ein öffentlicher Intellektueller par excellence. Wenn er zu einer Pressekonferenz einlud, dann ließen sich die Medien nicht zweimal bitten. Bölls Einfluss war für einen Künstler enorm groß. In dieser Biografie wird aber auch deutlich, wie viel Kraft solch eine öffentliche Rolle kostet. Böll hat immer wieder betont, dass er diese Funktion nicht gesucht hat; er nahm sie eher widerwillig an, sah sich darin auch gelegentlich überfordert. Eigentlich wollte er in erster Linie Bücher schreiben, Künstler sein, Schriftsteller. Ihm ist auch das gelungen.

Unsere Stiftung trägt jetzt seit dreißig Jahren seinen Namen. Dieser wollte uns nie eine Bürde sein, vielmehr eine Verpflichtung, eine Ermutigung. Gelegentlich ist er uns auch heute noch ein Türöffner bei internationalen Projekten. Man kennt Böll noch. Jedes Jahr, wenn die Stiftung neue Studienstipendiaten oder Doktorandinnen aufnimmt, ist es immer wieder eine Freude zu sehen, mit welcher Neugier sich die jungen Leute für Böll interessieren und ihn neu entdecken. Sie bewundern seine Haltung: die Zivilcourage, den Einsatz für die Freiheit, die streitbare Toleranz. Und in diesem Sinne ist dieser bedeutende Schriftsteller und Menschenrechtler auch weiterhin Vorbild für die gesamte Arbeit unserer Stiftung.

Berlin, im Sommer 2017

Ellen Ueberschär und Barbara Unmüßig

Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung

Informationen über die Heinrich-Böll-Stiftung unter www.boell.de


Heinrich Böll, 1975

Heinrich Böll

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