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Kapitel 2 (Das Manuskript)

»Jetzt liegt dieser Mist noch immer im Wohnzimmer«, sagte Pauly und betrat die Küche.

Kim war gerade dabei, zwei Eier zu kochen. Pauly stellte sich dicht hinter sie, umfasste ihre Hüften.

»Ach ja, das wollte ich dir noch sagen.« Kim drehte sich um, wobei Pauly seine Hände nicht von ihren Hüften nahm. »Dieser Mist, wie du das nennst, ist äußerst interessant.«

»Komm schon!« Er grinste etwas verunsichert.

»Du hast ein Romanmanuskript gefunden«, erklärte sie ihm.

»So.« Mehr hatte er dazu nicht zu sagen.

»Hat das einfach so in einem Abfallkorb gelegen?«, wollte Kim wissen.

»Ja.«

»Nicht schlecht.« Sie unterdrückte ein Schmunzeln.

»Komm, küss mich lieber!«, forderte Pauly sie auf.

Kim ging nicht darauf ein, sondern sagte: »Mal angenommen, derjenige, der dieses von dir gefundenen Manuskript geschrieben – «

»Nicht jetzt«, fiel ihr Pauly ins Wort und küsste sie dann auf den Mund, zog dabei ihren Unterkörper mit beiden Händen kräftig gegen den seinen.

»Lass mich ausreden!« Kim befreite sich von seiner plötzlichen Attacke. »Zudem sind die Eier fertig gekocht.«

»Was essen wir heute eigentlich?«, fragte Pauly. »Es ist schon bald acht Uhr.«

»Wie du siehst: gekochte Eier.«

»Sehr lustig.« Er imitierte ein knappes Lachen. »Wir könnten aber eine Pizza essen gehen.«

»Darauf habe ich jetzt keine Lust«, sagte Kim. »Ich will in diesem Manuskript weiterlesen.«

»Das muss ja eine ungeheure Sache sein, die ich da angeschleppt habe!« Und grinsend fügte er an: »Vielleicht sollte ich öfter meinen Kopf in Abfallkörbe stecken!«

Kim nahm den Topf von der Herdplatte.

»Nun hör mir bitte mal zu«, sagte sie. »Ich weiß nicht, ob die Idee gut ist, aber eine Überlegung ist sie auf jeden Fall wert.«

»Was für eine Idee?«

»Dieses Manuskript – übrigens ein spannender Thriller – ist vielleicht noch unveröffentlicht.«

»Woher willst du das wissen?«

»Weil es viele Korrekturen in dem Text gibt.«

»Das beweist doch gar nichts«, sagte Pauly. »Vermutlich ist es ganz einfach Scheiße – da hat einer etwas zusammen geschrieben, was dann im Abfall landete. Und du lässt dich davon auch noch begeistern. Du liest sonst nie viel, also wie willst du das überhaupt beurteilen?«

»Auf jeden Fall verstehe ich mehr davon als du.« Kim wurde energischer. »Doch wenn es dich nicht interessiert, dann lässt du es eben bleiben.«

»Was soll mich daran schon interessieren?«

»Jetzt überleg doch mal, Nino! Dieses Manuskript ist jetzt in unserem Besitz.«

»Wirf den Mist weg!«

»Romane werden von Schriftstellern geschrieben.« Kim ließ nicht locker und schaute ihrem Freund in die Augen. »Aber das hier wurde von demjenigen, der es geschrieben hat, weggeworfen. Warum versuchen wir nicht, damit etwas anzufangen?«

»Womit?«, fragte Pauly erstaunt. Und dann begriff er: »Du willst es irgendwie verkaufen.«

»Das wäre zumindest eine Idee. Vor zwei Jahren haben wir doch im Urlaub diesen Angeber mit dem ewigen Sonnenbrand auf der Nase kennen gelernt. Und der hat gross erzählt, dass er Journalist ist und dazu auch noch Geschichten für Zeitschriften schreibt.«

»Was willst du von dem?«

»Nichts. Aber er hat mich auf eine Idee gebracht.« Sie pausierte, erzeugte damit aber keinerlei Spannung bei Pauly.

»Die Eier werden kalt«, sagte er.

Kim winkte ab. »Ich kenne mich da ja nicht aus. Aber warum informieren wir uns nicht darüber, was zu machen ist, wenn man ein Buch geschrieben hat?«

»Hör mit diesem Unsinn auf!«

»Niemand braucht zu erfahren, dass wir das Manuskript gefunden haben«, sagte Kim weiter. »Und wer könnte uns das auch beweisen?«

»Derjenige, der es geschrieben hat.«

»Es steht kein Name auf dem Manuskript. Bloß der Titel: Abstieg ins Dunkel

»Vergiss es!«, sagte Pauly, näherte sich seiner Freundin und schob ihr das Haar aus dem Gesicht. »Wir verstehen von dieser Sache doch nichts.« Er versuchte sie zu küssen, doch sie wich ihm aus.

»Kapierst du denn nicht?«, sagte sie erregt. »Was haben wir zu verlieren?«

»Du spinnst doch!« Pauly ging zur Küchentür.

»Wie lange willst du noch für diesen eingebildeten Leo als billiger Gehilfe herumrennen?«

Pauly drehte sich langsam nach seiner Freundin um. »Was soll das heißen?«, fragte er.

»Was kann es schaden, wenn ich mich mal ein wenig umhöre?«, fragte Kim.

»Wer hat dir diesen Floh ins Ohr gesetzt?«

»Niemand. Ich versuche nur, logisch zu kombinieren. Es könnte ja nichts schaden, wenn es uns ein bisschen besser ginge.«

»Mit diesem lächerlichen Papierstapel aus dem Abfallkorb?«

»Wir könnten es ausprobieren.«

»Dann probier mal schön!«, sagte Pauly abschätzig. »Ich gehe eine Pizza essen.« Damit verließ er die Wohnung.

»Der begreift doch nichts«, sagte Kim zu sich selbst, warf einen Blick auf die Eier, die sie nun sowieso nicht mehr essen wollte. Dann setzte sie sich ins Wohnzimmer und las in dem Manuskript weiter.

Der Entschluss war gefasst. Kim fand die Adresse und rief diesen Journalisten an, den sie aus den Ferien flüchtig kannte. Rolf Hoerning hieß er.

»Kim? – warte mal! – Ach ja, jetzt erinnere ich mich. Vor zwei Jahren, Nizza, oder genauer, Cap Ferrat, Beach-Club.«

Sie sagte ihm natürlich nicht, was sie von ihm wollte.

Zwei Tage später trafen sie sich in einem Café. Kim kam gleich zum Thema.

»Ich suche jemanden, der ein Buch veröffentlichen möchte«, sagte sie.

»Ein Buch veröffentlichen?« Hoerning schien erstaunt. »Um was für ein Buch handelt es sich denn?«

»Um einen Thriller.«

»Den du geschrieben hast?«, wollte er wissen.

»Ein Bekannter von mir hat ihn geschrieben«, antwortete sie, was sie zu ihrem eigenen Erstaunen ganz locker aussprach.

»Und du willst diesen Thriller für ihn verkaufen?«

»Ja.«

»Wird nicht einfach sein«, meinte Hoerning. »Ohne Beziehungen läuft eigentlich nichts. Dazu kommt, dass ein solcher Thriller auch eine gewisse Qualität haben muss.«

»Der ist Spitzenklasse«, sagte Kim.

»Also, ich kann dir da schlecht weiterhelfen.«

»Schreibst du nicht selber Geschichten für Zeitschriften?«

»Das lief nicht besonders. Wenn du willst, kann ich dir aber die Adresse eines Agenten geben.«

»Eines Agenten?«

»Vielleicht hat der Interesse daran, die Sache zu vertreten und sie den entsprechenden Verlagen anzubieten.«

»Ja, warum nicht?« Kim lächelte. »Nett von dir. Ich verstehe von diesem Geschäft ja nichts.«

»Warum versucht dein Bekannter es nicht selber?«, fragte Hoerning.

»Es macht mir Spaß, so etwas zu versuchen«, sagte Kim.

»Du musst es wissen.«

»Ist der Autor ein Freund von dir?« Hoerning wollte es doch genauer wissen.

»Ja«, antwortete Kim.

»Aber nicht etwa dieser – wie hieß er schon wieder?«

»Erraten – Nino hat das Buch geschrieben.« Jetzt war die Katze aus dem Sack.

»Also, den hätte ich eher für einen Sportler gehalten«, sagte Hoerning.

Kim fühlte sich erstaunlich sicher. Natürlich war es gewagt zu behaupten, Nino hätte ein Buch geschrieben. Aber Hoerning kannte Nino ja kaum.

»Will dein Freund das professionell machen?«

»Mal schauen, wie die Sache anläuft.«

»Dieser Agent, von dem ich sprach, heißt Anton Rozeck und hat sein Büro in München«, sagte Hoerning. »Die genaue Adresse musst du dir selber beschaffen.«

Kim notierte sich den Namen und fragte: »Kennst du den Mann persönlich?«

»Nein.«

Kim bedankte sich für die Auskunft und hatte es dann plötzlich eilig, das Café zu verlassen.

Sie betrat die Wohnung. Pauly saß in seinem roten Trainingsanzug vor dem Fernseher. Sein Haar war vom Duschen noch feucht.

»Hallo«, begrüßte sie ihn und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.

»Du bist spät«, sagte Pauly, ohne seinen Blick von der Mattscheibe zu nehmen.

»Ich hatte noch eine Verabredung.« Sie ging zum Tisch, holte eine Zigarette aus der Handtasche und fing zu rauchen an.

Pauly starrte unentwegt auf den Bildschirm, wo ein Actionfilm lief.

»Ich sagte, dass ich noch eine Verabredung hatte«, betonte Kim etwas lauter. »Oder interessiert dich das nicht?«

Pauly drehte seinen Kopf in Kims Richtung, doch da aus dem Lautsprecher des Fernsehers gerade ein krachendes Geräusch kam, fixierten seine Augen gleich wieder das flimmernde Viereck.

Kim schritt zum Gerät und schaltete es aus.

»He, was ist los?«, regte sich Pauly auf.

»Ich muss mit dir reden«, sagte Kim. »Und da will ich, dass du mir zuhörst!«

Pauly legte den Kopf zurück, zog die Beine auf den Sessel, gähnte mit weit geöffnetem Mund.

»Meine Verabredung hatte mit diesem Manuskript zu tun«, erklärte Kim.

Pauly setzte sich im Sessel auf. »Was soll das?«, fragte er. »Das bringt doch nichts.«

»So, meinst du?« Ihre Augen musterten Pauly mit prüfendem Blick. »Willst du mir nun zuhören?«, fragte sie dann.

»Also, lass es schon raus, wenn es unbedingt sein muss!«, erwiderte er.

»Ich habe mit jemandem über das Manuskript gesprochen«, verriet Kim.

»Und?« Pauly wirkte völlig uninteressiert. Er zupfte mit den Fingern an seinem Trainingsanzug herum.

»Ich gehe am Montag zu einem Agenten«, sagte sie, »und werde ihm das Manuskript anbieten.«

»Anbieten?«, fragte er. »Was soll das heißen?«

»Vielleicht kann es veröffentlicht werden.«

»Du spinnst doch«, meinte er spöttisch.

»Lass mich nur machen, Nino! Wenn derjenige, der dieses Manuskript geschrieben hat, es nicht mehr will und wegwirft, dann komme eben ich und mache etwas damit.«

»Der wird sich freuen, wenn er sein Buch plötzlich irgendwo sieht.«

»Vorausgesetzt, er kommt dahinter«, erwiderte Kim.

»Der wird doch sein eigenes Geschreibsel erkennen.«

»Dazu muss er es zuerst gedruckt lesen«, sagte Kim und drückte die Zigarette aus. »Es erscheinen laufend neue Bücher. Wenn wir also den Titel ändern, dazu einen erfundenen Namen als Autor angeben, besteht kaum eine Chance, dass der richtige Verfasser dahinterkommt.«

»Was dir so durch den Kopf geht!«, stellte Pauly fest. »Gut, die Idee ist ja soweit nicht schlecht. Aber mal angenommen, du schaffst es wirklich, dass dieses Manuskript veröffentlicht wird – «

»Was ist dann?«, fragte Kim neugierig.

»Betrug ist das.«

Sie schwieg.

»Und wer soll bei deiner Idee das Manuskript denn geschrieben haben?«, wollte Pauly wissen. »Etwa du selbst?«

»Es muss ein Mann sein«, antwortete sie.

»Und wieso?«

»Weil es von einem Mann geschrieben wurde.«

»Wenn ich dich so reden höre.« Pauly grinste. »Wie damals, als dir dieser Robert die große Karriere als Fotomodel eingeredet hat.«

»Stimmt, Nino. Nur wirst du mich diesmal nicht davon abbringen.«

»Mir kann es ja egal sein. Ich habe die Sache zwar gefunden, aber was du nun damit machst – es hat offenbar keinen Sinn, dagegen anzugehen.«

»Wir müssen die Sache nur gut planen«, sagte Kim.

»Wir? Lass mich da bitte raus!«

»Und für wie lange?«, fragte sie. »Ich nehme an, wenn es Geld einbringt, wirst du garantiert dabei sein!«

»Wenn, wenn, wenn!«, reagierte Pauly und fuchtelte mit der Hand herum. »Wenn der Kram wirklich was taugt und du dich auf die Socken machst – ja, ich traue dir sogar zu, dass du eventuell was rausholen kannst. Aber wie viel wird es sein? Reich können wir damit bestimmt nicht werden.«

»Wenn es nur einige Tausender bringt.« Sie warf ihm einen verständnisheischenden Blick zu. »Das ist doch schon etwas, oder?«

»Von mir aus.«

»Rolf Hoerning hat mir den Tipp mit dem Agenten gegeben«, sagte Kim.

»Wer ist das?«

»Der Journalist aus Nizza.«

»Ach der«, sagte Pauly abschätzig.

»Ich habe Hoerning übrigens gesagt, du hättest den Roman geschrieben.

Paulys Gesicht erstarrte vor Fassungslosigkeit. »Was hast du?«

Kim trat auf ihn zu und blieb dicht vor ihm stehen.

»Du willst mich wohl auf den Arm nehmen, was?«, sagte Pauly. »Das kauft dir doch niemand ab!«

»Nino.« Kim kniete sich zu ihm herunter und legte ihre Hand auf sein Knie. »Lass mich nur machen!«, sagte sie leise. »Ich weiß, was ich will und werde es diesmal auch erreichen.«

»Ich und ein Buch schreiben!«, rief Pauly.

»Die Sache muss unter uns bleiben«, sagte Kim. »Du hast das Manuskript geschrieben, und ich werde alles andere erledigen.«

»Warum erfindest du nicht einen Namen?«

»Lass es uns mal so versuchen!«

»Das haut nie hin«, versicherte Pauly.

»Machst du nun mit, Nino?« Kim griff nach Paulys Hand und drückte sie.

»Ich kenne ja nicht einmal den Inhalt«, sagte er.

»Du musst es eben lesen.«

»Sagen wir, ich werde es mir mal vorsichtig ansehen. Lesen war nie meine Stärke.« Pauly beugte seinen Oberkörper vor, um Kim zu küssen. Sie kam ihm entgegen, legte ihre Arme um seinen kräftigen Hals. Zwei Hände zogen sie auf den Sessel. Sie spürte den muskulösen Körper unter dem ihren. »Du bist ein verrücktes Weib«, flüsterte ihr Pauly ins Ohr. »Jetzt habe ich so richtig Lust auf dich.«

»Du darfst niemandem davon erzählen«, flüsterte Kim.

»Ich schwörs dir, Kleine«, sagte Pauly, der nur noch das eine wollte.

Kim lächelte. Dann verfing sie sich, schon halb ausgezogen, in seinen Umarmungen. Jetzt konnte sie sich gehen lassen.

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