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2 Tendenz zu Individualisierung und Differenzierung

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Ein wesentliches Kennzeichen der Gegenwart und absehbaren Zukunft sind Differenzierungsprozesse. Es gibt ein allgemeines Streben nach Individualität. Was einheitlich und festgelegt war, nimmt unterschiedlichste Formen an: Lebensstile, Lebensziele, Berufsperspektiven variieren in einem breiten Spektrum und lassen sich immer weniger an bestimmte Schichten, Traditionen, Zeiträume, Rollenfestlegungen anbinden. Dieses festzustellen heißt nicht, die Schattenseiten, Deformierungen und Merkwürdigkeiten, wie die Form des Konsumierens, dieser Entwicklung zu übersehen.

Sich selbst von anderen zu unterscheiden, auch über die Verbindung zu anderen (Bildung von Szenen) ist wichtiges Element individueller Selbstverständnisse und des Überlebens. Selbstverwirklichung ist ein zentrales Thema und eine dialektische Antwort auf Entindividualisierungsprozesse der Industriegesellschaften. Diese Bedürfnisse lassen sich nicht durch Moral oder Politik unterbinden. Die einseitige Verarbeitung dieser Entwicklung im Sinne einer Bedrohung kann selbst zu einer Gefahr werden; denn die Diskriminierung bestimmter Individualisierungs- und Identitätsbedürfnisse schaffen diese nicht aus der Welt. Abwehrhaltungen erschweren nur die Aussichten, die Prozesse der Individualisierung und Differenzierung zu gestalten. Dieses wiederum ist an persönliche "Qualifikationen" gebunden, die weiter unten erörtert werden sollen.

Wenngleich widersprüchlich und nicht ungebrochen, so verstärken sich auch in den Bereichen der Betriebs- und Volkswirtschaft Tendenzen, die in der Individualisierung einen wesentlichen Schlüssel zu mehr Kreativität und Produktivität sehen. Der Mensch als Anhängsel der Maschine oder als ausführendes Organ einer höheren, unternehmerischen Weisheit hat zwar noch lange nicht ausgedient. Aber unter dem Eindruck wachsender Bedürfnisse nach mehr Individualität, Freiheit und Verantwortung muss dem Individuum mehr Rechnung getragen werden.

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