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Bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts hatten sich in Österreich sozialistische und Arbeiterbewegungen und Vereinigungen gebildet. Das erste Treffen der Partei fand 1874 in Neudörfl im späteren Burgenland statt. In den folgenden Jahren kam es zu Fraktionsstreitigkeiten, und die Partei spaltete sich in gemäßigte und radikalere Fraktionen. 1878 wurde im Königreich Böhmen eine tschechoslowakische Tochtergesellschaft der Partei gegründet, die sich zu gegebener Zeit zur tschechischen Sozialdemokratischen Partei entwickelte.

Im Frühling des Jahres 1874, am 5. / 6. April, kam es im burgenländischen Neudörfl (Bezirk Mattersburg) zum ursprünglichen Gründungstag der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (Österreichs). Interne Streitigkeiten zwischen dem politisch gemäßigten Flügel um Heinrich Oberwinder und den Radikalen um Andreas Scheu lähmten die Entwicklung der Partei allerdings, erst 1888 konnte Victor Adler die Richtungsstreitigkeiten beenden. Die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Österreichs (SDAPÖ) wurde dann 1889 durch die Arbeit von Doktor Victor Adler vereinigt. Auf dem Parteitag in Hainfeld hat die Partei am 30. Dezember 1888 beschlossen, die Grundsatzerklärung von Adler anzunehmen. Der 1. Januar 1889 gilt daher als Gründungsdatum der Partei. Am 12. Juli 1889 wurde die erste Ausgabe der Parteizeitung der Arbeiter-Zeitung gedruckt. Anfangs nah am Marxismus, wuchs die Partei vor allem in Wien und den Industriegebieten von Böhmen, Mähren, Steiermark, Niederösterreich und Oberösterreich weiter.

Die Partei beteiligte sich am 14. Juli 1889 an der Gründung der II. Internationale in Paris. Die Partei setzte sich für mehr Rechte für die Arbeiter ein, einschließlich ihres Wahlrechts. Im Brünner Programm vom September 1899 forderten die Sozialdemokraten die Reform des österreichisch-ungarischen Reiches zu einem demokratischen Bundesstaat.

Die Sozialdemokraten durften am 30. Mai 1890 bei den Wiener Gemeinderatswahlen teilnehmen.

In Triest beschloss die italienischsprachige "Sozialdemokratische Liga" (Lega Social Democratica) auf ihrem Kongress im Dezember 1897, ihren Namen in "Italienische Adria-Sektion der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs" (Sezione Italiana Adriatica del Partito dei Lavoratori) zu ändern Sozialdemokraten in Österreich). Bemerkenswerterweise bevorzugten die Sozialisten in Triest die Bezeichnung "sozialistisch" und nicht "sozialdemokratisch".

In der Monarchie herrschte noch immer ein Kurienwahlrecht. So konnten etwa bei den Wiener Gemeinderatswahlen 1900 erstmals Sozialdemokraten antreten; sie erhielten über 56.000 Stimmen, aber nur zwei Mandate (Christlich-Soziale: 77.000 Stimmen/18 Mandate). 1905 kommt es zu einem 24-stündigen Generalstreik; 250.000 Arbeiter demonstrieren vor dem Parlament fünf Stunden für das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht. 1907 gibt es dann die ersten allgemeinen Wahlen – allerdings nur für Männer. Von 516 Sitzen erhalten die Sozialdemokraten als zweitstärkste Fraktion 87. Beim ersten "Frauentag" in Wien am 19. März 1911 fordern die Frauen mit Nachdruck die politische Gleichberechtigung. 1907 wurde nach einem Generalstreik das allgemeine Wahlrecht gewährt. Bei den Wahlen zum Abgeordnetenhaus im Reichsrat konnten die Sozialdemokraten viele Stimmen gewinnen. Von insgesamt 516 Sitzen gewann die Partei 87 Sitze und wurde nach der Christlich sozialen Partei die zweitgrößte Fraktion im Parlament. 1911 wurden die Sozialdemokraten die größte Partei im österreichischen Parlament.

Bei einer Versammlung standen sie dicht gedrängt, fünftausend Mann. Das war keine Versammlung von Landstreichern und Arbeitsscheuen. Ernste Männer, die ein Leben voll ernster Arbeit verbrachten; zumeist gelernte Arbeiter, Familienväter, Organisierte, die Selbstzucht gelernt hatten und auch die stärkste Erregung zu meistern verstanden. Und doch ging es durch die versammelte Masse wie ein wilder Schrei — ein Schrei der Wut, der sich angehäuft hatte in monatelanger erfolgloser Arbeitsuche: ein Schrei des ohnmächtigen Zornes über das Schicksal, das sie, wahllos über schuldlose Menschen hereingebrochen, so furchtbar befallen hatte; ein Schrei nach Hilfe für sie, für die Frauen, die Kinder, die Säuglinge, die daheim zugrunde gingen, während die Väter in dumpfer Verzweiflung warteten, ob denn Nicht endlich bessere Zeiten kommen! Das war die Situation der Arbeiter im Februar 1914.


Die Sozialdemokratie

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