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Kapitel 1 Lenas Rekonvaleszenz

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Nach dem im August 2013 bei Augsburg vereitelten Überfall auf den Goldtransport der Bundesbank4, war es in der Firma des ehemaligen Polizeihubschrauberpiloten und jetzigen Erdinger Speditionsbesitzers Michael Wagner ruhig geworden.

Bislang hatte es für den von ihm und seinem Freund Matthias Debus im Einsatzfall unter dem Funkrufzeichen Edelweiß S geflogenen Hubschrauber auch keine polizeilichen Unterstützungseinsätze im Auftrag des bayerischen Innenministeriums mehr gegeben.

Deshalb ging die Routinearbeit in der Wagner Logistik GmbH im Herbst 2013 wieder ihren gewohnten Gang.

Selbst das Luftfrachtgeschäft der an die Wagner Logistik GmbH neu angegliederten Wagner Air Charter kam mit dem jetzt wieder auf zivilen Flugbetrieb umgebauten EC-6355 allmählich immer besser ins Laufen.

Während sich die beim letzten Einsatz nahe Augsburg angeschossene Pilotin des Bundespolizeihubschraubers Pirol 76, Kommissarin Lena Stein, im Augsburger Klinikum den ganzen September über langsam von ihrer Verletzung erholte, wich ihr Michaels Ex-Kollege und engster Freund, Polizeihauptkommissar Markus Leitner, nicht von der Seite.

Da Markus in diesem Herbstmonat ohnehin Urlaub geplant hatte, war das für den zum Zeitpunkts des Einsatzes als Flugtechniker von der bayerischen Hubschrauberstaffel an die Bundespolizei ausgeliehenen Copiloten Lenas auch kein größeres Problem gewesen.

„Du wolltest doch im September zur Erholung an die Adria – hast du mir jedenfalls irgendwann mal erzählt. Dann mach’ das gefälligst auch.

Du brauchst doch wirklich nicht die ganze Zeit an meinem Bett zu hocken, um mich zu betütteln. Ich bin nämlich schon ein großes Mädchen“, meinte Lena, als es ihr zwei Wochen nach dem Vorfall, bei dem Markus Kopf und Kragen riskiert hatte, wieder ein wenig besser ging.

„Ich bin aber gern hier bei dir und pass’ auf dich auf. Außerdem wüsste ich im Moment auch gar nicht, wo ich lieber wäre“, hatte Markus seiner schönen Bundespolizeikollegin geantwortet, als er gerade mal wieder einen riesigen Blumenstrauß in ihr Krankenzimmer anschleppte.

„Du bist ein Idiot, Markus. Ich lauf’ dir doch nicht weg. Außerdem reicht es, dass du mir das Leben gerettet hast. Mich wundert’s sowieso, dass du meinen Hubschrauber nach meiner Schussverletzung hier notlanden konntest, obwohl du dafür ja eigentlich gar nicht ausgebildet bist.“

Zugleich warf die brünette Bundespolizistin Lena ihrem gutaussehenden Kollegen von der Hubschrauberstaffel Bayern einen amüsierten Blick aus ihren leuchtendblauen Augen zu, der ihre harsche Bemerkung Lügen strafte.

„Was ist eigentlich aus meinem schönen Pirol geworden, den du so hart auf das Dach dieses Krankenhauses hast krachen lassen?

Ist bei dem Beschuss dieser Gangster viel an meinem Heli kaputtgegangen?“, fragte sie mit spitzbübischer Miene sofort danach weiter.

„Na ja, wie man’s nimmt. Ein Treffer in die Hydraulikleitung. Deshalb war dein schöner EC-135 auch nicht mehr ganz so leicht zu steuern. Und nur deshalb bin ich hier etwas härter ‚heruntergekracht’, wie du dich gerade auszudrücken beliebtest.“

„Jetzt sei nicht sauer, Markus – das war doch eben nur Spaß“, flüsterte Lena – ehe sie noch ein „Beug’ dich mal her zu mir“ hinzufügte.

Und noch ehe sich Markus versah, hatte sie überraschend den Kopf des zeitweise zu ihr abkommandierten Flugtechnikers sanft mit ihren schlanken Händen gepackt und ihm einen ziemlich deftigen Kuss mitten auf den Mund gedrückt.

Danach sah sie genüsslich zu, wie der über beide Ohren knallrot angelaufene Markus langsam wieder zu Atem kam.

„Schön, dass du jetzt ein wenig Farbe im Gesicht hast, statt so zornig zu gucken. Alles wieder gut?“

Während Markus verhalten nickte und noch immer über das staunte, was ihm gerade passiert war, setzte Lena zu einer weiteren Frage an:

„Und wo steht mein hübscher Hubschrauber jetzt? Doch hoffentlich nicht immer noch hier auf dem Klinikdach?“

„Nein, die Leute aus deiner Staffel in Oberschleißheim haben ihn neulich notdürftig repariert.

Und dein Vater Theo hat ihn letzte Woche höchstpersönlich zu eurer Basis nach Oberschleißheim zurückgeflogen. Als Rettungspilot der Bundespolizei verfügt er ja bei euch für sowas über die meiste Erfahrung.“

„Aha, hat wohl bei der Bergrettung momentan nix zu tun, der gute Paps“, meinte Lena jetzt mit einem süffisanten Grinsen.

„Ganz im Gegenteil, aber auch dein alter Herr hat sich zwei Wochen freigenommen – und wie du weißt, war er ja in den vergangenen Tagen ebenfalls schon des Öfteren hier bei dir zu Besuch. Oder hast du das etwa verpennt?“

„Nöh, hab’ ich nicht. Aber lass’ den guten PHK7 Stein nicht hören, dass du ihn ‚alter Herr’ nennst. Nicht, dass er dir hinterher noch deinen süßen Hintern versohlt“, flachste Lena gleich weiter.

„Dir scheint’s ja schon wieder so richtig gut zu gehen, du Frechdachs“, erwiderte Markus Leitner jetzt ein wenig genervt.

„Das liegt wohl an dir und deinen täglichen Besuchen – vielleicht ist’s aber auch der betörende Duft des Blumenmeers, das du hier dauernd reinschleppst und das mir meine Sinne vernebelt“, antwortete Lena grinsend.

„Ich geb’s auf! Du bist und bleibst eine vorlaute Göre, auch wenn du als erste Pilotin einen Hubschrauber der Bundespolizei fliegen darfst. Falls du dich nicht mal gerade an- und deinen Heli abschießen lässt.

Und jetzt ruhst du dich gefälligst aus. Nächste Woche sollst du ja schon zur Reha an den Chiemsee – haben jedenfalls deine Ärzte gesagt“, gab Markus Leitner zurück.

„Also gut, ich gelobe Besserung. Aber über die ‚Göre’ sprechen wir noch, mein Lieber. Und zwar dann, wenn’s mir wieder bessergeht.

Aber sag’ mir noch eines. Haben Michael und sein Kumpel Matthes die Mistkerle gekriegt, die wir gejagt haben – und ist der Goldtransport sicher in München angekommen?

Mir sagt hier ja keiner was. Darf mich angeblich nicht aufregen.“

„Zu beiden Fragen: Ein klares Ja. Auch ihr Heli wurde beschossen. Aber da das ja ein gehärteter EC-635 ist, hat’s ihnen nichts ausgemacht.

Wir sind halt ein bisschen zu tief geflogen, sonst hätten uns diese Typen erst gar nicht erwischt. Und wenn unsere Schutzwesten nicht seitlich unter den Armen offenstehen würden, hättest du den Treffer auch ohne größere Folgen überstanden. Von ein paar blauen Flecken einmal abgesehen. Hab’ deshalb schon einen Verbesserungsvorschlag eingereicht.“

„So, hast du das. Sehr lobenswert!“, erwiderte Lena, wobei sie ihren Kollegen nachdenklich betrachtete.

„Wird aber angesichts der knappen staatlichen Haushaltsmittel sicher Jahre dauern, bis sich in dieser Hinsicht bei uns etwas tut.

Außerdem – denk doch mal nach, noch schwerere Rundumwesten würden uns doch noch mehr beim Fliegen behindern, als unsere jetzigen, oder etwa nicht?“

„Nicht, wenn man uns die richtigen Westen beschafft. Die Amerikaner setzen solch leichte Rundumwesten doch schon seit Jahren beim Militär und bei ihren fliegenden Polizeibesatzungen ein. Die sind nicht mal besonders teuer“, antwortete Markus Leitner prompt, ehe er unvermittelt fortfuhr:

„Übrigens, die Gangster, die auf uns beide geschossen haben, sind wenig später von Matthes Bordkanonen zu Hackfleisch verarbeitet worden.

Und fast alle übrigen Verbrecher wurden von einem Einsatzkommando eurer GSG 9 kurz hinter Augsburg gefasst. Außerdem haben die Münchner Kripo8 und die Carabinieri in Italien die bei dieser Sache im Hintergrund als Drahtzieher fungierenden Grafen Falcone einkassiert.

Deren Prozess läuft momentan – und man wird diese gräflichen Gangsterbrüder wohl wegen Anstiftung zum Mord lebenslang aus dem Verkehr ziehen.

Am Ende sind uns nur zwei dieser Schweine entkommen. So, wie’s aussieht, waren das genau die beiden, die damals Michaels Eltern bei dem Erdinger Banküberfall ermordet haben.“

„Nach denen fahnden wir aber doch sicher mit Hochdruck?“

„Nicht nur wir, sondern auch die Italiener und Interpol. Die beiden wurden nämlich als die Söhne der beiden Falcone-Brüder identifiziert. Und diese zwei gräflichen Cousins scheinen sich nach Italien abgesetzt zu haben.

Keine Sorge, wir werden sie kriegen. Da bin ich mir ganz sicher. Sieh’ zu, dass du bis nächste Woche wieder einigermaßen auf die Beine kommst. Du sollst ja schon am 01. Oktober in eine Reha-Klinik in Prien am Chiemsee gebracht werden.

Übrigens werd’ ich dich auch dort besuchen kommen – zumindest an den Wochenenden. Denn ab Oktober muss ich ja schließlich wieder arbeiten, wie du weißt. Du siehst also, du wirst mich und meine Blumengebinde so schnell nicht wieder los.“

„Das ist schön zu hören und darüber freue ich mich – ganz ehrlich“, hatte Lena daraufhin zufrieden lächelnd geflüstert, ehe sie wenig später die Augen schloss und schon kurz darauf wieder tief und fest eingeschlafen war.

„Wie schön sie selbst ungeschminkt und in diesem grässlichen Krankenhausnachthemd aussieht“, dachte Markus, als er kurz darauf das Krankenzimmer verließ und die Türe leise hinter sich schloss.

„Dann bis morgen, mein Schatz. Muss mir wohl noch etwas mehr, als nur Blumen einfallen lassen, damit du endlich begreifst, dass ich mich in dich verliebt habe“, murmelte er vor sich hin, als er wenig später mit raschen Schritten die Treppe in Richtung Krankenauspforte hinunterlief.

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