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Kapitel 2 Fortschritte ab Oktober 2013

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Bis Mitte Oktober 2013 hatte Michael Wagner schon häufiger mit dem mittlerweile mit der Wagner-Familie befreundeten Leiter der Abteilung Einsatz im Polizeipräsidium München telefoniert und Hans Breitner hin und wieder auch im Präsidium besucht. Doch leider gab es hinsichtlich der Jagd nach den Mördern seiner Eltern noch immer nichts wirklich Neues zu vermelden.

„Colonnello Morettis Carabinieri und die Leute von Hans waren wohl noch immer nicht erfolgreich. Zumindest, wenn ich deinen griesgrämigen Gesichtsausdruck, mit dem du seit Freitagabend ’rumläufst, richtig interpretiere“, sagte Anna Baur gerade zu ihrem Verlobten, als die beiden nach dem gemeinsam verbrachten Wochenende etwas später als gewohnt vor dem Bürogebäude der Firma aus Michaels altem 5er BMW stiegen.

„Ich hab’ schon direkt nach deinem letzten Telefonat gesehen, dass dich das Gespräch ziemlich aufgewühlt hat. Und natürlich auch, dass du nach wie vor ziemlich frustriert und zornig bist.

Hier, nimm mir mal den Katzenkorb ab und schau dir unsere Minka und unseren Moritz an. Das wird dich auf andere Gedanken bringen.“

„Tja, leider ist das so“, erwiderte Michael, während er den großen Katzenkorb entgegennahm und mit seiner zukünftigen Ehefrau an diesem Montagmorgen die Treppe zu ihrem gemeinsamen Firmenbüro auf der Chefetage der Wagner GmbH erklomm.

„Die Polizei weiß momentan nur, dass sich die Söhne dieser Falcone-Brüder offenbar nach Süditalien abgesetzt haben, wo sie inzwischen wahrscheinlich von mächtigen Mafia-Paten versteckt werden.

Aber gerade die Italiener geben ihre Suche nicht auf. Vor allem, weil diese Mistkerle ja auch Angehörige ihrer Carabinieri auf dem Gewissen haben.“

„Gut, deine Freunde von der italienischen Polizei und der deutschen Kripo werden mit ihren Ermittlungen sicher irgendwann erfolgreich sein, auch wenn das vielleicht noch viel Zeit benötigt. Vor allem, weil jetzt ja auch seitens Interpol international nach diesen Killern gefahndet wird.

Daher sollten wir uns nach meiner Ansicht jetzt wieder etwas mehr auf unsere routinemäßigen Aufgaben besinnen und die laufende Firmengeschäfte weiter ankurbeln. Schwarze Zahlen schreiben wir bekanntlich ja erst dann wieder, wenn wir unseren Hubschrauber abbezahlt haben. Und das muss künftig einfach schneller gehen.

Dazu gibt’s übrigens, in Anbetracht unserer Ambitionen zum Kauf eines zweiten Hubschraubers, nach dem niederschmetternden Urteil unserer Finanzsachverständigen Christine Liebermann, momentan überhaupt keine Alternative.“

Michael und Anna waren während dieses laut ausgetragenen Gedankenaustauschs mittlerweile im Cheftrakt der Büroetage angekommen, wo sie ihre beiden Katzen freiließen und wo sie bereits von Waltraud Wagner und ihrem Ehemann Matthias Debus erwartet wurden.

„Ich habe den letzten Teil eurer Diskussion mitgehört – und, ich muss Anna recht geben“, begrüßte Waltraud Wagner ihren Neffen und dessen Verlobte.

„Christines Ausarbeitung ist nämlich schlüssig. Matthes hat ihr ja mit seinen Recherchen die dafür notwendigen Daten geliefert.

Da demnach nur ein Helikopter unseres bisherigen Lieferanten Eurocopter in Frage kommt, müssten wir rund 2,5 bis 3 Millionen Euro für einen von deren Mehrzweckhubschraubern der Mittelklasse aufwenden. Wobei das wieder nur ein gebrauchter sein dürfte – einen neuen können wir uns nämlich auch zukünftig nicht leisten.

Und selbst die Summe für solch einen gebrauchten Heli haben wir weder im Augenblick, noch in nächster Zeit auf der hohen Kante. Wir können uns daher wohl weder im Moment, noch auf absehbare Zeit einen zweiten Hubschrauber leisten. Auch, wenn ich mir gerne etwas ganz Anderes gewünscht hätte.“

„Richtig“, bestätigte Matthias Debus in diesem Moment die Worte seiner Frau. „Ich habe als zu bevorzugendes Modell bewusst einen gebrauchten EC-155 vorgeschlagen. Nicht nur, weil dieser Typ auch bei der Bundespolizei geflogen wird, sondern vor allem, um schon allein aus Wartungsgründen bei der gleichen Herstellerfirma zu bleiben. Typenreinheit ist für uns als kleine Firma schon aus Rabattgründen ein wichtiges Gebot, ihr versteht?

Außerdem kann so ein EC-155 etwa 2,3 Tonnen tragen und er ist zudem auf den VIP-Transport für bis zu 13 Personen umrüstbar. Trotz seiner Größe ist er mit rund 280 km/h ziemlich schnell und er schafft gut 800 Kilometer am Stück ohne aufzutanken. Ich werde daher die Marktsichtung nach genau diesem Typ fortsetzen, bis wir irgendwann die dafür notwendige Kohle aufbringen können.“

Matthes machte eine kurze Pause, während er in die Runde seiner interessierten Zuhörer blickte. „Lasst mich noch etwas anfügen, was mir wichtig erscheint – und über das wir bisher nicht gesprochen haben“, fuhr er sogleich fort.

„Ich meine damit die Frage zusätzlicher Piloten und Techniker. Und die stellt sich meiner Meinung bereits heute. Denn wenn es uns ernst damit ist, im Bereich Luftfracht mehr Aufträge anzunehmen, müssen wir unsere personellen Kapazitäten zweifellos vergrößern.

Micha und ich schaffen es schon zum jetzigen Zeitpunkt nicht, die immer weiter zunehmenden Transportaufträge termingerecht zu bedienen.

Das liegt nicht nur an den vorgeschriebenen Ruhezeiten zwischen den Flügen, sondern auch an den von uns wahrzunehmenden Nebenjobs in unseren beiden Wagner-Firmen, die wir auf Dauer auch nicht vernachlässigen dürfen.“

„Du denkst also an die Anwerbung weiterer Piloten und Techniker aus dem Bereich deiner Bundeswehr oder der Polizei, auch wenn die uns natürlich – so wir sie denn jetzt schon einstellen würden – sofort weitere Kosten verursachen würden?“, reagierte Michael Wagner auf den Kommentar seines Freundes.

„Korrekt, genau das meine ich. Ich hab’ das auch schon Christine Liebermann gesagt – und sie als unsere Haushaltsbeauftragte und Firmencontrollerin meint, dass zumindest ein abgespeckter Ansatz, sozusagen als Verstärkungsmaßnahme für das aktuelle Luftfrachtgeschäft, von der Kostenseite her drin ist.

Zum Beispiel, wenn wir zunächst mal einen weiteren Piloten beschäftigen würden, der uns beide zumindest zeitweise entlasten könnte. Und anschließend denke ich, dass sich bei einem höheren Flugaufkommen, auch ein zusätzlicher Fluggerätemechaniker rechnen würde.“

„Also ist meine kaufmännische Idee, die Air Charter so rasch, wie möglich ein wenig auszubauen und in den Vordergrund unserer künftigen Anstrengungen zu stellen, gar nicht so verkehrt“, stellte Anna Baur jetzt zufrieden fest.

„Da gebe ich dir unumwunden recht, mein Schatz“, kommentierte Michael Wagner an dieser Stelle den Einwurf seiner Verlobten.

„Zugegeben, ein weiterer Heli wäre natürlich die beste Verstärkung, nur können wir uns das im Augenblick nicht leisten. Aber selbst wenn, bräuchten wir für ’nen zweiten Hubschrauber erstmal zusätzliche Manpower.

Wir kommen also über kurz oder lang um eine personelle Verstärkung unserer Air Charter sowieso nicht herum. Vor allem deshalb nicht, weil wir im kommenden Jahr ja auch Fluggäste befördern wollen.

Daher wäre ein minimaler erster Schritt in diese Richtung sicher ein wünschenswerter Anfang. Ich denke, da sind wir uns alle einig. Aber unser normales Speditionsgeschäft dürfen wir ebenfalls nicht vernachlässigen. Deswegen wäre es sicher gut ...“

„... wenn ich euch zusammen mit Christine eine Aufwand-Nutzenanalyse ausarbeite, die uns allen zeigt, was kostenseitig geht – und was nicht“, unterbrach Anna Baur ihren Verlobten an dieser Stelle mit einem Augenzwinkern, während sie mit den beiden auf ihrem Schoß liegenden Katzen herumschmuste.

„Ich geh’ dann also mal zu Christine, damit wir das gemeinsam durchkalkulieren“, fuhr sie gleich darauf fort, während sie Minka und Moritz unter deren maunzendem Protest in den Katzenkorb beförderte.

„Habt ihr schon jemand im Auge, den man danach fragen könnte, ob er gegebenenfalls bei uns anheuern würde?“, fragte sie dann noch in die versammelte Runde.

„Na ja, Lenas Vater Theo geht Ende des Monats bei der Bundespolizeifliegerstaffel in Pension. Und soweit ich weiß, hat er noch keine Pläne für den Ruhestand gemacht.

Wie ich ihn kenne, ist er auch nicht der Typ, der sich dann nur noch zu seiner Frau Erika in den Garten setzt und Däumchen dreht“, grinste Michael seine Angebetete jetzt unvermittelt an.

„Ich wollte heute Vormittag ohnehin mal bei meiner alten Staffel am Flugplatz München und dann bei meinem alten Partner Markus Leitner in Oberschleißheim reinschauen.

Die haben ja sein Gastspiel bei den Kollegen von der Bundespolizei nach Lenas verletzungsbedingtem Ausfall nochmal bis zum Ende des Jahres verlängert. Wenn ich Glück habe, treffe ich dort ja auch Theo Stein an – und dann frag’ ich ihn mal ganz unverbindlich, ob er nicht Lust hat, im kommenden Jahr zumindest zeitweise bei uns mitzumischen.“

„Sehr gut. Und ich spreche mit Sven und Lutz Müller. Vielleicht haben unsere beiden Fluggerätemechaniker ja eine zündende Idee, wen sie sich aus den Reihen ihrer ehemaligen Bundeswehrkameraden zur Verstärkung unserer Technikercrew vorstellen könnten“, warf Matthias Debus an dieser Stelle ein.

„Okay, ihr beiden – macht das – und berichtet mir oder Christine, was dabei herausgekommen ist. Sobald wir danach klarer sehen und genauere Zahlen haben, besprechen wir das Ganze dann erneut in einer unserer Abteilungsleiterrunden.

Wir sehen uns dann beim Mittagessen“, rief Anna Baur, als sie sich mit gewohnt raschen Schritten zum Büro der Chefbuchhalterin Christine Liebermann auf den Weg machte.

„Du willst was??“, rief Lena Stein entsetzt, als sie ihren Vater Theo und dessen Begleiter Markus Leitner am Wochenende danach im Restaurant der Reha-Klinik aus aufgerissenen Augen anstarrte.

„Du bist doch bekloppt, Paps. Hast über 30 Jahre Flugdienst auf dem Buckel und jetzt willst du nach deiner Pensionierung weiterhin Hubschrauber bei diesem Michael Wagner fliegen?

Anstatt dir zusammen mit Mama die verdiente Ruhe zu gönnen und endlich mal die immer wieder verschobenen Urlaube nachzuholen? Ich glaub’s ja nicht. Und der liebe Kollege Markus hier ist da mit dir natürlich einer Meinung.“

PHK Markus Leitner versuchte den zwischen Vater und Tochter aufkeimenden Streit sofort zu schlichten.

Gemeinsam mit dem am Ende seiner Dienstzeit zum Ersten Polizeihauptkommissar (EPHK) beförderten Theo Stein war er an diesem letzten Oktobersamstag schon frühmorgens nach Prien am Chiemsee gefahren, um Lena aus dem dortigen Medical Park abzuholen.

„Was würdest du denn machen, wenn man dir ab morgen das Fliegen komplett verbieten würde? Ich kann’s dir sagen. Du würdest Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um wieder in einem Cockpit sitzen zu dürfen – oder etwa nicht?“, begann Markus mit seiner Verteidigungsrede.

„Dein Vater gehört schließlich noch nicht zum alten Eisen – und außerdem will er ja deine Mutter die nächsten zwei Monate bis nach Neujahr in die Karibik entführen. Weihnachten und Silvester bei Wellen, Sonne und blauem Himmel! Wenn das nicht Urlaub satt ist, dann weiß ich’s auch nicht!

Nicht zuletzt will er ja bei meinem Freund Michael keinen Vollzeitjob übernehmen – es geht nur um zeitweise Aushilfsstunden, wenn Micha und Matthes, aus welchen Gründen auch immer, mal nicht fliegen können. Was Anderes wäre schon allein deshalb unklug, weil er sonst seine Pensionszahlungen gefährden würde.“

„Darf ich als Betroffener jetzt auch mal was sagen?“, meldete sich daraufhin Theo Stein mit ernster Miene zu Wort.

„Du brauchst gar nicht so staunend zu gucken, mein liebes Töchterlein. Oder hattest du gedacht, dass ich mich ab dem kommenden Jahr nur noch auf die faule Haut legen würde?

Ich bin Pilot durch und durch und ich liebe die Fliegerei. Das weißt du. Und ich hab’ mir das alles sehr gut überlegt. Außerdem, deine Mutter und ich sind uns bereits handelseinig.

Sei versichert, sie wird bei diesem Deal nicht zu kurz kommen, weil ich die Zeitarbeitsgrenzen einhalten muss. Die andere Begrenzung ergibt sich aus der zum Lizenzerhalt notwendigen Mindestflugstundenzahl.

Außerdem – sie ist glaub’ ich ganz froh, wenn ich ihr nicht tagtäglich rund um die Uhr auf die Nerven gehe und in Wohnung und Garten im Weg rumstehe. Hat sie jedenfalls gesagt und mich dabei am Ende sogar angestrahlt.

Ich war übrigens schon kurz davor, mich zeitbefristet an anderer Stelle als Hubschrauberpilot zu bewerben. Doch dann kam Michael vor zwei Wochen bei mir hereingeschneit und machte mir dieses unglaublich lukrative Angebot.

Ich muss dir über die besondere Rolle, die er mit seinem EC-635 für die bayerischen Polizeibehörden spielt, ja nichts erzählen. Immerhin haben Matthes und er dir und deinem neuen besten Freund ja das Leben gerettet, indem sie die Gangster, die euch seinerzeit beschossen haben, ausgeschaltet haben.

Also, langer Rede kurzer Sinn. Ich habe fest vor, bei der Wagner Air Charter anzuheuern. Die sind dort nämlich im Moment ziemlich knapp an Piloten.

Und Freizeit kriege ich bei diesem Teilzeitjob ebenfalls mehr als genug. Deine Mutter wird also, was das betrifft, künftig nicht zu kurz kommen. Aber eines ist auch von eminenter Bedeutung – und das hat mich letztendlich überzeugt.“

„Das da wäre?“, fragte die inzwischen wieder ruhiger atmende, aber immer noch misstrauisch blickende Lena sogleich, während sie ihren zuvor entsetzten Augenaufschlag gegen eher neugierige Blicke ausgetauscht zu haben schien.

„Nun, genauso wie Michael, behalte ich im Falle der von mir beabsichtigten Entscheidung meinen neu verliehenen Dienstgrad, wenn auch nur als Reservepolizist. Und das bedeutet, dass sich die nette Geste meiner Beförderung zum EPHK9 am Ende auch auf mein Ruhestandsgehalt auswirken wird.

Was bei solchen, quasi als Ehrendienstgrad gedachten Beförderungen am Ende der aktiven Laufbahn – an sich ja nicht der Fall wäre, weil mir dafür die dafür notwendige aktive Dienstzeit im neuen Dienstgrad fehlt.

Michael hat das übrigens bereits alles mit dem bayerischen Innenminister – und dieser wiederum mit unserem Bundesinnenminister klargemacht.

Aus all diesen Gründen begreifst du doch hoffentlich, dass das eine gute Wahl ist, die ich getroffen habe. Auch, wenn ich dich erst heute darüber ins Bild setze.“

„Und warum hast du mir das alles nicht schon viel früher erzählt, mein geliebter Paps? Die haben hier in dieser Klinik nämlich Telefon, sogar in den Zimmern,“ meinte Lena jetzt mit einem süffisanten Lächeln.

„Weil – nun ja, weil ich sowas gerne persönlich erledige und nicht am Telefon mache“, meinte Theo Stein jetzt ein wenig verstimmt.

„Außerdem musste ich erst mal deine Mutter von dieser Idee überzeugen – und am Ende hat meine Erika das Ganze abgesegnet.

So, und jetzt nimm endlich dein Zeug, schließlich wollen wir ja heut’ irgendwann noch mal nachhause. Um 10:00 Uhr schmeißen die von der Klinik uns hier nämlich samt deinem Gepäck raus.“

Mitte November 2013 war die neue Verwendung schließlich in trockenen Tüchern. EPHK Theo Stein hatte, nach einer eingehenden Besichtigung von Michaels Firma, die er zusammen mit seiner Frau Erika und Tochter Lena durchgeführt hatte, seinen ab Februar 2014 wirksamen Zeitanstellungsvertrag bei der Wagner Air Charter unterschrieben.

So zogen die Tage ins Land, wobei sich bereits Ende November der bevorstehende Winter mit Eis und erstem Schnee ankündigte.

Anna und Michael hatten – trotz des kalten Wetters – Mitte November die Firma ihres Freundes Alexander Kranz in Fürstenfeldbruck genauer besichtigt, wobei sie auch erstmals seinen Freund und Partner Hans Huber sowie seine Assistentin Susanne Richter kennengelernt hatten.

Als sie bei dieser Gelegenheit sowohl Alex, als auch dessen Partner Hans Huber, sowie Susanne Richter zu ihrer Ende Dezember bevorstehenden Hochzeit einluden, meinte Susanne Richter trocken:

„Da siehst du’s mal wieder, lieber Chef. Nimm dir mal ein Beispiel an den beiden hier und such’ dir endlich auch ’ne nette Frau.“

An die überrascht blickenden Besucher gewandt, fuhr sie sogleich fort:

„Ich bearbeite diesen störrischen Esel jetzt schon seit Jahren, damit auch er sein trostloses Singledasein endlich aufgibt und sich eine passende Freundin sucht.

Aber der Kerl hört ja nicht auf das, was ihm eine erfahrene Ehefrau sagt. Immer nur Ausreden – von wegen, er hätte dafür momentan keine Zeit und so eben mal Urlaub machen könne er deswegen auch nicht.“

„Du sagst es überdeutlich, liebe Susanne. Aber ich gelobe Besserung. Und irgendwann wird mir die Richtige schon noch über den Weg laufen. Also wart’s halt einfach ab, bis es soweit ist. Und dann bist du die Erste, die es von mir erfährt. Versprochen!“

Als die privat gehaltene Firmenbesichtigung zu Ende war, saß man schließlich noch bei Kaffee und Kuchen im schicken Wirtschaftsgebäude von Alex Firma K&H Security beisammen.

Bei dieser Gelegenheit gab Michael Wagner einen kurzen Lagebericht zum Überfall auf den Goldtransport, bei dessen geglückter Vereitelung ja auch Alexander Kranz und einige seiner Leute mitgewirkt hatten.

„Bis auf die Tatsache, dass man also immer noch nach den beiden Falcone-Vettern sucht, war das dann ja wohl ein voller Erfolg. Und wenn ich bei der weiteren Jagd auf diese Mistkerle helfen kann, lasst es mich wissen“, hatte Alexander Kranz Michaels Bericht kommentiert.

„Außerdem denke ich, dass ihr mit eurer Air Charter auf dem richtigen Weg seid, auch wenn meine K&H Security eure Dienste bisher eher selten beansprucht hat. Aber, was nicht ist, kann ja noch werden.

Wir haben ja schon seit einiger Zeit selber einen Hubschrauber, den wir inzwischen aber vorwiegend zur Personenbeförderung und eher seltener zum Transport von auszuliefernder Sicherheitstechnik einsetzen.

Daher denke ich, dass wir uns künftig, was Materialtransporte angeht, im Bedarfsfall öfter an eure Speditions- aber auch an eure Luftfrachtdienste erinnern sollten. Sofern ihr dann grad’ mal nicht auf Verbrecherjagd seid. Polizeiliche Eingreifaktionen aus der Luft bleiben ja wohl eindeutig eher euer Ding.

Während ihr damit Hans Breitner – sozusagen als Feuerwehr – in akuten Lagen helft, ist unsere Hauptaufgabe in diesem Bereich vor allem die Unterstützung des Münchner Polizeipräsidiums durch Beratung und sicherheitstechnische Laboranalysen bei anstehenden Ermittlungen. Wobei Hans und seine Leute uns in letzter Zeit allerdings eher selten angefordert haben.“

Nachdem der nachmittägliche Kaffeeplausch schließlich beendet war, verabschiedeten sich die Erdinger Besucher von Alex Kranz und seinen Mitarbeitern.

„Danke für die interessante Besichtigung und behaltet unsere Hochzeitseinladung im Gedächtnis“, sagte Anna Baur, ehe sie in Michaels alten BMW kletterte.

„Und wir danken euch für die nette Einladung zu eurer Hochzeit – und jetzt wünsche ich euch eine gute Heimfahrt! Terminlich muss ich mal sehen, ob wir das so kurz vor Weihnachten einrichten können“, hatte Alexander Kranz geantwortet, ehe er seinen Besuchern die Hand zum Abschied reichte.

„Keine Angst, das Datum steht schon in unserem Terminkalender. Wir werden kommen – auch wenn ich den lieben Alex an seinen langen Ohren persönlich zu euch nach Erding schleifen muss.

Denn nur so wird er hoffentlich irgendwann mal begreifen, was er sich schon die ganzen Jahre über entgehen lässt“, rief eine gut gelaunt wirkende Susanne Richter den beiden Brautleuten zum Abschied sichtbar fröhlich hinterher.

Am 21. Dezember 2013 feierten Anna und Michael sowie Waltraud und Matthias ihre kirchliche Hochzeit. Am Vormittag hatten sich Anna und Michael bereits im Erdinger Standesamt im Beisein des mit Anna verwandten Oberbürgermeisters der Stadt das Jawort gegeben.

Nach dieser, im engsten Familienkreis durchgeführten Zeremonie, fuhr der Hochzeitskonvoi der beiden Paare nach einem häuslichen Zwischenstopp am Nachmittag in die schöne Barockkirche St. Martin in Erding-Langengeisling, um dort bei schönstem Winterwetter die kirchliche Doppelhochzeit zu begehen.

Als Michael vom Altar der Kirche aus seiner, in einen weißen Traum aus spitzenbesetzter Seide gekleideten künftigen Ehefrau Anna entgegenblickte, konnte er seine Rührung und Anspannung kaum noch verbergen. Und auch sein mit ihm wartender Freund Matthes schien von dem taubenblauen Samtkostüm seiner Waltraud mehr als nur angetan zu sein.

Nachdem der Stadtpfarrer am Ende der Trauung den kirchlichen Segen gesprochen hatte, applaudierten alle anwesenden Hochzeitsgäste und wünschten den Frischvermählten beim Verlassen der Kirche viel Glück.

Zur anschließenden Feier im Hotel Erdinger Weißbräu in der Erdinger Innenstadt waren viele Freunde, darunter auch Alexander Kranz und seine leitenden Mitarbeiter, sowie – neben der obligatorischen Verwandtschaft – auch nahezu die gesamte Belegschaft der Wagner-Firmen erschienen.

Als das gelungene Hochzeitsfest gegen 23:00 Uhr langsam zu Ende ging, flüsterte Anna ihrem Angetrauten ins Ohr: „Eigentlich ist’s ja verrückt, dass wir für heute Nacht auch noch die Hochzeitssuite dieses Hotels angemietet haben. Schließlich hat uns Christine ja erst letztens zum Sparen verdonnert.“

„Aber nicht am heutigen Tag, mein Schatz. Das sehen Tante Waltraud und Matthes übrigens ganz genauso. Also komm’ in die Gänge – schließlich will ich endlich wissen, was meine frisch gebackene Frau unter diesem tollen Brautkleid trägt.“

„Soso, du alter Wüstling – willst du das? Dann bereite dich schon mal auf eine Überraschung vor, wenn du mir gleich an die Wäsche willst. Aber der Hochzeitsring bleibt dran. Denn trage ich ab jetzt nämlich immer. Alles andere ist heute Nacht – nun ja, sagen wir mal – verzichtbar.“

Als die beiden in der Hochzeitssuite des Hotels ankamen, riss Anna erstaunt die Augen auf. Im Eingangsbereich der Suite brannten nämlich viele kleine Kerzen und der Boden war mit duftenden Rosenblättern übersät – wobei deren Spur eindeutig bis ins Schlafzimmer der Suite führte.

„Wer hat das denn gemacht?“, fragte Anna entgeistert, als sie sichtbar begeistert das ebenfalls mit Kerzen illuminierte und mit Blütenblättern dekorierte Ehebett betrachtete.

„Na ja, das Hotel war’s sicher nicht“, erwiderte Michael mit einem schelmischen Grinsen. „Die haben nur vorhin auf meinen Wink hin die Kerzen angezündet. Und morgen müssen sie das alles wieder wegräumen – aber erst, wenn wir ausgeschlafen und das Hotel wieder verlassen haben.“

„Jetzt weiß ich auch, warum du gestern Abend nochmal so dringend wegmusstest. Gib’s zu, du warst gar nicht im Büro, du Schlawiner. Das hier hast du hergerichtet. Ist das wundervoll, allein schon dafür liebe ich dich noch ein bisschen mehr!“, flüsterte Anna mit tränenfeuchten Augen.

„Na, dann geh’ schon mal vor, mein Schatz. Und achte auf den geheimnisvollen Briefumschlag, der dort auf deinem Kopfkissen liegt. Schließlich quengelst du schon seit ’ner Woche herum, weil ich dir bisher noch immer nicht gesagt habe, wann und wohin unsere Hochzeitsreise geht. Ich mach uns derweil mal die schon auf uns wartende Flasche Champagner auf.“

Nachdem Anna den Umschlag an sich genommen und geöffnet hatte, musterte sie den zu Tage geförderten Inhalt.

„Das ist ja super“, rief sie enthusiastisch, als sie den handgeschriebenen Brief ihres Ehemanns zu Ende gelesen hatte. „Eine Mittelmeerkreuzfahrt mit einer gecharterten Yacht. Woher weißt du, dass ich auf sowas stehe? Und wie kommen wir nach Livorno? Das ist doch der Starthafen – richtig?“

„Schau’s dir zu Ende an, dann weißt du’s“, entgegnete Michael Wagner prompt, wobei er auf die beigefügten Flugtickets zeigte, die Anna zunächst achtlos beiseitegelegt hatte.

„Wir fliegen im Juni mit der Lufthansa von München nach Pisa, fahren weiter nach Livorno und übernehmen dort ein Boot von meinem Freund Klaus. Er wird uns übrigens auch am Flughafen abholen und anschließend zu unserem Hotel am Hafen von Livorno bringen.

Klaus Zimmermann war früher ebenfalls bei der Polizei und wir kennen uns schon seit mehr als fünfzehn Jahren. Seit seiner Pensionierung vor zwei Jahren wohnt er mit seiner Frau in der Nähe von Livorno und betreibt dort seither einen sehr gut laufenden Bootsverleih für individuelle Luxus-Bootsreisen.“

„Wer soll denn die Yacht fahren?“, fragte Anna gleich weiter.

„Na ich, wer denn sonst? Ich hab’ ja nicht umsonst schon vor etlicher Zeit den Sportbootführerschein See für internationale Gewässer gemacht. Und du wirst zum Bootsmann – nein, falsch – zur Bootsfrau befördert. Außerdem wirst du dann, abwechselnd mit mir, den Smutje spielen müssen, damit wir unterwegs auf See nicht verhungern.“

„Aha, ich wusste doch, dass es da noch ’nen Haken gibt. Aber wusstest du eigentlich, dass auch ich ’nen Sportbootführerschein besitze? Das heißt dann ja wohl automatisch, dass ich der kommandierende Kapitän sein werde und du bist dann höchstens mein hilfswilliger Matrose.“

Während Anna noch grinsend in die verdutzten Augen ihres frischgebackenen Ehemanns blickte, reichte dieser seiner Braut jetzt eines der gerade von ihm eingeschenkten Champagnergläser.

„Zunächst mal Prosit – ist doch gar nicht schlecht, so ein Tagesabschluss mit diesem Prickelwasser“, meinte Anna ein wenig despektierlich, während sie mit ihrem Mann anstieß.

„Lass das ja nicht den Hotelmanager hören – das hier ist nämlich seine beste Sorte. Ehrlich gesagt, ich finde so ein Getränk gar nicht so schlecht, um noch mehr in Stimmung zu kommen.“

„Aha! In Stimmung kommen will er! Ist ja interessant! Ich dachte, dafür wäre alleine ich mit meinem liebreizenden Körper zuständig.“

„Ja, ja du rothaarige Hexe, ich hab’s ja begriffen. Wir kriegen das schon hin – die Sache mit der Bootsreise meine ich. Und wenn du unbedingt Kapitän spielen willst, bin ich auch damit einverstanden. Aber im Moment vergessen wir das Ganze mal, denn bis zum Sommer des kommenden Jahres ist’s schließlich noch ein bisschen hin.“

Damit stellte Michael sein Glas ab, nahm gleich darauf Annas Gesicht in beide Hände und fing an, sie inniglich auf Mund, Wangen und Stirn zu küssen. Und während jetzt in Annas Bauch ein ganzer Schwarm Schmetterlinge zu tanzen begann, machte er sich am Reißverschluss ihres Brautkleids zu schaffen.

Als das weißseidene Brautkleid schließlich gefallen war und Anna sich – trotz ihrer silbernen High Heels – aus dem auf dem Teppich liegenden Kleid befreit hatte, trat Michael einen Schritt zurück und betrachtete jetzt mit zunehmender Erregung die nur noch von bezaubernd weißer Spitzenunterwäsche verhüllte Figur seiner Frau.

„Mein Gott, ist das ein attraktives Outfit. Du siehst darin ganz unglaublich aus! Diesen wunderbaren Anblick werde ich mein Leben lang nicht vergessen!“

Doch noch ehe Michael weiterreden konnte, warf sich die zuvor mit abgewinkelten Armen posierende Anna jetzt mit aller Leidenschaft in die Arme ihres Manns.

„Runter mit deinen Klamotten!“, befahl sie atemlos, während sie gleichzeitig anfing, ihren Mann seines Smokings zu entledigen. Als sie Michaels sportlichen Körper endlich freigelegt hatte, ergriff dieser wieder die Initiative.

„Ich liebe dich über alles, mein Schatz“, flüsterte er seiner faszinierenden Ehefrau jetzt ins Ohr. „Das, was ich sehe, ist so unglaublich schön“, murmelte er dann, als er langsam Annas, noch von weißer Spitzenseide bedeckte Rundungen zu streicheln begann.

Anna seufzte laut auf, als Michael ihren BH-Verschluss öffnete und seine Küsse jetzt auch auf ihre wohlgeformte Brust, ihren Bauch und ihre Hüften verteilte.

Als in diesem hitzigen Gefecht letztendlich auch der letzte Fetzen Stoff gefallen war, drängte sich Anna – jetzt nur noch mit halterlosen Nylons bekleidet – ihrem Michael entgegen. Und dann zog sie ihn mit Macht auf das pompöse Bett der Hochzeitssuite.

„Mach ja weiter“, stammelte sie, als sie jetzt Michael mit ihren schlanken Beinen umfing. Dabei genoss sie die von Michael entfachte Liebesglut, gar nicht wissend, wie ihr geschah.

Michael ließ sich nicht zweimal bitten, sondern legte alles daran, seine wunderschöne Frau in einen wilden und zugleich äußerst befriedigenden Strudel an Empfindungen zu treiben. Das atemberaubende Tempo endete am Ende in einer himmlischen Explosion, die beide nun nicht mehr nur für eine Phantasie halten konnten.

Wenig später lagen die beiden Liebenden erschöpft und noch immer eng umschlungen beieinander, bis ihre Leidenschaft allmählich abebbte.

„Das war formidabel – nein, das war ganz großes Kino“, seufzte Anna, während Michael ihre Glückstränen der Reihe nach von ihren Wangen küsste und dabei ihren roten Lockenkopf sanft streichelte.

„Das finde ich auch, mein liebreizender Schatz. Superklasse, das machen wir jetzt gleich nochmal – falls du noch fit genug bist“, flüsterte Michael Wagner seiner Anna sogleich ins Ohr, während er schon wieder anfing, an ihren Ohrläppchen zu knabbern.

„Blödmann! Ich bin immer fit. Was machst du da?“, fragte Anna im Nu, als sich Michael nach einer Weile der Entspannung schon wieder auf ihren noch immer erhitzten Körper schob.

„Na, das hier ist doch unsere Hochzeitsnacht – und ich möchte, dass du die in deinem ganzen Leben nie mehr vergisst“, knurrte Michael jetzt sanft in Annas Ohr, während er zuerst mit sachten Bewegungen erneut in sie glitt, dann aber mit höherem Tempo den Vulkan ihrer Stimmungen erneut anheizte.

Anna ergab sich Michaels Wunsch in freudiger Erregung, fast wie betäubt. Und sie zog Michaels wildes Verlangen mit atemberaubendem Tempo in ein der Wirklichkeit fernes Land, bis sie spürte, dass er – genauso, wie sie selbst – heftig erschauerte, wobei sie ihn kehlig bei seinem Namen rief und dabei noch fester umklammerte, als jemals zuvor.

In dieser Position schliefen die beiden ausgepowerten Eheleute am Ende auch ein, während die im Raum verteilten Kerzen langsam herunterbrannten.

Die drei Tage später anbrechenden Weihnachtsfeiertage wurden im kleinen Kreis der Familie gefeiert.

Matthes hatte seiner jetzt auch kirchlich angetrauten Ehefrau Waltraud, nach dem Besuch der Christmette und dem anschließenden obligatorischen Weihnachtsessen, eine wunderschöne Rubinhalskette geschenkt. Michael stand dem nicht nach.

Trotz des Sparbefehls seiner Chefbuchhalterin hatte er aus eigenen, lange angesparten Mitteln bei einem Münchner Juwelier ein mit grünen Smaragden und blau leuchtenden Diamanten besetztes Armband geordert, das er seiner Anna unter dem schön geschmückten Tannenbaum sichtbar stolz überreichte.

„Ihr seid alle beide komplett verrückt“, meinte Anna unter dem zustimmenden Nicken von Waltraud Wagner, während beide Frauen ihre Geschmeide anlegten und verzückt im Schein der Weihnachtsbaumkerzen betrachteten.

„Das ist das schönste Weihnachtsgeschenk, das ich je bekommen habe“, flüsterte Anna ihrem Michael anschließend ins Ohr, während sie noch immer auf die blitzenden Steine schielte.

„Da stehen Waltraud und ich mit den uns von Markus für eure künftigen Polizeieinsätze angedrehten Schutzwesten ja ziemlich doof da.“

„Aber die sind nicht nur praktisch, superleicht und elegant, sondern sie zeigen uns beiden auch, wie sehr ihr euch um uns sorgt. Oder, wie siehst du das Matthes?“

„Keine Widerrede meinerseits. So ein geniales Teil hatte ich selbst in meiner Bundeswehrzeit nicht. Und ich verspreche, dass wir das ab sofort bei jedem scharfen Einsatz anziehen werden.

Außerdem wird jeder von uns beiden zukünftig darauf aufpassen, dass der jeweils andere diese coole Weste trägt, wenn’s mal wieder hot and dirty wird“, warf Matthes ein, als er die Weste jetzt einmal probehalber überstreifte.

„Trotzdem ist’s kein Vergleich zu euren Geschenken“, meinte Anna Wagner ein wenig barsch, während sie die versonnen lächelnde Tante Waltraud mit einem unverhohlen tiefgründigen Grinsen im Gesicht anblickte.

„Das werd’ ich dir nachher im Bett heimzahlen, mein Lieber, darauf kannst du dich verlassen“, flüsterte Anna ihrem Ehemann Michael Augenblicke später ins Ohr. „Und, wenn ich den Gesichtsausdruck deine Tante richtig interpretiere, blüht deinem Kumpel Matthes heute Nacht ein ähnliches Schicksal.“

„Wir bitten darum, denn sonst hätten sich unsere Überraschungsgeschenke ja gar nicht gelohnt“, erwiderte Michael Wagner, als er jetzt sein mit Rotwein gefülltes Glas erhob und allen Anwesenden ein letztes Mal vor dem Zubettgehen zuprostete.

Die Liga der Paladine

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