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Kapitel V

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Gemütlich und entspannt schlenderte er durch das allmorgendliche Treiben auf den Straßen. Hindurch zwischen all den Pendlern und Berufstätigen, die zur Arbeit hetzten, ihren Kaffee in der Hand. Unter einem Arm die Morgenzeitung, unter dem anderen die Aktentasche. Es war noch sehr früh, die Sonne ging gerade erst auf, und dennoch waren alle so geschäftig, hatten es so eilig. Niemand nahm auch nur Notiz von ihm.

Die Hände in die Taschen seiner Motorradjacke gesteckt, eine Zigarette zwischen den Lippen, genoss er die Unachtsamkeit der Menschen.

Er mochte es manchmal, dass sich niemand vor ihm in den Staub warf. Eine willkommene Abwechslung zu seinem sonstigen Alltag. Hier war er nur einer von ihnen, fiel nicht weiter auf, solange man ihn nicht genauer betrachtete. Meistens mochte er die Menschen und ihre blinde, naive Art. Ihren Ehrgeiz und ihre unerschöpfliche Kraft. Viel zu selten konnte er sich die Zeit nehmen und einen Spaziergang wagen. Zu sehr drückte die Last seiner Aufgabe auf seine Schultern.

Als er um die nächste Ecke bog, rempelte ihn eine Frau Mitte dreißig an. Brünett und adrett gekleidet. Eine Büroangestellte vielleicht oder eine Sekretärin mutmaßte er, während er sie musterte.

„Passen sie doch auf!“, wetterte sie los und zupfte ihren Blazer zurecht. „Sie sind hier schließlich nicht allein auf der -“

Als sie den Blick hob, um ihn wütend anzustarren, erstarb ihre Stimme. Ihre Augen wurden so groß, dass man glauben mochte, sie quollen jeden Moment aus ihren Höhlen. Dabei sah er sie einfach nur an. Ausdruckslos. Nicht einmal verärgert, allenfalls neugierig. Die Frau jedoch starrte ihn an, als stünde sie dem Leibhaftigen gegenüber.

Das war ein Gedanke, der ihn schmunzeln ließ.

„Bitte … Bitte entschuldigen sie ...“, stammelte die Frau atemlos, ihre Stimme schrill vor Angst. Ohne ihn noch einmal anzusehen, fuhr sie herum und beeilte sich, ihren Weg fortzusetzen.

Er seufzte und sah der Frau nach. Sie rannte fast, um von ihm fortzukommen. Ja, solange sie ihn nicht beachteten, fiel er nicht auf. Aber wenn sie es taten, konnte er nicht vollends verbergen, wer er war. Tief in ihrem Innersten weckte sein Anblick eine uralte, vergessene Furcht in diesen aufgeklärten, weltoffenen Menschen.

Die Furcht vor der Dunkelheit.

Während er weiterging, zündete er sich eine neue Nelkenzigarette an. Mittlerweile war er es gewohnt, dass sich jeder Sterbliche vor ihm fürchtete. Manchmal gab es jedoch Tage, da sehnte er sich nach jemandem, der sich ihm weder unterwarf noch ihn fürchtete.

Aber er wäre nicht Luzifer, wenn er daran nicht schon arbeiten würde.

Bald!, dachte er sich mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen, bald ist es soweit! Noch diesen Sommer wird es geschehen. Der erste Teil des Plans wird in die Tat umgesetzt. Fast zweitausend Jahre habe ich gewartet. In den Schatten. Im Verborgenen. Auf die Stunde, in der die Saat für mein neues Ich gesät wird!


ANGEL

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