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Das scheinbare Ende ist erst der Anfang

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Jede Situation bietet der menschlichen Seele die Chance, sich weiterzuentwickeln.“ Christiane B. Dingler

Irgendwann erst wusste ich, dass ich eine Hochsensible bin und genauso sein darf, wie ich bin…

Als ich gedacht hatte, es könnte alles zu Ende sein, da fing eigentlich alles erst richtig an. Ich fühlte mich nicht mehr zu dieser Welt gehörig, und gleichzeitig war ich mittendrin, in dieser Welt der Geräusche, der Bilder, der Informationen, der Gerüche und Begierden, der Egos, der Gefühle und der Distanz.

Jetzt, wo ich anfange, diese Geschichte aufzuschreiben, geht es mir wieder gut, und ich wundere mich über das Leben selbst, darüber, dass ich fühlen, denken, meditieren, handeln und lieben kann und voller Freude und Dankbarkeit einfach sein darf.

In diesem Frühjahr geht es mir also besser, obwohl ich noch nicht im Haus schlafe, sondern in unserem Büro, in Dannos Büro, der irgendwann mein Ehemann geworden war. Das Büro befindet sich in einem Multikulti-Stadtviertel, auf einem alten Hinterhof mit einer großen Kastanie, einer Dachterrasse - und ist von einer großen Stille umgeben, ohne Elektrosmog und sonst irgendetwas.

Der direkte Nachbar ist ein alter „Stadtcowboy“, der als Eremit diesen alten Hinterhof in einen liebenswerten „Western“ verwandelt hat. Hier sitze ich und kann das alles aufschreiben. Jetzt kann ich darüber staunen, wie wunderbar alles ist, was mich umgibt, dass sich das Leben immer zum Besten wendet, auch wenn wir es nicht vermuten.

Ich weiß nun, dass die Seele ihr eigenes Tempo hat. In diesem Sinne ist das alles zu verstehen, was ich hier aufschreibe.

Es ist meine Geschichte und auch die Geschichte des Lebens, die Geschichte über Licht und Schatten, über Krieg und Frieden, über die Rebellion und die Liebe und über die Manifestation von Gefühlen und Gedanken.

Um an den lichten Anfang zu kommen, fange ich beim Schatten an, der ein scheinbares Ende ist, aber zum Anfang führt.

Damals, als es mir so schlecht ging, wurden die Erlebnisse von Heimatlosigkeit, die nicht nur meine Ursprungsfamilie, sondern aktuell Zweidrittel der Weltbevölkerung betreffen, durch meine heftigen körperlichen Reaktionen sichtbar.

Ich kam in eine Umweltklinik, die einzige, die es in Deutschland gab. Ich bekam z. B. hoch dosierte Vitamin-Infusionen, damit mein Körper besser entgiften sollte. Aber was sollte er eigentlich entgiften? Welches waren die Gifte? Was war mit mir?

Das Gift trifft uns in diesem 21. Jahrhundert auf allen Ebenen. Auch wenn der Ursprung hierfür wohl in der Schlange im Paradies zu sehen ist, so ist eine entscheidende Ursache für die Ausrottung von Leben erst im letzten Jahrhundert entstanden: Die Industrialisierung wuchs ins Unermessliche, Giftgase zur Vernichtung von „Feinden“ wurden hergestellt, es gab zwei Weltkriege, Massenvernichtungslager im Zweiten Weltkrieg, den Vietnamkrieg mit „Agent Orange“, dem Blättervernichtungsgift, das die Menschen so schädigt, dass die Nachkommen keine Gliedmaßen und vor allem keine Gesichter haben. Wenn ich daran denke, wundere ich mich nicht, dass ich mich nicht wohlfühle. Ich weiß, dass die „giftigen Zeiten“ nicht aufgehört haben, dass „Giftigkeit“ sowohl in der Grob- als auch in der Feinstofflichkeit allgegenwärtig ist.

Ich war in jenem „dunklen“ Zustand tief berührt von meinen Mitmenschen, so wie ich es immer gewesen war, aber es war nun noch intensiver, und ich fühlte, dass ich irgendwie nicht dazugehörte. Ich wusste nicht, warum. Ich empfand nur ein „Ich nicht.“ Ich gehörte nicht dazu. Ich war draußen, und ich wollte weit weg sein. Sterben ging nicht. Also befand ich mich in einem Zustand irgendwo zwischen Himmel und Erde.

Was war geschehen, warum diese Dunkelheit und der Verlust der Empfindung, der Gefühle, des Glücks, des Rausches, der Tollkühnheit, des Heroenmutes einer Rebellin, einer Künstlerin?

Zu dieser Zeit konnte keiner beantworten, was mit mir los war, auch ich nicht. Vielleicht war irgendetwas zu viel gewesen …

Mir fiel die Zeit ein, als ich mich jung und kräftig fühlte, es war sehr lange her, so schien es zumindest.

Ja, wir waren jung, gesund und attraktiv gewesen. Wir, das waren Clairy, meine damalige Freundin, Carlo, ihr Liebster, und Fredrik, mein guter Freund und Begleiter. Dabei war auch noch ein gemeinsamer Freund, der ein großes Feuerwehrauto fuhr, mit seiner Freundin.

Es waren verrückte Zeiten …

Ich hatte schon immer die Menschen trösten wollen, die traurig waren, die Kummer hatten, die in Schwierigkeiten waren. Es war immer so, als müsste ich die Trauer für die anderen tragen, damit sie glücklich sein konnten.

Ich schämte mich meiner Gesundheit und meiner Jugend und dachte, ich dürfte das gar nicht genießen, solange auch nur ein Mensch oder ein Tier auf der Welt traurig ist.

Dennoch lebte ich diese Zeit des Jungseins, diese Zeit der Hippies und Zigeuner.

Aber das ist noch gar nicht dran, auch nicht die Zeiten des Studiums, der Rebellion und des „Sex and Drugs and Rock` n Roll“, der Liebe und Trennungen, der Projekte und des Aufbruchs.

Im Moment der großen Dunkelheit schien das alles weit weg zu sein, wie aus einem anderen Leben, wie ein anderes Dasein. Trotz der Dunkelheit und gerade deshalb konnte ich dann hellsehen. Ich sah die Menschen, die mich umgaben, alle ego-los agieren, denn ich konnte fühlen, wie sehr sie sich um die Liebe bemühten, sich dessen aber nicht wirklich bewusst waren, so schien es zumindest. Irgendwie fühlte ich, dass es um etwas Feines, Kostbares ging in diesem Leben.

Und eines Tages kam ich wieder heraus aus der Dunkelheit, ganz langsam, Schritt für Schritt. Ich lernte wieder, von A nach B zu gehen, meinen Körper zu fühlen, zu essen und zu tanzen. Ich lernte das bewusste Älterwerden und Jungbleiben und verlor die Angst vor dem Tod, die genau wie die Angst vor Freiheit, im Sinne von Verantwortung, die Angst vor dem Nichtdazugehören und vor der Sinnlosigkeit des Lebens zu jedem Menschen gehören und bewältigt, erlebt und verwandelt werden müssen. Verwandelt in das Annehmen der Endlichkeit, der Verantwortung, der Zugehörigkeit und des Lebenssinns.

Wie das möglich war?

Das genau ist diese Geschichte, die ich aufschreibe. Es ist der Kampf um Leben und Tod, um das Männliche und Weibliche, um Liebe und Angst, um Licht und Schatten.

Es ist eine turbulente Zeit, in der ich diese Geschichte erzähle. Es ist allerdings auch eine turbulente Geschichte, nämlich die einer Hochsensiblen, die durch alles sinnlich Wahrnehmbare, alles sie Umgebende und alles Fühlbare sehr beeindruckbar ist und viel denkt …

Tatsächlich sprechen in dieser Zeit die Menschen vom Untergang der Welt, von der Gefahr eines dritten Weltkriegs und sonst etwas. Im Internet gibt es Informationen von Weltverschwörungstheoretikern, unabhängigen Wissenschaftlern und sonst wem, die jeden Tag etwas anderes verkünden …

Die einen sagen: „Die Welt geht unter, durch das Ozonloch, durch die Zunahme von Tsunamis, durch Flutkatastrophen, ausgelöst durch das Schmelzen des Eises an den Polen …, durch die Unsicherheit von Atomkraftwerken“. Andere behaupten: „Es gehen nur die «Strukturen» unter, ungerechte Systeme, wie das herkömmliche Bankwesen, ungerechte Staatsformen und einseitig orientierte Wirtschaftszweige“.

Wieder andere vertreten eher Erlösungstheorien, wie z.B.: „Die Welt wird durch Licht erlöst, Christus kommt bald auf die Erde.“

Die Vorhersagen des Maja-Kalenders werden mittlerweile nun doch noch weiter in die Zukunft verschoben!

Wobei mancher an den personifizierten Jesus glaubt, andere meinen zu wissen, es ginge um die Christus-Energie, die in jedem Menschen zwar angelegt sei, aber erst bis zum Jahre 2040 oder sonst irgendwann erwachen könne.

Wieder andere meinen, die Erde durch das Praktizieren alter traditioneller Methoden erlösen zu können, wie z. B. durch das Erlernen von Schamanentraditionen, von mittelalterlichem, teils verschüttetem Geheimwissen, von fernöstlichen Gesundheitspraktiken etc.

Einige behaupten, wir würden von Außerirdischen beobachtet. Und diejenigen, die ihr Herz, sprich ihre Gefühle, aufrichtig zeigen können, die werden gerettet und können dann mit den Außerirdischen und deren Raumschiffen die Erde verlassen und auf einem anderen Planeten weiterleben, während diejenigen, die gierig und ungerecht und nur nach ihrem Ego gelebt haben, auf der Erde umkommen müssen …

So mancher spricht von einer weltweiten Umweltvergiftung. Vor einigen Jahren strömten am Golf von Mexiko für mehrere Monate täglich 40 Millionen Tonnen Öl ins Meer. Und dann floss unablässig radioaktiv-verseuchtes Wasser in Fukushima in den Ozean, als die Kernschmelze eingetreten ist und nicht gestoppt werden konnte.

Für andere existieren auch noch sogenannte „Chemtrails“, die durch Flugzeuge verursacht werden. Sie entstehen durch das Verstreuen giftiger Chemikalien.

Hingegen glauben wiederum manche Menschen, dass durch positives Denken alles zu bewerkstelligen bzw. zu beeinflussen sei, auch die Gefahr der Radioaktivität. Wieder andere meinen zu wissen, dass Elektrosmog die Ursache für eine Zunahme an Immunerkrankungen sei, andere halten das für Schwachsinn und schwören auf die Elektronik, inklusive der Strahlungen von Handys, Smartphones und Co.

All diese Überzeugungen und Konzepte kann man im Internet lesen, als Spiegel dessen, was in den Köpfen der Menschen weltweit vorgeht.

Mir sagte einmal jemand, im Internet bleibe der Himmel hängen. Wie auch immer das gemeint sein mag, die vielen Informationen, besonders die auf digitalem Wege, haben Einfluss auf das morphogenetische Feld des Menschen und seine Seele, und die muss das alles verarbeiten und noch mehr …

Wie ich nun meine Irritationen erlebte und diese Dunkelheit entstand und wie wieder Licht ins Dunkel kam, darüber möchte ich berichten. Deshalb sitze ich hier, an einem großen Schreibtisch, mit dem Blick auf die alte Kastanie im Hof, und kann nun meine Geschichte aufschreiben.

Dabei steht nicht die Adam- und Eva-Geschichte im Vordergrund, aber vielleicht ist sie doch immer das Thema. Die Verführung, die Neugierde, die giftige Seite des Apfels bzw. der Erkenntnisse und der sogenannten Materie, die Trennung zwischen Mann und Frau, mehr als ihre Vereinigung – die Dualität. All dies ist immer noch aktuell.

Es kommt noch etwas Wichtiges dazu, worüber ich berichten möchte:

Das ist das Altwerden, das Altsein in einer Leistungsgesellschaft. Das spiegeln uns in der Regel die eigenen Eltern wider. Sie zeigen uns, wie es geht oder wie es nicht geht. Meine sehr alten Eltern sind dabei, sich irgendwie zu verabschieden von dieser Welt. Mein Vater, 92 Jahr alt, liegt seit einem guten halben Jahr im Sterben, und meine Mutter 89 Jahre alt, trauert. Beide befinden sich zwischen zwei Welten und empfinden die Heimatlosigkeit, die sie aus ihrem langen Leben her kennen, das Altsein und das Sterben der Jugend. Sie beten beide nun für ihre Ankunft in einer endgültigen Heimat …

Meine Geschichte fängt nun mit der ihren an, endet mit ihrer und geht gleichzeitig darüber hinaus.

Auch wenn es einen Anfang nicht gibt und auch kein Ende, da nach quantenphysikalischen Erkenntnissen alles gleichzeitig stattfindet, beginne ich am Anfang … oder mittendrin … oder sonst wo …

Die Lichtrebellin

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