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Im Café

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Ganz in der Nähe des letzten Schauplatzes sassen zwei Frauen, eine ältere und eine jüngere in einem Café. Sie sassen an einem kleinen runden Tisch nebeneinander, mit dem Rücken zur Wand und schauten aus dem Fenster auf die vorbeieilenden Passanten. In der Stadt war viel los, deshalb ging es in diesem Café zu und her wie in einem Taubenschlag.

„Hast du etwas in Aussicht?“, fragte die jüngere unvermittelt.

„Ja, heute habe ich Fühlung aufgenommen. Ganz junges Blut. Etwa in deinem Alter.“

„Ah, das tönt gut. Alleine?“

„Ich weiss es noch nicht. Muss noch recherchieren, passt aber sonst ganz gut. Ist voll auf den Köder abgefahren. Und du?“

„Ich bin nicht sicher.“

„Wieso nicht? So was merkt man doch gleich.“

„Ja schon, aber in diesem Falle hatte ich zu wenig Zeit. Ich hatte keine drei Minuten, um rauszufinden, ob’s passt oder nicht. Beim nächsten Mal werde ich mir mehr Zeit nehmen und dann auch gleich zuschlagen. Ich muss nur noch raus finden, wo er zusteigt.“

„Du musst dich beeilen. Bald ist die kalte Jahreszeit vorbei, dann haben wir mehr Mühe, geeignetes Material zu finden. Wir wollen ja nicht zu sehr auffallen.“

„Du hast Recht, es ist jetzt schon echt riskant geworden. Man könnte sich an uns erinnern, so auffällig wie wir angezogen sind“, sagte die Jüngere und schaute an sich runter.

Für die wärmer werdende Jahreszeit, waren die zwei Frauen schon ein bisschen overdressed.

Die ältere Dame trug einen sehr dicken, schwarzen und langen Rollkragenpullover aus aufgebürsteter Mohairwolle. Dazu trug sie schwarze Leggins aus Angorawolle und schwarze Stiefel. Auf der Stuhllehne hing ein langer, weisser Wollmantel. Ihre Haare waren mittellang und blond. Die Augen leuchtend grün.

Die jüngere Frau war ähnlich gekleidet. Nur waren ihre Wollsachen in weisser Wolle gehalten. Über die Lehne ihres Stuhles hatte sie einen dicken, schwarzen Poncho gelegt. Sie hatte schwarze, lange, lockige Haare und leuchtend grüne Augen.

Die beiden Frauen waren verwandt miteinander. Sie waren Mutter und Tochter und hiessen Kala und Leila. Kala war die Mutter.

„So müssen wir schauen, dass wir uns für den Sommer bis in den Winter rein, mit einer Produktionsstätte“, bei diesem Wort lachte Kala laut, „versorgen, damit wir nicht darben müssen.“

„Wie sieht denn dein Opfer aus?“, fragte Leila.

„Der Junge ist etwa 25 Jahre alt, hat schwarze, kurze Haare und blaue Augen. Er wird rund eins achtzig gross sein und ich bin mir fast sicher, er ist ledig. So wie der den Frauen nach schaut, sucht der immer was.“

„He, der sieht ähnlich aus, wie der, den ich im Visier habe.“

„Ja? Hoffentlich kommen wir uns nicht in die Quere. Bist du denn sicher, dass er den Anforderungen genügt?“

„Das weiss ich eben nicht genau, doch es sieht schon danach aus. Und deiner?“

„Der ganz bestimmt. Der war fast hin und weg, als er mit seinem Arm meinen Mantel berühren durfte. Er hat sogar leise gestöhnt und als ich ihn ansprach, war er ganz verlegen. Die Beule in der Hose war aber schon offensichtlich, auch sein Blick.“

„Da hast du ja Glück gehabt. Warum hast du ihn nicht gleich mitgenommen?“

„Du weißt doch, wo ich heute zuerst hin musste. Es ging nicht. Zudem waren zu viele Leute anwesend und er musste noch nicht raus. Es sah aber so aus, als ob er mir nachgehen wollte, hat es sich aber anders überlegt und sich in die Nähe eines jungen Mädchens gestellt, die einen schönen Cardigan aus Angorawolle trug. Nächstes Mal klappt’s dann gewiss. Dann werde ich mit ihm aussteigen. Dann habe ich leichteres Spiel.“

„Seinem Verhalten nach zu urteilen, hast du den Jackpot gezogen“, lächelte Leila ihre Mutter an.

„Jackpot ist gut“, lachte auch Kala. „Ich hätte fast einen Fehler bei ihm gemacht.“

„Du? Einen Fehler?“

„Ja, ich liess den Mantel ein wenig spielen. Zum Glück habe ich mich beherrscht, sonst wäre vielleicht der Teufel los gewesen.“

„Bist du verrückt? Du kannst doch nicht…und das in aller Öffentlichkeit. Wenn das rauskommt, sehen wir alt aus.“

„Wir sehen eh alt aus, wenn irgendwas rauskommt“, flüsterte Kala und schaute sich verstohlen im Café um. Doch keiner interessierte sich für die zwei Damen.

„Es ist auch sonst gefährlich. Du weißt wieso. Gerade du musst mehr aufpassen als ich“, warnte Leila ihre Mutter.

„Ja, ja, spiele nur immer aufs Alter an. Du wirst auch mal soweit sein.“

„Ja, aber bis dahin haben wir noch viel Zeit und viel Spass vor uns. Wir müssen nur das Richtige im richtigen Moment tun.“

„Du hast Recht. Lass uns nach Hause gehen und Vorbereitungen für Tag X vollenden. Ich möchte, dass es endlich los geht.“

„Es wird Zeit, dass es losgeht. Die Vorräte neigen sich dem Ende, nein, eigentlich sind sie zu Ende. Habe nur noch den absoluten Notvorrat. Und zu allem Überfluss wird es wärmer. Jetzt kommt die Sonne raus und schon wird es schlagartig heiss.“

Die beiden bezahlten ihre Rechnung und verliessen das Café in die gleissende Nachmittagssonne.

Eine verrückte Woche

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