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Das Lebenselixier

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Shala trat ins Wohnzimmer und schwenkte triumphierend ein kleines Behältnis aus Plastik und sagte: „So, Mama. Nun haben wir genug, um dir wieder auf die Beine zu helfen.“

„Wie hast du denn das geschafft?“

„Ach, das war relativ einfach. Ich erzähle es dir gleich. Zuerst mache ich noch einen Trank, der für mehrere Tag reichen wird. So wie du aussiehst, hast du dich schon ein bisschen erholt.“

„Ja, meine liebe, liebe Shala“, sagte Shalas Mutter fröhlich. „Mir geht es schon wieder viel besser. Das habe ich nur dir zu verdanken.“

Lani, so hiess Shalas Mutter, sah wirklich sehr viel besser aus, als noch vor ein paar Stunden. Ihre Haare waren von grau ins braun gewechselt. Ihre Figur war kräftiger geworden, ihre Haut straffer und ihre Stimme fester. Sie blickte dankbar aus ihren himmelblauen Augen auf ihre Tochter und sagte: „Bis ich wieder ganz auf dem Damm bin, werde ich dir wohl noch ein wenig zur Last fallen müssen, aber ich danke dir, dass du mir hilfst. Es gibt genug von uns, die nur noch auf sich schauen und selbst die Verwandtschaft ihrem Schicksal überlassen.“

„Ach komm schon. Das ist doch selbstverständlich“, wehrte Shala ab. „Ich kann mir das nicht vorstellen, dass man seine Mama einfach so sterben lassen könnte. – Also, ich bin gleich zurück, “ sagte sie noch und drehte sich auf dem Absatz um und verliess den Raum.

Shala ging in die Küche, wo ein funktionstüchtiges Labor gleich rechts neben der Türe stand.

Sie leerte den Inhalt des Plastikbehältnisses in einen Erlenmeyerkolben und füllte eine blaue Flüssigkeit dazu. Sie schüttelte das zusammen, so dass eine zähflüssige, blaue Flüssigkeit entstand. Sie fügte noch ein paar Pülverchen hinzu, welche sie aus einer Schublade, gleich unter dem Labor entnahm. Mit der Mikrowaage wurden die Anteile gewogen und in den Kolben gegeben. Sie schüttelte alles wieder und fügte nochmals eine Flüssigkeit hinzu. Nun wurde das Ganze auf einer Gasflamme erwärmt, bis blauer Rauch aus dem Kolben entwich. Shala kühlte das Behältnis ab. Nun war der Meyerkolben mit einer dunkelblauen, fast klaren Flüssigkeit gefüllt. Sie füllte alles in kleine Kyro-Röhrchen. Anschliessend beschriftete sie kleine Etiketten mit dem Datum der Herstellung und klebte sie auf die Röhrchen, welche sie dann, ausser einem, in den Kühlschrank in eine Arbeitsstation stellte, in welcher 40 Röhrchen Platz gehabt hätten.

„Zehn Röhrchen konnte ich herstellen“, dachte Shala. „Schön, dass es so viele wurden. Bald werden es wieder viel mehr sein, dafür werde ich und später auch meine Mutter sorgen.“

Shala ging in ihr Zimmer und zog sich um. Sie zog sich nackt aus und schlüpfte in ein bodenlanges, weites Kleid aus blauer Lopiwolle. Das Kleid hatte einen langen, sehr eng anliegenden Rollkragen und Trompetenärmel. Bis runter zu den Hüften schmiegte sich das Kleid eng an den Körper an und fiel dann über die Hüften bis zum Boden

Shala liebte es, wenn die kratzige Wolle über ihre Brustwarzen streifte. Sanft streichelte sie über ihre von Wolle bedeckten ihre schönen, runden, harten und grossen Brustwarzen. Sofort standen sie auf und drückten gegen die Wolle. Nun liebkoste sie ihre Brüste weiter. Schon begann sie im Schritt feuchter zu werden. Da stoppte sie, lächelte und dachte: „Alles zu seiner Zeit. Du hast ja heute und gestern schon genug bekommen.“

Shala stieg in ein paar Pantoffeln, welche, man glaubt es kaum, mit der gleichen Wolle überzogen waren, wie ihr langes Kleid gefertigt war. Dann ging sie zurück in die Küche und nahm das Röhrchen, welches sie nicht im Kühlschrank deponiert hatte und leerte den Inhalt in ein Trinkglas und füllte letzteres bis zur Hälfte mit kaltem Wasser.

„So, Mama, hier bringe ich dir Nachschub. Nun wird es dir sehr schnell wieder besser gehen“, sagte Shala fröhlich, als sie ihrer Mutter das Glas brachte.

Diese leerte es in einem Zug und bat dann ihre Tochter, neben ihr auf dem Sofa Platz zu nehmen.

„Ein schönes Kleid hast du an. Sicher selbst gemacht, nicht?“

„Ja, Mama. Selbst gemacht. Auch die Wolle selbst gesponnen. Ich kaufe die Rohwolle ein und spinne sie dann, wie zu Urzeiten, selbst. So wie die Prinzessin im Rumpelstilzchen.“ Shala lachte und ihre Mutter mit.

„So, nun erzähle mal, wie du zu unserem Lebenselixier gekommen bist“, forderte Lani Shala auf.

„Also gut, du wirst ja eh keine Ruhe geben, bis du es weißt“, begann Shala. „Ich war schon länger auf der Suche nach einem neuen ‚Spender’“, schmunzelte sie. „aber irgendwie bin ich nicht mehr fündig geworden. Mein letzter hat sich leider ins Ausland abgesetzt, so dass ich langsam dringend auf Nachschub angewiesen war. Ich streifte durch die Strassen, die Altstadt, die einschlägigen Läden und Boutiquen, wurde aber einfach nicht fündig.“

„Ja, ich kenne das“, warf Lani ein. „Da liest man immer, auf den einschlägigen Seiten im Internet, dass es ihrer so viele gäbe. Aber wenn man dann einen braucht, ist keiner zu finden.“

„Eben“, nickte Shala. „Aber, wie es so ist, kommt plötzlich der Zufall zu Hilfe. Wie du ja weißt, arbeite ich an verschiedenen Orten. Das hat den Vorteil, dass ich erstens meine Arbeitszeit selbst einteilen kann, zweitens nicht auf einen einzigen Arbeitgeber angewiesen bin und drittens ich so auch mehr Leute kennen lernen kann.“

Während sie so erzählte, war sie aufgestanden und hatte ihrer Mutter und sich ein Glas Wein eingeschenkt.

„Eines Tages“, fuhr sie fort, „sah ich einen jungen Mann, der mir gefiel und dem auch ich zu gefallen schien. Immer, wenn wir in der Kaffeepause sassen, kam er vorbei und beobachtete mich verstohlen. Ich tat, als ob ich ihn nicht bemerkte. Manchmal blieb er kurz stehen und wechselte ein paar Worte mit seiner Bürokollegin. Ich bemerkte, dass er mich immer aus den Augenwinkeln genau musterte.“

„Denkst du nicht, dass du ihm einfach so gefallen hast?“, fragte Lani. „Was hatte er für Kleider an?“

„Warte doch“, sagte Shala, die nicht gerne unterbrochen wird. „Das hat mich anfangs auch stutzig gemacht. Er trug immer ganz normale Kleider. Ich hingegen wechselte nun jeden Tag und trug manchmal extra dicke Pullover aus Mohair oder Angora. Wenn ich einen solchen Pullover trug, konnte man die Uhr nach ihm stellen. Er stand dann immer etwa fünf Minuten nach Beginn der Kaffeepause auf der Matte. Einmal trug ich, zum Testen, nur ein T-Shirt und einmal nur eine Bluse. Da kam er nicht. Ich fragte seine Bürokollegin, eine übrigens sehr attraktive, schwarze Frau, von der ich dir noch mehr erzählen muss, davon aber später…äh…eben die fragte ich, ob denn ihr Kollege nicht da sei. Sie sagte, doch, doch, der sässe im Büro am Arbeiten.“

Shala machte eine Pause und trank einen Schluck Wein.

„Mmh, der ist wirklich fein, habe ich letzthin entdeckt. Schmeckt er dir auch?“, fragte sie ihre Mutter.

„Doch ja…ist gut. Aber, mach jetzt weiter. Was war dann? Wie sieht er aus?“, fragte Lani neugierig und hing gespannt an den Lippen ihrer Tochter.

„Er sieht gut aus, sehr gut. Er ist etwa 180 cm gross. Dürfte für mich ein bisschen mehr sein. Die Haare sind schwarz, die Augen blau. Er hat breite Schultern und schmale Hüften und ein hübsches Lächeln.“ Shala schaute ganz verträumt irgendwo hin im Zimmer und fuhr fort:

„Ich wollte ihn näher kennen lernen. Aber der Kerl war und ist richtig scheu. Gestern, ich fuhr soeben die Auffahrt zum Parkplatz hoch, da sah ich ihn aufs Haus zukommen. Ich beeilte mich, um ihn abzufangen. Ich hoffte, ich könnte mit ihm im Lift nach oben fahren. Da wollte ich ihn ansprechen. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.“

Shala seufzte und trank einen Schluck Wein.

„Nun mach’s aber nicht so spannend“, rief ihre Mutter ungeduldig.

„Ich erreichte den Fahrstuhl, drückte den Knopf und schon öffnete sich die Tür. Ben, so heisst der junge Mann, stand tatsächlich drin. Er war freudig überrascht, mich zu sehen, das sah ich ihm gleich an. Im selben Augenblick kommen aber noch mehr Leute in den Fahrstuhl rein. Sie unterhalten sich und treten einfach, ohne auf mich gross zu achten, rein. Einer schubst mich leicht. Ich packe die Gelegenheit beim Schopf und lasse mich fallen. So, wie ich dachte, fängt mich Ben auf. Und schon lag ich in seinen Armen.“

„Das hast du ja raffiniert gemacht“, freute sich Lani. „Aber, wie geht es weiter?“

„Ich entschuldigte mich, ganz das unschuldige Mädchen raushängend bei ihm. Er tat ganz cool und meinte, er liebe solche Überfälle. Ich hatte bemerkt, wie er die Wolle meines langen Mantels angefasst hatte. Auch seine, fast möchte ich sagen, Stielaugen, mit denen er mein Outfit musterte, sind mir nicht entgangen. Glücklicherweise stiegen die Leute drei Stockwerke später aus.“

„Ah“, machte Lani, „nun konntest du alleine mit ihm sein.“

„Ja, dabei half er mir, ohne dass er es eigentlich wirklich wollte.“

„Wie das denn?“

Er murmelte was von wir sollten im Fahrstuhl stecken bleiben. Ich natürlich sofort zurück gefragt, ob ihm denn das gefallen würde. Er wurde verlegen, ich aber stoppte einfach den Fahrstuhl, und blockierte ihn mit einem Schlüssel.“

„Genial!“, rief Lani“, nun konntest du ihn verführen.“

„Worauf du dich verlassen konntest“, schmunzelte Shala verschmitzt. „Er fährt total auf Wolle ab. Es war ein Leichtes, ihn zu verführen.“

„Und er hat freiwillig mitgemacht? Ohne Druck?“

„Ja, nur am Anfang befahl ich ihm, er solle sich hinknien. Zuerst sah es aus, als ob er nicht wolle, doch ich sah ihn so dominierend an, dass er keinen Widerspruch mehr wagte.“

„Dann hast du ihn genötigt?“

„Nein, ganz und gar nicht. Es war nur der berühmte kleine Stoss, den es benötigt, um eine Lawine ins Rollen zu bringen. So wie der hingebungsvoll mitgemacht hat, kann von einem Zwang keine Rede sein. Oder hast du etwas am Trunk auszusetzen?“

„Nein, gar nicht. Ich bin schon erstaunt, wie schnell das gegangen ist.“

„Siehst du“, sagte Shala erfreut.

„Und hast du mit unserem Geheimnis gearbeitet?“

„Nein, wo denkst du hin. Das würde ich höchstens mal wagen, wenn ich absolut sicher bin. So aber war es auch unnötig.“

„Das ist gut. Sonst wirkt der Trank auch nicht so lange und nicht so gut. Es ist ein Teufelskreis“, seufzte Lani.

„Ja, leider. Du hast es ja selbst erfahren“, bestätigte Shala.

Eine verrückte Woche

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