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Die Verlobten

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Man bemerkte schon, woher Isabella stammte. Die Bilder an der Wand zeigten spanische Landschaften, die Vasen gefüllt mit den verschiedensten Blumen. Vorhänge und Decken zeigten den erlesenen Geschmack der Bewohnerin, des exzellent eingerichteten Gemachs, einer Prinzessin würdig. Das Isabella von hoher Geburt ist, ahnte Karl nicht. Er schaute in die tiefbraunen Augen, die nicht mehr die Traurigkeit hatten, wie vor Kurzem erst. Im Gegenteil, dass Feuer in den Augen war zurückgekehrt. Die Unterwürfigkeit, die sie gegenüber der Kunigunde von Österreich an den Tag gelegt hat, war dem Stolz gewichen, der spanischen Frauen innewohnt. Der Tag war schon angebrochen, die Sonne am Aufgehen.

Die beiden Zwangsverlobten saßen, den Rücken zugewandt, fast eine halbe Stunde auf dem großen Himmelbett, dass das Zimmer dominierte. Kein Wort viel. Da stürzte Zofe Erika herein. Ohne Klopfen ohne rufen.

„Bekleidung ausziehen, sofort!“

Als sich keiner der Beiden rührte, sprang sie zu Karl. „Schnell, schnell, Kammerdiener Julius will das Frühstück bringen! Zieht bitte die Oberbekleidung aus! Los, los, legt Hemd und Jacke ab!“

Schnell huschte sie um das Bett herum und zog Isabella, trotz allen sträuben, das Kleid, dass sie trug, vom Leib. Dabei zog sie, da Isabella in keinster Weise ihr half, sondern immer wieder gegen hielt, auch noch das Hemd mit aus, so dass Isabella obenrum nackt war.

Die Kleidung warf Erika mit einem Schwung quer durch das Zimmer. Mit einem kräftigen Schwung verfrachtete sie Isabella in das Bett.

„Auf den Rücken!“ fauchte sie so wütend, dass Isabella sich wie gefordert legte. Die Decke aber, zog sie sich fast bis über die Ohren!

„Geht Ihr Zuhause auch mit Schuhen ins Bett?“ schimpfte sie Karl an. „Los das Hemd aus!“ Auch Karls Hemd landete mitten im Zimmer. „Rein in das Bett! Auf die Frau legen los, los!“ Erika hat Isabella die Bettdecke entrissen. Isabella versuchte schnell mit Händen und Armen ihre Brüste zu verdecken. Karl, der von solchen Ansichten vollkommen ratlos, bekam einen kräftigen Stoß und landete auf Isabella. Die Bettdecke flog hinterher.

Im Augenblick tönte Julius Stimme:

„Frühstück, Madame wie gewünscht warme Mi…!“ erst da sah er, dass zwei Köpfe auf dem Kissen lagen. Isabella die nun Blickkontakt mit Julius hatte, versuchte verzweifelt unter der Bettdecke zu verschwinden. Dabei gab sie die Brustabdeckung auf und zog die Decke über die beiden Sünder. Sünder, dass dachte Julius sofort. Er machte auf dem Absatz kehrt und ohne einen Laut von sich zu geben, verschwand er.

*

Erika kam unter dem Bett hervorgekrochen, unter das sie geflüchtet war. Karl lag auf Isabella. Nackter Oberkörper auf nackten Oberkörper. Isabella lag stocksteif da. Augen zu. Mit einem Schwung, jedoch einen Blick auf Isabellas makellosen Körper, konnte er sich nicht verkneifen, stieg Karl aus dem Bett. Erika eilte herbei und bedeckte Isabella.

Erika meinte:

„Ich glaube der hat es gefressen, bestimmt eilt der Lump zu seinem Herrn.“

Karl darauf, zu Isabella gewandt:

„Ich danke Euch, so bin ich aus der Schusslinie. Ohne Eure Hilfe, hätten wir das wohl nicht so hingekriegt! Ich werde gleich Ofterdingen aufsuchen.“ „Jetzt wird erst mal gefrühstückt!“ meldete sich Isabella:

„Erika du besorgst etwas zum Speisen... Anziehen kann ich mich allein. Ihr mein lieber Verlobter, schaut bitte aus dem Fenster. Teilt mir mit, was Ihr seht!“ Karl bemerkte wohl den Unterton in ihrer Stimme.

Zu sich sagte er: ‚Die traut dir immer noch nicht, aus dem Fenster schauen und sagen was man sieht? Nicht dumm, da würde sie jede Bewegung mitkriegen.‘ Ohne ein Wort trat er an das Fenster.

Während der Ausbildung, im niederen und mittleren Adel, nimmt der Minnesang eine bedeutende Stelle ein. Er schloss die Augen, konzentrierte sich auf dir Worte, die in ihm waren, die raus wollten, das ist wahre Minne! Und die Worte flossen ohne sein zu tun, zu einer recht alten Melodie.

Oh du mein Liebchen fein

Wie gern würde ich bei dir sein.

Ist auch der weg sehr weit,

schwer ist das Herzeleid.

Du bist so fern.

Ich habe dich gern!

Wenn auch du mich liebst,

dein Herz mir gibst,

schick mir ein Kuss,

als einen Gruß!

Oh du mein Liebchen fein…

Karl sang die Strophe drei Mal und drehte sich dann um, da er dachte, dass Isabella wohl mit dem Ankleiden fertig ist. Aber Isabella hatte nur das Hemd an und hockte, andächtig lauschend, auf dem roten Hocker. Ihr Kleid hielt sie sich rasch vor die Brust, als sie bemerkte das Karl geendet hatte.

„Habt Ihr eine schöne Stimme, seit langer Zeit endlich mal eine Freude für mein Herz…!“ weiter kam sie nicht denn Erika trat ein.

„Der Julius ist davongeeilt, ich musste mir das Lachen verkneifen!“ jubelte Erika

Erst jetzt fiel Karl die frappierende Ähnlichkeit von Isabella und Erika auf. Rundheraus fragte er Isabella: „Erika sieht aus wie Eure Schwester, Erika passt überhaupt nicht zu ihr!“

„Dreht Euch um, Ihr Lüstling!“ scherzte Erika und half Isabella ins Kleid.

Ein großes Tablett, mit verschiedensten Speisen, hat sie auf das kleine Tischchen abgestellt.

„So jetzt wird gegessen!“ ließ sich Isabella hören. Geschwind hat Erika das kleine Tischchen gedeckt, zu Karls Verwunderung für drei Personen. Natürlich hat Isabella Karls erstaunten Blick bemerkt:

„Nun gut, Ihr sollt wissen, Erika ist mehr eine Schwester als eine Zofe. Erika den Namen hat Kunigunde von Österreich ihr verpasst, da Eldora von Orada, ihr richtiger Name, angeblich ein Pferdename ist und ihre Tugenden nicht unterstreicht, Fleiß und Pünktlichkeit!“

„Oh, entschuldigt, natürlich ist es mir eine Ehre mit zwei so hübschen Damen zu speisen!“ rettete Karl die Situation.

„Man müsste ihn auf die Probe stellen!“ meinte Isabella, winkte Erika, oder besser Eldora heran und flüsterte ihr etwas in das Ohr.

„Ihr schaut bitte noch einmal aus dem Fenster!“ bat Isabella. Karl trat also wieder vor das Fenster, hörte aber deutlich das rascheln von Kleidern. Als er sich, nach Aufforderung, umdrehte bemerkte er nicht sofort den Kleidertausch, so ähnlich waren sich die beiden Frauen. Als aber die Frau im Zofen Gewand fragte, ob sie sich jetzt zum Speisen setzen wollten, bemerkte er sofort, das ist ja Isabella!

„Mich täuscht Ihr nicht, Isabella! Aber Euch steht jede Gewandung!“ rief Karl fröhlich. „Na, dann werden wir speisen!“ sprach Eldora.

„Und ich bediene die Herrschaften!“ lachte Isabella.

„In solcher Gesellschaft schmeckt es mir gleich nochmal so gut.“ sagte Karl und langte tüchtig zu. Die angenehme Ruhe die nun einzog, jeder der Anwesenden war beschäftigt den Hunger zu stillen, wurde durch heftiges Klopfen unterbrochen.

Eldora eilte zur Tür und öffnete diese einen Spalt. Man hörte eine Männerstimme fragen:

„Ist der Herr Karl von Wechsungen anwesend? Der Herr Marschall verlangt nach Ihm!“

„Ich gebe Bescheid, werde das Anliegen weiterreichen, sobald ich den Herren Karl sehe!“ sagte Eldora bevor sie die Tür wieder schloss.

Karl war aufgesprungen um den Salon zu verlassen. „Ihr wollt doch Eure Verlobte jetzt nicht allein das Frühstück beenden lassen, was sind denn das für Manieren?!“ herrschte Eldora Karl an.

Der setzte sich, verdattert, natürlich sofort wieder. „Einen Augenblick werde ich mich entfernen, auf dass ihr beiden Turteltauben, euch verabschieden könnt.“ lachte Eldora und verließ, die beiden frisch Verlobten mit offenen Mündern dasitzend, das Zimmer. Isabella hatte sich zuerst gefangen und wetterte los: „Hier sind keine Turteltauben! Was nimmst du dir raus! Soll ich dich auspeitschen lassen!“ Karl sah entsetzt, da kommt die feurige Spanierin durch. Eldora aber steckte ihr hübsches Köpfchen durch den Türspalt und sagte mit einem fetten Grinsen:

„Gern, aber nur wenn Ihr, Hoheit, das Auspeitschen persönlich übernehmt!“ Isabella zog einen Schuh aus und mit einem Lacher warf sie ihn in Richtung Tür: „Hau ja ab, wir wollen uns jetzt küssen!“ Schnell wurde die Tür geschlossen.

Karl blickte Isabella fragend an.

„Ich hoffe mein Herr,“ sprach Isabella plötzlich auffallend kühl, „Ihr seid ein Kavalier, es wird…“

Karl stand auf und ehe Isabella weiter reden konnte griff Karl ihre Hand, drückte einen dicken Kuss drauf und sagte mit freundlicher Stimme:

„Mein Herz gehört Euch! Ab sofort immer und ewig!“ machte eine formvollendete Verbeugung, drehte sich um und Schritt in Richtung Tür. Kurz davor, Isabella war aufgesprungen und ihm nachgelaufen, spürte er ihre Hand auf seiner Schulter.

„Bitte, bitte seht Euch vor!“ hörte er sie sagen, fast hauchen. Er wollte sie umfassen aber sie wich zurück und ließ dabei ein Tüchlein fallen. Karl bückte sich, hob es auf. Isabella drehte sich um und ging wieder zum kleinen Tisch, dadurch konnte Karl nicht die Träne sehen, die über ihre Wange lief.

*

Des Kaisers Inquisitor

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