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Eine neue Zofe

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Es dauerte nicht lange und Fähnrich Runge brachte die Gewünschte herein. Diese machte einen tiefen Knicks. Karl sah sie an und fand, es hätte eine Schwester von Eldora sein können. Dass, dieses Isabella nicht aufgefallen ist?

Ofterdingen aber polterte los:

„Wie heißt du, wer hat dich geschickt? Komm rede schon oder müssen wir erst nachhelfen!“

Isabella sprang plötzlich auf, blickte das Mädchen an, als ob sie sie schon einmal gesehen hätte:

„Jetzt, da sie im Licht steht, glaub ich zu wissen wer sie ist!“ Ging hin hob mit einer Hand den Kopf der Zofe hoch, den sie gesenkt hatte und sagte: „Como te es!“ „Conchita, por favor muy!“ war die Antwort der Zofe.”

„Conchita… etwa Orada?“ fragte Isabella nach. Doch Kunigunde dazwischen

„Fragt wer sie geschickt hat!“

Auf Isabellas Frage antwortete Conchita:

„Rey Ludwig me ha enviado!“

Ganz entsetzt fragte Isabella nach:

„Was für ein Ludwig?“

Die Frage hat die Zofe auch ohne Übersetzung verstanden und sprach deutlich:

„Ludwig der XI de Francia!“

Das haute Isabella fast um. Auch Kunigunde blieb der Mund fast vor Schreck offenstehen.

Kunigunde fragte: „Wie kommen wir zu der Ehre?“

Ohne auf Isabellas Übersetzung zu warten, antwortete Conchita:

„Ich verstehe alles, nur sprechen fällt mir, in euerer Sprache, schwer!“

Conchita knixte und sagte dann weiter:

„Will versuchen sprechen, Papa war Deutsch, ich aber immer mit Mama geredet!“

„Na gut!“ mischte sich Karl nun ein: „Der König von Frankreich schickt Isabella de la Ribera eine Zofe! Wie kommt er dazu, woher weiß er, dass Isabella eine neue Zofe braucht? Merkwürdig!“ Er sah hinüber zu Isabella, aber die war schreckensbleich. „Es hilft wohl nichts, wir müssen dem Inquisitor die ganze Wahrheit eröffnen, darf ich Isabella?“

Ofterdingen in seiner polternden Art:

„Was für eine Wahrheit?“

„Nicht für Euch, mein lieber Ofterdingen, Ihr und alle anderen warten bitte draußen, Isabella möchtet Ihr zugegen sein?“

„Majestät, ich bitte Euch entlasst mich nach draußen, dort will ich auf das Urteil des Inquisitors harren!“

sagte Isabella mit gesenktem Haupt.

„Dann lasst uns allein!“ sprach Kunigunde und alle außer Karl verließen den Raum.

*

Als sie allein mit Karl war, ging sie zu einem Bild des Kaisers, dass an der Wand hing. Zu Karls erstaunen, konnte sie das Bild, wie eine Buchseite, aufklappen. Dahinter, versteckt, eine kleine Tür, die aus massiven Eisen war. Einen Schlüssel, der an einer Kette hing, steckte Kunigunde in das im Türchen befindliche Schloss. Als sie die Tür geöffnet hat, konnte Karl sehen, dass zahlreiche Dokumente in dem Geheimversteck lagerten. Nach kurzem Suchen fand die Tochter des Kaisers das richtige Pergament, dass mit mehreren Siegeln versehen war.

„Lest selbst!“ sprach Kunigunde und drückte Karl ein Pergament, an das mehrere Siegel geheftet waren. Karl überflog das Dokument und erkannte zunächst nicht die Zusammenhänge. Nur Isabella de la Ribera und Anerkennung Bertrand de Aragon sprang ihm in das Auge.

Kunigunde klärte ihn auf.

„Als Dauphin von Frankreich, weilte Ludwig an Maximilians Hof, da er sich mit seinem Vater entzweit hatte. Maximilian gab so manches Fest. Isabella de la Ribera war uns als Hofdame, vom spanischen Hofe zur Unterweisung, geschickt. Süße fünfzehn Jahre alt. Kaum zehn Tage weilte sie hier, da gab der Herzog einen Ball, zu Ehren seiner frisch angetrauten Maria.

Die beiden waren ja so verliebt und da blieben die guten Sitten, manchmal auf der Strecke. Es wurde in aller Öffentlichkeit geherzt und geküsst. So mancher Ball endete als rauschende Orgie. Ach!“ seufzte Kunigunde: „Damals traf ich meinen lieben Matthias, der war jedenfalls treu und keusch! Ich hatte schon beobachtet, dass der Dauphin ein Auge auf Isabella geworfen hat, dachte mir aber nichts weiter, da die Isabella fast noch ein Kind war. Als mich Matthias in meine Gemächer brachte und sich verabschiedete, wie es sich geziemt, hörte ich ein Wimmern und Schnaufen auf dem hinteren Flur.

Ich ging vorsichtig hin und öffnete die Hintertür, um einen Blick hinaus zu werfen. Es bot sich ein fürchterlicher Anblick. Der Ludwig hatte eine Frau zu Boden geworfen, und tat ihr Gewalt an. Als er mich sah sprang er auf. Sein scheußliches Werk hatte er vollendet, sah mich mit irrem Blick an und verschwand umgehend, durch die Hintertür. Die Frau, die da wimmerte war Isabella. Ich wäre auch fast gestorben, denn man hat sie in meine Obhut gegeben und ich hatte versagt! Statt mich um mein Mündel zu kümmern, vergnügte ich mich mit Matthias!“

Kunigunde wischte eine Träne, mit dem Ärmel des Kleides, aus dem Gesicht.

„Ich half ihr auf und obwohl sie sich heftig wehrte, zog ich sie, wie sie war, in das Gemach meines Bruders. Seine Gemahlin war grade Abwesend. Ich habe ihm die Sache geschildert, und er? Er fängt an zu jubeln, großartig, vielleicht bekommt sie ein Kind, einen Dauphin! Da haben wir ihn in der Hand! Sofort ließ er Ludwig kommen und der musste, ob er wollte oder nicht, den Beischlaf bestätigen! Mehrere Dokumente wurden damals verfasst. Das Kind, was damals gezeugt wurde, ist auch von ihm anerkannt! Die ärmste Isabella musste ihr Kind, dass nach neun Monaten geboren wurde, an eine Amme abgeben, denn der Kaiser lässt dem Knaben eine königliche Ausbildung zu teil werden.

Niemand, außer ein paar Eingeweihten darf vom Aufenthaltsort des Knaben wissen. Nur einmal im Jahr darf Isabella ihr Kind sehen. Jetzt wo Ludwig König ist, will er davon nichts mehr wissen. Aber die Dokumente sind hieb und stichfest. Wie Ihr, Inquisitor, wisst, war Ludwig als König, voriges Jahr Gast des Kaisers, und was soll ich sagen, er hat oder wollte nicht, Isabella erkennen. Kaum zwei Schritte ist er an Isabella vorbei gegangen und keine Regung. Isabella sagte mir damals, sie hat seinen Blick gesucht, aber der Seine war leer. Und noch etwas hat sie mir gestanden. Im Gewand trug sie einen Dolch, aber als sie den leeren Blick sah, war ihr klar, dass er es nicht wert ist, dass sie sich und ihre Familie mit einer Mordtat in das Unglück stürzt.

Wie es zu der verruchten Tat kommen konnte hat mir Isabella nie gesagt. Nur das eine hat mir Isabella unter Tränen gestanden: Er ist doch ein Herr gewesen, was soll ich armes Ding da machen, man hat mich zum Gehorsam erzogen! Doch was soll die Zofe jetzt? Bei ihrer Ankunft hat sie meinen Bruder ein Schreiben übergeben, dessen Inhalt selbst mir unbekannt ist.

So, mein lieber Karl von Wechsungen, Inquisitor des Kaisers, wollt Ihr an der Verlobung festhalten?“ Karl starrte vor sich hin, was Kunigunde missdeutete. „Ihr müsst Euch nicht sofort erklären!“

Da fuhr Karl auf:

„Isabella, wenn es sein soll heirate ich sie auf der Stelle!“ Dann passierte, dass, was man nur hinter vorgehaltener Hand flüsterte, so ungewöhnlich war das!

Kunigunde von Österreich, Tochter des Kaisers, viel Karl um den Hals.

„Ihr seid ein Schatz, sie hat so einen, wie Ihr es seid, verdient! Ihr wisst, alles was Ihr heute erfahren habt, Stillschweigen gegenüber jedermann, nicht einmal Ofterdingen braucht davon zu wissen!“ Kunigunde verfrachtete die Urkunden wieder hinter die Eisentür, verschloss diese und das Bild wurde wieder geschlossen. Persönlich öffnete sie die Tür und bat alle herein.

*

Isabella sah man die Aufregung an. Nervös schwang sie ihren Fächer, obwohl es äußerst frisch, so früh am Morgen. Mütterlich fasste Kunigunde ihre Hand:

„Alles ist gut, alles Glück der Erde wünsch ich Euch! Nun zur Conchita. Isabella frag sie, wieso ist sie hier?“

Conchita führte nun aus:

„Mein Name ist Conchita Silva von Orada. Mein Haus, wir sind zwar von Adel, ist leider nicht sehr vermögend und wir sind den Herren von Avignon verpflichtet. Meine Schwester hieß…“

Conchita verbarg ihr Gesicht in ihren Händen,

„ist meine Eldora!“ nach einigen Schluchzern fuhr sie fort. „Ich wurde als Zofe an den Hof geschickt um der Margarete von Schottland der Ehefrau des Königs dienstbar zu sein. Beide Hoheiten sind der Jagd sehr zugetan. Wir folgten letzte Woche wieder einmal der Jagdgesellschaft, um in den Pausen das Gesinde anzuweisen und den Herrschaften dienstbar zu sein. Die Jagdgesellschaft näherte sich um Speise und Trank einzunehmen, da tauchte eine Trauergesellschaft auf, die kaiserliche Fahnen trugen. Der König ließ fragen, wer denn da begleitet wird.

Ich war zufällig zugegen als der Name Eldora von Orada fiel. Da war ich nicht mehr zu halten. Als ich mich offenbarte, dass dies meine Schwester ist, durfte ich von ihr Abschied nehmen. Die gesamten Umstände wurden, dem König, durch den Anführer der Trauerbegleitschaft kundgetan, der Name Isabella de la Ribera und Karl von Wechsungen fielen. Ich bat um eine Freistellung vom Dienst, um meine Schwester zur letzten Ruhe zu betten. Dies wurde mir verwehrt. Ich musste warten, bis den Hofmarschall mich zu sich rief.

Der König selbst wünscht, dass ich mich zum Herzog von Burgund begeben soll, um bei der Hofdame Isabella de la Ribera in den Dienst zu treten. Streng wies man mich an, Augen und Ohren soll ich offen halten um im geeigneten Augenblick Bericht zu geben, was ich niemals tun werde!“

Conchita kniete vor Isabella nieder und fragte:

„Liebste Herrin, in vielen Briefen hat meine liebe Schwester von eurer Großherzigkeit berichtet, bitte lasst mich euch dienen, leider habe ich auf dieser Welt nun niemand mehr, da meine Mutter, so wurde mir berichtet, den Tod meiner Schwester nicht überwinden konnte.“ Isabella hob Conchita hoch und sagte:

„Es liegt nicht in meiner Macht...“ aber als sie sah wie der Inquisitor mit dem Kopf nickte und freundlich lächelte, sagte sie weiter:

„wenn du treu mir dienen willst, so sei mir willkommen, spielst du aber falsch, wird Gott dich strafen!“

„Niemals, niemals“ rief Conchita und ehe Isabella sich versah, küsste sie ihre Hand und ging rückwärts sich verbeugend aus dem Raum.

Ofterdingen sagte brummelnd:

„Hoffentlich haben wir und da nicht eine Laus in den Pelz gesetzt! Übermorgen reisen wir nach Garz. Es ist noch viel zu tun. Herr Inquisitor ich muss Euch nun informieren. Bei den Damen möchte ich uns empfehlen, also dann gute Reise!“

*

Als die Damen den Raum verlassen erklärte Ofterdingen: „Habe leider nur achtzig Landsknechte unter Vertrag nehmen können, aber für jeden einzelnen leg ich die Hand in das Feuer. Alle kenne ich persönlich, fremde, unbekannte Streiter, da habe ich lieber die Finger von gelassen. So mancher hat für ein paar Gulden schnell die Seite gewechselt!“

„Von dem Gerd von Runge, dem Fähnrich habe ich eine andere Meinung wie Ihr, der ist nicht faul, sondern besonnen. Ich täte ihn glatt zum Leutnant ernennen!“ schlug Karl vor. Ofterdingen darauf: „Es steht Euch zu, ernennt den Burschen, wir werden ihn im Auge behalten!“

*

Des Kaisers Inquisitor

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