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CMNF-Party

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Was CMNF bedeutet? Das musste ich selbst erst einmal nachschlagen. Clothed Male Naked Female. Eine Party, bei der alle Frauen nackt sind – und alle Männer bekleidet, vorzugsweise in Anzug oder besser noch in Frack.

Klingt cool, oder? Genau das dachte ich auch, als ich es das erste Mal im Internet las. Natürlich suchte ich weiter und fand – eine Party im Cuffs And Whips. Und dann klickte ich alles wieder weg. Ich und nackt vor fremden Männern? Niemals!

Ich bin keine zwanzig mehr. Sogar ein wenig über dreißig. Und da sieht eine Frau eben nicht mehr aus wie eine Zwanzigjährige. Ich treibe Sport und bin nicht unförmig, aber kein Model. Ein wenig Hüftspeck. Ein etwas zu großer Hintern. Die Haut nur außerhalb der Bikiniabdeckung gebräunt. Der Rest ist schon in Ordnung, finde ich. Meine Brüste sind schön, auch wenn sie nicht jedem gefallen, da sie ein wenig spitz zulaufen und die Nippel sich manchmal durch den BH bohren wollen, wenn sie sich aufstellen. Aber das hat weder mich noch meine Partner bisher gestört.

Partner. Da liegt des Pudels Kern. Ich habe nämlich keinen. Jedenfalls seit etwa einem Jahr nicht mehr. Zwei One-Night-Stands, mehr nicht, in den letzten zwölf Monaten. Oder sind es dreizehn? Ich möchte lieber nicht genau nachzählen. Mist!

Mein Problem – ein größeres als mein Hüftspeck – ist dabei vor allem meine Suche nach einem dominanten Partner. Das ist nicht einfach, und nachdem ich bei verschiedenen Chats, einschlägigen Seiten und Kontaktanzeigen sehr enttäuscht wurde, habe ich zumindest diesen Weg aufgegeben. Ich kann das nicht, mit einem Mann Kontakt aufnehmen, den ich nicht sehen kann, nicht riechen, nicht anfassen.

Ich brauche Blickkontakt, Gehör, Geruch. Seine Stimme, seine Mundbewegungen, das Timbre. Und noch viel mehr – ist er gepflegt? Wie sehen seine Haare aus, wie fühlen sie sich an? Hat er Bart oder ist er rasiert? Glatt, Dreitagebart, einfach nur Stoppeln? Das sind nur zwei Punkte von vielleicht zehn oder zwanzig oder auch hundert, wer weiß schon, wie viele man abcheckt in den ersten Minuten?

Das hat mich auf die Idee gebracht, es bei einem Club zu versuchen. Reiner SM – nein, danke. Ich will nicht nur Schmerzen, ich will mehr Drumherum. Also ein BDSM-Club. Dann die nächste Frage: Einfach so hingehen? Oder auf eine spezielle Party? Und genau da bin ich auf CMNF gestoßen. Es gibt auch das Gegenteil, aber das interessiert mich nicht. Da müssen die Männer den Frauen zur Verfügung stehen - nein, danke!

Für mich muss ein Mann der Boss sein. Er muss bestimmend sein, er muss mit mir spielen wollen, muss mich beherrschen. Er darf dafür auch zu besonderen Mitteln greifen, wenn es ihm gefällt. Ich träume davon, mich einem Mann ganz hinzugeben, mich ihm zu unterwerfen. Nicht nur im Schlafzimmer, auch sonst, wenn auch nicht als 24/7-Sklavin, sondern immer noch als Partnerin. Klingt schwierig? Ist es auch.

Aber was soll eine Frau tun? Ich will trotzdem nicht zuhause sitzen und warten, bis mein Prinz vorbei kommt, weil ich weiß, dass er eben nicht vorbeikommt. Selbst wenn ich einen Klempner brauche, kommt nicht ein Prinz, sondern eben nur ein Klempner; glatzköpfig, bierbäuchig, nach Zigaretten stinkend. Die logische Folge ist also, dass ich mich selbst auf die Suche nach dem Heiligen Gral begeben muss, und wenn es sein muss, dann eben nackt.

Ja, ich habe mich entschieden und endlich die Mail abgeschickt. Vielleicht werde ich ja abgelehnt! Hoffentlich! Oh Gott, ich bin so verrückt! Wie kann ich da hingehen? Mit meinem Körper?

Ja, ich bin auch exhibitionistisch veranlagt. Ich möchte angeschaut werden – zumindest in meinen Träumen. Nur: In meinen Träumen bin ich auch wunderschön und schlank und jung.

Egal wie die Antwort ausfällt, ich gehe ins Sonnenstudio, ein wenig Nachhilfe für diesen einen Punkt kann ja nie schaden. Einen Nacktbadeurlaub kann ich mir nicht leisten, schon gar nicht im März.

Ich kriege beinahe einen Herzinfarkt, als die Mail kommt. Ich soll ein Bild von mir schicken – ein Nacktfoto. Haha! Wer hätte das gedacht?

Ich ziehe das jetzt durch, sage ich mir immer wieder, während ich mich vor dem Spiegel im Flur in Positur werfe. Es braucht ungefähr zweitausend Bilder, bis ich eines habe, auf dem ich nicht blöd aussehe – dick aussehe – überhaupt nicht zu sehen bin wegen des grellen Blitzes – wie ein verschrecktes Kaninchen in die Kamera schaue – die Kamera besser zu sehen ist als ich – es nicht so aussieht, als müsste ich dringend mal. Was nur daran lag, dass es im Flur langsam kühl wurde und ich eben mal musste, aber vorher noch dieses verdammte Foto hinkriegen wollte!

Der Mauszeiger hängt stundenlang über dem Senden-Button, und vielleicht liegt es nur an der Müdigkeit, dass mein Finger den Knopf drückt und das Bild weggeschickt wird, zusammen mit diversen Angaben, die man außerdem von mir forderte. Beinahe hätte ich noch freiwillig meine Steuernummer eingefügt, so viele Fragen musste ich beantworten. Ist es das wirklich wert? Keine Ahnung. Woher soll ich das wissen?

Die Antwort kam nach einigen Tagen: Ich wurde angenommen! In drei Wochen ist es so weit. Genug Zeit, um die Anzahl der Stunden im Studio zu verdoppeln, ein, zwei Kilos oder wenigstens ein Pfund abzunehmen und die Bräune zu vertiefen. Meine Nippel wollen gar nicht mehr aufhören, steif dazustehen, darauf habe ich keinen Einfluss. Jeder, wirklich absolut jeder Gedanke kreist um diesen Abend. Dabei brauche ich mir zumindest keine Gedanken um mein Outfit zu machen. Was eine einzige große Lüge ist, denn natürlich sollen wir Frauen nicht ganz nackt sein – wir sollen Highheels tragen.

Also verbringe ich die Abende und die Samstage in Schuhgeschäften, und sonntags surfe ich nach möglicherweise passenden Schuhen. Es hilft mir, die Zeit zu vertreiben, wobei ich leider in mittlere Panik gerate, weil ich drei Tage vor dem Termin immer noch schuhlos bin. Wenn ich welche sehe, haben sie die falsche Farbe oder ich kann nicht drin laufen oder sie drücken oder …

Da sind sie. Im normalsten aller Schuhgeschäfte, an dem ich ungefähr hundert Mal vorbeigelaufen bin, in der Annahme, dort nie und nimmer etwas Passendes zu finden. Sie sind schwarz, klar, aber sie haben auch mit Strass besetzte Riemen um die Knöchel, die mit vielen kleinen Schnallen geschlossen werden. Sie wirken wie Fesseln. Oh Gott, ich muss sie einweihen. Mein Vibrator hilft mir dabei. Wenn mich der Anblick schon so anmacht, müssten Männer, die ja in mancher Beziehung etwas einfacher gestrickt sind – ich meine natürlich nur bei visuellen Reizen – ja beinahe kommen, wenn sie mich nur sehen.

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