Читать книгу Magic Maila - Marliese Arold - Страница 6

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Maila folgte ihrer Großmutter durch den Laden nach hinten. Es kam Maila vor, als hätte Luzians Besuch ihren Blick geschärft. Obwohl sie den Zauberladen jeden Tag sah, fielen ihr heute bestimmte Dinge auf: die wunderbaren Muster auf den fliegenden Teppichen, die zusammengerollt in den Schwerlastregalen lagen. Die lustigen Spardosen in Form von Einhörnern, die jedes Mal wieherten und ihr Horn glühen ließen, wenn eine Münze eingeworfen wurde. Die feinen Seidenschals, die vor Erkältung schützten. Die Trillerpfeifen, mit denen sich Vögel anlocken ließen …

»Es ist dringend nötig, dass ich einen neuen Kräuterlikör erfinde«, brummte Oma Luna vor sich hin, während sie die Kellertür aufsperrte und die Stufen hinabstieg. »Viele Kunden kommen nur wegen des magischen Likörs. Vielleicht kann der neue Likör unseren Laden retten!«

Maila verdrehte heimlich die Augen. Oma Luna und ihre Likörsorten! Ja, es stimmte, manche Leute kamen tatsächlich hauptsächlich deswegen. Es gab Liköre für schönere Träume. Liköre, damit sich jemand in einen verliebte. Liköre gegen schlechte Laune. Liköre, damit das Hexen besser klappte …

Maila war gespannt, was sich Oma Luna diesmal ausgedacht hatte. Es ging immer tiefer in den Keller hinab. Das Gebäude, in dem sich der kleine Zauberladen befand, war früher ein Turm gewesen. Einige Grundmauern standen immer noch, verstärkt mit wuchtigen Balken. Deswegen war der Keller tief und das Gebäude ziemlich hoch.

Im Erdgeschoss lag der Laden, im ersten Stock das Lager, im zweiten Stock wohnten Mailas Großeltern, im dritten Stock die Eltern. Der vierte Stock, das Dachgeschoss, gehörte Maila und ihrem Bruder Robin. Die einzelnen Stockwerke waren durch eine lange, lange Wendeltreppe miteinander verbunden. Nur in den Keller führte eine gerade Treppe hinab.

Allerlei Düfte schlugen Maila entgegen, während sie ihrer Großmutter nach unten folgte. Es roch nach Holunderblüten und Kamille, nach Nelken und Zimt. Außerdem gab es noch einige andere Gerüche, die Maila nicht zuordnen konnte. Manche lagen schwer in der Luft und verursachten in Mailas Kopf ein drückendes Gefühl. Andere fühlten sich so leicht und erfrischend an, dass Maila am liebsten in die Luft gesprungen wäre. Sie liebte dieses unterirdische Reich, über das ihre Großmutter herrschte. Die Wände, selbst im Treppenhaus, waren voller Regale, in denen Oma Luna ihre verschiedenen Zaubermarmeladen und -liköre aufbewahrte. Ihre selbst gekochten Brotaufstriche waren heiß begehrt, ebenso die Liköre, die in jedem Schluck etwas Magie enthielten.

»MacMagic verkauft zwar auch Liköre, aber die sind längst nicht so gut wie meine«, murmelte Oma Luna vor sich hin, während sie die letzten Stufen hinabstieg. »Wenn uns etwas retten kann, dann sind es Getränke, die auf bestimmte Kunden abgestimmt sind. Und die auch noch lecker schmecken.«

Maila hätte zu gerne einmal von diesen Wunderlikören gekostet, aber weil diese Alkohol enthielten, wurde es ihr immer wieder verboten. Gut, es gab auch ein paar alkoholfreie Liköre für Kinder, beispielsweise gegen Angst im Dunkeln oder gegen Gespenster unterm Bett. Maila hatte an den Flüssigkeiten genippt und fand sie quietschsüß. Ob sie wirkten, konnte sie nicht sagen, denn sie fürchtete sich nicht im Dunkeln, und Gespenster gab es in ihrem Zimmer zurzeit auch nicht.

»So, da wären wir«, sagte Oma Luna, als sie in dem Kellerraum angelangt waren, in dem sie ihre Liköre zusammenmischte. Es war ein niedriger Raum mit einer Gewölbedecke, von der jede Menge Kräuterbündel herabhingen. Auch hier gab es viele Regale aus groben Holzbrettern, auf denen sich unzählige Tiegel und Töpfe befanden. Eine große Saftpresse stand auf dem Boden. Maila wurde es fast schwindelig von den intensiven Gerüchen in diesem Raum.

»Was für einen Likör willst du denn machen?«, fragte sie neugierig.

Oma Luna warf ihr einen verschmitzten Blick zu. »Einen Likör fürs Jungbleiben! Was glaubst du, wie schnell sich der verkaufen wird! Ich habe kürzlich ein Rezept in einem uralten Hexenbuch entdeckt.« Sie deutete auf ein riesiges altes Buch, das in einem Regal lag. Der Ledereinband war schon ganz brüchig und das Papier vergilbt. Als Oma Luna das Buch aufschlug, sah Maila, dass manche Seiten von Mäusen angenagt worden waren.

Oma Luna blätterte so lange, bis sie das Rezept wiedergefunden hatte. Dann ging sie mit Feuereifer ans Werk. Maila half ihr, Äpfel klein zu schneiden, Orangen auszupressen und Pflaumen zu entkernen. Oma Luna gab alles in einen großen Kupferkessel, während sie Zaubersprüche rückwärts aufsagte. Maila durfte Zucker hinzuschütten, aber zuvor verband Oma Luna ihr die Augen, und Maila musste sich dreimal im Kreis drehen. Vorsichtig ließ Maila den Zucker aus der Tüte rieseln, trotzdem rief Oma Luna entsetzt: »Halt, das ist zu viel!«

Maila riss sich die Binde von den Augen. »Tut mir leid, aber ich habe nichts gesehen!«

»Nicht so schlimm«, beruhigte Oma Luna das Mädchen. »Wir geben eben noch etwas mehr Früchte hinzu.«

Wieder flogen etliche Obststücke in den Kessel. Anschließend gab Oma Luna acht verschiedene Gewürze dazu und sang laut:

»Chili, Nelken und Vanille,

Curcumin und Kardamom,

find ich auch noch ohne Brille,

hopsassa, das war’s fast schon!

Koriander und viel Zimt,

schwupps, damit die Mischung stimmt!

Und als Wichtigstes zum Schluss

kommt Muskat – nur eine Nuss!«

Maila sah ihrer Großmutter fasziniert zu und versuchte, sich den Reim zu merken. Dann war sie wieder an der Reihe. Sie durfte zwei Flaschen Rum in den Kessel gießen.

Während Maila behutsam die Flaschen in den Kessel leerte, begann die Großmutter mit einem langen Holzlöffel zu rühren und brummte:

»Lirum, larum, Morchelstiel,

blöder Kerl, du kannst nicht viel!«

Maila blickte entsetzt auf. Das war der falsche Spruch! Merkte Oma Luna denn nicht, was sie eben gesagt hatte? Offensichtlich war sie in Gedanken noch bei Luzian.

Jetzt fiel auch der Großmutter auf, dass sie nicht den richtigen Text aufgesagt hatte. Hastig versuchte sie, ihren Fehler wiedergutzumachen.

»Lirum, larum, Löffelstiel,

alte Hexen zaubern viel!«

Aber zu spät.

Im Kessel fing es an, unheilvoll zu brodeln. Maila starrte ängstlich hinein. Die Obststückchen schienen ein Eigenleben zu entwickeln und hüpften hin und her. Dabei stand der Kessel gar nicht auf dem Herd, sondern nur auf einem ganz normalen Tisch!

»Oje«, jammerte Oma Luna. »Das sieht gar nicht gut aus. Nein, nein, nein, ganz und gar nicht!«

Blaue Dampfschwaden stiegen aus dem Kessel. Maila wich ein Stück zurück. Ihr kam es so vor, als würden im Dampf bunte Sternchen glitzern. Das konnte doch gar nicht sein!

Der Kessel wackelte hin und her, wie von Zauberhand bewegt. Der Dampf glitzerte jetzt unerträglich, sodass Maila geblendet wurde und die Hand vor die Augen halten musste. Gleichzeitig ertönte ein lautes Rauschen und Zischen. Maila spürte, wie Oma Luna sie am Arm packte und auf den Boden drückte.

»Hinlegen! Schnell!«

Maila gehorchte. Keine Sekunde zu früh!

Das Rauschen schwoll zu unerträglicher Lautstärke an. Maila musste sich die Ohren zuhalten. Trotzdem hörte sie einen gewaltigen Knall, der Kessel explodierte. Alles, was darin gewesen war, flog durch die Luft. Obststückchen prasselten auf Maila und ihre Großmutter nieder. Maila musste husten. Der ganze Raum war voller Glitzerqualm, außerdem stank es unerträglich nach Rum.

Mühsam rappelte sich Oma Luna hoch und murmelte einen unverständlichen Zauberspruch, worauf sich die Dunstschwaden verzogen. Die Luft wurde wieder klar.

Auch Maila kam hoch und sah voller Entsetzen das Ausmaß der Zerstörung.

»Ach, du liebe Zeit!«, rief sie erschrocken.

Die Regale hingen schief, und zahlreiche Tiegel und Gefäße waren heruntergefallen. An den Wänden klebte das klein geschnippelte Obst. Der Kupferkessel war in sieben Teile zersprungen. Und das große Zauberbuch war einfach verschwunden. Nur die getrockneten Kräuter baumelten von der Decke, als wäre nichts geschehen.

»Hölle und Schwefel!«, schimpfte Oma Luna. »Da ist etwas gehörig schiefgegangen!«

Magic Maila

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