Читать книгу Magic Maila - Marliese Arold - Страница 8

Оглавление

Es kam, wie Mailas Papa es vorhergesehen hatte: Bereits am nächsten Nachmittag standen zwei Männer vom Magischen Kontrolldienst vor der Ladentür.

Maila kehrte gerade von der Schule heim. Sie sah, wie sich ihre Mutter in der Tür aufbaute und den Männern zunächst den Eintritt verwehrte.

»Ich möchte Ihre Ausweise sehen«, verlangte Alma. Ihre Stimme klang so streng, als würde sie Maila befehlen, endlich – aber dalli! – ihr Zimmer aufzuräumen.

Die Männer wechselten einen Blick, dann zückten sie ihre funkelnden Dienstmarken. Alma setzte ihre Brille auf und prüfte eingehend die Marken. Zum Schluss biss sie sogar hinein.

»Echtes Gold«, sagte sie dann tadelnd. »Was für eine Verschwendung für ein paar einfache Dienstmarken.«

»Dürfen wir jetzt eintreten?«, fragte einer der Männer höflich, nachdem sie ihnen die Dienstmarken zurückgegeben hatte.

»Meinetwegen«, antwortete Almas Mutter. »Sie kommen allerdings ziemlich ungelegen. Wir renovieren gerade. Ich nehme an, dass Sie keine Lust haben, uns dabei zur Hand zu gehen?«

Die Beamten lachten ein bisschen, dann schoben sie sich an Alma vorbei ins Ladeninnere. Auch Maila schlüpfte an ihrer Mutter vorbei, die genervt mit den Augen rollte und ihr stumm zu verstehen gab, sie solle sich schleunigst in ihr Zimmer verziehen.

Aber Maila war viel zu neugierig. Sie wollte wissen, was die Beamten zu sagen hatten. Anstatt sich zu verdrücken, lauschte sie hinter einer ausgehängten Tür.

»Sind Sie Frau Espenlaub?«, fragte der erste Mann.

Alma nickte. »Ich bin Alma Espenlaub«, sagte sie. »Es gibt noch eine andere Frau Espenlaub: Luna. Das ist meine Schwiegermutter, aber sie ist leider krank und liegt mit einem äußerst ansteckenden Ausschlag im Bett.«

Maila spitzte hinter ihrem Versteck hervor und bemerkte, wie sich die Beamten nervös anblickten. Sie musste die Hand auf ihren Mund legen, um nicht laut loszulachen.

»Sicher können Sie uns alles sagen, was wir wissen wollen«, meinte der erste Beamte nach einem kurzen Zögern.

»Nur zu«, sagte Alma munter. »Fragen Sie mir ruhig ein Loch in den Bauch. Ich wollte ohnehin abnehmen.«

Der zweite Beamte räusperte sich. »Gestern haben wir eine heftige magische Aktivität in diesem Stadtteil wahrgenommen. Der magische Detektor hat uns zu dieser Adresse geführt. Können Sie uns sagen, was gestern bei Ihnen los gewesen ist?«

Alma seufzte. »Wir haben den Geburtstag meines Mannes gefeiert, und da sind einige Gäste leider ein bisschen ausgetickt. Zu viel Waldhexenbier! Ich habe gleich gesagt, dass das Wettzaubern keine gute Idee ist, aber die Männer wollten sich unbedingt miteinander messen. Es tut mir leid, wenn wir dadurch unangenehm aufgefallen sind. Es wird nicht wieder vorkommen.«

Der erste Beamte holte einen Notizblock hervor und kritzelte etwas darauf.

»Haben Sie etwas dagegen, wenn wir uns trotzdem noch ein wenig umschauen?«, fragte der Mann dann.

»Natürlich habe ich etwas dagegen«, sagte Alma. »Unser Laden Wünsch dir was ist normalerweise ein schmuckes kleines Geschäft. Aber jetzt sieht es hier aus wie in einem – Entschuldigung – Schweinestall! Was für einen Eindruck müssen Sie von uns bekommen! Mir wäre es wirklich lieber, wenn Sie in zwei Wochen wiederkommen würden.«

»Sie verstehen vielleicht auch, dass wir nur unserer Pflicht nachgehen«, sagte der zweite Beamte. »Und das Durcheinander hier stört uns keineswegs. Bitte treten Sie kurz zur Seite, Frau Espenlaub!« Er zog ein kleines Gerät aus der Tasche, das so laut zu ticken begann wie eine verrückt gewordene Taschenuhr. »Hm … äußerst starke magische Verschmutzung …«

Maila hatte plötzlich eine Eingebung. »Mama!«, rief sie hinter der Tür hervor. »Oma kommt die Treppe runter, obwohl sie doch in ihrem Zimmer bleiben soll. Wo ist mein Schutzanzug?«

»Der hängt in der Küche, Liebling!«, rief Alma geistesgegenwärtig zurück. »Zieh ihn schnell an, damit du dich nicht ansteckst. Grüne Eiterpickel braucht niemand!«

Maila verkniff sich das Grinsen und verzog sich nach hinten. Sie hörte noch, wie sich die Beamten mit »Wir kommen besser ein anderes Mal wieder!« verabschiedeten.

»Bingo!« Maila reckte triumphierend die Faust in die Luft.

Kurz darauf kam ihre Mutter zu ihr und umarmte sie fest.

»Maila, du bist ein tolles Mädchen!«, flüsterte sie in Mailas Karottenhaar. »Was hätte ich nur ohne dich gemacht?«

Seit feststand, dass Maila in die Menschenwelt reisen sollte, konnte das Hexenmädchen nicht mehr gut schlafen – teils vor Aufregung, teils vor Sorge, ob sie der Aufgabe überhaupt gewachsen war.

Tante Juna hatte noch nicht geantwortet, ob sie mit dem Plan einverstanden war. Das lag allerdings an der schlechten Verbindung zwischen der Hexen- und der Menschenwelt. Briefe mussten mit einem Wiesel auf den Weg geschickt werden, und das dauerte eben. Wiesel konnten genau wie Katzen ohne Probleme zwischen der Menschen- und der Hexenwelt hin und her wechseln. Katzen waren als Boten allerdings weniger gut geeignet. Bei ihnen bestand immer die Gefahr, dass sie unterwegs ihren Auftrag vergaßen, weil ihnen eine nette fremde Familie ein Schälchen Milch oder einen Teller mit Premium-Katzenfutter servierte. Um Wiesel dagegen kümmerte sich in der Regel niemand, im Gegenteil. Maila hatte gehört, dass Wiesel in der Menschenwelt gefürchtet waren, weil sie gern irgendwelche Bremsschläuche oder die Kabel von Solaranlagen durchnagten, obwohl dieses Zeug bestimmt nicht lecker schmeckte.

Mailas Eltern und Großeltern hatten inzwischen eine erschreckend lange Liste mit den verschwundenen Maglings erstellt. Das Schlimme war, dass sich die Katastrophe nicht nur auf den eigenen Laden beschränkte. Auch in der benachbarten Zoohandlung waren sechs weiße Zauberkaninchen, die sich unsichtbar machen konnten, verschwunden. Außerdem fehlten ein Einhornfohlen, zwei junge Phönixe und ein uraltes geflügeltes Pferd, das auf einer Weide hinter der Zoohandlung sein Gnadenbrot bekommen hatte. Zum Glück war Oma Luna mit der Ladeninhaberin seit vielen Jahren ganz dick befreundet, und Oma Luna hatte ihrer Freundin versichert, dass Maila alle magischen Tiere wieder einfangen und heil zurückbringen würde.

»Ob ich das wirklich kann?«, grübelte Maila, als sie wieder einmal schlaflos im Bett lag. Der Mond schien zu ihrem Dachfenster herein, und obwohl er so aussah, als hätte jemand ein dickes Stück von ihm abgebissen, schien er ihr vertrauensvoll zuzuzwinkern.

»Ach, Mond!« Maila seufzte. »Weißt du eigentlich, wie schwer ich es habe? Alles wird neu für mich sein! Ich werde auf eine andere Schule gehen müssen – und meine Freundinnen bleiben alle hier!« Sie seufzte noch einmal. »Und ob ich die verflixten Maglings überhaupt finde, weiß ich auch nicht!«

Es wäre ihr viel lieber gewesen, wenn sie nicht allein in die Menschenwelt hätte reisen müssen. Notfalls hätte sie sogar Robin mitgenommen, obwohl er so oft ekelhaft zu ihr war. Wenigstens kannte sie Tante Juna. Von all den Onkeln und Tanten war Juna Mailas Lieblingstante. Als Maila noch in den Kindergarten ging, hatte Tante Juna ihr schon Zaubertricks beigebracht, die eigentlich für Ältere gedacht waren. Juna war eine sehr talentierte Hexe – und Maila begriff nicht, warum sie einen Menschenmann geheiratet hatte. In einem ihrer Briefe hatte Juna geschrieben, dass sie Angst hätte, das Zaubern ganz zu verlernen, weil sie jetzt so wenig Gelegenheit dazu hätte. Alma hatte gemeint, dass Juna wohl aus Rücksicht auf ihren Ehemann auf das Hexen verzichtete.

»Das Zaubern aufgeben – aus Liebe?«, fragte Maila jetzt laut, obwohl niemand ihr zuhörte – außer dem Mond, dem es herzlich egal war. »Finde ich ziemlich blöd, ehrlich!«

In diesem Moment hörte sie, wie etwas wieselflink an der Hauswand hochkletterte. Maila setzte sich senkrecht im Bett auf und lauschte mit klopfendem Herzen. Jetzt vernahm sie das metallische Tappen von Tierpfoten auf der Regenrinne – klack, klack! –, dann lief etwas über die Dachziegel. Schließlich stoppten die Pfoten, und ein pelziges Gesicht mit grün leuchtenden Augen erschien vor dem Fenster.

Maila sprang auf, um das Fenster zu öffnen.

Das Wiesel schaute nur kurz ins Zimmer, dann ließ es eine Pappröhre fallen und verschwand ebenso schnell, wie es gekommen war.

»Danke!«, rief Maila dem Wiesel nach. Zu Postboten musste man nett sein. Mama und Oma hielten meistens ein paar Hackfleischbällchen bereit, wenn ein Wiesel erwartet wurde. Maila hätte ihm nur einen Kaugummi anbieten können, aber der wäre vermutlich nicht besonders gesund für das Wiesel gewesen.

Sie schloss das Fenster und bückte sich nach der Post. Es war eine leere Klopapierrolle, die mit Packpapier umwickelt war, auf dem die Adresse stand. Im Innern der Pappröhre befand sich ein zusammengerollter Brief von Tante Juna.

Liebe Maila, schrieb Tante Juna, ich freue mich sehr darüber, dass Du mich besuchen willst. Wir haben uns schon so lange nicht mehr gesehen! Bestimmt haben wir uns jede Menge zu erzählen!

Deine Mutter schreibt, dass es bei Euch zu Hause eine Art Unfall gegeben hat, weil Deine Oma beim Zaubern unvorsichtig war. Das musst Du mir natürlich genauer berichten, wenn Du da bist! Und angeblich sind auch einige Maglings versehentlich in die Menschenwelt geraten. Hm, das klingt übel! Aber ich helfe Dir natürlich die Ausreißer zu finden und zurückzubringen. Ehrenwort!

Allerdings müssen wir vorsichtig sein. Du weißt ja, dass ich Justus geheiratet habe, einen Menschenmann. Er weiß nicht, dass ich eine Hexe bin! Wahrscheinlich würde er vor Schreck ohnmächtig werden! Also – Du darfst ihm natürlich auch nichts verraten! Und wenn Du hier zur Schule gehst, ist es streng verboten zu hexen!

Du bist ja ein kluges Mädchen und sicher ganz vorsichtig!

Übrigens gibt es noch eine Überraschung: Ich bekomme ein Baby! Es dauert noch einige Monate, bis es geboren wird, aber Justus und ich freuen uns schon wahnsinnig auf unser Kleines!

Bestimmt bist Du eine ganz wundervolle Babysitterin, wenn das Baby erst einmal da ist. Denn eine Sache macht mir etwas Sorgen: Ob das Baby meine Hexenkräfte geerbt hat?

Ich erinnere mich noch gut daran, als Du ganz klein warst. Du lagst in deiner Wiege und hast Deinen Teddybären immer wieder in die Luft schweben lassen. Eine tolle Leistung für so eine winzige Hexe! Aber was, wenn mein Baby das auch macht?

Ich darf gar nicht daran denken!

Doch zusammen werden wir bestimmt alles hinkriegen!

Ich freue mich sehr auf Dich!

Wann kommst Du?

Eine dicke Umarmung und viele liebe Grüße

von Deiner Tante Juna

PS: Habe ich Dir schon erzählt, dass Justus der Schulleiter des hiesigen Gymnasiums ist? Er freut sich natürlich ebenfalls auf Dich. Wahrscheinlich wirst Du ja in seine Schule gehen!

Maila ließ den Brief sinken. Sie grinste. Ein Baby! Das war toll! Aber dass sie in der Menschenwelt nicht hexen sollte, war richtig, richtig doof. Klar, was Onkel Justus anging, da würde Maila äußert vorsichtig sein. Aber sonst? Ein bisschen Hexerei konnte das Leben doch viel einfacher machen …

Magic Maila

Подняться наверх