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Die Projektionen auf andere Menschen

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Ein weiterer Punkt, im Hinblick auf Verhaltensweisen im Umgang zwischen Menschen ist der: Ich projiziere mir meine Mitmenschen.

Beispiel: Ich kenne da jemanden, und ich frage mich: Warum ist dieser Mensch so offensichtlich, unglaublich unsympathisch, dass ich ihn so abgrundtief schrecklich finde, und trotzdem hat er eine Riesen- Anhängerschaft an Fans, die ihn bejubeln? (Ich nenne hier keine Namen.)

Sind seine Fans vielleicht genauso schrecklich? Nein.

Die Antwort lautet: Ich erschaffe ihn mir.

Der andere kann nichts dafür. Ich bin derjenige, der ihn so erschafft, dass ich ihn absolut nicht ausstehen kann. Sobald ich sein Bild sehe, stellen sich bei mir alle Nackenhaare auf. Sein Gesicht, seine Stimme, dein Blick. Es gibt überhaupt nichts, was ich an ihm mag.

Und im Gegenzug dazu sehe ich einen anderen Menschen, den halte ich für total toll. Seine Mundwinkel beim Lächeln, die Art, wie er einen Satz beendet, seine kleine Zahnlücke. Wie wunderbar ist es, einen solchen Menschen zu kennen, und sich vom Sonnenschein seines Lächelns beleuchten zu lassen?

Es ist genau, wie im vorherigen Kapitel beschrieben, die eigene Wahrheit: Nicht dieser Mensch ist es, den ich betrachte: Ich bin es, der sich selbst über ihn ansieht. Ich erschaffe ihn mir für mich. Er kann überhaupt nichts dafür und ein anderer hält ihn für genau das Gegenteil.

Ich trage ein Riesen-Paket an Konditionierungen mit mir herum, sehe einen Menschen und urteile sofort über ihn: „Liebe auf den ersten Blick.“

Ich erzählte zu Beginn die Geschichte von Gottes Spaziergang im Paradiesgarten. Der eine, der diese Geschichte unvoreingenommen liest, hält Gott für total menschlich und niedlich, väterlich und fürsorglich. Wunderbar, ein Gott der spazieren geht.

Der andere (ich zum Beispiel) sieht seine Absicht, seinen Plan, sein finsteres Vorhaben und hält ihn für einen ganz fiesen, abgebrühten Typ.

Nicht er ist derjenige, der so ist: Ich bin es, der ihn sich so erschafft. Mein eigener Widerstand kommt von mir. Meine ganze Vergangenheit sagt zu mir: Dieser Typ ist ein Drecksack. Aber vielleicht ist er in Wirklichkeit ein menschlicher, niedlicher, väterlicher und fürsorglicher alter Mann. Wäre doch möglich.

Wieder sind meine eigenen Muster im Spiel. Wieder einmal rastert mein Gehirn frühere Erfahrungen ab, die ich mit einem oder mehrere anderen Menschen hatte. War sein Lächeln fies oder freundlich? War ich ihm unterlegen? Konnte ich mich gegen ihn wehren? Wie ist mein Bauchgefühl, wenn diese Erfahrungen wieder in mir hochkommen?

Manche Menschen sind so wunderbar fern von jedem bösen Gedanken, dass sie in allem und in jedem eine positive Seite finden. Es kommt einem vor, dass die Sonne allein nur für sie strahlen will.

Und andere sind so verhaftet damit, das Negative zu sehen, dass ihnen auf dem Weg aber auch wirklich nichts Positives begegnen will, egal, wie sehr sie danach Ausschau halten.

Wohlbemerkt: Die Projektion geht von mir aus. Der anderes hat nichts damit zu tun.

Ich muss wissen: Wenn ich jemanden betrachte, dann betrachte ich mein eigenes Spiegelbild.

Also gut: Ich versuche, über meinen eigenen Schatten zu springen und nehme mir vor: Ich lege meine Vorurteile gegenüber dieser Person ab.

Dann kann ich sagen: Nehmen wir zum Beispiel Donald Trump, USA Ex- Präsident.

Er hat eine raue Schale, aber einen weichen Kern. Er ist, na ja, also, mitteilungsbedürftig. Er mag es, mit Menschen zu kommunizieren, und er ist aktiv kommunikativ. Seine Aktionen sind in gewisser Weise eckig und kantig, sagen wir mal unbeholfen. Wegen seines schwachen Selbstwertgefühls treten seine Emotionen oft ungefiltert aus ihm heraus.

Oder ein anderes Beispiel: Nehmen wir Gott:

Er hat eine raue Schale, aber einen weichen Kern. Er ist, na ja, also, mitteilungsbedürftig. Er mag es, mit Menschen zu kommunizieren, und er ist aktiv kommunikativ. Seine Aktionen sind in gewisser Weise eckig und kantig, sagen wir mal unbeholfen. Wegen seines schwachen Selbstwertgefühls treten seine Emotionen oft ungefiltert aus ihm heraus.

Die Ähnlichkeit der egomanischen Psyche ist rein zufällig.

Na gut, bei manchen Leuten muss man wirklich sehr genau hingucken, um den weichen Kern zu finden, aber es funktioniert.

DIE KIRCHE – Völlig am Ende

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