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4. Differenzierung der Fragen und Aufgaben

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neuzeitliche Wissenschaftsgeschichte

Die neuzeitliche Wissenschaftsgeschichte ist durch eine immer weiter ausgreifende Differenzierung gekennzeichnet. Sie führte zu einer Vermehrung der wissenschaftlichen Disziplinen und innerhalb der Theologie zu einer Aufspaltung des Fachs in viele Fächer. Diese werden weder durch gemeinsame Inhalte noch durch gemeinsame Methoden zusammengehalten, sondern nur dadurch, dass die Theologie für ganz konkrete Berufsziele ausbildet, für die man auf keines dieser Fächer verzichten kann.

Mittelalter

Theologie war anfangs ein einheitliches Fach und ein einheitliches Studium. Man beschäftigte sich in der Theologie zwar schon im Mittelalter mit verschiedenen Fragestellungen, z. B. mit dem Alten Testament, mit dem Neuen Testament und mit übergreifenden systematisch-theologischen und ethischen Themen, aber es gab noch keine Ausdifferenzierung des Fachs in verschiedene Disziplinen und damit verbundene Lehrstühle. Im Verlauf seines Studiums konzentrierte sich der Student in einer festgelegten Reihenfolge auf die verschiedenen Themenaspekte. Man begann das Studium mit der Beschäftigung mit der Bibel, schritt dann zur Behandlung systematisch-theologischer Fragestellungen und gelangte am Schluss wieder zurück zur Bibel, bei deren Auslegung allerdings auf vielfache Weise – aus unserer heutigen Sicht oftmals gewaltsam – systematisch-theologische Fragestellungen integriert wurden. So blieb es auch noch nach der Reformation.

Neuzeit

Erst im Laufe des 17. Jahrhunderts begann sich die Theologie in verschiedene Disziplinen aufzuteilen. Die katholische Theologie des Barockzeitalters untergliederte sich in die Kontroverstheologie, die sich auf die Auseinandersetzung mit dem verketzerten Protestantismus konzentrierte und in Robert Bellarmini einen prominenten Vertreter fand, und die so genannte Positive Theologie, die sich den Grundlagen des Glaubens in Schrift und Überlieferung widmete. Ferner bildeten sich unter Rückgriff auf humanistische Traditionen die Einzeldisziplinen Apologetik (Glaubensverteidigung), Schriftexegese, Patrologie (Beschäftigung mit den „Vätern“ der Kirche, d h. mit den altkirchlichen Schriftstellern und ihren theologischen Lehren) und Kirchengeschichte heraus. Innerhalb der später so bezeichneten systematischen Theologie traten Dogmatik und Moraltheologie als eigene Disziplinen auseinander. Erstere bemühte sich um die Darstellung des kirchlichen Glaubens jenseits scholastischer Spitzfindigkeiten, Letztere entwickelte sich allmählich aus einer Kasuistik (Einzelfallbehandlung) für die Beichtpraxis zu einem eigenen theologischen Fach mit einem spezifischen Problemhorizont, das die Grundlagen humanchristlicher Ethik und die besonderen sittlichen Verbindlichkeiten des gläubigen Menschen reflektiert.

Bibelexegese und Dogmatik: Schwerpunkte der protestantischen Theologie

Die protestantische Theologie, die vielfach auf die Philosophie der katholischen Barockscholastik zurückgriff, ging bei der Herausbildung der theologischen Einzeldisziplinen ähnliche Wege, verwendete aber teilweise andere Disziplinbezeichnungen und setzte andere inhaltliche Akzente. Ihre Schwerpunkte hatte die protestantische Theologie in den beiden Bereichen Bibelauslegung und Dogmatik. Zu den großen Bahnbrechern der evangelischen Dogmatik gehörte Johann Gerhard in Jena. Großes Gewicht wurde auf das Erlernen und die Anwendung der drei alten Sprachen (Latein, Griechisch, Hebräisch) gelegt. Jeder evangelische Theologe hatte die Bibel in den Originalsprachen zu lesen. Im Bereich der Praktischen Theologie gab es bereits die an die antike Rhetorik anknüpfende Homiletik (Predigtlehre). Die Kirchengeschichte wurde im Protestantismus im 18. Jahrhundert durch Johann Lorenz von Mosheim in Helmstedt als neue Disziplin profiliert.

Im 19. Jahrhundert wurde die Ausdifferenzierung der Disziplinen weiter fortgesetzt und fand einen vorläufigen Abschluss. Die damals erreichte Struktur der Theologie blieb bis heute erhalten (s. u. S. 29–38). Noch bis weit in das 20. Jahrhundert hinein waren die Theologieprofessoren allerdings nicht auf eine bestimmte Disziplin festgelegt. Häufig hatten sie sich in zwei verschiedenen Disziplinen wissenschaftlich ausgewiesen und wechselten gelegentlich von der einen in die andere oder vertraten beide gleichzeitig. Erst in den vergangenen Jahrzehnten hat sich eine definitive Festlegung jedes Lehrenden auf eine bestimmte Disziplin herausgebildet, die allerdings in der neuesten Zeit wieder dadurch aufgebrochen wird, dass im Zuge staatlicher Sparmaßnahmen Lehrende dazu verpflichtet werden, zwei theologische Disziplinen zugleich zu vertreten. Gern miteinander verbunden werden das Alte und das Neue Testament einerseits und die Systematische und die Historische Theologie andererseits.

Einführung in die Theologie

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