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Einleitung

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Am Abend des 28. Februar 2013 stieg ein weißer Hubschrauber über Sankt Peter auf und flog über die Stadt Rom, begleitet vom Klang der Glocken der Kirchen in der ganzen italienischen Hauptstadt. An Bord war Benedikt XVI., der betagte Pontifex, der als erster Papst der Neuzeit von seinem Amt zurückgetreten war. Der größte Theologe unserer Zeit hatte das schwere Erbe Johannes Pauls II. angetreten und eine Kirche voller Probleme und Skandale übernommen, die ihr Bild in den Augen der Welt verändert und getrübt hatten. Seine Entschlossenheit, all diese Probleme zu lösen und zu bekämpfen, reichte angesichts seiner schwindenden Kräfte nicht aus. Sein Nachfolger, der Kardinal von Buenos Aires, Jorge Mario Bergoglio, kam »vom anderen Ende der Welt«. Auf Ratzingers milde Freundlichkeit folgten Franziskus’ ungestüme Freundlichkeit, seine einfache Sprache und seine direkte Art sich auszudrücken und die Herzen der Menschen zu berühren. Innerhalb der wenigen Jahre, die seit seiner Wahl am 13. März 2013 vergangen sind, hat sein durchschlagendes Zeugnis den Blick auf die Kirche verändert, deren schweres Erbe nun nicht länger ein Anklagepunkt ist. Anders als in den Jahren Johannes Pauls II. konnte die Anerkennung, die Franziskus auf der ganzen Welt findet, die immer leerer werdenden Kirchenbänke jedoch nicht wieder füllen. Franziskus steht für einen bescheidenen Glauben, den Glauben des einfachen Volkes und derjenigen auf dem Schauplatz der Geschichte, die »unsichtbar« sind. Doch nicht alle begrüßen es, dass das Amt des Stellvertreters Christi auf Erden mit der Lebenswirklichkeit des einfachen Volkes zusammentrifft. Agostino Giovagnoli hält fest:

Nicht überall und nicht bei allen ist [Franziskus] beliebt. Vor allem können viele das Neue, das sein Pontifikat mit sich bringt, nicht verstehen und akzeptieren. Dies gilt auch für viele Vertreter der europäischen Führungsschichten und vor allem für die Intellektuellen und die Akademiker des alten Kontinents. Europas kulturelle Kreise sind sich, was Papst Franziskus angeht, zumindest unsicher. Gewiss hat er bisher nur wenige Kultureinrichtungen besucht und sich nur selten mit Vertretern der Wissenschaft getroffen. Denkt man an ihn, denkt man nicht an solch meisterhafte Vorlesungen, wie Benedikt XVI. sie an der Universität Regensburg oder am Collège des Bernardins in Paris gehalten hat. Nur bei wenigen Gelegenheiten hat er ausdrücklich über kulturelle Aktivitäten, wissenschaftliche Forschung oder die Anliegen Intellektueller gesprochen hat. Doch all das erklärt nicht, warum zwischen Franziskus und der Welt der europäischen Kultur eine so große Distanz besteht.1

Denn tatsächlich, so Giovagnoli weiter, sei Franziskus gar nicht so weit von der Kultur, vor allem der europäischen Kultur, entfernt. »In seinen Schriften ist ein Denken erkennbar, das weitaus komplexer und ausgefeilter ist, als es zunächst zu sein scheint. Trotz all dem, was gemeinhin angenommen wird: Je häufiger man seine Enzykliken, seine Reden oder seine Predigten liest, desto mehr erhält man den Eindruck, dass Franziskus die Welt der Intellektuellen sehr gut kennt und ganz klare Vorstellungen von der Rolle der Kultur in der heutigen Gesellschaft hat.«2 Dieser »Komplexität« im bergoglianischen Denken wurde bis heute – abgesehen von wenigen Ausnahmen – nicht die Aufmerksamkeit geschenkt, die sie verdient.3 Dafür ist die Schar der Kritiker, der »Möchtegerntheologen« unserer Zeit, die die Vision des Papstes allein aus Zeitungsartikeln ableiten, durchaus beachtlich. Zwei Vorbehalte werden immer wieder geäußert: Zum einen heißt es, Franziskus sei ein Populist, ein argentinischer »Peronist« und nicht in der Lage, die Feinheiten des liberalen und modernen Europas zu verstehen. Zum anderen verfüge er nicht über die nötige theologische und philosophische Bildung, um auf dem Stuhle Petri bestehen zu können. Der gemeinsame Nenner dieser beiden Kritikpunkte ist die – in Europa und Nordamerika weit verbreitete – Annahme, dass alles, was aus Lateinamerika kommt, nicht auf der Höhe westlicher Maßstäbe sei. Angelo Panebianco bringt diese Überzeugung auf den Punkt:

Jeder von uns ist ein Kind seiner eigenen Geschichte, und daher ist es unvermeidbar, dass dieser Papst, ebenso wie all jene, die ihm vorausgegangen sind, neben seinem Glauben und dem Evangelium auch seine eigenen Erfahrungen, Ideen und Gefühle mitbringt, die zur Tradition seines Landes gehören – einer Tradition, die nicht notwendigerweise mit der unsrigen übereinstimmt. Es ist durchaus stichhaltig, dass es in Italien (einem Land mit einem – trotz allem – reifen Kapitalismus) nicht wenige Katholiken gibt, die mit Bergoglio in punkto Arbeit und Gewinn nicht einer Meinung sind oder die, um nur ein weiteres Beispiel zu nennen, die Kriege von heute nicht allein der Profitgier maßloser Kapitalisten zuschreiben. Und es leuchtet auch ein, dass viele die wirtschaftlichen Ansichten des Papstes auf eine bestimmte Auslegung der Heiligen Schrift zurückführen, vielleicht aber auch auf eine dezidiert antikapitalistische Tradition, die in dem Land, aus dem er kommt, tief verwurzelt ist. Italien hat ausgezeichnete Wissenschaftler, die sich auf Lateinamerika und vor allem auf Argentinien und seine Geschichte spezialisiert haben. Vielleicht sollten sie anfangen, sich mit den kulturellen Verbindungen zwischen dem Papst und dieser Tradition zu befassen.4

Franziskus’ Grenzen seien also durch seine Herkunft, durch sein »Argentinischsein« bedingt. Panebianco steht mit seinem Urteil nicht allein da. In weniger nüchternen Worten stößt Loris Zanatta ins gleiche Horn, wenn er Bergoglio als den »Sohn einer von leidenschaftlichem Antiliberalismus durchdrungenen Katholizität« bezeichnet, die der Peronismus erschaffen habe, »um mit ihm an der Spitze in einen katholischen Kreuzzug gegen den protestantischen Liberalismus zu ziehen, dessen ethos aber wie ein kolonialer Schatten über der katholischen Identität Lateinamerika liegt«.5 Ähnlich kritisch äußert sich auch der liberale Philosoph Marcello Pera. In seinem bekanntesten Buch, dem gemeinsam mit Joseph Ratzinger herausgegebenen Band Ohne Wurzeln (2005), ruft er zu einer neuen »Zivilreligion« auf und fordert Europa im Zusammenhang mit dem Irakkrieg dazu auf, sich vom Pazifismus abzuwenden. Pera zufolge hatten »sowohl Johannes Paul II. als auch Benedikt XVI. ihre Mission stark westlich ausgerichtet. Sie beriefen sich immerdar auf Europa und hatten eine eindeutig westliche Sichtweise; unseren Kontinent sahen sie als Wiege westlicher Werte. Franziskus’ Sichtweise hingegen ist rein südamerikanisch.«6

Franziskus’ Offenheit zum Thema Einwanderung zeige, so Pera, dass der Papst »den Westen verachtet, ihn zerstören will und alles tut, um dieses Ziel zu erreichen. […] Der Papst verkörpert alle südamerikanischen Vorurteile gegenüber Nordamerika, gegenüber dem Markt, den Freiheiten und dem Kapitalismus«.7 Peras Meinung nach »ist seine Sichtweise südamerikanisch, die des peronistischen Justizialismus, und sie hat nichts mit der westlichen Tradition politischer Freiheiten und ihrer christlichen Matrix zu tun«.8

Panebiancos, Zanattas und Peras deutliche Worte zeigen, wie distanziert das säkulare, liberale Lager Bergoglio betrachtet. Für die westlich gesinnte, kapitalistische und den Freihandel befürwortende Kultur ist der »argentinische« Papst jemand, der die Denkweise zügelt, die das Zeitalter der Globalisierung bestimmt. Der Pontifex ist für sie ein Gegner und als solcher muss er auch behandelt werden. Zu diesen Kritikern lassen sich die sogenannten Theocons zählen, deren Geisteshaltung der vieler US-amerikanischer Katholiken entspricht. Diese betonen immer wieder den von der liberalen und säkularen Rechten hochgehaltenen Gegensatz zwischen dem Westen und Südamerika.9 Begriffe wie Populismus oder Peronismus zu simplifizieren, ohne sie in ihren historischen Ausdrucksformen zu untersuchen, folgt genau genommen einer Logik der Delegitimierung und ist nichts anderes als Unduldsamkeit gegenüber Kritik am Modell der Globalisierung. Es überrascht jedoch, dass die Kritiker ihren Standpunkt weder belegen noch erläutern, sondern so tun, als verfüge der heutige Papst weder über einen kulturellen Hintergrund noch über nennenswerte Erfahrung im kirchlichen Rahmen.10 Massimo Franco hält treffend fest: »Bergoglio als eine Art südamerikanischen Don Camillo darzustellen, wäre allzu mystifizierend. Der frühere Erzbischof von Buenos Aires kann nicht in europäische und noch weniger in italienische Schubladen gesteckt werden. Er ist kein Landpfarrer wie Guareschis Romanfigur, sondern ein Priester aus der Stadt, ja, aus einer Mega-Stadt. Und seine einfache Sprache ist das Ergebnis einer intensiven Auseinandersetzung mit dem ihm anvertrauten Gebiet und seiner Bewohner; sie ist das Ergebnis einer langen, auch lexikalischen Entwicklung seiner Identität als Priester ›auf dem Feld‹.«11 Bergoglios Sprache ist »einfach«, weil er möchte, dass sie einfach ist. Diese Einfachheit ist eine evangelische Einfachheit, sie ist das Ergebnis reiflicher Überlegungen und nicht auf ein begrenztes Ausdrucksvermögen zurückzuführen. Denn hinter seiner Sprache steht ein komplexer Denkprozess, dessen Wurzeln in der Schule der Jesuiten liegen, deren Meister nicht nur aus Argentinien, sondern vor allem aus Europa stammen. Als der junge Bergoglio am Colegio Máximo in San Miguel Philosophie und Theologie studierte, las er vor allem die Werke jesuitischer Intellektueller aus Frankreich, so etwa die Henri de Lubacs, Gaston Fessards und Michel de Certeaus. Seine »Lehrer« kamen also aus Europa, einige von ihnen gehörten zur Schule von Lyon. Teilweise hatte er die gleichen »Lehrer« wie der Uruguayer Alberto Methol Ferré, jener herausragende katholische Intellektuelle Lateinamerikas der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er war der Herausgeber von Vispera und Nexo, zweier Zeitschriften, die Bergoglio regelmäßig las.

Europäische und argentinische Lehrer – ein komplexer Mix, der untersucht werden muss, wenn man über die Simplifizierungen hinausgehen möchte, die in einem Mangel an Faktenwissen fruchtbaren Boden finden. Rodrigo Guerra López stellt diesbezüglich fest:

Dass es in Europa kaum Studien zu lateinamerikanischen Philosophen und Theologen gibt, ist nichts Neues. Manchmal habe ich den Eindruck, dass das lateinamerikanische Denken in den Augen europäischer (und nordamerikanischer) Wissenschaftler verglichen mit dem, was in Ländern wie Deutschland, Frankreich und auch Italien entsteht, minderwertig und nebensächlich ist. Diese Beobachtung wäre nichts weiter als eine Anekdote, wäre sie nicht so wichtig, um das zu verstehen, was heute mit Franziskus passiert. […] Als Johannes Paul II. zum Papst gewählt wurde, musste man sich angesichts seines intellektuellen und pastoralen Profils wirklich anstrengen, um seine Lehre zu verstehen. Viele mussten sich erst mit der Geschichte der Christen in Polen und mit den verschiedenen philosophischen Traditionen auseinandersetzen, in denen Wojtyła verwurzelt war, und seine nicht gerade simple Philosophie ergründen, um z.B. die tatsächliche Tragweite und die Bedeutung von »Redemptor hominis« und von »Laborem exercens« zu umreißen oder aber das zu verstehen, was schließlich als »Theologie des Leibes« bezeichnet werden sollte. Rocco Buttiglione, Massimo Serretti, Tadeusz Styczeń, Angelo Scola und viele andere haben Unglaubliches geleistet, um all dies zu untersuchen und zu erklären. Bis heute ernten wir die Früchte ihrer Arbeit. Ich glaube, dass man mit Jorge Mario Bergoglio S. J. ähnlich verfahren sollte. Wie viele Diskussionen ließen sich vermeiden, würden wir die intellektuelle und pastorale Biographie unseres Papstes zu Rate ziehen! Kaum ein Professor oder Student an den großen wissenschaftlichen Einrichtungen, die sich mit dem päpstlichen Lehramt befassen, hat jemals systematisch die Schriften Jorge Bergoglios untersucht oder sich mit den von ihm bevorzugten Autoren, mit Lucio Gera, Juan Carlos Scannone oder Methol Ferré, beschäftigt – ganz zu schweigen von einer erschöpfenden und tiefgründigen Untersuchung der Theologie des Volkes oder des bischöflichen Lehramts in Lateinamerika.12

Ganz zu Recht verweist Guerra López auf dieses Forschungsdesiderat. Die italienischen und englischsprachigen Leser können bislang unter anderem auf Austen Ivereighs ausgezeichnete Bergoglio-Biographie zurückgreifen, in der die Ausbildung und auch die intellektuelle Bildung des späteren Papstes präzise rekonstruiert werden.13 Dieses Werk ist essentiell, auch um Bergoglios »politische« Haltung zu verstehen, die von seinen Kritikern so häufig missverstanden wird. Ivereigh hält dazu fest:

Bergoglios Radikalismus darf nicht mit progressiver Lehre oder progressiver Ideologie verwechselt werden. Seine Einstellung ist radikal, weil sie missionarisch und mystisch ist. Franziskus ist instinktiv und mit Herz und Seele gegen »Parteibildungen« innerhalb der Kirche. Er ist überzeugt, dass die Wurzeln des Papsttums im traditionellen Katholizismus des heiligen, Gott ergebenen Volkes und vor allem bei den Armen liegen. Niemals wird er bei brennenden Fragen Kompromisse eingehen, die die Kirche vom säkularen Westen trennen, eine Kluft, die die Progressiven gerne durch die Modernisierung der Lehre schließen würden. Dass er kein Papst der katholischen Rechten ist, ist allerdings auch klar: Er wird seinen Pontifikat nicht dazu nutzen, politische und kulturelle Kämpfe zu führen (er glaubt vielmehr, dass diese auf diözesaner Ebene ausgetragen werden sollten), sondern er wird ihn nutzen, um Menschen für die Kirche zu gewinnen und um zu lehren. Er hält es ferner nicht für notwendig, unendlich oft all die Dinge zu wiederholen, die allgemeinbekannt ist, sondern er möchte das hervorheben, was teilweise schon in Vergessenheit geraten ist: die väterliche Güte und die barmherzige Gnade Gottes. Und während konservative Katholiken ihn lieber über ethische statt über soziale Fragen sprechen hören möchten, tut er gerne genau das Gegenteil: Er möchte den Katholizismus als »nahtloses Gewand« wiederherstellen.14

Ivereighs Einschätzung ist wichtig, weil sie uns hilft, die in konservativen Kreisen weit verbreitete Fehlvorstellung aus dem Weg zu räumen, Franziskus und Benedikt XVI. seien einander diametral entgegengesetzt. Denn im Grund genommen haben wir es bei diesen beiden Pontifikaten mit unterschiedlichen Stilen und Akzentsetzungen, nicht mit unterschiedlichen Inhalten zu tun. »Während die langen Pontifikate Wojtyłas und Ratzingers von lehramtlichen Aussagen zu moralischen und sozialen Fragen und von einer dezidierten Betonung der ›Anthropologie‹ in Verbindung mit dem ›Naturrecht‹ geprägt waren, scheint der Bergoglio-Papst einen historisch-kulturellen Blick zu haben. Dieser entspricht sowohl dem lateinamerikanischen theologischen Umfeld, aus dem er stammt, als auch seinem eher spirituellen als theologischen Verständnis des Papstamtes. Der Pontifikat Benedikts XVI., des ›Theologenpapstes‹ (im Sinne eines akademischen Theologen), könnte in der Geschichte des modernen Katholizismus eine Ausnahme bleiben. Die Akzentverschiebung unter Bergoglio vom theologischen zum spirituellen Papsttum bringt für die zukünftige Ordnung des Katholizismus einige Unbekannte mit sich. Aber dass er eine andere Wahl getroffen hat als Ratzinger, macht aus Bergoglio noch keinen Progressiven oder Liberalen (so wie auch Ratzinger kein Reaktionär war). Bergoglio ist ein ›sozialer Katholik‹ mit einer ambivalenten und komplexen Vorstellung von ›Moderne‹.«15 Dieser »soziale« Katholizismus, der seine Hochphase nach dem Konzil hatte und in der Zeit der Globalisierung in Vergessenheit geraten ist, eckt in den katholischen Kreisen an, die sich zwar für die Werte des Lebens, aber nicht so sehr für soziale Werte einsetzen. Misstrauisch gegenüber einem Papst, der die Werte des Marktes ihrer Ansicht nach zu kritisch sieht, werfen diese Kreise Franziskus vor, in seiner Theologie zu progressiv zu sein – was jedoch nicht der Fall ist. Denn die Kritik des Papstes an einer Gesellschaft, die ausschließt, Arbeitsplätze abschafft und stattdessen neue Spaltungen schafft, verfolgt weder die Absicht, aus den Katholiken eine Partei zu machen, noch will sie die Kirche auf die Barrikaden bringen.

Franziskus ist der Mann, der zwischen den (teils tragischen) Geschichten der Spaltung in Südamerika Versöhnung stiften wollte. Seinen Reformen im Vatikan, mit denen er auf Widerstand und Widerspruch gestoßen ist, entsprechen auf globaler Ebene die Auslöschung und Beseitigung sämtlicher ideologischer Rückstände und Trümmer des Kalten Krieges. Konkret bezogen auf Lateinamerika bedeutete dies, die letzte ›Berliner Mauer‹, die ›Havaneser Mauer‹, sowie all die anderen unsichtbaren Mauern zu Fall zu bringen, die in den Geheimarchiven und im kollektiven Gedächtnis der Völker vergraben waren. Es ging ihm darum, die im Namen des Marxismus und des Kapitalismus geführten Bürgerkriege der Vergangenheit zu überlassen, in denen die katholische Kirche und ihre Episkopate mal die Rolle des Opfers, mal die des Komplizen eingenommen haben. Viele hat das Geschenk, das der bolivianische Präsident Evo Morales Franziskus überreichte, ein Kruzifix mit Hammer und Sichel, schockiert. Geschaffen hatte es Pater Luís Espinal, der in den 1980er-Jahren sein Leben dafür gelassen hatte, dass er die Armen und die Demokratie verteidigt hatte. Ohne Franziskus’ verblüfften Gesichtsausdruck zum Zeitpunkt der Übergabe dieses Geschenks zu beachten, wollten manche darin eine posthume Annahme der Befreiungstheologie marxistischen Ursprungs vonseiten des Papstes sehen. Was dort aber tatsächlich geschah: Mit dieser Geste sprach Morales dem Papst eine der Kirche noch nie zugestandene Führungsrolle zu und ordnete sich selbst unter und unterwarf sich – was bis vor wenigen Jahrzehnten noch undenkbar gewesen wäre.16

Massimo Franco zufolge »hat Franziskus die revolutionären Mythen des Kommunismus aus dem Weg geräumt, indem er sich selbst an die Spitze der Volksaufstände setzte und ihnen eine andere Ausdrucksform gab: friedlich, inklusiv, aber deshalb nicht weniger klar in ihrem Aufruf zum Widerstand und in der Verurteilung dessen, was er als ›technokratisches Paradigma‹ bezeichnet«.17 Eben dieses Paradigma hatten bereits der von Bergoglio geschätzte Romano Guardini sowie der von Methol Ferré geschätzte Augusto Del Noce kritisiert: Es ging um ein Modell, das die »Nutzlosen«, die »Ausgestoßenen«, die Unproduktiven, die Arbeitslosen, die Armen, die Alten, die »Schlecht-Geborenen« und die »Noch-nicht-Geborenen«, die Schwerkranken und die Schwachen im Allgemeinen ausschließt. Der einzige Weg, um aus diesem Modell zu entkommen, liegt darin, die Schwachen mit den Beschützten zu versöhnen und dadurch Harmonie und sozialen und politischen Frieden zu schaffen. In Bergoglios Denksystem ist die Versöhnung omnipräsent. Sein Denken ist kein »irenisches«, optimistisches, naiv progressistisches Denken, sondern es ist ganz im Gegenteil ein dramatisches, »von Spannung gezeichnetes« Denken, das durch seine ignatianischen Studien in den 1960er-Jahren herangereift war und sich in den dramatischen Umständen, die Argentinien in den 1970er-Jahren erschütterten, zum ersten Mal artikulierte. Das Land war geteilt in ein pro-militärisches rechtes und ein pro-revolutionäres linkes Lager. Diese Kontraposition setzte sich auch in der Kirche und in der Gesellschaft Jesu fort. In diesem Kontext entstand Bergoglios Auffassung von einer »polaren«, »antinomischen« Dialektik, die den roten Faden oder vielmehr den Kern seines Denkens darstellt. Bergoglio trat für eine Synthese jener Gegensätze ein, die die historische Wirklichkeit zerrissen. Es ging ihm nicht um ein »Treffen in der Mitte«, also um eine rein »zentristische« Lösung, sondern er wagte den theoretisch-praktisch-religiösen Versuch, eine antinomische Einheit, eine agonale, durch Gegensätze erreichte Lösung vorzuschlagen. Seine Vision war also dialektisch; die Versöhnung war dabei nicht wie bei Hegel der philosophischen Spekulation überlassen, sondern dem Geheimnis, das in der Geschichte wirkt. Dieses Modell hatte Gaston Fessard in seinem 1956 veröffentlichten Grundlagenwerk La dialectique des »Exercices spirituels« de saint Ignace de Loyola entwickelt. Während seines Deutschlandaufenthalts im Jahre 1986 hatte Bergoglio Gelegenheit, dessen Betrachtungsweise mit dem Gegensatzsystem zu vergleichen, das Romano Guardini in seinem 1925 erschienenen Werk Der Gegensatz. Versuche zu einer Philosophie des Lebendig-Konkreten vorgestellt hatte. Von da an war Guardini, dessen philosophisches Denken Bergoglio in seiner Doktorarbeit behandelte, »sein« Autor, derjenige, der ihm dabei half, soziale und kirchliche Antinomien zu reflektieren und Lösungen dafür zu finden. Bergoglios Denken, das aus vielerlei Gründen mit dem Methol Ferrés zu vergleichen ist, ist eine Symphonie der Gegensätze, eine Philosophie, die im Gefolge von Johann Adam Möhler, Erich Przywara, Romano Guardini und Henri de Lubac steht und fest in der Tradition einer als coincidentia oppositorum verstandenen katholischen Kirche verortet ist. Als Kardinal sagte Bergoglio:

Ja, wie ich bereits gesagt habe: »Harmonie«, das trifft es. In der Kirche schafft der Heilige Geist Harmonie. Einer der ersten Kirchenväter schrieb über den Heiligen Geist: »Ipse harmonia est«, er selbst ist die Harmonie. Er allein ist zugleich der Urheber der Einheit und der Vielfalt. Nur der Geist kann Verschiedenheit und Vielfalt bewirken und gleichzeitig Einheit schaffen. Denn wenn wir Verschiedenheit schaffen wollen, schaffen wir Schismen; und wenn wir es sind, die Einheit schaffen wollen, dann schaffen wir Uniformität, Gleichschaltung.18

Ähnlich äußerte er sich auch als Papst:

Mit anderen Worten, derselbe Geist erschafft die Verschiedenheit und die Einheit und auf diese Weise formt er ein neues Volk, das vielfältig und geeint ist: die universale Kirche. Zuerst erschafft er einfallsreich und unvorhersehbar die Verschiedenheit; denn zu jeder Zeit lässt er neue und vielfältige Charismen aufblühen. Dann verwirklicht der gleiche Geist die Einheit: er verbindet, versammelt und stellt die Harmonie wieder her: »Mit seiner einigenden Gegenwart führt er die abgesonderten und vereinzelten Geister zusammen« (Cyrill von Alexandrien, Kommentar zum Johannesevangelium, XI, 11), so dass es wahre Einheit gibt, jene gottgemäße Einheit, die nicht Einförmigkeit ist, sondern Einheit in der Verschiedenheit. Um dies zu tun, ist es gut, zwei Versuchungen, die oftmals wiederkehren, zu vermeiden. Die erste ist jene, die Verschiedenheit ohne die Einheit zu suchen. Dies geschieht, wenn man sich unterscheiden will, wenn sich Lager und Parteiungen bilden, wenn man sich auf ausschließende Positionen versteift, wenn man sich in die eigenen Besonderheiten verschließt, weil man sich möglicherweise für die Besten hält oder diejenigen, die immer recht haben. Das sind die sogenannten »Wahrheitswächter«. Dann wählt man den Teil, nicht das Ganze, die Zugehörigkeit zu diesem oder jenem vor der Zugehörigkeit zur Kirche; man wird zu »Parteigängern« anstatt zu Brüdern und Schwestern in dem einen Heiligen Geist; Christen »von rechts oder links« anstatt von Jesus; mehr unbeugsame Bewahrer der Vergangenheit oder Avantgardisten der Zukunft als demütige und dankbare Söhne und Töchter der Kirche. So gibt es die Vielfalt ohne die Einheit. Die entgegengesetzte Versuchung ist hingegen jene, die Einheit ohne die Verschiedenheit zu suchen. Auf diese Weise aber wird die Einheit zur Einförmigkeit, zu einer Verpflichtung, alles gemeinsam und gleich zu machen und immer in derselben Weise zu denken. So endet die Einheit darin, Vereinheitlichung zu werden und es gibt keine Freiheit mehr. Aber, so sagt der heilige Paulus, »wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit« (2 Kor 3,17).19

Diese komplexe Beziehung zwischen Einheit und Vielfalt ist der Kern von Bergoglios »katholischem« Denken. Seine drei Gegensatzpaare (Fülle-Beschränkung; Idee-Wirklichkeit; Globalisierung-Lokalisierung) nehmen darin Gestalt an und folgen vier Prinzipien: Die Zeit ist mehr wert als der Raum; die Einheit wiegt mehr als der Konflikt; die Wirklichkeit ist wichtiger als die Idee; das Ganze ist dem Teil übergeordnet. Dies ist die Grundlage seiner klassischen Lehre von der Einheit der Transzendentalien (dem Schönen, dem Guten und dem Wahren), die eng mit den Überlegungen Hans Urs von Balthasars verbunden ist. Diese Lehre ist der Schlüssel zur Beziehung zwischen Barmherzigkeit und Wahrheit in der heutigen Welt. Wenn nur die Liebe glaubhaft ist, wie es bei von Balthasar heißt, dann müssen der kosmotheologische Weg des Mittelalters und der anthropologische Weg der Moderne in Zeiten des Relativismus und des Nihilismus der Gnade als »Ausdrucksform« der Wahrheit Platz machen.20 Auf diesem evangelischen, kerygmatischen Weg, der im Mittelpunkt des Pontifikats steht, kann das Christentum heute zu jener Dynamik zurückkehren, die es in seinen Ursprüngen hatte. Doch viele Konservative, die – ebenso wie die Modernisierer – die Barmherzigkeit der Wahrheit entgegensetzen, lehnen dies entschieden ab. Wenn man nun als europäischer Wissenschaftler zu den Wurzeln des Denkens von Jorge Mario Bergoglio geht und dessen Entwicklung nachzeichnet, ergibt sich ein außerordentlich reichhaltiges Bild. Dieses speist sich aus verschiedenen Quellen, die durch eine tiefere Logik miteinander verbunden sind. Diego Fares beschreibt es folgendermaßen: Der Bezug auf Guardini und seine phänomenologische Fähigkeit, die »lebendigen Gestalten« zu »schauen«, wobei die Teile dazu beitragen, dass das Ganze funktioniert, und das Ganze dazu beiträgt, dass die Teile funktionieren, scheint dem, was Papst Franziskus uns mitteilt, Kohärenz zu verleihen. […] Man denke aber auch an Erich Przywara und seine Vorstellung von Gott als etwas immer Größerem und von einem Geist, der alles in Bewegung setzt und Harmonie in der Vielfalt schafft; man denke an Hans Urs von Balthasar, an seine Ordnung der Transzendentalien, bei der das Schöne und das Gute (stets dramatisch) vor der Logik stehen; an seine Forderung, jede endliche, philosophische Wahrheit für Christus zu öffnen (jede Wahrheit zu Christus aufsteigen zu lassen); an seine Kunst der klärenden Transposition (die Einheit in die Vielfalt bringt; die das eine Wort in viele übersetzt, stets mit einem Blick der schöpferischen und barmherzigen Liebe).21

Der Rahmen, der sich hier ergibt, ist das Ergebnis des kulturellen Austauschs zwischen Europa und Lateinamerika, einer Verflechtung von Ideen, aus der die katholische communio kraftvoll hervorgeht. Bergoglio ist in seiner scheinbaren Einfachheit eine durchaus komplexe Figur, ja: Er selbst ist in seiner Persönlichkeit eine complexio oppositorum. Dieser Mann, der als Papst dafür kritisiert wird, sich zu sehr um weltliche Belange zu kümmern, ist ein »Mystiker«. Ihre Nahrung empfangen sein Denken und seine Seele aus den Geistlichen Übungen des heiligen Ignatius, dem mystischen Strang der Gesellschaft Jesu, der Aktion und Kontemplation vereint. Antonio Spadaro betont: »Der Schlüssel zu seinem Denken und Handeln muss in der ignatianischen spirituellen Tradition gesucht und gefunden werden. Seine lateinamerikanische Erfahrung ist in diese Spiritualität eingegliedert und muss in ihrem Licht gelesen werden, will man vermeiden, abgedroschenen Stereotypen zu verfallen, wenn man Franziskus interpretiert. Sein bischöfliches Amt, sein Handlungs- und Denkstil sind geprägt von der ignatianischen visio, von der antinomischen Spannung, immer und überall in actione contemplativus zu sein.«22 Bergoglios Vorbild ist Peter Faber, ein Gefährte des Ignatius, der unermüdlich durch das von Religionskriegen gespaltene Europa reiste und mit Sanftmut und Milde das Evangelium und den Frieden Christi verkündete. Ein »mystisches« Denken ist ein offenes Denken, das den Blick nach außen nicht verschließt. Franziskus sagte im Interview gegenüber Antonio Spadaro: »Das mystische Umfeld definiert nie seine Grenzen, schließt das Denken nicht ab. Der Jesuit muss immer ein Mensch von unabgeschlossenem, von offenem Denken sein.«23 Daher ist Bergoglios antinomische Dialektik im Gegensatz zu derjenigen Hegels eine »offene« Dialektik; die Synthese ist stets vorläufig, sodass sie jedes Mal gestützt und wiederhergestellt werden muss. Denn Versöhnung ist das Werk Gottes und nicht in erster Linie das Werk des Menschen. Dies erklärt seine Kritik an einer »selbstbezogenen«, in der eigenen »Immanenz« verschlossenen Kirche, die durch die doppelte Versuchung des Pelagianismus und des Gnostizismus gezeichnet ist. Der Christ ist »dezentralisiert«, der Gleichgewichtspunkt zwischen den Gegensätzen liegt außerhalb von ihm.

Die vorliegende Arbeit ist ein erster Versuch, das Denken Jorge Mario Bergoglios nachzuzeichnen. Vier außerordentlich wichtige Audioaufnahmen, die mir der Heilige Vater freundlicherweise als Antwort auf zahlreiche Fragen übermittelt hat, die ich ihm zuvor gestellt hatte, waren dabei eine große Hilfe. Sie datieren vom 3. und vom 29. Januar 2017; zwei weitere stammen vom 13. März 2017, dem Tag, an dem Franziskus den vierten Jahrestag seines Pontifikats beging. Zahlreiche Inhalte dieser Aufnahmen sind in den vorliegenden Band eingeflossen; in den Anmerkungen wird stets auf die Quelle verwiesen. Zusammen mit den Aufnahmen erhielt ich zwei Mitteilungen des päpstlichen Sekretärs vom 7. Februar und 12. März 2017, die Texte enthielten, die für meine Arbeit sehr nützlich waren. In seinen Antworten hob der Papst die wesentlichen Punkte seiner Ausbildung hervor, die sonst nur schwer zu erahnen sind. Vor allem erläuterte er die Genese seines Denkens in den 1960er-Jahren, beginnend mit der Lektüre von Interpretationen der Übungen des Ignatius von Loyola. Diese Interpretationen befassen sich mit der dialektischen Spannung zwischen Gnade und Freiheit, dem Herzstück der ignatianischen Perspektive. Dadurch entwickelte sich eine Denkweise, die ihn später mit der polaren Dialektik Romano Guardinis in Kontakt bringen sollte. Von all den neuen Erkenntnissen, die den Audioaufnahmen des Papstes zu entnehmen sind, sei vor allem der bahnbrechende Einfluss Gaston Fessards und seiner »Theologie des als ob« erwähnt; ferner die große Bedeutung der französischen Jesuitenzeitschrift Christus, die für Bergoglio eine unerschöpfliche Quelle von Ideen war, der hohe Stellenwert der Arbeiten Amelia Podettis und Alberto Methol Ferrés, die Fokussierung seiner Doktorarbeit auf Guardini, die Bedeutung von Balthasars Aufsatz über Irenäus für seine antignostische Lektüre, etc. Für all diese Erläuterungen und für die Zeit, die er mir geschenkt hat, möchte ich dem Heiligen Vater von ganzem Herzen danken.

Ich danke auch Prof. Guzmán Carriquiry Lecour, dem Vizepräsidenten der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika. Sein Rat und seine Unterstützung als Schüler und Freund von Methol Ferré, der selbst Protagonist vieler in diesem Buch geschilderter intellektueller Auseinandersetzungen im lateinamerikanischen Raum war, waren mir eine große Hilfe. Vielen Dank auch an Dr. Alver Metalli, den Verantwortlichen des Blogs Lands of America und früheren Redakteur der Zeitschriften Incontri. Testimonianze dell’America Latina und 30 Giorni. Er schlug für mich eine »Brücke« zu Methol Ferré und anderen Protagonisten des lateinamerikanischen Katholizismus. Ohne ihn hätte ich möglicherweise die intellektuelle Größe Methols nicht gebührend gewürdigt. Ich möchte auch Dr. Marcos Methol Sastre danken, dem Leiter des »Archive of Alberto Methol Ferré en el Centro de Documentación y Estudios de Iberoamerica (CEDEI) de la Universidad de Montevideo (Uruguay)«. Ich schulde ihm noch die beiden unveröffentlichten Briefe Augusto Del Noces an Methol von 1982, die ich veröffentlicht habe. Ebenso danke ich Prof. Enzo Randone, dem Präsidenten der »Fondazione Centro Studi Augusto Del Noce« in Savigliano (CN), dass er mir die beiden unveröffentlichten Briefe von Methol Ferré an Del Noce aus den Jahren 1980 und 1981 zukommen lassen hat, die in diesem Band veröffentlicht wurden. Dank gebührt auch Prof. Roberto Graziotto, der Karl-Heinz Crumbachs Aufsatz »Ein ignatianisches Wort als Frage an unseren Glauben« ins Italienische übersetzt hat, und Dr. Serena Meattini für alle wertvollen bibliographischen Informationen. Ein besonderes Dankeschön gebührt schließlich meiner Frau Carmen, die die Zeit, die ich für das Schreiben des Bandes benötigt habe, geduldig mit mir geteilt hat. Neben ihr danke ich meinen Kindern, Daniela, Luisa und Alessandro, die meine Arbeit stets begleitet haben.

1 A. GIOVAGNOLI, »Francesco sfida gli intellettuali«, in Avvenire, 3. November 2015.

2 Ebd.

3 Vgl. V. M. FERNÁNDEZ, Progetto; A. COZZI, R. REPOLE, G. PIANA, Papa.

4 A. PANEBIANCO, »L’equilibrio che cerca la Chiesa«, in Corriere della Sera, 21. August 2015.

5 L. ZANATTA, »Un papa peronista?«, in Il Mulino, 2 (2016), S. 240. Zanattas Artikel war der Auslöser einer kritischen Diskussion mit dem Vatikanisten Riccardo Cristiano: R. CRISTIANO, »›Bergoglio peronista‹: per il Mulino è un peccato l’empatia umana«, in Reset, 22. Juni 2016; L. ZANATTA, »Le mie critiche a Bergoglio e ai guasti del peronismo«, in Reset, 27. Juni 2016; R. CRISTIANO, »Così l’empatia di Francesco ha riportato la Chiesa nella storia«, in Reset, 29. Juni 2016. Vgl. R. CRISTIANO, Bergoglio.

6 »Il Papa sta secolarizzando la chiesa«, Interview mit M. Pera, in Il Foglio, 22. November 2016.

7 »Bergoglio vuole fare politica, il Vangelo non c’entra nulla«, Interview mit M. Pera, in Il Mattino, 9. Juli 2017.

8 Ebd.

9 Vgl. S. MAGISTER, »Da Perón a Bergoglio. Col popolo contro la globalizzazione«, http://chiesa.espresso.repubblica.it/articolo/1351113.html, 12. August 2015 (letzter Zugriff 13. Juli 2017); DERS., »Quando Bergoglio era peronista. E lo è ancora«, http://chiesa.espresso.repubblica.it/articolo/1351119.html, 26. August 2015 (letzter Zugriff 13. Juli 2017); DERS., »›Il popolo, categoria mistica‹. La visione politica del papa sudamericano«, http://chiesa.espresso.repubblica.it/articolo/1351278.html, 20. April 2016 (letzter Zugriff 13. Juli 2017). 2013 hatte Magister noch eine ganz andere Sichtweise vertreten: »Bergoglio, rivoluzionario a modo suo«, http://chiesa.espresso.repubblica.it/articolo/1350519.html, 16. Mai 2013 (letzter Zugriff 13. Juli 2017).

10 Zu Recht bemerkt Riccardi: »Wenn man sich mit dem Denken und der Persönlichkeit von Franziskus näher auseinandersetzt, verlieren die vereinfachenden Mythen eines populistischen oder sentimentalen Papstes ihre Wirkkraft. Das ›Vorhaben‹ von Franziskus kommt von weit her. Man erfasst es, wenn man seine Geschichte und sein Denken studiert. Im Lauf der Jahre hat Jorge Bergoglio eine differenzierte Reflexion über entscheidende Themen des Lebens der Kirche und über ihren Ort in der Gesellschaft von heute entwickelt. Mit besonderer Aufmerksamkeit hat er den Wandel der letzten beiden Jahrzehnte mit dem unbestrittenen Siegeszug der Globalisierung und ihren Auswirkungen auf das wirtschaftliche und gesellschaftlich-soziale Leben verfolgt. Er hat sich gefragt, was heute in einer veränderten, pluralen Welt mit Mega-Städten der Ort und die Sendung der Kirche sein könnten. Sein Bezugspunkt dabei waren das II. Vatikanische Konzil und die Jahre nach dem Konzil, die Jahre von Papst Paul VI. und Papst Johannes Paul II. Das ›Laboratorium‹ dieser Reflexion von Papst Franziskus war Argentinien, mit seinen Schwierigkeiten und Widersprüchen, das nicht nur in religiöser Hinsicht mit ganz Lateinamerika verbunden ist« (A. RICCARDI, Franziskus, S. 8-9).

11 M. FRANCO, Imperi, S. 262. Vgl. auch DERS., Vaticano.

12 R. GUERRA LÓPEZ, »Aprender los unos de los otros«, http://chiesa.espresso.repubblica.it/articolo/1351355.html, 18. August 2016 (letzter Zugriff 13. Juli 2017). Zur argentinischen Philosophie vgl. D.F. Pró, Historia; A. CATURELLI, Historia. Zur argentinischen Theologie vgl. C.M. GALLI, Investigando.

13 A. IVEREIGH, Reformer. Eine bibliographische Auflistung aller Biographien Jorge Mario Bergoglios bietet W. KASPER, Papst. Für eine Zusammenfassung der wichtigsten biographischen Stationen vgl. A. MELLONI, Papa.

14 A. IVEREIGH, Reformer, S. 386.

15 M. FAGGIOLI, Papa, S. 83.

16 M. FRANCO, Imperi, S. 263.

17 Ebd., S. 264.

18 Zit. nach G. VALENTE, Nähe, S. 43.

19 PAPST FRANZISKUS, Homilie am Hochfest Pfingsten, 4. Juni 2017, online zugänglich unter https://w2.vatican.va/content/francesco/de/homilies/2017/documents/papa-francesco_20170604_omelia-pentecoste.html (letzter Zugriff 27. Dezember 2019).

20 H. U. VON BALTHASAR, Liebe.

21 D. FARES, Papa, S. 37. Vgl. auch Anm. 38 auf der gleichen Seite.

22 A. SPADARO, Vorwort zu JORGE MARIO BERGOGLIO-PAPST FRANZISKUS, Cuore, S. x. Es handelt sich hierbei um die italienische Übersetzung von J. M. BERGOGLIO-PAPST FRANZISKUS, Meditaciones. In der deutschen Ausgabe (J. M. BERGOGLIO-PAPST FRANZISKUS, Weisheit) ist das Vorwort Spadaros nicht enthalten.

23 A. SPADARO, Interview, S. 36. Es handelt sich hierbei um ein von P. Antonio Spadaro geführtes und kommentiertes Interview, das Papst Franziskus der Civiltà Cattolica gab (Civiltà Cattolica, 3918, 19. September 2013, S. 449-477). Zum »offenen« Denken vgl. A. SAVORANA, A. SPADARO, Verità.

Papst Franziskus

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