Читать книгу Heil mich, wenn du kannst - Melanie Weber-Tilse, Alisha Mc Shaw - Страница 7

Prolog

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Das diffuse Licht ließ ihn blinzeln. Der laute Beat der Musik wummerte in seinen Ohren und mehr als einmal war Jefferson versucht, sich dieselben zuzuhalten. Doch das hätte ihn sicherlich noch deplatzierter wirken lassen, als er es in seiner Chauffeursbekleidung sowieso schon war. Selbst die Security vor der Tür hatte ihn nur mit Mühe und Not und der Ausrede, er müsse einen Gast abholen, hineingelassen.

Mühsam quälte er sich durch die Massen an Körpern, die sich im Takt der Musik bewegten, als gäbe es keine Sorgen. Und genau deshalb waren die meisten vermutlich auch hier. Sich von allem frei tanzen, den Rest der Welt hinter sich lassen, ins Vergessen abtauchen. Seine Augen glitten suchend über die Menschenmenge, denn er war nur wegen einer Person hier. Wegen ihr.

Er hatte Francoise Denver durch Zufall gesehen, als er seinen Chef Patrick St. Claire und dessen Freundin vor einem Restaurant absetzte. Zufrieden hatte er dem schönen Paar hinterher gesehen und gelächelt. Ihm gefiel es, dass die beiden ihr Date wahrnahmen, obwohl es in der Thompson Holding seit zwei Tagen drunter und drüber ging.

Vor nunmehr fast 36 Stunden hatte ein Sondereinsatzkommando der New Yorker Polizei in einer groß angelegten Razzia nicht nur im Gebäude der Firma, sondern auch in mehreren Privatwohnsitzen Unterlagen beschlagnahmt und mehrere Personen waren festgenommen worden. All das war im Zusammenhang mit dem Attentat geschehen, das vor neun Jahren auf die Eltern von Michael Thompson verübt worden war.

Francoise war seit einigen Monaten die Assistentin von Patrick St. Claire, obwohl dieser Job eigentlich seiner Freundin Juliette Franklin gehört hatte. Doch nachdem die beiden ein Paar wurden, hatten sie beschlossen, nicht auch noch gemeinsam zu arbeiten, und so war die ehemals in der Personalabteilung eingestellte Fran in Patricks Vorzimmer geblieben.

Ms. Denver genoss einen fraglichen Ruf in der Firma, denn man sagte ihr nach, dass jeder Mann, der nicht bei Drei auf dem Baum war, sich nur schwer aus ihren Fängen, und nebenbei auch aus diversen Körperöffnungen, retten konnte. Amüsiert wurde ihm klar, dass er, obwohl nur Chauffeur, über die Vorgänge in der Thompson Holding ziemlich gut Bescheid wusste.

Warum aber hatte er dann den Wagen sofort an den Straßenrand gelenkt, als er die zierliche Blondine ganz offensichtlich bereits angeheitert über die Straße zum angesagten Club Marquee wanken sah? Vor einigen Monaten hatte sie mit ihrer Aussage dabei geholfen, einen Mann zu überführen, der nicht nur Patrick St. Claires Freundin Juliette sexuell genötigt und erpresst, sondern auch die Firma um einen Batzen Geld betrogen hatte.

Um diesen Mann zu überführen, war es damals nötig, dass sich Ms. Franklin in unmittelbare Gefahr begab und Francoise hatte mit ihr darüber gesprochen. »Ich weiß, wie man in der Firma über mich denkt. Aber mit einem Mann an der Seite wie du ihn hast ... wäre mir vieles erspart geblieben. Bring den Mistkerl hinter Gittern, Jules«, waren ihre Worte gewesen, und es war nicht einmal diese Aussage gewesen, die ihn so getroffen hatte, sondern der tieftraurige Ausdruck in Francoises Augen.

An diesem Tag beschloss er, dass sie einen Freund brauchte. Keinen fürs Bett, sondern einen für den ganzen Rest. Einen, mit dem man Pferde stehlen konnte und der einem beistand, wann immer es nötig war. Doch Ms. Denver schien das anders zu sehen, denn vom ersten Moment an hatte sie jeden seiner Versuche, in näheren Kontakt mit ihr zu kommen, rigoros abgeblockt.

Bedingt durch seine Arbeit als Chauffeur hielt er sich recht häufig in der Thompson Holding auf, wenn er seinen Boss zu einem Außentermin abholen oder ihn wieder hinbringen musste. Doch jede seiner Freundlichkeiten ihr gegenüber, und sei es nur ein mitgebrachter ›ordentlicher‹ Kaffee von Starbucks, hatte dazu geführt, dass sie sich noch tiefer in ihren Kokon zurückzog und ihn mit einem Blick maß, der ihm deutlich sagte, dass sie ihn für unter ihrer Würde hielt.

Und dennoch war er ihr gefolgt, kämpfte sich durch die Menschen, die ihn kaum beachteten und ihm bestenfalls finstere Blicke zuwarfen, als er sich jetzt in Richtung der Toiletten bewegte. Viel mehr Orte, sie zu suchen, blieben ja nicht, denn er hatte sie weder auf der Tanzfläche noch an der Bar gefunden. Mit einem energischen Ruck öffnete er die Tür, welche den WC-Bereich vom Rest des Clubs abtrennte.

Nachdem sich die Tür wieder geschlossen hatte, wurde auch die Musik auf ein erträgliches Maß gedämpft und er ließ seinen Blick den Gang entlang gleiten. Etwas weiter hinten hatte es sich ein Pärchen gemütlich gemacht, und es war nur allzu offensichtlich, dass die kleine Blonde gerade damit beschäftigt war, dem vor ihr stehenden Mann gehörig einen zu blasen ... Er stutzte. Kleine Blonde? Sollte das da vorn etwa ...

Mit schnellen Schritten marschierte er auf das Pärchen zu, das ihn kaum beachtete. »Was ist hier los?«, fragte er. Der Kerl hielt inne, fixierte aber weiterhin den Kopf der Frau vor ihm, sodass er nicht genau erkennen konnte, ob er mit seiner Vermutung recht hatte.

»Siehst du doch, Alter. Ich ficke die Tussi in ihren verdammt geilen Mund. Und wenn du danach nicht auch mal willst, verpiss dich. Nur glotzen ist nicht«, keuchte er Jeff entgegen und begann sofort wieder damit, seinen Unterkörper vor- und zurück zu schieben. Fassungslos sah Jefferson, wie er seinen Prügel so hart in den Mund der Frau schob, dass diese versuchte, ihn loszuwerden, und hilflos an dessen Hosenbeinen zerrte.

Er fackelte nicht lange und zerrte den widerlichen Typ am Kragen weg, worauf dieser heftig protestierte. »Alter, spinnst du?«, brüllte er.

»Verpiss dich, wenn ich nicht die Bullen rufen soll.«

»Scheiße ey, die Alte wollte es doch auch.« Der Kerl fuhr herum und versuchte, einen Treffer mit seiner Faust zu landen. Dem vorangegangenen, deutlich zu riechenden, Alkoholkonsum verdankend verfehlte er sein Ziel jedoch um einiges, stolperte an ihm vorbei und landete mit einem dumpfen Schlag in einem dort aufgestellten Zigarettenautomat. Fluchend rappelte sich der Fremde auf und verschwand in einem der Toilettenräume.

Jefferson hingegen beugte sich hinab und streckte der Frau, von der er mittlerweile relativ sicher dachte, dass es Francoise war, seine Hand entgegen. »Miss, kommen Sie, ich helfe Ihnen auf.« Sie ergriff die angebotene Hand und ließ sich von ihm aufhelfen. Erst, als sie sicher stand, drehte sie das Gesicht zu ihm um. »Miss Denver ...«, setzte er schockiert über ihren desolaten Zustand an, doch bevor er weitersprechen konnte, hob sie die Hand vor den Mund und schwankte zur Toilettentür für Damen.

Heil mich, wenn du kannst

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