Читать книгу Heil mich, wenn du kannst - Melanie Weber-Tilse, Alisha Mc Shaw - Страница 8

Francoise

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Die Musik war nur dumpf zu hören und das lag nicht daran, dass ihr Hirn vom Alkohol benebelt war. Sie befand sich im Gang zu den Toiletten des Marquee, einem der angesagtesten Clubs in New York.

Sie war froh, dass der Alkohol sie betäubte, denn der Schmerz in den Knien und im Rachen war so irgendwie zu ertragen. Der Kerl vor ihr stöhnte und rammte ihr unerbittlich sein hartes Ding in den Hals.

»Fuck, bist du geil«, röhrte er und trieb sich nur noch härter in sie, was sie veranlasste, den Kopf nach hinten ziehen zu wollen. Doch seine Hände lagen fest auf ihrem Haupt und kein Entkommen war möglich.

Kurz wurde die Musik lauter und Schritte waren zu hören. Das schien den Mann, der sich in ihrem Mund austobte, aber nicht zu interessieren. Eine kleine Träne rann ihr über die Wange, als er sich so tief in ihren Rachen versenkte, dass sie kaum noch Luft bekam.

»Was ist hier los?«, hörte sie eine Stimme, die ihr entfernt bekannt vorkam.

Der Mann vor ihr hielt inne, fixierte aber weiter ihren Kopf, sodass sie nicht zur Seite schauen konnte.

»Siehst du doch, Alter. Ich ficke die Tussi in ihren verdammt geilen Mund. Und wenn du danach nicht auch mal willst, verpiss dich. Nur Glotzen ist nicht.«

Wieder wurde ihr der Schwanz in den Rachen geschoben und sie musste würgen. Mit den Händen versuchte sie, den Mann an den Beinen von sich wegzuzerren, doch das war ein aussichtsloses Unterfangen.

Der Typ wurde von ihr fortgerissen und sie konnte sich mit den Händen gerade noch auffangen, bevor sie bäuchlings auf den Boden fiel.

»Alter, spinnst du?«, brüllte dieser, was sein Gegenüber nicht im Geringsten zu kümmern schien.

»Verpiss dich, wenn ich nicht die Bullen rufen soll.«

»Scheiße ey, die Alte wollte es doch auch.«

Ein dumpfer Schlag war zu hören, Keuchen und schnelle Schritte.

Neben ihr tauchte eine Hand auf. »Miss, kommen Sie, ich helfe Ihnen auf.«

Fuck, sie wusste, auch wenn ihr Hirn im Moment sehr langsam arbeitete, wer da gerade neben ihr hockte. Sie ließ sich von ihm hochziehen und als sie ihm ihr Gesicht zudrehte, konnte sie seinen geschockten Blick sehen.

»Ms. Denver …«, weiter kam er nicht, denn sie presste sich die Hand vor den Mund und schwankte zur Klotür.

***

Francoise schlug die Augen auf und bereute diese Aktion sofort. Der Schmerz, der hinter diesen tobte, ließ sie den gestrigen Abend bereuen. Wie eigentlich jeden Abend, den sie mit zu viel Alkohol bestritt.

»Tablette?«

Viel zu schnell richtete sie sich auf und während der Schmerz ihren Kopf zerfetzte, fing sich der Raum zu drehen an. Stöhnend versuchte sie, sich auf dem Bett zu halten, als zwei Hände sie festhielten.

»Langsam, Ms. Denver.«

Mehr als ein Brummen bekam sie nicht raus. Und doch war sie wieder da, diese Stimme, die sie in den letzten Monaten verfolgt hatte. Nachdem das Zimmer wieder stillstand und der Schmerz weniger schlimm wurde, ließ sie sich zurück in die Kissen sinken und öffnete die Augen.

Er schaute sie besorgt an. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. »Her damit«, fauchte sie in Francoise-Manier, wobei es in ihrem Zustand eine abgeschwächte Version war.

Stumm hielt er ihr die Tablette entgegen und nahm ein Glas Wasser vom Nachttisch, das er ihr ebenfalls weiterreichte. Die kühle Flüssigkeit in ihrem geschundenen Hals tat gut. Gleichzeitig wurde ihr bewusst, dass der gesamte gestrige Abend ein einziger, großer Fehler gewesen war.

»Danke«, murmelte Fran.

»Gerne, Ms. Denver.«

»Herrgott, Jefferson«, herrschte sie ihn an. »Lassen Sie dieses Ms. Denver. Sie haben mich gestern gesehen, wie ich einem fremden Mann einen geblasen habe und …«, sie hielt kurz inne, hob die Decke an. »Sie haben mich nackt gesehen.« Fassungslos blickte sie wieder nach oben. Er, Jefferson, war der Chauffeur des neuen Teilhabers der Thompson Holding, für den sie arbeitete.

Wobei neu nicht mehr stimmte. Mr. St. Claire war mittlerweile ein halbes Jahr in der Firma. Aber die Ereignisse hatten sich dermaßen überschlagen, sodass die Zeit dahingerast war.

»Sie kannten den Mann nicht?« Jefferson riss sie aus ihren Grübeleien.

»Wissen Sie, ich mache mir gerade mehr Gedanken darüber, warum ich nackt in Ihrem, ich gehe zumindest davon aus, dass es Ihres ist, Bett liege.« So gut es ihr Zustand zuließ, funkelte sie ihn wütend an.

Doch mit der stoischen Ruhe, die er schon immer ausgestrahlt hatte, lächelte er sie sanft an. »Ja, Ms. … Francoise, es ist mein Bett, in dem Sie liegen. Ich kann Ihnen aber versichern, dass ich beim Ausziehen diskret weggeschaut habe.«

»Warum haben Sie mich überhaupt ausgezogen?« Fran versuchte, in ihrem Kopf nach Erinnerungen zu kramen, die nach dem Aufgreifen von Jefferson geschehen waren, aber es herrschte ein dunkles Loch.

»Nun ja, sie haben beim Zielen in die Toilettenschüssel offensichtlich nicht ganz getroffen. Ich habe ihre Sachen jedoch schon gewaschen, es liegt alles im Bad … Handtücher, falls Sie duschen möchten, habe ich Ihnen auch hingelegt.«

Selten schaffte es jemand, sie sprachlos zu machen. Wie konnte dieser Mann nur so nett und freundlich sein, während sie ihn die ganze Zeit anfuhr?

Er zeigte auf eine Tür. »Dort geht es ins Badezimmer«, dann ließ er sie allein zurück.

Müde rieb sie sich über die Stirn. Sie hatte ihrem Ruf als leicht zu haben, auf gut Deutsch, Schlampe, wieder alle Ehre gemacht.

Früher hatte sie ihre Aktivitäten, wie sie es selbst nannte, auch in der Firma ausgelebt. Sie wusste, was man von ihr in der Thompson Holding hielt, und doch war es genau das, was sie damit bezweckte.

Vorsichtig rappelte sie sich aus dem Bett heraus und trat auf noch wackeligen Beinen den Weg zum Bad an. Den Blick in den Spiegel hätte sie lieber sein lassen, denn das Bild, was sich ihr bot, war mehr als schrecklich. Die gesamte Schminke war verschmiert. Zudem war die Wimperntusche durch die Tränen an ihrer Wange heruntergelaufen und sie machte gerade einer Figur aus dem Gruselkabinett starke Konkurrenz.

Noch nicht einmal dieser Anblick hatte den Fahrer aus der Ruhe gebracht. Sie erinnerte sich noch genau an ihre erste Begegnung in der Firma. Patrick St. Claires eigentliche Sekretärin hatte sie gebeten, sich versetzen lassen zu dürfen.

Damals hatte sie nicht gewusst, was dahinter steckte, doch schnell war klar geworden, dass Juliette Franklin mit der eiskalten Art ihres Chefs nicht zurechtkam. Wie Fran im Nachhinein erfuhr, hatten die beiden auch noch einen Vertrag, weil Jules hohe Schulden hatte, die er übernahm und sie musste ihm dafür das Bett wärmen.

Wenn sie daran zurückdachte, schüttelte sie den Kopf, was sie sofort bereute. Noch wirkte die Tablette nicht.

Dass sich hinter der Mauer, die Patrick St. Claire aufgebaut hatte, ein schreckliches Schicksal verbarg, war erst später herausgekommen. Genauso wurde fast zu spät erkannt, dass der Buchhalter, Harold Thomas, zu dem Juliette Franklin ins Vorzimmer versetzt worden war, ein Monster war.

Dabei war es Fran selbst, die Harold damals den Umschlag mit dem Vertrag in die Hand gedrückt hatte, den Jules an ihrem alten Arbeitsplatz vergessen hatte. Natürlich wusste sie das nicht, woher auch und doch nagte dieser Umstand immer noch an ihr.

Harold hatte den Vertrag zwischen Patrick und Jules genutzt, um Juliette zu erpressen. Denn er wollte sie schon lange und sie hätte sich ihm nie freiwillig hingegeben.

Zum Glück war alles gut ausgegangen, als St. Claire und Jules erkannten, dass sie einander liebten und der Eine sich dem Anderen offenbarte.

Und an dem Tag hatte sie Jefferson kennengelernt. Er war beauftragt worden, sie aus der Firma abzuholen und zu Michael Thompson, dem Haupteigner der Thompson Holding, zu bringen.

Die Fahrt über hätte sie ihm am liebsten den Kopf abgerissen. Sie hatte immer und immer wieder gefragt, um was es ginge, aber er hatte keinen Ton dazu gesagt und nur freundlich gelächelt.

Sie löste grummelnd die Spangen aus ihrem Haar, trat dann unter das warme Wasser und ließ es über ihren schmerzenden Körper laufen.

Eine halbe Stunde später stand sie angezogen, aber zum ersten Mal in ihrem Leben ungeschminkt, vor einem Mann. Noch nicht einmal zum Zigarettenholen, wenn sie denn rauchen würde, würde sie ungeschminkt vor die Haustüre gehen.

Die Tasse mit dem Kaffee nahm sie dagegen sehr gerne entgegen, dann kramte sie ihr Handy aus dem kleinen Täschchen, das er ihr auf den Tresen gelegt hatte.

»Danke, Jefferson. Ich werde mir dann ein Taxi rufen«, brachte sie freundlicher heraus, nachdem die Dusche und nun der Kaffee ihre Lebensgeister mobilisierten.

Seine Hand auf ihrer ließ sie aufblicken. »Ich fahre Sie.«

»Das wird nicht nötig ...«

»Das war keine Bitte oder Frage. Kommen Sie.«

Heil mich, wenn du kannst

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