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10 Winter Früher

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„Psst!“ den Zeigefinger mahnend zum Mund erhoben zeigte er seinem jüngeren Begleiter an gefälligst weniger Krach zu machen und nicht wie ein Tölpel auf jeden Ast zu treten. Sie waren schon zu lange erfolglos in den Wäldern unterwegs als dass sie sich die nun bietende Gelegenheit entgehen lassen könnten. Endlich hatten sie Wild gefunden. Ein strammer Rehbock, der noch nichtsahnend im tiefen Schnee nach Essbarem suchte und nicht weit entfernt von ihnen auf der kleinen Lichtung stand. Er schien ebenso Hunger zu leiden wie sie in diesem verflucht kalten Winter, der das ganze Land in seinem langen eisigen Griff hielt. Egal wen man fragte, jede Familie litt unter dem Eis, das Tiere und Pflanzen gleichermaßen dahinraffte und die Grundlagen für das Überleben aller raubte.

Wehleidig erinnerte der ältere der beiden Jäger sich zurück als ihre Winterlager noch randvoll waren und sie Gevatter Frost mit einem Lächeln entgegensehen konnten. Normalerweise mochte er den Winter sehr gerne. Die kühle erfrischende kalte Winterluft, die weißen Landschaften nach einem Schneefall, das Spielen und Toben im Schnee mit seiner Familie. Es war einfach alles unbeschwerter als im Sommer, der so viel Arbeit mit sich brachte. Und noch wichtigster war, dass der Winter ließ ihn endlich seinen verkümmerten Arm vergessen ließ. Die Strafe die ihn die Götter auferlegt hatten und mit der er nun Leben musste.

Nutzlos und dünn wie ein Zweig hing der linke Arm schlaff an seinem Körper herab. An guten Tagen schaffte er es mit Mühe den Löffel zum Mund zu bewegen, aber die schlechten Tage an denen nicht mal das möglich war, waren deutlich zahlreicher. Viele völlig alltägliche Dinge waren eine wahre Herausforderung für ihn. Holzhacken? Die Felder abernten? Möglich war es, ja, aber er brauchte fast einen ganzen Tag um die Arbeit zu beenden, die sein Bruder in einem halben schaffte. Trotzdem versuchte er immer sein Bestes zu geben und unterstützte seine Familie bei allem so gut es ihm möglich war. Seine Mutter war im Kindbett während der Geburt seiner Schwester gestorben, neun Winter jetzt alt das dürre Mädchen und der Hauptgrund, wieso er und sein Bruder nun hier draußen in den dunklen verschneiten Wäldern nach Essen jagten. Das junge Ding kannte das Gefühl, Hunger leiden zu müssen nicht, denn ihnen ging es gut, selbst in den vielen harten Wintern vor diesem. Ihr Vater hatte sich immer darum gekümmert, dass genug Nahrung vorhanden war und hatte ihm und seinem Bruder alles beigebracht, was sie jetzt wussten und konnten. Er war es auch, der ihnen aufgetragen hatte, auf ihre Schwester aufzupassen, komme was wolle, und sie befolgten die Anweisungen ihres Vaters immer.

Jetzt saß ihre Schwester allein zu Hause. Sie konnten nicht auf sie Acht geben. Was würde ihr Vater wohl dazu sagen, dass sie ihre kleine Schwester alleine gelassen hatten? Wäre er wütend auf sie? Aber sie taten es schließlich für sie. Ausharren im kalten Wind im Kampf gegen die Natur und die Eiseskälte des Winters. Sie mussten es tun. Sie mussten die Verantwortung übernehmen. Ihr Vater konnte ihnen diesmal nicht mehr helfen. Mit so vielen anderen war er vor wenigen Monden gen Norden in den Krieg marschiert - schon wieder. Das zweite Mal riskierte sein Vater für den König sein Leben und kämpfte gegen die Horden des Nordens. Barbaren des Nordens, wie die Herolde nicht müde wurden zu betonen. Das Volk der Joglu, wie sie sich selbst nannten. Er kannte keinen Joglu. Er hatte noch einen gesehen, er kannte nur die Geschichten. Sie lebten gar nicht so weit von seiner Heimat entfernt. Im ersten Krieg hätten sie es fast geschafft, seine Heimat zu erreichen, nur noch wenige Tagesmärsche trennten sein Dorf damals vom Feuer des Krieges. Aber die Armeen des Königs hatten gesiegt und die Joglu vernichtet. So hatte es ihm sein Vater damals erzählt. Und trotzdem kam es erneut zu einem Krieg. Wieder gegen die Joglu, wieder gegen die Barbaren. Und dieser erneute Krieg war es schuld, dass sie jetzt mitten im Wald zwischen gefrorenen Stöcken und Ästen ausharren mussten.

Die Truppen ihres eigenen Königs hatten sich während ihres Marsches gen Norden aus den Winterlagern des gemeinen Volks versorgt. Getreide, Fleisch, Eier, alles. Manche erzählten, dass ihnen die Soldaten nichts übriggelassen hatten und alle Lager bis zum letzten Sack geleert wurden. Für das Volk, das die Soldaten geschworen hatten zu beschützen, blieb kaum genug zum Überleben übrig. Sie marschierten in den Krieg, um ihr Volk zu beschützen und ließen es zum Hungern zurück. Eine Ironie des Schicksals die Artam lauthals hätte loslachen lassen, wenn es eine Mär oder Fabel gewesen wäre. Aber es war die Realität, sie hungerten, ihre Freunde hungerten, jede Familie hungerte. Auf Geheiß ihres Königs. Artam spuckte abschätzig in den kniehohen Schnee als er wieder an den König und die in Stahl gekleideten Soldaten denken musste.

Wie hätte sein Vater wohl reagiert? Wusste er überhaupt, was weiter südlich, in seiner Heimat, geschehen war? Hatte er es erfahren?

Noch bevor die endlosen Schlachtreihen der Worgunischen Armee sein Dorf erreicht hatten, war sein Vater bereits in den Norden aufgebrochen. Als Vorhut auf dem Rücken eines der gewaltigen Schlachtrösser sollte er vor dem Hauptheer mithelfen Ordnung im Felsental zu schaffen. Nur die Lage auskundschaften, wie er damals gesagt hatte, als der große Mann ihn mitnahm. Sein Vater hatte den Artam unbekannten Mann damals empfangen wie einen alten Freund. Sie lachten und umarmten sich. Redeten lange miteinander, bis sie dann noch am selben Tag aufbrachen.

Nur wenige Tage später kamen dann die Soldaten des Königs und fielen über die Lager her wie hungrige Ratten Das, was sie den Sommer zuvor so mühsam zusammengesammelt hatten.

„Es ist für die Armee des Königs! Wer sich weigert wird ausgepeitscht!“, hallte es immer noch in seinen Ohren. Die kratzige Stimme des schmalen Mannes, der das Kommando über die Truppen hatte.

Artam ballte die Faust, als er sich zurückerinnerte. Mit seinen guten zwanzig Wintern wäre er alt genug gewesen um an der Seite seines Vaters in den Kampf zu ziehen, aber mit nur einem brauchbaren Arm wäre er im Kampf keine Hilfe gewesen. Er konnte kaum den zweimannslängen großen Speer in seiner Hand vernünftig benutzen und trug ihn eher zum Schein, um sich nicht ganz unnütz während der Jagd zu fühlen. Seinem jüngeren Bruder überließ er die Verantwortung das Wild zu erlegen. Er trug schließlich Pfeil und Bogen und an ihm lag es, ob sie Erfolg haben würden, oder noch länger in den Wäldern ausharren müssten.

Doch gerade jetzt musste sein Bruder jedes Stöckchen erwischen und rumtrampeln wie ein durchgegangener Stier. Artam kam es vor, als ob das Knacken der Stöcke noch in Cent zu hören gewesen wäre.

„Wir sind weit weg“, flüsterte Agor, sein jüngerer Bruder, der mit seinen vierzehn Wintern zu jung für den Militärdienst war.

„Du trampelst aber laut genug, dass jedes Tier im Umkreis eines halben Tages uns hört!“ sagte Artam lauter als beabsichtigt und ärgerte sich sofort selbstdarüber.

„Der Bock wird uns nicht hören“, wiegelte Agor ab.

Verunsichert schaute Artam zum Rehbock und kontrollierte, ob ihre Beute etwas gehört hatte. Beruhigt stellte er fest, dass der junge Bock seinen Kopf zusammen mit dem halben Hals in den Schnee gesteckt hatte und am Boden rumwühlte, ebenso hungrig wie seine beiden Jäger nahm das Tier jede Gelegenheit zu fressen wahr.

„Denk dran, was Vater uns beigebracht hat“, rief Artam seinem Bruder ins Gedächtnis.

„Jaja ich weiß. Höchstens dreißig Schritt weit entfernt, bevor wir schießen, und immer gegen den Wind“, wiederholte Agor Stakkato mäßig die Regeln seines Vaters.

„Gut. Also los.“

Langsam und ruhig wie zwei Phantome bewegten die Brüder sich vorwärts. Jeder Schritt war gut überlegt, langsam sanken die mit schwerer Schafswolle gefütterten Lederstiefel in den Schnee ein. Das typische Knirschen des Schnees war unvermeidbar und dröhnte wie Kriegshörner in den Köpfen der Jungen. Sie konnten nur versuchen es so gering wie möglich zu halten.

Zu ihrem Ärger frischte der Wind wieder auf und blies ihnen kalt ins Gesicht. Einzelne Schneeflocken schlugen ihnen entgegen und schmerzten in den Augen. Artam hatte seine gute Mühe die Augen zu schützen und den Speer in der gleichen Hand bereit zu halten. Innerlich verfluchte er sich erneut dafür als Krüppel geboren wurden zu sein. Wie viel hätte er schaffen können mit zwei gesunden Armen? Er war ein großer Mann, größer als jeder auf den umliegenden Höfen, und dazu noch stark wie ein Bär. Mit seinem rechten Arm konnte er Dinge anheben, die andere Männer mit zwei gesunden Armen nicht heben konnten. Einmal hob er gar ein ganzes Fass voller Wein ohne Hilfe an und trug es stolz auf seiner Schulter. Damals meinte er sogar die beeindruckten Blicke von Frauen gespürt zu haben. Es war einer der wenigen glücklichen Momente, in denen er seinen Arm ignorieren konnte, wo es egal war, dass er ein Krüppel war. Aber bei der Jagd war es nicht egal. Zwei Gesunde Arme waren hier Gold wert, da konnte sein einzelner Arm so stark sein, wie er wollte. Es nützte nichts.

Dicht blieb er hinter seinem jüngeren Bruder und schlich langsam vorwärts. Fast hatten sie ihr Ziel erreicht. Der Bock war unaufmerksam, der Hunger machte ihn unvorsichtig. Ein Fehler, ein tödlicher Fehler. Irgendwas Schmackhaftes hatte er dort am gefrorenen Waldboden gefunden. Vielleicht ein paar Eicheln oder Pilze, die unter dem dicken Schneepanzer verborgen lagen. Was auch immer, es würde seine Henkersmahlzeit sein.

Agor stoppte plötzlich und hockte sich tiefer in den Schnee. Hinter einem kleinen Busch versuchten die beiden Brüder irgendwie Deckung zu finden, so gut es hinter nackten Zweigen eben möglich war. Immerhin boten ihre dunklen verdreckten Mäntel ein wenig Tarnung zwischen den Stämmen der Nadelbäume und den nackten Zweigen der Büsche.

Kauend hatte der Bock nun doch seinen Kopf aus dem Schnee gezogen und blickte sich um. Er schien endlich bemerkt zu haben, dass er zu kühn war und Gefahr lief ebenfalls gefressen zu werden. Für die beiden Brüder wurde es aber jetzt ungleich schwerer. Die einfache, als sicher geglaubte Beute war plötzlich gar nicht mehr so einfach und sicher wie gedacht.

„Raben“, murmelte Artam und stütze sich an der Schulter seines Bruders ab, den verkrüppelten Arm sicher in einer Schlinge um seinen Hals verstaut.

„Ich glaube nicht, dass er uns gesehen hat“, wägte Agor ab und zog einen Pfeil aus dem Köcher.

„Es sind noch mindestens vierzig Schritt. Zu weit“, versuchte Artam ihn zu stoppen, stieß aber auf taube Ohren.

„Wir kommen nicht näher heran, ohne dass er uns sieht. Jetzt oder nie.“ Er zeigte zum Bock. „Wir haben keine Zeit mehr, wir müssen zurück zu Alora. Der Bock ist unsere letzte Chance.“

Artam konnte den Gedanken nicht leiden, aber Agor hatte Recht. Noch mehr Zeit durften sie tatsächlich nicht verschwenden. Ihre Lager waren leer. Sogar die eisernen Notreserven, die sie vor den Soldaten verstecken konnten. waren bei ihrem Aufbruch kaum mehr als ein kümmerlicher Rest gewesen. Und seit einem halben Mond waren sie nun schon unterwegs, eine lange Zeit. Und sie mussten noch den beschwerlichen Rückweg einplanen - mit dem Bock, wenn die Götter es wollten. Wiedermal bewies sein jüngerer Bruder mehr Weitsicht als er, und dass, obwohl ihr Vater ihm die Aufgabe erteilt hatte, sich um seine Geschwister zu kümmern. Es ärgerte ihn. Nicht mal mit Weisheit und Intelligenz konnte er seine Geschwister unterstützen oder leiten. Sein Bruder war ihm auch dabei deutlich überlegen.

„Also gut. Du schaffst das Agor“, sprach er ihm etwas vergrämt Mut zu und ließ sich leise in den Schnee gleiten. Die Beine schmerzten ihn. Das lange Umherschleichen machte sich bemerkbar.

Agor atmete tief ein und aus, er schloss die Augen und konzentrierte sich. Marionettenhaft nockte er den Pfeil an die Sehne, erst jetzt öffnete er wieder die Augen und fixierte den Bock vor ihnen. Sein Ziel hatte sich nicht bewegt, beobachtete aber weiterhin seine Umgebung und kaute auf seiner letzten Mahlzeit herum. Der junge Jäger spannte die Sehne und richtete den Bogen aus. Der Wind kam frontal auf sie zu, er musste also etwas höher zielen. Vierzig Schritte waren eine herausfordernde Distanz, was bedeutete, dass er nochmal ein Stück höher zielen musste. Immerhin der Hirsch machte es ihm etwas einfacher und zeigte seine Flanke. Perfekt für einen Blattschuss.

Das Ziel hatte er anvisiert, er musste nur noch loslassen. Und dann natürlich auch treffen. Zurrend schnellte die Sehne los, der Pfeil beschleunigte in nur einem Augenblick auf seine volle Geschwindigkeit und raste auf sein Ziel zu.

Den beiden Brüdern kam es vor wie eine Ewigkeit, eine schier endlose Ewigkeit sauste der Pfeil durch die Luft und hielt auf sein Opfer zu. Würde er treffen? Kauend blickte der Bock zu den beiden Brüdern und schien nicht zu ahnen, dass ein Pfeil in seine Richtung unterwegs war mit der Absicht ihn zu töten. Vielleicht war er sich auch sicher, dass der Pfeil ihn verfehlen würde. Niemand konnte es genau sagen bis der Pfeil endlich sein Ziel erreichte.

Ein lautes Plock verriet es und Agors Jubel ließ jeden Zweifel sofort verschalen, er hatte getroffen. Zeitgleich mit dem Plock des Pfeils ging der Bock zu Boden. Kein Todeskampf, keine versuchte Flucht, nichts. Er hatte sich mit seinem Schicksal abgefunden oder Agor hatte es tatsächlich geschafft einen tödlichen Treffer auf diese Distanz zu landen.

„Wahnsinn! Verdammt guter Schuss Bruder!“, lobte Artam seinen Bruder und schlug im bewundernd auf die Schulter. Die Gram über sich selbst hatte er schon wieder vergessen und sonnte sich ein wenig mit im Erfolg seines Bruders.

In Agors Gesicht ließ sich der Stolz ohne den geringsten Zweifel herauslesen, über beide Ohren grinste er und hielt den Bogen stolz in seiner Hand fest.

„Komm.“ Artam stand auf und griff nach dem Speer. „Lass uns den Bock nehmen und nach Hause gehen. Alora wartet auf uns, und aufs Essen.“

„Nicht nur sie wartet auf Essen“, lachte Agor erleichtert.

Man merkte ihm an, dass eine große Last von seinen jungen Schultern gefallen war, ebenjene Schultern, auf welche er nun den Bogen hängte und ebenfalls aus seiner Schussposition aufstand.

Witzelnd näherten sich die beiden Brüder ihrer Beute, die versteckt im Schnee eingesunken auf sie wartete. Hätten sie das Tier nicht selbst erlegt, hätten sie es wohl nie gefunden, so tief war der Bock in den Schnee eingesunken.

„Wenn wir das Vater erzählen wird er platzen vor Stolz. Ein Blattschuss auf vierzig Schritt“, schwärmte Artam für seinen Bruder weiter. Er war auch Stolz auf ihn, ein wenig sogar stolz darauf, dass der junge Agor das konnte, was er nie können würde. Auch wenn es so etwas Einfaches wie Bogenschießen war.

„Er wird Stolz auf uns beide sein!“ widersprach Agor seinem Bruder und schubste ihn, wie Brüder es eben taten ein wenig neckend herum. Bei beiden endete es in befreitem Gelächter, befreit von der Sorge zu verhungern und dem Druck, den beiden tragen mussten.

„Alora wird es kaum erwarten könnten, dass wir nach Hause kommen.“

„Ich kann es auch kaum erwarten. Die nächste Zeit will ich keinen Wald mehr sehen“, lachte Artam und erreichte endlich ihre Beute.

Nur noch das Leitgefieder des Pfeils ragte aus der Schulter des Bocks und bewegte sich hastig im Takt des Brustkorbs.

„Er lebt noch“, murrte Agor ein wenig.

Der Treffer war doch nicht direkt tödlich gewesen und im verzweifelten Kampf gegen den Tod hechelte das Tier schnell und flach vor Aufregung. Mit jedem Atemzug blubberte das Blut aus der Eintrittswunde und blähte mit kleinen Luftbläschen auf.

„Die Lunge“, stellte Artam fest. „Ich mach das.“

Mit voller Kraft rammte er den langen Speer in die Brust des Tieres. Er wusste, wo das Herz lag und traf es zielgenau. Beinahe augenblicklich stoppte die Atmung des Bocks und die eben noch so aufmerksamen und verängstigten Augen schlossen sich.

„Raben. Der wiegt gut und gerne sechs Steine, das schaffst selbst du nicht.“ Stellte Agor fest, als er erfolglos versuchte den erlegten Bock anzuheben.

Damit hatte er Recht, das musste auch der starke Artam zugeben. Kurzeitig hätte er den ganzen Hirsch sicher tragen können, aber die ganze Strecke bis nach Hause, durch den tiefen Schnee würde er nicht schaffen, da fehlte sogar ihm die Kraft zu.

Angewidert blickte er auf seinen nutzlosen Arm, der im Wind baumelnd in der Schlinge hing. Mit zwei Armen würde er den Bock sicherlich tragen können, redete er sich ein.

„Also zerlegen wir ihn?“, fragte Artam und suchte bereits sein Messer, das er immer an seinem Gürtel aufbewahrte.

Es war ein scharfes und gutes Messer, was ihm sein Vater vor Wintern geschenkt hatte. Fleisch, Sehnen und Knorpel waren kein Hindernis für den harten scharfen Stahl und die kurze Klinge war perfekt dazu geeignet, große Fleischstücke herauszuschneiden.

„Warte“, stoppte Agor ihn und blickte sich um.

„Du scheinst wieder eine Idee zu haben.“ Artam war gespannt, was seinem cleveren Bruder nun einfallen würde.

Wenn einer von beiden die guten Ideen hatte, war es Agor. Er kam auf Ideen, die Artam im Leben nie eingefallen wären. Was er allein mit Kraft und Willen zu erreichen versuchte, sofern seine Verkrüppelung ihn nicht behinderte, schaffte sein jüngerer Bruder mit Cleverness und Geschick.

„Wir könnten einen Schlitten bauen und den ganzen Bock ziehen. Damit wären wir noch schneller und können zu Hause alles verwerten.“

„Dauert das nicht zu lang?“

„Neee. Nur eine Handvoll Äste und ein wenig Seil. Mehr brauchen wir nicht. Warte hier.“ Ohne seinen Bruder weiter zu beachten ging der junge Agor zielstrebig tiefer in den Wald hinein, um an seiner Idee zu tüfteln.

Artam würde es nie zugeben aber auch die Cleverness Agors machte ihn neidisch. Nicht nur, dass die Götter ihn mit nur einem Arm gestraft hatten, auch die Intelligenz hatten sie seinem Bruder gegeben. Er war nicht dumm, kein Trottel, aber mit Agor konnte es keiner so schnell aufnehmen. Mit seinen vierzehn Wintern war Agor schon mehr Mann als er vermutlich je sein würde. Und das wurmte ihn. Es wurmte ihn gewaltig. Er konnte sich noch nicht einmal um seine Familie kümmern, wenn ihr Vater fort war und war auf seinem jungen Bruder angewiesen. Wie sollte er so jemals eine eigene Familie gründen? Sich um eine Frau und vielleicht sogar um Kinder kümmern? Welche Frau wollte auch überhaupt einen einarmigen Krüppel haben? Er hatte keine heldenhafte Kriegsgeschichte zu bieten, keine Schlacht, in der er seinen Arm verlor im ruhmreichen Kampf für seinen König. Er hatte sein ganzes Leben damit gelebt und würde auch sein restliches Leben damit leben müssen. Aber selbst, wenn. Helden und Kriegsgeschichten interessierten im Norden des Reichs niemanden. Hier zählte nur das Überleben.

„Fertig“, strahlte Agor ihn an und zeigte Stolz seinen improvisierten Schlitten.

Artam war überrascht, wie schnell sein Bruder den Schlitten zusammengezimmert hatte und murrte schon wieder, da Agor ihn nun auch im handwerklichen Geschick überragte. Es war kein faires Leben für den starken Artam.

Zwei große dicke Äste dienten als Schienen, auf denen quer gelegt eine Handvoll dünnerer Zweige als Ablagefläche dienten. Einfach und nützlich, und somit genau das, was sie brauchten.

„Sehr gut“, knurrte Artam, ein wenig geknickt, dass sein Bruder ihn wieder mal ausgebotet hatte und nahm das Seil, welches zum Ziehen der Konstruktion gedacht war. Immerhin mit Kraft konnte er sich wieder nützlich machen und etwas erledigen, wozu sein Bruder nicht im Stande war. Das einzige worauf er stolz sein konnte.

Den Schlitten gekonnt neben den Bock gesteuert, hob Artam den leblosen Körper des Hirsches an und wuchtete ihn ohne Mühe auf den Schlitten. Knirschend hielt die Holzkonstruktion dem Gewicht des Tieres stand, auch als Artam begann am spröden Hanfseil zu ziehen und ihre Beute so zu transportieren.

„Es klappt!“, freute Agor sich diebisch und tanzte um den Schlitten und seinen Bruder herum. „Damit schaffen wir es bis nach Hause.“

„Hmhm“, knurrte Artam, der den Schlitten mit Leichtigkeit zog und ohne eine Miene zu verziehen einen Fuß vor den anderen setzte. Neidisch musste er wiedermal eingestehen, dass der Schlitten sich als äußerst nützlich erwies. Er merkte das Gewicht ihrer Beute kaum und nachdem er sich das Seil um den Bauch gebunden hatte, störte ihn nicht mal mehr das Seil in der Hand. Es fast war so, als ob er keinen zusätzlichen Ballast schleppen müsse.

„Jetzt können wir endlich nach Hause. Alora und Vater werden stolz auf uns sein“, strahlte Agor immer noch, hatte sich aber soweit beruhigt, dass er nicht mehr um seinen Bruder und den Bock herumtanzte.

„Erstmal zu Hause ankommen. Wir haben einen weiten Weg vor uns“, nahm Artam ihm ein wenig den Wind aus den Segeln und marschierte störrisch weiter.

„Komm schon. Nicht so mürrisch, Bruder. Wir haben es endlich geschafft“, lächelte Agor und begutachtete ihre Beute. Besonders die Wunde des Pfeils untersuchte er genauestens, es war schließlich sein Werk, warum sollte er nicht stolz darauf sein. Immerhin war auch Artam kurz stolz auf seinen Bruder gewesen, bis ihm wieder vor Augen gehalten wurde, dass er selber zu nichts nütze war.

„Ja du hast Recht“, antwortete Artam mit dem Anflug eines Lächelns. Agors Betonung auf das Wir munterte ihn immer wieder auf. Sein kleiner Bruder versuchte ihm so das Gefühl zu nehmen eine Last zu sein. Und wieso sollte er sich so auch fühlen? Schließlich könnte Agor ohne ihn kaum den Schlitten ziehen, das war seine Aufgabe und auch wenn sie so einfach sein mochte, er erfüllte sie.

„Endlich essen, und dann sogar noch eine Menge Fleisch!“ Jetzt lächelte Artam wirklich und ließ auch seinen Bruder lächeln, der es wieder einmal geschafft hatte ihn aus seiner Lethargie zu reißen.

„Wir gönnen uns erstmal einen richtig guten Braten, und dann…“ Ein verräterisches Knacken hinter ihnen ließ beide Brüder aufschrecken.

Artam sah wie Agor bereits seinen Bogen im Anschlag hatte und aufmerksam in den Wald spähte.

„Was war das?“, fragte Artam, während er das Seil um seiner Brust löste und den Speer vom Schlitten aufnahm. Wie groß seine Hilfe sein würde, wusste er nicht, aber er würde sein Bestes geben und zuschlagen konnte er sogar mit nur einem Arm, und das äußerst hart.

„Nette Beute habt ihr gemacht“, hörten sie eine Stimme, ohne die Quelle dieser zu sehen.

„Wer ist da?“, rief Artam der Stimme zurück und griff den Schaft des Speeres noch fester.

„Ich bin`s, Artam“, zeigte sich die Quelle der Stimme und ein den Brüdern bekanntes Gesicht ragte aus seinem Versteck hinter den dicken Stämmen der Bäume heraus.

„Ogram?“, stellte Agor verwirrt fest und ließ seinen Bogen sinken. „Was bei den Raben machst du hier draußen? Wir sind gute acht Tagesmärsche von Telu entfernt.“

„Aber schön ein bekanntes Gesicht hier draußen zu sehen“, grüßte Artam ihren Bekannten und lächelte ihn freundschaftlich an.

Bereits seit ihrer Kindheit kannten sie Ogram aus ihrem Heimatdorf. Der untersetzte ältere Mann war der einzige Schmied im Umkreis von mehreren Tagesritten und genoss nicht nur deshalb ein hohes Ansehen bei allen Bewohnern des Dorfes und auch der umliegenden Höfe. Wenn es etwas gab, das aus Metall geschmiedet werden konnte, Ogram machte es wahr. Ob Schwert, Gitter, massive Schlösser oder so etwas Alltägliches wie Hufe - Ogram war ein wahrer Zauberer, wenn es um das Bearbeiten von Metall ging.

„Schön euch zu sehen“, kam Ogram nun aus seinem Versteck heraus und die Brüder erkannten, dass der einst so voluminöse Mann deutlich an Umfang eingebüßt hatte. Der Winter ging auch an ihm nicht spurlos vorüber und ließ selbst die besten Handwerker hungern und um ihr Überleben kämpfen.

„Wie ich sehe hattet ihr Glück“, fuhr er fort und deutete kaum erkennbar mit seinem Kopf zum erlegten Bock. Seine lange breite Nase war dabei fast so etwas wie ein Marker.

„Hat auch lang genug gedauert“, scherzte Artam und lockerte den Griff um den Schaft des Speeres. „Vielleicht kommen wir damit bis zum Frühling aus. Oder bis Vater wiederkommt.“

„Ah, für wahr, für wahr. Fabra ist an der Seite des der Kavallerie in den Norden geritten. Ich vergaß es beinahe schon, so lang ist es nun her.“ Er näherte sich den Brüdern, immer noch lächelnd.

„Das gefällt mir nicht. Was macht er hier?“, flüsterte Agor seinem Bruder zu und wirkte nervös.

„Er sucht Essen. Genau wie wir“, antwortete dieser.

„Und wir haben welches, genau vor seiner Nase!“

„Was willst du damit sagen?“

„Dass er auf unseren Bock aus ist.“

„Ogram? Niemals.“ Artam war nun doch etwas verunsichert und verstärkte seinen Griff um den Speer erneut.

„Dieser Schlitten ist auch eine grandiose Idee! Agor, bestimmt war es dein Einfall, nicht wahr?“

Agor antwortete nur mit einem leichten Kopfnicken und spielte nervös mit dem Pfeil in seiner Hand. Sein Bruder würde blitzschnell den Bogen spannen können und Ogram mit einem Pfeil aufspießen, das wusste Artam. Aber er war sich immer noch nicht sicher ob Ogram ihnen wirklich Böses wollte. Er war ein Bekannter, ein Freund, sein Vater und der Schmied kannten sich ihr ganzes Leben. Der Gedanke kam Artam absurd vor.

„Natürlich war es das“, antwortete Artam für seinen Bruder und warf dem Schmied ein versöhnliches Lächeln zu. „Wir müssen dann auch weiter Ogram. Viel Glück auf der Jagd wünsche ich dir.“

„Das… kann ich nicht zulassen“, sagte Ogram in einem Ton, der Artam das Blut in den Adern gefrieren ließ.

„Verdammter Rabe!“, rief Agor und war im Begriff einen Pfeil anzunocken, wurde aber durch kalten Stahl an seiner Kehle gestoppt.

„Nicht so schnell“, hauchte ihm stinkender Atem ins Gesicht.

„Umar…“, schnaubte Agor wütend und senkte den eben noch kampfbereiten Bogen.

„Genau der. Und jetzt sei ruhig.“

Umar war der älteste Sohn des Schmieds und typisch für einen jungen Schmied mit äußerst kräftigen Oberarmen bewaffnet. Irgendwann würde er in die Fußstapfen seines Vaters treten und er übte für diesen Tag schon seitdem er laufen konnte.

„Verflucht was soll das?“, rief Artam als er endlich aus seiner Schockstarre erwachte.

„Ogram, du und unser Vater seid Freunde. Umar, wir kennen uns seitdem wir laufen können. Nimm das Messer runter.“

„Dann gib uns den Bock“, forderte Ogram.

Zweifelnd blickte Artam zum Bock und zurück zu Ogram, um danach wieder den Bock anzustarren. Es schien fast so, als wolle Artam dem Bock die Entscheidung überlassen, von wem er nun gegessen werden wollte.

„Wir müssen etwas essen. Ihr könnt selbst jagen, es gibt noch Wild“, beschwichtigte Artam.

„Dazu haben wir keine Zeit. Meine Frau ist verhungert! Und meine Töchter stehen kurz davor, ich brauche diesen Bock.“

Artam stockte kurz. Er kannte die Frau des Schmieds. Eine nette fülligere Frau mit dichten schwarzen Haar. Nur ihren Namen bekam er nicht mehr zusammen, dafür war der Kontakt zu der Familie Ograms doch zu gering.

„Das tut mir leid. Sie war eine gute Frau.“

„Und ob sie das war! Und meine Schwestern werden nicht das gleiche Schicksal erleiden!“, blaffte Umar, der immer noch die Klinge an den Hals Agors gepresst hielt.

„Artam!“, stammelte Agor nur und bewegte Umar dazu, den harten Griff um den Hals noch enger zu ziehen.

Umar wollte seine Schwestern schützen, sie vor dem Verhungern retten. Genau das, was auch er mit seinem Bruder erreichen wollte. Dem Hungertod entgehen. Sein Vater hatte ihm und seinem Bruder schon immer beigebracht, dass die Familie wichtig ist, dass man gegenseitig aufeinander aufpassen sollte, und das taten auch Ogram und sein Sohn. Sie brauchten Essen für ihre Familie, genau wie sie. Aber Artam wusste, dass er zuerst an sich denken musste. Und an Agor und Alora. An die seinen. So grausam und ungerecht ihm das auch im ersten Augenblick vorgekommen sein mochte. Er konnte keine Rücksicht auf Ogram nehmen. Auf niemand anderen.

„Unseren Bock bekommt ihr nicht“, sagte Artam und neigte den Speer drohend zu Ogram, der mit einer solchen Antwort nicht gerechnet hatte.

„Sei nicht dumm, Junge“, sagte Ogram und ging einen Schritt zurück.

„Alora wartet auf uns. Auch sie wird verhungern, wenn wir nicht bald zurück sind. Es tut mir leid“, drohte Artam weiter mit dem Speer in Richtung des Schmieds.

„Das ist mir egal!“, brüllte Umar und riss seinen Arm zurück. Es war der Arm, der das Messer hielt. Es war das Messer, das an Agors Hals gepresst war. Es war der Hals der nun rot vor Blut war, und es war das Blut, das dampfend zu Boden ging und den Schnee schmelzen ließ.

Röchelnd fiel der Körper Agors zu Boden, die Hände um den Hals gepackt, als ob er den Blutfluss so hätte stoppen können. Verwirrt beobachtete Artam, wie sein Bruder hart in den tiefen Schnee fiel und diesen rot färbte. Er verstand nicht genau, was hier gerade passiert war. Umar hatte ihn doch eben noch im Würgegriff gehabt, wieso lag er also nun am Boden? Nur langsam und quälend keimte der Gedanke in seinem Kopf, die Gewissheit, was hier gerade geschehen war. Alles lief so langsam ab, Umar stand immer noch in der Position, wie vor wenigen Augenblicken, den Arm vor sich erhoben und zudrückend, als würde er jemanden festhalten, nur dass niemand dort war. Agor lag röchelnd, speiend und würgend am Boden. Umar hatte ihm die Kehle aufgeschlitzt. Artams Gedanken beschleunigten sich, sie rasten geradezu. Umar hatte seinem Bruder die Kehle aufgeschlitzt, er hatte ihn umgebracht.

„Du verdammter Hundesohn!“, hörte Artam sich brüllen und schleuderte mit voller Kraft den Speer und Umars Richtung. Umar stand nicht weit weg, er musste treffen, und traf auch. Aber nicht wie er geplant hatte. Nicht aus dem Brustkorb ragte der Speer nun heraus, sondern aus dem Oberschenkel des jungen Mannes, der schmerzerfüllt aufschrie. Vor Zorn alles vergessend stapfte Artam auf Umar zu und packte ihn mit seinem gesunden Arm am Hals. Er drückte fest zu, so fest wie noch nie in seinem Leben. Auch Umar würgte jetzt wie Agor zuvor. Blut rann aus seinem Mund und lief auf Artams starke Hand, die ihn gnadenlos festhielt.

„Verrecke, du Bastard!“, knurrte Artam ihm zu und wollte gerade den Kehlkopf zerquetschen, als etwas Wuchtiges seinen Unterarm traf. Er spürte, wie die Knochen zersplitterten und der Arm dort wegknickte, wo es eigentlich kein Gelenk hätte geben sollen. Die Finger verloren ihre Kraft und drückten nicht mehr zu, seine Hand berührte seinen Ellbogen und der Arm fiel schlaff herunter.

Er war verwirrt, was ist geschehen? Was war mit seinem kräftigen Arm geschehen? Der Schmerz pochte und er fühlte seine Finger nicht mehr, er konnte sie nicht bewegen. Panik brannte in ihm auf.

„Nicht mein Arm!“, brüllte er auf und Tränen liefen seine Wangen hinab. „Nein, nein, nein.“ Sein rechter Arm war zertrümmert, das einzige was ihn auszeichnete, das einzige, was ihn davor bewahrt hatte ein totaler Krüppel zu sein war zerstört, zerborsten durch einen gezielten Schlag.

„Geht’s dir gut?“, hörte er Ogram, der vor seinem Sohn stand und versuchte dessen unverständliches Krächzen zu deuten.

Den Schmied hatte er blind vor Wut vollkommen vergessen. Er hatte nur noch Umar gesehen und sein einziges Ziel war es gewesen, ihn zu töten. Alles andere hatte er ausgeblendet, das war sein Fehler gewesen. Fest im Griff hielt Ogram noch den dicken Knüppel, mit dessen Hilfe er seine Knochen zertrümmert hatte. Pochend schmerzte sein Unterarm und nahm bereits die wildesten Farben an. Grün, Blau, Gelb, mehr Farben als der Frühling mit sich brachte, ließen sich auf seinem Arm finden. Die unnatürliche Biegung die dort war, wo kein Gelenk sein sollte, ließ ihn nur noch mehr aufheulen. Er hatte gehört, was passieren konnte, wenn Knochen zersplitterten, er kannte die Geschichten von Feldschern, die davon erzählten, dass es so komplizierte Brüche gab, dass die einzige Möglichkeit darin bestand, den Arm zum amputieren. Allein der Gedanke seinen starken Arm verlieren zu können, machte ihn wahnsinnig und brachte den starken Artam dazu zu heulen wie ein Säugling der nach seiner Mutter rief.

„Verzeih mir, Junge. Aber wir haben keine Wahl“, stand Ogram plötzlich vor ihm und hielt immer noch den Knüppel in seiner Hand. War es Reue, was er noch in Ograms Gesicht lesen konnte? Er erkannte es durch die Tränen, die seine Augen ertränkten, kaum und spürte nur einen plötzlichen dumpfen Schlag. Und dann noch einen.

Einmal.

Zweimal.

Dreimal.

Beim dritten Mal hörte er ein lautes Knacken in seinem Kopf, es erinnerte ihn an das Brechen von dicken Ästen, nur, dass es kein Ast war der hier brach. Es war sein Schädel. Mit jedem Schlag wurde das Knacken leiser und das dumpfe Pochen weniger, immer weiter rückte es in die Ferne und sein Blick verdunkelte sich. Bis er schließlich nichts mehr hörte und zu Boden fiel.

Das lachende Gesicht Agors und seiner kleinen Schwester Alora vor Augen. Er hatte sie alle enttäuscht.

Das Geflüster der Raben

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