Читать книгу Tangomaniac To Go "Love to Dance - Über die Liebe zum Tango Tanzen" - Michele Lugetti - Страница 16

2. Über die Entstehung und Entwicklung des Tango Argentino

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Der Tango Argentino entstand Anfang des 20. Jahrhunderts in Südamerika, genauer in Argentinien und Uruguay am Rio de la Plata. Buenos Aires, als Hauptstadt, ist mit als Entstehungsort anzusehen und insbesondere auch heute „der“ zentrale Ort für den Tango, sozusagen der Ort, den viele mit Tango assoziieren.

Der Tango war in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts sehr in Mode und trat seinen Siegeszug um die Welt an. Es gab viele Kinofilme in Verbindung mit Tango. Diese waren Blockbuster, in denen die „Filmstory“ mit Tanzen und Gesang gemischt wurde.

Heute fast vergessene Tango Berühmtheiten wie Rudolph Valentino und Agnes Aires, Anthony Dexter{1} und Patricia Mendina waren vieler Orten bekannt. Diese Schauspieler und Tänzer waren zu ihrer Zeit Superstars und „Sexiest Men and Women alive.“ Anthony Dexter{2} wurde mit seinem Film „Valentino“ zum Tango Star in Südamerika Anfang der fünfziger Jahre.

In diese Kategorie ist auch Carlos Gardel{3}, einer meiner Tango Lieblingssänger, und seine Filmpartnerin Rosita Moreno aus dem Film Tango Bar{4} einzuordnen. Gardel, „La voz del Tango“, bleibt für viele unvergessen bis heute.

Sein viel zu früher Tod bei einem Flugzeugabsturz hat seiner fortwährenden und auch heute noch andauernden Berühmtheit nicht geschadet. Die berühmtesten Filme aus dieser Zeit sind Encuadre de canciones-Diez cortometrajes, El tango en Broadway, El día que me quieras und Tango bar{5}. Wenn Sie diese Filme noch nicht kennen, schauen Sie unbedingt in „Valentino“ und „Tango Bar{6}“ mal rein (über youtube und manchmal auch in kleinen Kinos ist dies möglich).

In Tango Bar ist die berühmte Szene zu sehen, wo Carlos Gardel an Bord der Gneisenau „por una carbeza“ singt. Eine zeitlos schöne Hommage an den Tango, für mich eine der schönsten, die je gefilmt wurden.

In dieser Zeit, die zwischen den 1920er bis 1940er Jahren lag, war die Hochzeit des Tango Argentino, in der viele bekannte Tango Größen - auch Carlos Gardel – bekannt und berühmt wurden. Man spricht auch von der „goldenen Epoche“ des Tango Argentino.{7}

Vieles im Leben unterliegt einem Auf und Ab, das war auch im Tango so. Nach der oben beschriebenen Hochzeit im Tango erfolgte ein Niedergang in den 60er bis 90er Jahre des letzten Jahrhunderts. Der Tango Argentino verschwand in der Folge fast überall von der Bildfläche und wurde von neueren Musikstilen ersetzt{8}.

In dieser lange zurückliegenden Zeit Mitte des letzten Jahrhunderts waren Tango Argentino TänzerInnen Exoten und eine fast ausgestorbene Gattung Mensch. Eine Militärdiktatur hatte in Argentinien den Tango vertrieben und in etwas zeitgleich kamen „hippere“ nordamerikanische Tänze, wie Rock ‘n Roll oder Beat-Musik in Mode.

Mir fallen an dieser Stelle u.a. Elvis Presley und die Beatles ein, die eine neue Zeit und neue Trends in der Musik einleiteten.

Der Tango Argentino als “Social Dance”, also als Tanz, der von “Normalbürgern in der Öffentlichkeit” getanzt wird, war fast ausgestorben, nachdem die neuen Musikformen den Tango verdrängt hatten. Diese Verdrängung dauerte in Argentinien und weltweit in etwa von der Mitte des letzten Jahrhunderts, genauer von Anfang der sechziger Jahre bis Ende der neunziger Jahre an.

Der „Homo tanguensis“ war somit erwiesenermaßen von der Bild- und Tanzfläche weitgehend verschwunden in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts und war auf der roten Liste der “bedrohten“ und „fast vergessenen“ Tanzarten;{9} sieht man von dem englisch-europäisch geprägten Tango Stil der Standard Latein Tanzschulen ab. Auch die um Welt tourenden Tango Shows konnten zu dieser Zeit daran nichts ändern.

Tango als Social Dance war in dieser Zeit in einer gut versteckten Nische abgetaucht und nur wenigen „Eingeweihten“ ein Begriff.

Ganz vereinzelt, versteckt in abgelegenen Hinterhöfen und alten Kellern, wurde der Tango in seiner alten argentinischen Form in Deutschland und weltweit auch außerhalb von Argentinien praktiziert.

Und langsam, ganz langsam erstarkte der Puls des Tango wieder. Die Anzahl der Milonga Orte wuchs, die Anzahl der Tango Tanzschulen erhöhte sich stetig und die TänzerInnen wurden mehr und mehr.

Wie war es damals, Ende der 1990er Jahre, Freunden zu erzählen, dass man sich für Tangotanzen interessierte?

Erzählte ich Freunden zu dieser Zeit (vor zwanzig Jahren) von meinem neuen Hobby „Tango Argentino“, schauten mich diese ungläubig an. Manchmal mit skeptischem Blick, manchmal mit Respekt.

So nach dem Motto “Wirklich? Das hätte ich Dir gar nicht zugetraut! Die Fragen, die kamen, waren in etwa so: „Tango, kenne ich nur aus der Tanzschule aus dem Standard Latein Kurs. Tango Argentino ist aber was anderes, oder? Erzähl mal, wie ist das denn, das Tango Argentino Tanzen. So leidenschaftlich wie in den Shows?“

Heute im Jahr 2020 ist der Tango Argentino erfreulicherweise aus seiner verstaubten und versteckten Nische herausgekommen.

Gut, Tango ist immer noch „exotisch“ in der Außenwahrnehmung besetzt, aber auch positiv. Er erfreut sich immer weiter steigender Beliebtheit. und Interesse. Das ist schön zu erleben, wenn man selber tango-begeistert ist.

Man kann sogar von einem „Tango Boom“ sprechen, der überall seit vielen Jahren zu spüren ist{10}. Weltweit, aber auch in dem Herzen des Tango, in Buenos Aires.

Überall, in vielen Städten deutschland- und weltweit, nicht nur in Buenos Aires, haben Tango Tanzschulen eröffnet und machen Tango Tanzparties, häufig sogar ganze Festivals oder Tango Marathon Parties und dies über mehrere Tage. Diese Entwicklung ist schön und nicht als für selbstverständlich anzunehmen. Vielmehr ist es als eine glückliche Fügung anzusehen!

In Deutschland sind aktuell Berlin, Köln, Bonn, Düsseldorf, Wuppertal, Hamburg, München und das Ruhrgebiet die größten „Hot Spots“ des Tango mit den meisten Tango Tanzveranstaltungen laut meiner Kenntnis.

Wobei es in Deutschland neben dem klassischem Tango auch die moderneren Tango Formen (z.B. Neo Tango oder Non Tango) auf Milongas gibt. Letztgenannte Formen sind aber weniger verbreitet.

Was ist mit Corona? Muss man sich um den Tango Sorgen machen, dass er wieder einen starken Niedergang erfährt und vielleicht „stirbt“? Corona stellt natürlich einen gravierenden Dämpfer für den Tango dar in dessen jahrelanger, positiver Entwicklung. Dies ist sicher richtig.

Ich gehe aber fest davon aus, dass die Corona Beeinträchtigung nur eine vorübergehende Beeinträchtigung für den Tango Argentino, alle TänzerInnen und den beteiligten Tanzschulen darstellen wird.

Tango Argentino bietet zu viel und ist zu schön, als dass er in ganz Vergessenheit geraten kann in der heutigen Zeit. Es wird weitergehen{11}. Das ist meine feste Meinung, die vieler Tango TänzerInnen, mit denen ich gesprochen habe, und auch von vielen Tango Milonga Veranstaltern wie z.B. Mona Isabella Schröter aus Berlin{12}.

Der Tango wird weiter leben. Vielleicht macht er eine Pause oder sein Atem wird corona-bedingt ruhiger in der jetzigen Zeit. Aber die alten Zeiten mit Tanzengehen ohne Sorgen und Corona Einschränkungen, sie werden bestimmt wiederkommen.

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