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Griechen und Etrusker

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Das Volk von Rom stand vom 8. bis zum 6. Jahrhundert v. Chr. unter der politischen Vorherrschaft der etruskischen Könige. Die mächtigen Nachbarn im Norden waren durch den Metallreichtum ihrer Länder zu großem Wohlstand gelangt und durch den Handel mit den Ländern im Osten in Kontakt getreten. Die Etrusker waren geschickte Metallschmiede, die erlesene Gold- und Bronzearbeiten ausführten: von kleinen Anstecknadeln und Schmuckstücken bis hin zu monumentalen Skulpturen (wie etwa die der bereits erwähnten Wölfin). Obwohl ihnen kein qualitativ hochwertiger Stein zur Verfügung stand, waren sie doch Meister in der Verarbeitung von Terrakotta (gebranntem Ton). Aus diesem Material schufen sie großfigurige Plastiken und Ornamentziegel für die Verzierung ihrer Tempel, außerdem kunstvoll ausgestattete Särge für die reichsten ihrer Klienten. Auch die Römer verwandten zunächst minderwertigen Stein für die Errichtung ihrer Gebäude und Denkmäler, verzierten aber die Oberfläche ihrer Tempel mit Stuck und schufen damit weiße Wände für die Wohnhäuser ihrer Götter. Jahrhunderte später, unter der Herrschaft ihres ersten Kaisers Augustus, wurden die Marmorbrüche von Luna bei Carrara erschlossen, die Rom einen beträchtlichen Vorrat an exquisitem weißen Marmor zur Verwendung in Kunst und Architektur zur Verfügung stellten.

Die Etrusker standen in engem Kontakt nicht nur zu den Griechen, sondern auch zu Händlern aus dem Osten des Mittelmeerraumes, aus Ägypten, Kleinasien (der heutigen Türkei), Syrien und Israel. Innerhalb dieses Handelsnetzwerks herrschte ein reger Austausch von Waren und Vorstellungen, die nicht nur die materielle Kultur beeinflusste, sondern vor allem auch die Religion und die Politik Roms, und das über die nächsten Jahrhunderte hinaus. Einer der wichtigsten Umschlagplätze befand sich in Süditalien, wo die griechischen Stadtstaaten im 8. und 7. Jahrhundert v. Chr. Handelsposten und Kolonien gegründet hatten. Die Küstenstreifen Siziliens und entlang des südlichen Italiens waren übersät mit derartigen Kolonien, von denen viele sich zu blühenden Städten entwickelten. In einigen davon, in Paestum oder Agrigent, stehen auch heute noch gut erhaltene griechische Tempel als Zeugnis ihrer ehemaligen Größe und ihres Reichtums. Durch ihre umfangreichen Kontakte zu den Griechen entdeckten die Etrusker Ähnlichkeiten zwischen ihren und einigen der griechischen Gottheiten und glichen deren Namen ihrer Sprache an. So wurde die Artemis der Griechen zur Aritimi der Etrusker, die Persephone zur Phersipnai. Doch nicht nur Namen wurden übernommen, auch die visuelle Repräsentation der Gottheiten war durchaus vergleichbar. Deutliche Unterschiede finden sich jedoch im Tempelbau: Die etruskischen Tempel waren der Form nach anders als die Gestaltungsart, die die Griechen wählten. Und es waren die etruskischen Tempel, nicht die griechischen, die zum Vorbild für die römischen Heiligtümer werden sollten (siehe Seite 107).


4 | Etruskischer Helm. Bronze. 800–700 v. Chr. H. 35 cm.

Im 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. erreichten im klassischen Zeitalter der griechischen Geschichte nicht nur die Kunst und die Philosophie, sondern auch die politischen Formen kleinstaatlicher Autonomie, vor allem in Athen, ihren Höhepunkt. Zu dieser Zeit war die Stadt Rom noch eine Kleinstadt. Ihre Kultur konnte sich weder in der Heimat noch in den Kolonien des südlichen Italiens – die Gegend, die auch bekannt ist als Magna Graecia (wörtlich: »Groß-Griechenland«) – mit der der Griechen messen. Im 3. Jahrhundert wuchs die Stadt und durch militärische Anstrengungen breitete sich Rom auf Latium, den Süden und den Osten aus. Durch die Eroberung einer Vielzahl von Städten in Süditalien und Sizilien intensivierte sich der Kontakt zu den Griechen, die nach der Eroberung ihrer Städte oftmals als Kriegsgefangene versklavt wurden. Die gesamte Bandbreite der sozialen Schichten griechischer Städte war in der römischen Sklavenschaft vertreten, von hoch gebildeten Denkern bis zu ehemaligen Tagelöhnern. Für ihre neuen Herren arbeiteten sie als Tutoren, Lehrer und Künstler, als Erntearbeiter und Dienstboten in ihren Häusern.

Bis zur Eroberung Vejis stellten die kulturell weiter entwickelten Etrusker die größte Gefahr für Rom im 4. Jahrhundert dar. Ihr Einfluss durchwirkte die römische Kultur, sei es in der Kultpraxis oder in der Architektur, im traditionellen Tempelbau oder den typischen Rundgräbern. Dennoch suchten sich die Römer dem etruskischen Einfluss nach der Vertreibung des letzten etruskischen Königs Tarquinius Superbus (»Der Stolze«) am Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr. zu entziehen. So organisierte sich das römische Volk ab dieser Zeit innerhalb einer Republik, in welcher der Ausgleich der Macht als zentraler Faktor ihrer Regierungsorgane konstituiert wurde; dementsprechend wird die Epoche zwischen 509 und 27 v. Chr. die römische Republik genannt. Dabei sind es vor allem die letzten Jahrzehnte dieses Zeitalters, die durch ihre literarischen und archäologischen Überreste für uns besonders gut greifbar sind. Im Jahr 27 v. Chr. wurde mit der Regierung Octavians, der unter dem Titel Augustus herrschte, eine neue Verfassung eingeführt: Es begann die Zeit der römischen Kaiser (siehe Kapitel 1).

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