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Umwandlung von unipotenten Zellen in pluripotente

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Deshalb kommt hier die bahnbrechende Entwicklung von SHINYA YAMANAKA von der Kyoto-Universität gerade recht. Im Jahr 2006/2007 sorgte er für internationales Aufsehen, als er in einem renommierten Magazin davon berichtete, dass es ihm gelungen sei, erst ganz normale Mäusezellen und dann ganz normale menschliche Körperzellen genetisch so umzuprogrammieren, dass sie in den Zustand embryonaler Stammzellen zurückfielen. Unipotente Zellen konnte der Wissenschaftler also in pluripotente Stammzellen umwandeln (induzierte pluripotente Stammzellen, kurz: iPS-Zellen). Diese sind nicht nur praktischerweise aus allen normalen Zellen des Menschen herstellbar, ihre Potenz, also die Fähigkeit der Differenzierung in andere Zellen und Gewebe ist weitaus breiter als bei den adulten Stammzellen aus beispielsweise Knochenmark und Fettgewebe. Die Herstellung dieser iPS-Zellen gelang, indem mithilfe von Viren vier Gene in die Zell-DNA eingeschleust wurden. Aus diesen »wiedererwachten« embryonalen Stammzellen konnte YAMANAKA dann tatsächlich in der Petrischale die verschiedensten menschlichen Zellen entstehen lassen. Welch eine Errungenschaft! Querschnittslähmung, Herzinfarkt, ja Alzheimer würden irgendwann komplett heilbar werden?! Diese Hoffnung brachte ihm und dem britischen Forscher JOHN GURDON, der die geniale Vorarbeit leistete, 2012 den Medizin-Nobelpreis ein.

Für Ernüchterung sorgte allerdings die Erkenntnis, dass zwei der eingeschleusten Gene offensichtlich Krebs auslösen können. So war es gelungen, eine neue Netzhaut für Erblindete zu züchten. Doch in diesen Netzhautzellen kam es erstaunlich häufig zu Zell-Entartungen. Deshalb wird derzeit an Alternativen zur Gen-Einschleusung fieberhaft gearbeitet.

Eine solche Methode hat Prof. TIMO OTONKOSKI mit seiner Forschungsgruppe in Helsinki im Juli 2018 publiziert – eine neuerliche Sensation! Während bei YAMANAKAs Vorgehen mit dem Einfügen externer Gene das Krebsrisiko blieb, hat sich OTONKOSKI der zu Weltruhm gelangten Genschere mit dem Namen CRISPR/Cas bedient. So unaussprechlich sie auch klingt, so phänomenal ist ihre Arbeit. Mit ihr können Gene aus der DNA herausgeschnitten, neue Gene eingesetzt und bestehende Gene verändert werden. Höchste Präzision im Molekülbereich – da kann uns nicht anders als schwindlig werden. Jedenfalls nutzte OTONKOSKI und sein Team CRISPR/Cas für die Veränderung bestehender Gene. Er aktivierte nämlich in menschlichen Hautzellen genau die natürlich vorhandenen Genbereiche, die für die pluripotenten Fähigkeiten der embryonalen Stammzelle verantwortlich waren. Mit der Geburt waren sie ausgeschaltet und damit pluripotente zu multipotenten Stammzellen und dann zu unipotenten Körperzellen geworden. Doch nun ist es gelungen, aus »normalen« menschlichen Hautzellen, die kinderleicht zu isolieren sind, embryonale Stammzellen zu erzeugen. Und das auch noch sicher! Fantastisch. Ein gigantisches Spektrum an Heilungsmöglichkeiten tut sich auf.

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