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Land Kommissariat Bergzabern Kanton Edenkoben

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Die Grenzdörfer dieses Kantons gegen Landau sind in der Ebene: Knöringen, am Hainbache, 335, an den Höhen und im Gebirge: Roschbach (Roßbach), ein sehr alter Ort, der im Mittelalter zur Burg Meistersel, als dann zum Hochstifte Speyer gehörte, 525, Böchingen, ehedem Bochinheim, Böckingen etc. genannt, und ein Zubehör des Schlosses Scharfeneck, nachmals Kurpfälzisch, 960, Flemlingen, in dessen Bann, wie schon gemeldet, diese Burg steht, 515, und Gleisweiler, das als vierter Ort zu dem Siebeldinger Tale gerechnet war, obschon es außer demselben liegt und nur in Bezug auf die niedere Gerichtsbarkeit mit ihm in Verbindung stand, 620 Einwohner zählend. Alle diese Orte gehörten von der neuen Änderung der Dinge zu Kurpfalz, mit Ausnahme des Dorfes Flemlingen, das gräflich Leyisch war.

Der Wege von Landau über Edenkoben nach Neustadt sind zwei. Dem Freunde der schönen Natur, besonders dem, der zu Fuß oder auch zu Pferd reiset, möchten wir namentlich den empfehlen, den längs der Bergkette hinzieht. Links die malerischen Höhen, oben mit Wald umkränzt, und an den Abhängen mit Kastaniengruppen und freundlichen Reben bekleidet, wo hier und da ein kleiner Bach aus dem Tale hervorrauscht, die anmutigen Hügel, und rechts die blumenreichen Wiesen und üppigen Getreidefluren der mit einer Menge schöner Dörfer gezierten Ebene, welche sich fernhin nach dem Rhein erstreckt, alles das gewährt ein wahrhaft romantisches und lebensreiches Gemälde. Man betritt hier, von Nußdorf kommend, die genannten Dörfer Böchingen und Gleisweiler, sodann Burrweiler, einen Ort von 1050 Einwohnern, der im Mittelalter, wo er Bowilr und Bolenwilre hieß, mit dem benachbarten Flemlingen und dem in dem Kanton Annweiler liegenden Dorfe Wernersberg die Herrschaft Geisberg, die ein Reichslehen war, bildete. Als solches besaß dieselbe damals und noch lange Zeit ein Zweig der im Elsasse berühmten Familie von Than. Nach dessen Erlöschung kam sie an verschiedene andere Herren, und zuletzt an die Fürsten von der Leyen, denen sie auch bis zur französischen Revolution verblieb. Das Amt hatte seinen Sitz in Burrweiler. Auf einem nahen Hügel sieht man die wenigen Trümmer des alten Schlosses Geisberg, wo einst die ritterlichen Lehnsmänner hausten. Nach Chroniken früherer Zeit war diese Anhöhe schon im vierzehnten Jahrhundert mit Weinstöcken bepflanzt. Unweit jenes Ortes liegt Hainfeld (900 Einwohner), in Urkunden des dreizehnten Jahrhunderts genannt, und 1,25 Stunden davon Weiher (765 Einwohner), welches im zwölften Jahrhundert einem adligem Geschlecht, und nachher wie jenes, dem Bisthume Speyer gehörte. Dieser Ort ist einer der ältesten des Landes, da, wie man aus den in der Umgegend entdeckten Altertümern erkannt, hier schon eine Niederlassung der Römer war. Von hier gelangen wir nach dem schönen Marktflecken Rhodt (ehemals Roth oder Rode), zwischen anmutigen Weinbergen liegend, wo ein trefflicher Traminer gebaut wird. Der Ort zählt 1460, fast sämtlich protestantische, Einwohner ist sehr alt, und war ebenfalls im Mittelalter das Eigentum

einer ritterlichen Familie, worauf er an die Grafen von Zweibrücken und Bitsch, und nach deren Abgang (1570) an Württemberg kam. Durch Austausch erhielt ihn im Jahr 1603 das Haus Baden Durlach, und blieb in seinem Besitze bis zu der 1798 geschehenen Abtretung des

Landes an Frankreich. In den Bergen bei Rhodt sind einige sehr gute Steinbrüche. Auf einer dieser Höhen steht die Ruine der Rintburg, gewöhnlich Rippburg genannt, deren Bau in das Jahr 1200 fällt. Sie führte den Namen der Ritter, welche sie einst besaßen, und erlag, wie so viele andere alte Burgen, in späteren Kriegen der Zerstörung.

An der Rippburg vorbei führt ein, von dem benachbarten Hauptorte Edenkoben kommender, Weg nach Westen durch ein wildes, zwei Stunden langes, Tal, sodann eine ziemlich steile Höhe hinan, zu dem Berggipfel, so der Steigerkopf, gewöhnlich aber das Schänzel, genannt wird. Dieser Punkt ist bemerkenswert in der Kriegsgeschichte neuerer Zeit, Als die Franzosen im Juli 1794 mit furchtbarer Macht am Oberrhein und im Westrich wieder vor rückten, ward die alliierte Armee nach tapferem Widerstande und wechselndem Erfolg, aus ihren Stellungen zurückgedrängt. Desgrandes warf sich bei diesen Angriffen wütend auf vier preußische

Bataillone, welche, unter den Generälen Pfau und Boß, das Schänzel und die Redonten des nahen Pfalzberges verteidigten. Es entstand eines der heftigsten und blutigsten Gefechte, bis endlich diese wichtige Position vom Feinde überwältigt wurde, wobei der General Pfau das Leben verlor. Ihm ist auf dem Gipfel ein einfaches Denkmal errichtet, das aus einem viereckigen Sandsteine,

etwa 4 Fuß hoch, besteht. Herrlich ist die Aussicht von dieser, an der so genannten Hochstraße (die aus dem nördlichen Teile des Kantons Annweiler herüber und weiter bis in die Gebirge führt), etwa 1906 Pariser Fuß über der Meeresfläche erhabenen, Stelle, wo man die weite Rheinebene, und zugleich die Vogesen in ihren verschiedenen Gruppen und Formen bis zum Donnersberge hin, erblickt. Die mittlere Haingeraide bildet den westlichen Teil der umliegenden Waldung. Wieder in die Nähe von Rhodt zurückkehrend, setzen wir, Edenkoben rechts lassend, unseren Weg am Gebirge fort, und kommen zuerst nach St. Martin, einem beträchtlichen, ehemals Speyerischen, Orte, von etwa 1555 Seelen. Bei demselben liegt auf einem ziemlich hohen Berge das alte Schloss Kropfsberg oder Kropsberg, das wahrscheinlich gegen Ende des zwölften Jahrhunderts erbaut worden, und sodann der Sitz eines ritterlichen Geschlechtes war. Späterhin erscheint dasselbe als Lehen des Hochstifts Speyer. Im vierzehnten Jahrhundert aber kam es zu einem Zweig der berühmten Familie von Dalberg. Diese Burg gehört unter diejenigen der Vorzeit, welche dem Verfall oder der Zerstörung entgingen, denn noch im Anfange des französischen Revolutionskrieges war sie in bewohnbarem Stande.

Nachmals wurde sie von dem Eigentümer verkauft, und jetzt haben sich viele geringe Leute daselbst angesiedelt, so das, wie Kolb in dem angeführten Werke, II. S. 70. bemerkt. Noch ein Dörflein daraus entstehen möchte. Gern wird der Reisende dieses Denkmal des Altertums besuchen, sowohl wegen der romantischen Umgebung, als wegen seiner merkwürdigen Bauart und Einrichtung,

da man hier noch ganz erhaltene Wohnzimmer, Gewölbe, unterirdische Gänge etc. aus dem Mittelalter sind. Der St. Martin steig führt durch das Waldgebirge zu der genannten Hochstraße hinauf. In der Gemarkung des Ortes befindet sich eine Waffenschmiede. Weiter längs den Höhen geht der Weg nach dem Dorfe Osterweiler, das mit dem östlich liegenden Maikam oder Maikammer eine Gemeinde von 2040 Einwohnern bildet. Diese beiden Orte liegen am Fuße der Kalmit, dem höchsten Punkte der Rheinpfalz nach dem Donnersberge und dem höchsten des Haardtgebirges, welchen besondern Namen das Vogesische von der Queich bis über Dürkheim hinaus annimmt. Man glaubt, das die Benennung jenes Berges von dem römischen Worte Calamitas, (Schade, hier namentlich Wetterschade) hergeleitet sei. Auch stehen auf seinen Vorderhöhen vier Wetterkreuze, welche ehemals für jede der so genannten Haingeraide Gemeinden errichtet wurden. Von Zeit zu Zeit gingen Prozessionen hierher, was vermutlich darum geschah, weil man von den an der Kalmit aufsteigenden Gewittern, Hagelschlag befürchtete. Warum der nämliche Berg bei Manchen der Kalmück heißt, ist uns unbekannt. Die französische Regierung hatte den Plan, hier einen 80 Schuh hohen Bau zu errichten, wo ein Telegraph

angelegt werden sollte, um mit Mainz und Landau zu Korespondiren. Auf den nach der Ebene schauenden Hügeln von Alsterweiler und Maikammer wird reichlicher und guter Wein gebaut. Die Arten dieses Gewächses, welche am Gebirge hin vom Elsass bis unterhalb Neustadt erzielt werden, sind besonders stark in der Quantität, lieblich, aber leicht, worauf die mehr

schweren und haltbaren von Ruppersberg, Deidesheim, Forst, Wachenheim, bis jenseits Kallstadt, folgen. Beide Orte waren ehemals bischöflich Speyerisch. Die mit üppigen Rebenhöhen, Wiesen und Feldern wechselnde Landschaft, deren westliche Seite das raue Waldgebirge umkränzt, das wahrscheinlich dem einen jener Orte in der Vorzeit, wo man so viele nach Gegenständen der Natur benannte, den Namen Maikammer erworben, weil der lachende, von den Minnesängern stets gefeierte Blütenmund gern in dieser milden Gegend seine Schätze häuft, um sie zu köstlicher Frucht reifen zu lassen. Der berühmte Orden der Tempelherren hatte hier Besitzungen, wovon noch einige Gebäude übrig sind, und die Kirche enthält bemerkenswerte Gemälde aus altdeutscher Zeit. Ein bei Maikammer hin nach der Ebene fließender Waldbach treibt in diesem Banne drei Mühlen. Der nächste Ort ist der, vor dem Speyerische Marktflecken Diedesfeld, mit 1340 Einwohnern, von wo denn der weitere Weg an Hambach vorbei einer Stunde nach Neustadt führt.

Die zweite oder die Heer Straße, auf welcher man von Landau nach Neustadt gelangt, zieht durch die Ebene, unweit der Bergkette, über Edesheim, sodann rechts an Edenkoben, links an Kirrweiler, und weiterhin nahe an Winzingen vorbei. Edesheim, ein großer Marktflecken, von etwa 2000 Seelen, liegt eine Stunde von Landau entfernt in einer reichen und schönen Flur, welche der aus dem Gebirge kommende und hier eine Mühle treibende Modenbach durchschlängelt. Der Ort kommt in den Zeiten Karls des Großen, und noch späterhin unter dem Namen Otinsheim oder Odinsheim vor, was sich ohne Zweifel auf die Verehrung des altgermanischen Götterfürsten Odin, welche einst auch in diesen Gegenden statt hatte, bezieht. Es bestanden hier zwei Dörfer, die gegen Ende des fünfzehnten Jahrhunderts erweitert und in eine Gemeinde vereinigt wurden. Edesheim gehörte bis zur Änderung der Dinge von 1798 dem Bisthume Speyer. Die Einwohner sind fast sämtlich Katholiken, deren Pfarrer auch Dekan und Schulinspektor ist. Noch stehen daselbst zwei ehemalige, herrschaftliche Gebäude. Ein großer Teil des Ortes hatte im Revolutionskriege (l794) das Unglück, während eines Gefechts niedergebrannt zu werden, doch bald ward er wieder aufgebaut. Der, jährlich in der Nähe und im Freien gehaltene, sehr ansehnliche, Markt wird aus der weiten Gegend umher stark, besucht. Ein guter Gasthof ist der zur Blume. Edenkoben, von Manchen auch Edighofen und Edigkhoven geschrieben, der Hauptort des Kantons, liegt am Fuße des Gebirges, nahe bei der Landstraße, wie auch bei dem oben geschilderten Wege, so das er von beiden für den Besuch der Reisenden ungefähr gleich weit entfernt ist. Man hat von hier zwei Stunden nach Landau, und eben so viele nach Neustadt. Ein empfehlenswerter Gasthof ist der zum Schaf. Die Umgebungen der Stadt sind angenehm, Teils mit Wiesen und Bergwaldung, Teils mit Rebenhöhen und Getreidefeldern, begabt. Oberhalb der Stadt, in einem Tale des Haardtgebirges, entspringt der Mühlbach, treibt eine Öl und zwei Mahlmühlen, auch ein Eisenhammer Werk, durchfließt den Ort, und nimmt seinen weiteren Lauf über Benningen, Altdorf, etc. bis nach Hanhofen, wo er in den Speyerbach fällt. Im nördlichen Teile der sehr ausgedehnten und fruchtbaren Gemarkung befindet sich auch eine Mineralquelle, deren Wasser für sehr heilsam gilt. In Urkunden des achten Jahrhunderts wird dieser Ort Zotingowen, auch Zotingen, genannt. Manche glauben, das er ursprünglich Odinshosen, aus dem nämlichen Grunde wie Edesheim vordem Odinsheim, geheißen habe. Wenigstens kommt er wieder im Jahr 1491, bei Gelegenheit einer Altarweihe, unter dem Namen Odenkoben, wiewohl auch in einem Vertrage von 1524 als Oedenkoven, vor. Genaue historische Nachrichten von demselben hat man erst aus dem dreizehnten Jahrhundert. Damals wohnte hier eine adeliche Familie, die sich nach ihrer Burg im Elmsteiner Tale Breitenstein nannte, und die Herrschaft über die jetzt vereinten Orte Edenkoben und Bazzenhoven (auch Wasserkoben) von dem Hochstifte Speyer zu Lehen trug. Im Jahr 1262 ward das Zisterzienser Nonnenkloster zu Harthausen bei Speyer, wegen der damals sumpfigen Lage dieses Ortes und des Mangels an Holz, hierher an das Gebirge verlegt. Ritter Burkard von Breitenstein verkaufte diesem Stifte sein Lehen, und andere Besitzungen um 300 Mark Silber. Das Kloster erhielt den Namen Heilsbruck, und stand unter Aufsicht der Äbte von Eußertal. Kaiser Ruprecht ernannte 1404 seinen ältesten Sohn, den Pfalzgrafen Ludwig, zu dessen Schutz und Schirmvogt. Die Äbtissin hatte die niedere Gerichtsbarkeit über Edenkoben, die höhere stand unter Pfalz und Speyer. Da diese aber verschiedene Gerechtsame übten, so gab solches zu manchen Irrungen Anlass, welche jedoch durch Verträge nach und nach beseitigt wurden. Endlich ward das Kloster 1560 von Kurfürst Friedrich III von der Pfalz aufgehoben, und zwar durch Übereinkunft mit den Nonnen, wonach er ihnen einen lebenslänglichen Unterhalt anwies. Er nahm von dem Stifte Besitz, und bestellte darüber einen eigenen Schaffner. In der Folge erhob das Domstift Speyer noch einmal Beschwerden wegen des von Kurfürst Karl Ludwig hier eingeführten Zolls und anderer angeblichen Eingriffen desselben. Doch alle Missverhältnisse endigten im Jahr 1709, da der bischöfliche Anteil durch Austauschvertrag an Kurpfalz abgetreten und Edenkoben dem Oberamte Neustadt einverleibt ward, wobei es auch bis zu den in neuerer Zeit erfolgten Änderungen blieb. Das gedachte Nonnenkloster lag in dem obern Teile der Stadt welcher ehedem das Dorf Bazzenhofen bildete. An seiner Stelle befindet sich jetzt ein angenehmes Landhaus. Von der alten Klosterkirche stehen noch einige Reste mit einem Türmchen. Edenkoben ist dermalen der Sitz eines Friedensgerichts, eines Rentamtes, eines Kantonsarztes, dreier Notäre , etc.. Obschon nicht regelmäßig gebaut, ist es nach seiner Größe einer der beträchtlichsten Orte des Landes, indem sich die Zahl der Einwohner mit Inbegriff dreier Mühlen und einer Wappenschmiede, über 4900 beläuft. Sie sind grössen teils Protestanten, welchen auch die alte Pfarrkirche, nebst der ehemaligen lutherischen gehört. Ihr Geistlicher hat zugleich die Schulinspektion. Die Kirche der Katholiken besteht seit dem Jahre 1740, Wein und Getreidebau ist ein Hauptnahrungszweig der Einwohner. Zu ihrer Beholzigung ist die Stadt, wie auch einige in der Ebene

liegende Dörfer, in die nahen Waldungen der so genannten Mittel Haingeraide berechtigt. Nach Nordwest, zwischen Edenloben und St. Martin, liegt im Gebirge ein umsteinter Bezirk, der Forst genannt, über welchen noch in der neueren kurpfälzischen Zeit ein eigenes Hubgericht mit einem Schultheißen und neun Schöffen bestellt war. Widder glaubt, das der ehemalige öffentliche Dingplatz (mallum publicum) des Speyergaus, der in Urkunden des zehnten und elften Jahrhunderts mit dem Namen Luthramsforst erscheine, darunter zu verstehen sei. Die Freiherren von Dalberg, Kämmerer von Worms, trugen den Zehnten auf diesen Forst von der Pfalz zu Mannlehen.

Folgt man dem Wege, der von Edenkoben rechtshin durch die Ebene nach Speyer führt, so gelangt man im gegenwärtigen Kanton zu den Ortschaften Benningen, Altorf, Bödingen und Gomersheim. Sie liegen sämtlich an dem genannten Mühlbache, der bei Ersterer durch den Zusammenstoß mit einem andern den Namen Tiefenbach erhält. Venningen, ein beträchtliches Dorf von 1000 Seelen, wird schon in einer Urkunde Kaiser Ludwigs des Deutschen, und dann 960 in dem Tauschbrief des Bischofs Gottfried von Speyer mit einem gewissen Ritter Rudolph, genannt. Es blieb bei diesem Hochstifte bis 1768. Das von ihm benannte adliche Geschlecht, eines der vornehmsten des Speyergau, ward, durch die im vierzehnten Jahrhundert zwischen Adel und Bürgerschaft der Stadt Speyer entstandenen Irrungen, zum Auswandern genötigt, und blühte nun in den kurpfälzischen Landen fort. Schon in den Jahren 1350, 1390 und 1452 erscheinen Benningen als Hofmarschälle der Kurfürsten. 1476 einer dieses Hauses als Vorsitzender beim Hofgerichte, sodann Einige als Oberforst und Jägermeister, später als Präsidenten der Regierung etc.. Altorf (575 Einwohner stark), hieß ehedem Altdorf, und wird in Urkunden des achten Jahrhunderts erwähnt. Das es nicht von altem Dorfe, sondern, wie Kolb vermutet, von alta villa (weil vielleicht ein Nieder und Unterdorf dabei lag), gleich Eltvill im Rheingau und Altorf im Kanton Uri, benannt sei, möchten auch wir für gegründet halten. Der Ort und die dabei stehende Burg gehörten vormals zu den Dynasten von Ochsenstein, welche das ritterliche Geschlecht von Alters damit belehnt hatten. Nach verschiedenen Wechseln kamen sie zu den Grafen von Degenfeld. Böbingen (mit etwa 530 Einwohnern), kommt schon im Jahr 776 unter diesen, Namen vor. Die adliche Familie der Beding er hatte ihren gewöhnlichen Sitz in Speyer. Als Herren des Ortes erscheinen im Anfange des vierzehnten Jahrhunderts die Junker von Altorf. Später viel es an Kurpfalz. Der Tiefenbach treibt hier eine Mühle, zugleich wird der südliche Teil der Gemarkung von dem durch den so genannten Riedgraben geleiteten Modenbach, und von dem aus dem Waldgebirge bei St. Martin herfließenden Bächlein, bewässert. Gommersheim wird um das Jahr 800 als Gumaresheim genannt, wo das Kloster Fulda hier mit Gütern beschenkt wurde. Die Familie der Gommersheimer gehörte unter die Patrizier von Speyer. Als aber der Adel in dieser Stadt die Oberherrschaft verlor, nahm dieselbe wieder den Sitz in ihrem Stammorte, das in späterer Zeit, wie Altorf, den Grafen von Degenfeld anheim viel. Die Seelenzahl beläuft sich an 830. Südlich von hier, unweit Bebingen, liegt das ehemals Speyerische Dorf Freimersheim (525 Einwohner) mit einer Mühle, an dem von Edesheim herabkommenden Bache. Zunächst gen Westen, an demselben Bach, ist Großfischlingen, 350, und nahe dabei Kleinfischlingen, etwa 400 Seelen stark, wovon das erstere vormals dem Bisthume Speyer, das letztere Kurpfalz gehörte. Der Ort Bisgelinga kommt mit dem benachbarten Henningen in der gedachten Urkunde Ludwigs des Deutschen vor, in einer vom Jahr 1251 wird er Bisgelingen genannt. Nachrichten vom fünfzehnten Jahrhundert zeigen erst den Unterschied zwischen beiden Dörfern an, Kleinfischlingen, vorher ein Zugehör der Burg Weingarten (u. s. w.) möchte das jüngere sein.

Die Ebene des gesamten Kantons bringt Getreide, Kartoffeln, so wie Raps und Hanf, im Überfluss hervor. Zugleich wird hier und da Tabak und Flachs gebaut. Auch sieht man schöne Wiesen. Die Vorgebirge und Hügel sind meist mit Reben bepflanzt, die sich auch an manchen Stellen des flachen Landes befinden. Der größte Teil des Gebirges und der Täler ist waldreich. Außer der bei dem Hauptorte genannten Heilquelle enthält dessen Gemarkung noch einen ähnlichen Brunnen, auch sind zwei derselben bei Hainfeld und einer bei Roßbach.

Die oben gedachte Landstraße von Edenkoben nach Neustadt führt rechts an Maikammer und links an Kirrweiler hin. Letzteres, ein beträchtlicher Marktflecken mit gutem Feldbau, zählt über 1530 Seelen. Es war ehemals der Sitz eines bischöflich Speyerischen Amtes, und hatte ein Schloss, Marienburg genannt, dessen Ruine noch besteht. Der von Maikammer herfliesende Bach treibt im hiesigen Banne die so genannten Hammel und Bordmühlen.

Gleich hinter Diedesfeld zur Rechten betritt man von dieser Seite den Kanton Neustadt. Doch geben wir die Schilderung desselben späterhin, und wenden uns wieder nach den südlichen Grenzen der Pfalz, um nun auch einem Teile der Rheinstraße zu folgen.

Historische Reise durch die Pfalz um 1840

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