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I

Die Verrücktheit der Verzweiflung

Vor weniger als neun Monaten fuhren achtzehn Offiziere des Royal Flying Corps, die in Kanada ausgebildet worden waren, auf der Megantic nach England.

Falls einer von ihnen über fünfundzwanzig Jahre alt war, hatte er diese Tatsache erfolgreich verborgen, denn das R.F.C. akzeptiert keine älteren Männer.

Neun der achtzehn Untertanen waren Briten, die anderen neun waren Amerikaner, die, da sie es leid waren, darauf zu warten, dass ihr eigenes Land einen Platz neben den Alliierten einnahm, in die britischen Streitkräfte in Kanada eingetreten waren. Ich war einer der Letzteren.

Wir gingen nach England, um unsere »Flügel« zu verdienen – eine Qualifikation, die ein Mitglied des R.F.C. erhalten muss, bevor es ihm erlaubt ist, Hunnen an der Westfront zu jagen.

Das war im Mai 1917.

Am 1. August waren die meisten von uns vollwertige Piloten, die aktiv mit den verschiedenen Teilen des täglichen Konflikts mit dem Feind beschäftigt waren.

Am 15. Dezember war jeder von uns, mit einer Ausnahme, die auf den Feind in Frankreich getroffen war, auf der Verlustliste aufgetaucht. Die Ausnahme war H. K. Boysen, ein Amerikaner, der laut seinem letzten Bericht an der italienischen Front kämpfte und immer noch unversehrt war. Ob ihn sein gutes Glück weiterhin beschützt, weiß ich nicht, aber wenn es so wäre, wäre ich sehr überrascht.

Von den anderen wurden fünf im Einsatz getötet – drei Amerikaner, ein Kanadier und ein Engländer. Drei weitere wurden wohl ebenfalls im Einsatz getötet, allerdings wurden sie offiziell als »vermisst« geführt. Einer von ihnen war Amerikaner, einer ein Kanadier und der Dritte ein Schotte. Drei weitere, zwei von ihnen Amerikaner, waren schwer verwundet. Ein weiterer, ein Kanadier, befindet sich in Deutschland in Haft. Ich weiß nichts von den anderen.

Was mir zugestoßen ist, erzählen diese Seiten. Ich wünsche mir, dass ich stattdessen die Geschichte meiner mutigen Kameraden erzählen kann, da keiner von ihnen, da bin ich sicher, abgeschossen wurde, ohne die besten Traditionen des R.F.C. hochzuhalten. Unglücklicherweise bin ich der Erste der achtzehn, die mit der Megantic segelten, der in die Hände der Hunnen fiel, und was meinen Kameraden danach zugestoßen ist, weiß ich, bis auf eine Ausnahme, nur aus zweiter Hand.

Die Ausnahme ist der Fall des armen, mutigen Paul Raney – meines engsten Kameraden –, dessen letzten Kampf ich aus meinem deutschen Gefängnis beobachtete – aber das ist eine Geschichte, die ich ihnen zum richtigen Zeitpunkt erzähle.

Auf eine Art denke ich jedenfalls, dass die Geschichte meines eigenen »großen Abenteuers« und meiner wundersamen Flucht vielleicht einen Zweck erfüllt, der so nützlich ist wie das heroische Schicksal meiner weniger glücklichen Kameraden. Deren Geschichte wird vielleicht andere zu heroischen Taten inspirieren, aber meine, so hoffe ich, wird eine ebenso wertvolle Lektion über die Verrücktheit der Verzweiflung überbringen.

Oft wirkte es während meines Ringens, als ob es völlig unnütz wäre, weiterzumachen. In einem feindlichen Land, in dem meine Entdeckung den Tod bedeutete, verwundet, krank, hungernd, ohne Freunde, Hunderte Meilen vom nächsten neutralen Gebiet der Grenze entfernt, die so stark bewacht wurde, dass, wenn ich es überhaupt dorthin schaffen würde, es wirkte, als ob es wenig Hoffnung gab, dass ich jemals hindurchkommen könnte, was gab es also für einen Grund, weitere Qualen zu ertragen?

Und doch bin ich nun hier, im Land der Freiheit – obwohl ich mich in einer etwas merkwürdigen Ecke, der kleinen Stadt von Momence, Illinois, befinde, in der ich geboren wurde –, in keinem schlechten Zustand, nach all dem, was ich durchgemacht habe, und während ich diese Worte schreibe, sind keine acht Monate vergangen, seit meine siebzehn Kameraden und ich auf der Megantic von Kanada aus losgesegelt sind.

Ist es möglich, dass ich verschont wurde, um eine Botschaft der Hoffnung zu denen zu bringen, die für ähnliche Prüfungen auserkoren sind? Ich habe Angst, dass es viele von ihnen gibt.

Vor Jahren habe ich von einer Grabinschrift gehört, die auf dem Grab eines Kindes stand.

Wenn ich bald das Zeitliche segne,

Oh Herr, warum bin ich überhaupt entstanden?

Seit meiner Rückkehr aus Europa heißt es für mich:

Wenn ich, oh Herr, nicht das Zeitliche segnete,

für was mussten meine Leiden jemals entstehen?

Vielleicht liegt die Antwort in dem Vorschlag, den ich gemacht habe.

Jedenfalls finde ich, dass ich nicht grundlos leiden musste, wenn sich diese Aufzeichnung für andere, die eine Ermutigung benötigen, als Stütze erweist.

Es ist eher unwahrscheinlich, dass jemand anderes meine Erfahrungen kopieren wird, aber ich habe nicht die geringsten Zweifel, dass viele durch ähnlich nervenaufreibende Prüfungen gehen und Enttäuschungen, die ebenso entmutigend sind, erleben müssen.

Es wäre weit von der Wahrheit entfernt, sich einzubilden, dass der Optimismus, den ich nun so schlagfertig predige, mich bei all meinen Mühen unterstützte. Im Gegenteil, ich kann nun frei zugeben, dass ich häufig der Verzweiflung nachgab und oft, manchmal stundenlang, deprimiert und entmutigt war und ich mich nicht darum kümmerte, was mir passierte. Tatsächlich hoffte ich eher, dass mir etwas zustoßen würde und meinem Elend ein Ende bereitet werden würde.

Aber trotz all meiner Mutlosigkeit und Hoffnungslosigkeit geschah mir nie das Schlimmste und ich komme nicht umhin, zu glauben, dass meine Rettung stattfand, um anderen den Weg zu zeigen.

Den Hunnen überlisten

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