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Von den Hunnen gefangen genommen

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Ich werde den 17. August 1917 nicht so leicht vergessen. Ich tötete zwei Hunnen in einer zweisitzigen Maschine am Morgen, einen weiteren am Abend und dann wurde ich selbst gefangen genommen. Ich habe vielleicht ereignisreichere Tage erlebt, aber ich kann mich jetzt an keinen erinnern.

An diesem Morgen, als ich früh am Morgen die Linien überquerte, bemerkte ich zwei deutsche Ballons. Ich entschied, dass ich, sobald meine Patrouille zu Ende war, auf eigene Faust losfliegen würde, um zu sehen, wie ein deutscher Ballon aus der Nähe aussieht.

Diese Observationsballons werden auf beiden Seiten in Verbindung mit der Artillerie verwendet. Ein Mann sitzt oben im Ballon mit einem Funkgerät und dirigiert das Feuern der Kanonen. Von diesem günstigen Punkt aus kann er der Arbeit der eigenen Artillerie mit einem erstaunlichen Grad an Genauigkeit folgen und gleichzeitig kann er die feindlichen Bewegungen sehen und weitergeben.

Die Deutschen sind sehr gut in dieser Arbeit und sie benutzen eine große Anzahl dieser Ballons. Es wurde als wichtiger Teil unserer Arbeit betrachtet, sie vom Himmel fernzuhalten.

Es gibt zwei Arten, mit einer Maschine einen Ballon zu jagen. Eine davon ist es, die Linien auf einer geringen Höhe zu überqueren, wobei man so niedrig fliegt, dass man von den Flugabwehrkanonen nicht gestört wird. Man fliegt in der Zwischenzeit so lange entlang, bis man die Höhe des Ballons erreicht; wenn sie ihn nicht heruntergeholt haben, eröffnet man das Feuer und die Patronen, die man verwendet, setzen ihn in Brand, wenn sie treffen.

Die andere Art ist es, nach drüben zu fliegen, wo sich die Ballons befinden, dann versetzt man die Maschine ins Trudeln, damit sie einen nicht treffen können, setzt sich über sie und eröffnet das Feuer. Wenn man über die Linien zurückfliegt, überquert man sie innerhalb ein paar Hundert Fuß. Dies ist eine der härtesten Arbeiten im Dienst. Es ist ungefährlicher, ein feindliches Flugzeug anzugreifen.

Trotzdem hatte ich mich entschieden, entweder diese Ballons zu bekommen oder sie zum Abstieg zu zwingen, und ich hoffte nur, sie würden bei der Arbeit bleiben, bis ich eine Chance auf sie hatte.

Als unsere zweistündige Arbeit vorbei war, fiel ich, während wir die Linien überquerten, aus der Formation und flog wieder zurück.

Ich befand mich auf einer Höhe von fünfzehntausend Fuß, deutlich höher als die Ballons. Ich schaltete meinen Motor ab, ließ mich durch die Wolken fallen und dachte, dass ich die Ballons etwa fünf oder sechs Meilen hinter den deutschen Linien finden würde.

Just als ich aus den Wolkenbänken kam, sah ich unter mir, etwa eintausend Fuß entfernt, eine feindliche zweisitzige Maschine, die Artillerie-Beobachtungen machte und die deutschen Kanonen dirigierte. Dies war an einem Punkt etwa vier Meilen hinter den deutschen Linien.

Offensichtlich sah mich die deutsche Artillerie und machte Bodensignale, um die Aufmerksamkeit der Hunnen-Maschine zu erhalten, da ich sah, dass der Beobachter seine Arbeit beendete und nach seiner Kanone griff, während der Pilot die Nase seiner Maschine gerade nach unten drückte.

Aber sie waren zu spät dran, um mir zu entkommen. Ich tauchte mit hoher Geschwindigkeit, vielleicht zweihundert Meilen pro Stunde, und schoss dabei so schnell wie möglich. Ihre einzige Chance war die Möglichkeit, dass die Kraft meines Sturzes meine Flügel zum Brechen bringen würde. Ich kannte die Gefahr aus dieser Richtung, aber sobald ich aus meinem Sturzflug herauskam, hatten die Hunnen ihre Chance, mich zu erwischen, und ich wusste, dass ich sie zuerst erwischen musste, und ging das Risiko ein, dass meine Flügel brechen könnten.

Glücklicherweise fanden meine ersten Kugeln ihr Ziel und ich war in der Lage, auf etwa viertausend Fuß aus meinem Sturzflug zu kommen. Sie kamen aus ihrem nicht heraus!

Aber nun ergab sich die heißeste Situation, die ich bis zu diesem Zeitpunkt in der Luft erlebt hatte. Die Tiefe meines Sturzes hatte mich in die Reichweite der Maschinenkanonen vom Boden gebracht und sie warfen ein Trommelfeuer aus Schrapnell von den Flugabwehrkanonen um mich herum, und ich hatte die Chance, »auf dem Trommelfeuer zu reiten«, wie man das beim R.F.C. nennt. Um die Situation noch interessanter zu gestalten, begannen sie damit, »brennende Zwiebeln« auf mich zu schießen.

»Brennende Zwiebeln« sind Raketen, die von einer Raketenkanone abgeschossen werden. Sie werden benutzt, um eine tieffliegende Maschine zu treffen, und sie sind bis zu einer Höhe von etwa fünftausend Fuß effektiv. Manchmal werden sie nacheinander in einer Kette aus acht Raketen abgeschossen und sie sind eines der schwierigsten Dinge, durch die man durchmuss. Wenn sie treffen, geht man zwangsläufig in Flammen auf, und dann hat’s einen erwischt.

Die ganze Zeit wurde ich auch noch von »Archie« – dem Feuer der Flugabwehrkanonen – angegriffen. Ich entwischte den Maschinenkanonen und den »brennenden Zwiebeln«, aber »Archie« erwischte mich vier- oder fünfmal. Jedes Mal, wenn ich – oder besser meine Maschine – gestopft wurde, machte es wegen der Spannung des Materials, das die Flügel bespannt, laut »Bäng«.

Keiner ihrer Schüsse traf mich, bis ich etwa eine Meile von unseren Linien entfernt war, und dann trafen sie meinen Motor. Glücklicherweise hatte ich noch genügend Höhe, um auf unsere Seite der Linien zu segeln, denn mein Motor war komplett außer Gefecht gesetzt. Sie spielten nur mit mir, während ich heruntersank, und ich begann zu denken, dass ich den Boden wohl treffen würde, bevor ich die Linien überquert hätte, aber es gab einen leichten Wind zu meinen Gunsten und er trug mich zwei Meilen hinter unsere Linien. Dort hatten die Ballons, auf die ich es abgesehen hatte, die Befriedigung meiner »Punktortung«. Durch die Anweisungen, die sie ihrer Artillerie mitteilen konnten, fingen sie an, meine Maschine an der Stelle zu bombardieren, wo sie lag.

Ihre spezielle Aufgabe besteht darin, die Artillerie zu dirigieren, und sie sind es genauso gewohnt wie die Artillery-Beobachtungsflugzeuge. Üblicherweise sind zwei Männer in jedem Ballon stationiert. Sie steigen auf eine Höhe von mehreren Tausend Fuß hinter ihren eigenen Linien auf und sind mit einem kabellosen Signalgerät ausgestattet. Sie sehen die Explosion ihrer eigenen Artillerie, erfassen die Entfernung und dirigieren den nächsten Schuss.

Wenn die Wetterverhältnisse für sie günstig sind, sind sie in der Lage, die Schüsse so akkurat zu leiten, dass es eine einfache Aufgabe ist, das Ziel ihres Angriffs zu zerstören. Es war ein solcher Ballon, der meine Position erfasste, mich markierte, nach Artillerie rief und damit begann, meine Maschine an der Stelle, an der sie lag, zu beschießen. Wenn ich die beiden Ballons anstatt des Flugzeugs erwischt hätte, hätte ich meine Maschine vielleicht nicht verloren, da er wahrscheinlich nach Hause gegangen wäre und sich nicht darum gekümmert hätte, meine Entfernung zu ermitteln und die Zerstörung meiner Maschine zu verursachen.

Ich landete in einem Teil des Landes, der buchstäblich von Granattrichtern überzogen war. Glücklicherweise war meine Maschine durch die erzwungene Landung nicht stark beschädigt. Ich stieg gemächlich aus, ging herum, um zu sehen, welchen Schaden sie hatte, und beschloss, dass sie einfach zu reparieren wäre. Tatsächlich dachte ich, dass, wenn ich eine Fläche zwischen den Granattrichtern fände, die lang genug wäre, um zu starten, ich in der Lage wäre, von hier aus wegzufliegen.

Ich war immer noch dabei, mein Flugzeug zu untersuchen, und überlegte die Angelegenheit mit ein paar kleinen Reparaturen, ohne einen einzelnen Gedanken an meine eigene Sicherheit zu verschwenden, als eine Granate durch die Luft schwirrte, mich auf den Boden warf und ein paar Fuß entfernt landete. Kaum hatte ich den Boden berührt, rannte ich in Deckung und kroch in einen Granattrichter. Es wäre mir lieber gewesen, wenn ich etwas weiter weggekommen wäre, aber ich wusste nicht, wo die nächste Granate explodieren würde, und dachte, dass ich hier recht sicher war, also kniete ich mich hin und ließ sie draufholzen.

Der einzige Schaden, den ich erhielt, war vom Matsch, der mir ins Gesicht und auf meine Kleider spritzte. Das war meine Einführung zum Granattrichter und ich entschied an dieser Stelle, dass die Infanterie alle Granattrichter haben konnte, die sie haben wollte, aber sie reizten mich nicht, obwohl sie viele Nächte in ihnen lebten, und ich hatte hier nur für ein paar Minuten nach Schutz gesucht.

Nachdem die Deutschen meine Maschine völlig zerstört hatten und das Feuer eingestellt hatten, wartete ich hier für einen kurzen Moment, da ich befürchtete, dass sie vielleicht auf gut Glück schossen, in der Hoffnung, mich doch noch zu erwischen. Aber offensichtlich hatten sie entschieden, dass sie genügend Granaten auf einen einzelnen Mann verschwendet hatten. Ich kroch vorsichtig heraus, schüttelte den Matsch von mir und blickte in die Richtung, in der sich meine Maschine befunden hatte. Es war nicht mal etwas für ein ansprechendes Souvenir übriggeblieben, aber trotzdem bekam ich ein paar, so wie sie waren, und ich bemerkte schnell, dass mit dem, was übrig war, nichts mehr zu machen war, also machte ich mich auf den Weg zurück zum Infanterie-Hauptquartier, wo ich in der Lage war, einen telefonischen Bericht zu erledigen.

Etwas später kam für mich eines unserer Automobile und brachte mich zurück zu unserem Aerodrom. Die meisten meiner Schwadron dachten, dass ich verloren wäre, und erwarteten niemals, mich wiederzusehen, aber mein Freund Paul Raney war sich sicher gewesen, dass ich in Ordnung war, und sagte, wie mir später erzählt wurde: »Schickt keinen weiteren Piloten, der Ire wird zurückkommen, wenn er zu Fuß laufen muss.« Und er wusste, dass das Einzige, was mich vom Laufen abhielt, die Tatsache war, dass ein Automobil geschickt wurde, um mich nach Hause zu bringen.

Ich hatte einiges über diesen Tag zum Nachdenken und ich lernte viele Dinge. Eines war, dass ich nicht zu viel Selbstvertrauen in meine eigenen Fähigkeiten haben sollte. Einer der Männer in der Schwadron erzählte mir, dass ich besser keine solchen Risiken eingehen sollte, dass es ein langer Krieg werden würde und ich viele Gelegenheiten zum Sterben habe, ohne dass ich mich danach sehnen müsste. Später sollte sich mir die Wahrheit dieser Aussage erschließen.

In dieser Nacht sollte sich meine Staffel – jede Schwadron ist in drei Staffeln mit je sechs Männern aufgeteilt – fertig machen, um noch mal rauszufliegen. Als ich damit begann, meine Uniformjacke anzuziehen, bemerkte ich, dass ich nicht wie üblich für den Dienst markiert war.

Ich fragte den kommandierenden Offizier, einen Major, was der Grund dafür sei, und er antwortete, dass ich für einen Tag genügend gemacht habe. Allerdings wusste ich, dass, wenn ich nicht fliegen würde, jemand anderes von einer anderen Staffel meinen Platz einnehmen musste, und ich bestand darauf, wie üblich mit meiner Patrouille mitzufliegen, und der Major stimmte widerwillig zu. Wenn er gewusst hätte, was das Schicksal für mich bereithielt, hätte er sich nicht so schnell anders entschieden.

Wie es war, hatten wir sowieso nur fünf Maschinen für diese Patrouille, denn als wir die Linien überquerten, fiel einer wegen Motorproblemen aus. Unsere Patrouille war um 20 Uhr, und bis auf zehn Minuten dieser Stunde war sie völlig ereignislos geblieben.

Um 19:50 Uhr, während wir auf einer Höhe von sechzehntausend Fuß flogen, sahen wir jedoch drei andere englische Maschinen, die sich etwa dreitausend Fuß unter uns befanden und einen Kampf mit neun Hunnen-Maschinen begannen.

Ich wusste in dem Moment, dass sie uns in die Pfanne hauen würden, denn ich konnte in Richtung Ozean eine Schar Hunnen-Maschinen sehen, die den rauflustigen Kameraden unter uns entgangen waren.

Also tauchten wir zu diesen neun Hunnen herunter.

Anfangs war der Kampf recht ausgeglichen: Es waren acht von uns und neun von ihnen. Aber bald kamen die Maschinen zu uns, die ich in der Entfernung gesehen hatte und die noch höher flogen als wir, und als sie im Gegenzug zu uns heruntertauchten, waren es nun zwanzig von ihnen gegenüber unseren acht!

Vier von ihnen pickten mich heraus. Ich tauchte und sie tauchten direkt nach mir, hinter mir her, und schossen, als sie mir hinterherkamen. Ihre Leuchtspurpatronen kamen jeden Moment näher. Diese Leuchtspurpatronen sind Bälle aus Feuer, die es dem Schützen ermöglichen, dem Kurs zu folgen, den die Patrone nimmt, und sein Zielen darauf anzupassen. Sie verursachen bei einem Piloten nicht mehr Schaden, wenn sie treffen, als eine normale Patrone, aber wenn sie den Benzintank treffen, dann gute Nacht! Wenn eine Maschine anfängt zu brennen, dann gibt es keine Möglichkeit zu löschen. Es dauert weniger als eine Minute, bis der Stoff auf den Flügeln verbrannt ist, und dann fällt die Maschine wie ein Pfeil und hinterlässt dabei einen Schweif wie ein Komet.

Als ihre Leuchtspurpatronen näher und näher kamen, erkannte ich, dass meine Chancen auf eine Flucht gleich null waren. Gleich ihr nächster Schuss, den ich fühlte, musste mich getroffen haben.

Einmal, einige Tage zuvor, als ich über die Linien flog, beobachtete ich einen Kampf über mir. Eine deutsche Maschine wurde in Brand gesetzt und tauchte auf ihrem Weg zum Boden zwischen unserer Formation herunter. Der Hunne stürzte mit einem solch scharfen Winkel, dass seine beiden Flügel abbrachen, und als er weniger als ein paar Hundert Fuß von mir entfernt herunterkam, konnte ich die Angst in seinem Gesicht sehen.

Nun, als ich jeden Moment erwartete, dasselbe Schicksal zu erleiden, musste ich an den letzten verzweifelten Blick dieses armen Hunnen denken.

Ich begriff, dass meine einzige Chance darin lag, einen Immelmann[1] zu machen. Dieses Manöver wurde von einem Deutschen erfunden – einem der Großartigsten, die jemals geflogen sind, und der vor einiger Zeit im Kampf getötet worden war. Diese Wendung, die ich erfolgreich ausführte, brachte eine der Maschine direkt vor mich, und als er gerade einmal zehn Yards[2] von mir entfernt segelte, hatte ich ihn und er wusste das.

Ich sehe immer noch sein weißes Gesicht und seine überraschten Augen vor mir. Er wusste ausnahmslos, dass sein letzter Moment gekommen war, denn seine Position verhinderte, dass er auf mich zielen konnte, während meine Kanone direkt auf ihn zielte. Meine erste Leuchtspurpatrone flog kein Yard an seinem Kopf vorbei, die zweite sah so aus, als würde sie seine Schulter treffen, die dritte traf ihn im Genick und dann bekam er von mir die volle Ladung, und dann ging er mit einem trudelnden Sturzflug nach unten.

Die ganze Zeit schossen die anderen drei Hunnen auf mich. Ich konnte die Patronen, eine nach der anderen, in mein Flugzeug einschlagen hören. Ich hatte nicht die geringste Idee, wie ich diese drei Hunnen abschütteln könnte, und ich konnte nichts anderes machen, als zu kämpfen, und meine beiden Hände waren voll.

Beim Kampf sinkt die Maschine, sie sinkt die ganze Zeit. Ich blickte auf meine Instrumente und meine Höhe lag zwischen acht- und neuntausend Fuß. Als ich immer noch auf meine Instrumente blickte, verschwanden sie. Eine Salve flog in das Instrumentenbrett und blies es in Fetzen, eine andere Kugel flog durch meine Oberlippe, kam aus dem Gaumen heraus und drang in meinen Hals, und das Nächste, was ich weiß, war, als ich am folgenden Morgen um fünf Uhr deutscher Zeit in ein deutsches Krankenhaus gebracht wurde.

Ich war ein Kriegsgefangener!

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