Читать книгу In Arizona wartet der Galgen: Wichita Western Sammelband 7 Romane - Pete Hackett - Страница 47

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Sam Fields vor Angst geweitete, tote Augen sahen zu Malcolm hinauf, dessen Todesschuss Fields Blick gewissermaßen konserviert hatte.

Er war ein Unglücksrabe, dachte Malcolm.

Field hatte niemandem Glück gebracht, Harris nicht, ihm – Malcolm – nicht und am wenigsten sich selbst.

Wir hätten ihn bei der Sache in Rawlins nicht mitmachen lassen dürfen!, überlegte Malcolm, obwohl er wusste, dass es sinnlos war, jetzt noch darüber nachzugrübeln.

Was Menschen anging, so hatte Malcolm sich mit seinem Urteil selten geirrt.

Field war ein solch seltener Irrtum gewesen.

Ein Irrtum, der ihn vielleicht noch das Leben kosten würde!

Malcolm steckte den Revolver in sein Halfter. Jetzt ging es um Leben und Tod. Er konnte nur noch davonrennen und hoffen, dass er schneller war als seine Verfolger.

Keine günstige Ausgangslage, wenn er es recht bedachte. Aber an den unangenehmen Zustand, keine andere Wahl mehr zu haben, gewöhnte er sich langsam …

Er ging zu seinem Pferd und stieg in den Sattel. Dann nahm er kurz die Winchester aus dem Sattelholster, um zu kontrollieren, ob sie auch geladen war. Nachdem er das Gewehr wieder eingesteckt hatte, lud er den Revolver nach und gab dem Pferd dann die Sporen. Er musste damit rechnen, dass es zum Äußersten kommen würde: zu einer Schießerei, einem Kampf auf Leben und Tod.

Und darauf musste er vorbereitet sein, so gut es ging. Er würde sich nicht ergeben, das stand für ihn fest. Er würde die letzte Chance nutzen, die sich ihm bot, und wäre sie auch noch gering.

Wenn er sterben würde, dann durch eine Bleikugel, nicht durch den Galgen.

Brutal trieb er das Pferd voran. Er war durchaus kein Tierquäler, er hatte Pferde schon seit seiner Jugend geliebt. Aber er konnte jetzt keinerlei Rücksichten mehr nehmen. Auf nichts und niemanden.

Immer wieder blickte er sich um, denn er rechnete damit, dass jeden Augenblick eine Gruppe schwarzer Punkte am Horizont auftauchen konnte.

Aber noch war von seinen Verfolgern nichts zu sehen.

Eine kalte Hand schien sich auf seine Schulter zu legen. Ihn fröstelte. Er hatte das noch nie empfunden, aber jetzt war sie da: die Todesangst.

Solange die Frau und das Baby seine Gefangenen gewesen waren, hatte er sich sicher gefühlt. Den Verfolgern waren die Hände gebunden gewesen, Malcolm hatte am längeren Hebelarm gesessen – oder sich zumindest so gefühlt.

Aber die Situation hatte sich grundlegend verändert, das Blatt sich zu seinen Ungunsten gewendet.

Er hatte jetzt nichts mehr auf seiner Seite, außer seinem Pferd, seinem Revolver und seiner Winchester.

Sonst nichts.

Kein gutes Gefühl.

In der Ferne tauchten sie jetzt auf, jene Punkte, vor denen er sich fürchtete und deren Herannahen für ihn den Tod bedeuten konnte. Verzweifelt trieb er sein Pferd weiter an.

Nur weiter, nur weiter …

Malcolm beobachtete, wie ein paar von den kleinen Punkten, die ihn verfolgten, sich von der Gesamtgruppe absetzten. Ihre Pferde waren nicht alle gleich erschöpft. Einige von ihnen schienen das Tempo nicht mehr mithalten zu können.

Zweifellos konnten die Verfolger Malcolm sehen.

Sie sind jetzt wie Wölfe, die Blut geleckt haben!, dachte er. Er sah, wie die Punkte zu Reitern wurden. Noch waren sie außer Schussweite, aber das konnte sich bald geändert haben.

Er musste die Ausläufer des nahen Gebirges erreichen, dann hatte er vielleicht noch eine Chance. Aber bis dahin hatte er noch ein paar freie Hänge vor sich, die er lebend hinter sich bringen musste.

Er fühlte sich wie ein gejagter Hase auf freiem Feld.

Die Verfolger kamen heran, Malcolm hörte bereits das Getrappel ihrer Pferde. Die ersten Schüsse donnerten, doch konnten sie ihm noch nichts anhaben. Noch war die Distanz zu groß.

Malcolm beugte sich im Sattel tief hinunter, um ein möglichst kleines Ziel abzugeben, und malträtierte die Flanken seines Pferdes mit den Sporen, bis sie blutig waren.

Es ging jetzt um alles, das wusste er.

Die Verfolger würden kaum zögern, ihn einfach vom Pferd zu schießen, sobald sie die Gelegenheit dazu hatten.

Malcolm fühlte die prall gefüllten Innentaschen seiner Lederweste, in denen sein Anteil von der Beute in Rawlins steckte.

Wenn ich jetzt ins Gras beiße, habe ich nicht viel davon gehabt, dachte er.

Es gab eine Menge Probleme, die sich mit Geld lösen ließen, aber diejenigen, die er im Moment hatte, gehörten nicht dazu.

Einige der Reiter waren jetzt nahe genug heran, um gezielte Schüsse abgeben zu können. Sie pfiffen über Malcolm hinweg oder neben ihm her, und er presste sich so tief es ging an den Hals seines Pferdes. Es hatte im Moment wenig Sinn, zurückzuschießen, denn seine Chance, einen von den Verfolgern zu treffen, war noch geringer als deren Möglichkeit, ihn mit einem Schuss bei scharfem Galopp zur Strecke zu bringen. Es würde ihn nur wertvolle Patronen kosten, und er wusste nicht, wann er sie noch brauchen würde – und wann seine Feinde ihm die nächste Gelegenheit zum Nachladen lassen würden.

Vor ihm – viel zu weit in der Ferne, so empfand er – tauchten die ersten Felsen auf. Die Vegetation wurde zunehmend spärlicher, aber die zerklüftete Felsenlandschaft, die sich nun mehr und mehr zu offenbaren begann, würde ihm bessere Deckungsmöglichkeiten geben.

Bis er dort war, hieß es überlegen. Die Felsen schienen nur im Schneckentempo näherzurücken. Die Verfolger schossen aus allen Rohren auf ihn, ohne zu treffen.

Eine Bleikugel, nur ein paar Millimeter groß, konnte alles beenden. Sie konnte ihn vom Pferd reißen oder das Pferd treffen.

In beiden Fällen wäre ich ein toter Mann!, wurde es Malcolm klar. Dem Pferd stand Schaum vor dem Maul, sein Fell war schweißdurchtränkt. Kein Zweifel, es gab alles, was es zu geben hatte. Malcolm konnte nur hoffen, dass das reichte.

Der Kugelhagel nahm zu, die Verfolger holten stetig auf.

Nein!, schrie es in Malcolm. Das durfte nicht das Ende sein!

Er hatte die Felsen noch nicht ganz erreicht, da spürte er plötzlich, dass etwas nicht in Ordnung war, dass etwas Furchtbares geschehen war. Das Pferd begann sehr schnell in seinem Tempo nachzulassen.

Es dauerte einen Augenblick, bis Malcolm die Situation erfasst hatte, dann handelte er, so rasch es ging. Er griff zum Sattelhalfter und riss die geladene Winchester heraus.

Das Pferd war im Bleihagel getroffen worden.

Es strauchelte, stürzte und ließ ein verzweifeltes Wiehern hören. Malcolm rollte sich ab, benutzte das verletzte Tier kurzfristig als Deckung und feuerte mit der Winchester auf die herannahenden Reiter.

Der erste von ihnen stürzte getroffen vom Pferd und schrie, während sich sein Pferd aufbäumte.

Malcolm konnte sich nicht einmal die Zeit nehmen, seinem verletzten Gaul den Gnadenschuss zu geben; er sprang auf und hetzte in Richtung der Felsen. Eine Kugel riss ihm den Hut vom Kopf, er hörte das Getrappel der Pferde und die Stimmen seiner Verfolger hinter sich. Dann hatte er die Felsen erreicht und Deckung gefunden. Er feuerte in Richtung der Reiter, ohne zu treffen. Sie zügelten ihre Pferde, rissen die Waffen aus den Halftern und sprangen aus den Sätteln. Das Gras war alles andere als eine gute Deckung, aber immer noch besser als nichts.

In Arizona wartet der Galgen: Wichita Western Sammelband 7 Romane

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