Читать книгу In Arizona wartet der Galgen: Wichita Western Sammelband 7 Romane - Pete Hackett - Страница 53

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„Ich denke, ich werde heute Abend noch zurück nach Rawlins reiten“, erklärte John Matthews, während er zusammen mit Ed Norman bei einer heißen Tasse Kaffee im Sheriffbüro von Three Little Rocks saß. „Was macht unser Freund Malcolm?“

„Er verhält sich ruhig“, erwiderte Norman nachdenklich. Dann setzte er hinzu: „Ich werde einen neuen Deputy benennen müssen.“ Matthews nickte.

„Hast du schon eine Idee, wer dafür in Frage käme, Ed?“ Norman zuckte mit den Schultern.

„Für Jenkins gibt es keinen gleichwertigen Ersatz“, murmelte er. „Jedenfalls fällt mir im Moment niemand ein.“

Dann klopfte es.

Die Tür ging auf, und Dr. Andrews trat ein.

„Entschuldigen Sie, dass ich noch störe, Gentlemen …“

„Sie stören nicht, Dr. Andrews“, entgegnete Norman. „Haben Sie sich inzwischen von letzter Nacht etwas erholt?“

Der Doc winkte ab.

„Halb so wild“, meinte er. „Sheriff, ich bin hier, um Sie zu warnen!“ Norman runzelte die Stirn.

„Warnen? Wovor?“

„Brooks und ein paar andere verbreiten eine üble Stimmung im Saloon. Sie hetzen die Leute auf.“

„Ach, machen Sie sich keine Sorgen, Doc! Brooks ist ein Hitzkopf, das gebe ich zu – aber er ist auch ein Maulheld, der zwar große Sprüche klopfen kann, ihnen aber nur selten auch Taten folgen lässt!“

„Sie wollen den Gefangenen lynchen, Sheriff. Vielleicht bleibt es nur bei dem Gerede von ein paar Männern, die etwas mehr Whisky zu sich genommen haben als gut für sie ist, vielleicht aber auch nicht … Ich dachte mir, ich sage Ihnen lieber Bescheid.“

„Ich danke Ihnen, Doc. Das war sehr freundlich von Ihnen.“ Dr. Andrews nickte.

„Nichts für ungut. Ich werde dann wieder gehen.“

„Wiedersehen, Doc!“

„Ich würde das an deiner Stelle nicht auf die leichte Schulter nehmen, Ed“, meinte John Matthews, als Dr. Andrews gegangen war.

Aber der Sheriff von Three Little Rocks winkte ab.

„Ach, dieser Brooks redet viel, wenn der Tag lang ist!“

„Ed, du hast keinen Deputy mehr, du bist völlig auf dich selbst gestellt!“

„Das macht mir nichts aus, John.“

„Soll ich nicht vielleicht besser die Nacht über hierbleiben?“ Ed Norman überlegte einen Moment, zog die Augenbrauen hoch und schüttelte dann energisch den Kopf.

„Nein, John, das ist sehr nett von dir, aber ich denke, dass das nicht nötig sein wird.“

„Es würde mir wirklich nicht das Mindeste ausmachen.“

„Ich weiß, John. Aber ich denke, ich komme schon zurecht. Es wird selten so heiß gegessen, wie es gekocht wird.“

„Ich hoffe, du behältst recht.“

Matthews trank seinen Kaffee aus. Es wurde für ihn langsam Zeit, sich auf den Weg zu machen.

Von draußen waren Stimmen zu hören.

Ed Norman trat ans Fenster und blickte hinaus.

„Was gibt es?“, erkundigte sich Matthews.

„Es ist dieser Hundesohn Brooks mit einer Gruppe von Männern. Einige scheinen etwas alkoholisiert zu sein.“

„Der Doc hat dich gewarnt, Ed.“

„Ich werde hinausgehen und fragen, was sie wollen!“ Matthews lachte zynisch. „Dreimal darfst du raten, Ed!“ Er nahm zwei der Winchester aus dem Gewehrständer und warf Norman eine davon zu. „Hier!“, meinte er. „Nimm das!“ Norman zuckte mit den Schultern.

Dann öffnete er die Tür, und sie traten beide nach draußen.

Ein gutes Dutzend Männer aus der Stadt – allen voran Brooks, der Kirchendiener – empfing sie mit einem aggressiven Stimmengewirr.

Norman hob die Hand, um sich Gehör zu verschaffen.

„Was liegt an, Leute? Was regte euch so auf?“

Das Stimmengewirr verebbte langsam, die Männer wurden still.

„Sag du es, Brooks!“, rief jemand.

„Ja, Brooks soll für uns sprechen!“

Norman musterte die Gruppe eingehend. Ihre Gesichter waren hasserfüllt, manche von ihnen hielten Whiskyflaschen in den Händen, und alle waren sie bewaffnet. Er trat etwas vor und wandte sich an Brooks, dessen Kopf hochrot angelaufen war.

„Also, Brooks, was gibt es?“

„Der Gefangene soll gehängt werden!“, presste der Kirchendiener hervor.

„Wir alle“, – er deutete auf die anderen Männer, die mit ihm gekommen waren –, „sind dafür, dass mit dem Kerl kurzer Prozess gemacht wird!“

„Jawohl!“, rief ein bärtiger Mann, dessen Hutkrempe ziemlich zerfranst war. „Hängt ihn auf! Er hat es weiß Gott nicht anders verdient!“ Norman kannte den Mann, es war Aaron Jenkins, der Bruder des erschossenen Deputy.

„Aaron“, sagte der Sheriff. „Aaron, glaub mir, ich verstehe dich!“

„Wirklich?“, fragte Aaron Jenkins mit sarkastischem Unterton.

„Aber ja, Aaron!“, rief Norman beschwörend. „Dein Bruder und ich, wir standen uns sehr nahe. Er war ein Mitarbeiter, auf den man sich absolut verlassen konnte. Wir haben eine Menge zusammen erlebt – das schweißt zusammen. Ich verstehe dich also sehr gut in deinem Zorn auf diesen Mann!“

„Dann häng ihn auf!“, schrie Aaron Jenkins bitter.

Und andere fielen begeistert in den Chor ein: „Hängt ihn auf! Hängt ihn auf!“

„Ruhe, Leute!“, rief Norman.

Die Männer schwiegen und sahen erwartungsvoll auf ihren Sheriff. „Ich muss mich an die Gesetze halten“, sagte dieser. „Genau, wie man es von euch auch erwartet.“

„Pah!“, machte Brooks.

Aber Norman ließ sich davon nicht beeindrucken.

Er fuhr ruhig fort: „Ihr alle seid ehrbare Bürger. Jeder von euch.“

„Aufhören mit dem Gerede, Norman!“, rief Brooks.

Und auch Parsons meldete sich.

„Jawohl, hören Sie auf zu reden, Sheriff! Handeln wir endlich!“ Die Männer traten ein paar Schritte nach vorn.

Die Gewehre wurden fester gehalten, die Hände waren in der Nähe der Colts.

„Wir werden ihn uns jetzt holen“, sagte Brooks. „Und ich denke, es ist besser, wenn Sie nichts dagegen unternehmen, Sheriff Norman!“ Norman feuerte mit der Winchester einen Warnschuss in den Staub, der die Mänr in ihrem Vormarsch stoppen ließ.

„Keinen Schritt weiter!“, sagte er unmissverständlich.

„Norman!“, erwiderte Brooks. „Zwingen Sie uns nicht dazu, Ihnen etwas anzutun. Sie haben gegen uns keine Chance!“

„Das ist richtig!“, erwiderte der Sheriff. „Aber denjenigen, der sich als nächster in meine Richtung bewegt, blase ich um! Ihr wisst also, welches Risiko ihr eingeht!“

Die Männer wechselten unsichere Blicke.

Der Mut, den sie wenige Augenblicke zuvor noch so sehr zur Schau gestellt hatten, schien sie auf einmal verlassen zu haben.

Brooks ballte die Fäuste.

Aber er war ohnmächtig.

„Geht nach Hause, Männer!“, sagte Ed Norman.

Er versuchte, einen versöhnlichen Ton in seine Stimme zu legen.

Die Antwort war ein unentschlossenes Murren.

Einige der Männer wandten sich zum Gehen.

Norman atmete auf.

Bevor Aaron Jenkins, der Bruder des toten Deputy, sich abwandte, machte er eine Geste, die Verachtung signalisieren sollte, und spuckte aus.

„Ich glaube nicht, dass Sie mich wirklich verstehen – Sheriff!“, setzte er schließlich noch hinzu.

Es dauerte nicht lange, und nur Brooks stand noch mit finsteren Zügen da, das Gesicht vom Whisky hochgerötet, und stieß einen Schwall von Verwünschungen und unflätigen Beschimpfungen an Normans Adresse aus.

„Schon gut“, meinte Norman dazu, ohne sich auch nur im geringsten davon provozieren zu lassen. „Es waren wohl doch ein paar Gläser zuviel! Gehen Sie nach Hause und schlafen Sie Ihren Rausch aus, Brooks! Glauben Sie mir, morgen sieht die Welt schon ganz anders aus!“ Als schließlich auch Brooks davontrottete, wobei er die Körperhaltung eines Hundes hatte, dem eine Tracht Prügel verpasst worden war, meinte Matthews an Norman gewandt: „Ich glaube nicht, dass die Sache damit ausgestanden ist.“

„Nein?“

„Nein.“

„Ich glaube schon“, meinte Norman. „Weißt du, John, ich kenne jeden einzelnen von ihnen. Sie sind allesamt brave, biedere Bürger.“ Matthews nickte.

„Jeder einzelne von ihnen vielleicht. Aber in der Gruppe sind sie zu Dingen fähig, die sie einzeln nie tun würden. Ich kann dich nur nochmals warnen, Ed.“

Ed Norman zuckte mit den Schultern.

Sie gingen zurück ins Sheriff-Büro.

„Was willst du machen, Ed, wenn die Meute zurückkommt? Willst du die ganze Nacht hier Wache halten?“

„Was schlägst du vor, John?“ Dann grinste Norman plötzlich. „Vielleicht wäre es doch kein so schlechter Gedanke, wenn du die Nacht hierbleiben würdest.“

Matthews nickte.

„Ja, das stimmt. Aber ich wüsste noch etwas Besseres.“ Norman zog die Brauen in die Höhe.

„Wovon sprichst du?“

„Wenn ich heute Abend nach Rawlins zurückreite, werde ich den Gefangenen mitnehmen“, erklärte Matthews seinen Plan. „In der Dunkelheit wird es kaum Aufsehen erregen.“

Ed Norman legte nachdenklich die Stirn in Falten.

„Dieser Mann ist ein Profi“, meinte er. „Und er hat nichts mehr zu verlieren.“

Aber Matthews winkte ab.

„Ich werde schon mit ihm fertig. Keine Sorge, Ed!“

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