Читать книгу Der mondhelle Pfad - Petra Wagner - Страница 9

Weisheit verdient Achtung

Оглавление

Es war noch dämmrig, als Loranthus erwachte. Wohlig rekelte er sich ein wenig, behielt aber die Augen geschlossen. Die Vögel zwitscherten so fröhlich, so beschwingt − genauso fühlte er sich.

Ihm war warm, sehr warm. Er hatte die ganze Nacht nicht gefroren. Es ging ihm so gut wie noch nie in seinem Leben. Jetzt wusste er endlich, wie sich Euphorie anfühlen musste, und Ekstase. Bislang hatte er einfach nicht begriffen, wieso diese Gefühle in den Schriften so übertrieben dargestellt wurden. Aber jetzt wusste er aus eigener Erfahrung, dass es so herrlich war − für einen einzelnen Menschen viel zu viel.

Loranthus lächelte verzückt, schlug seine Augen auf und … starrte auf zwei Kuheuter. Er lag zwischen zwei … Erschrocken riss er seinen Kopf hoch, doch davon wurde ihm schwindlig und er kippte wieder auf sein weiches Kuheuter-Kopfkissen zurück.

Stöhnend schnaufte er nach Luft und wollte sich gerade wieder hochstemmen, da klatschte etwas Großes auf seinen Hinterkopf und drückte ihn noch tiefer in die Versenkung. Ein wohliges Seufzen begleitete seine japsenden Proteste, zum Glück ließ der Druck etwas nach und er konnte Luft holen.

Langsam, ganz langsam, weil das große Ding auf seinem Kopf so schwer war, zog er seine Nase aus der Spalte, doch die wurde immer enger und … seit wann hatte ein Kuheuter eigentlich eine Spalte?

Beim Bacchus! Er war aber auch ein wenig schwachsinnig heute! Selbst die Vögel hatten die Lage erkannt und berichteten in voller Lautstärke von seiner Blamage, damit auch jeder gleich hörte, wie er sich hier abmühte. Von ihrer Warte aus war das bestimmt höchst amüsant, aber wenigstens wusste er jetzt Bescheid.

Vorsichtig hievte er die Hand von seinem Kopf und legte sie … Er zog mit einem leichten Schmatzen die Nase aus der Spalte und sah sich suchend um. „Aha! Ein Ersatzmann! Wie praktisch!“ Also legte er die riesige Pranke auf den Kopf des kleinen Mannes, der gleich neben ihm – nur ein wenig tiefer – friedlich schnarchte. Kaum war dessen halbes Gesicht in der riesigen Hand verschwunden, seufzte er wohlig auf und schmiegte auch noch den Rest vom Gesicht hinein.

Loranthus überlegte, ob der Mann wohl genug Luft bekam, und lauschte … Nun, der schnarchte zwar ein wenig leiser, aber er schnarchte noch … da konnte er sich jetzt also unbehelligt steif machen.

Hoch konzentriert stemmte er sich auf seine Fingerspitzen und Zehen, atmete tief ein, atmete aus, nochmal ein … schwang sich in einem Ruck hoch und hechtete zur Seite weg.

Trotz seiner harten Bauchlandung schnellte er in die Hocke, riss die Faust in Siegerpose hoch und sah sich nach seiner Ausgangslage um. Sicherheitshalber blieb er geduckt und betrachtete die Kuh, nein, das Weib, auf dem er gelegen hatte, und das er gar nicht kannte. Ach doch! Einmal, zu Beltaine, war sie ihm aufgefallen. Damals hatte sie ein dürres Männlein bei den Reiterspielen huckepack getragen. Loranthus machte einen langen Hals und spähte über das Weib. Ja, sie musste es sein, denn der schmächtige Mann lag neben ihr, wenn sein Gesicht auch nicht erkennbar war.

Loranthus wischte sich ein paar Schweißperlen von der Stirn, was kaum der Rede wert war, bei dieser Befreiungsaktion. Wichtig war nur, dass der Mann nicht aufgewacht war oder das Weib, so konnte er unbeschadet die Flucht ergreifen. Obwohl: Das kleine Kerlchen sah nicht so aus, als müsse er vor ihm Angst haben. Der war eindeutig ein dürres Ästchen, gar kein Vergleich zu ihm. Trotzdem war Vorsicht besser als Nachsicht. Selbst dürre Ästchen hingen an einem Baum neben starken Zweigen.

Lautlos wollte er gerade wegrutschen, da rekelte sich das Weib plötzlich ausgiebig.

Er konnte nicht einmal „Bei Hera!“ hauchen, da hatte sie ihren massigen Körper schon schwungvoll halb herum gewälzt und grunzte laut, um auch noch den Rest der Strecke zu schaffen, doch Loranthus, mitten in der Bewegung erstarrt, stemmte sich geistesgegenwärtig mit seinem ganzen Gewicht dagegen und sie kippte wieder auf die andere Seite zurück.

Durch den Schwung begrub sie dort leider ihren ein Viertel so breiten Mann unter sich, was ihn nicht zu drücken schien. Jauchzend klatschte er ihr seine Hände auf den Hintern. Sie schmatzte laut auf, schlang ihm auch noch ihre Arme unter seinen Kopf und warf ihre massigen Beine um seine Schenkel. Dann bewegte sie ihre Hüften. Er seufzte wohlig, sie schnaufte stöhnend und beide schnarchten weiter. Das wäre sonst wohl Loranthus’ Schicksal gewesen.

Loranthus wischte sich den Schweiß von der Stirn, der ihm nun in Strömen herab rann, stand auf und wankte zum Waldrand, den er nur undeutlich wahrnahm, weil ihm der Schweiß wohl inzwischen in die Augen gelaufen war.

Eigentlich wollte er sich energisch übers Gesicht reiben, aber seine Arme waren plötzlich so schwer und seine Beine so wackelig. Das Gras unter seinen Füßen war so nachgiebig, als würde er über einen Haufen Heu auf einem Leiterwagen laufen, einem fahrenden Leiterwagen wohlgemerkt.

Bei diesem Bild vor seinem geistigen Auge wurde ihm auch schon speiübel. Röchelnd taumelte er weiter und schaffte es gerade noch, einen Baum zu umarmen, sonst wäre er umgefallen. Beim Bacchus, jetzt musste er sich auch noch übergeben, wie ekelhaft! Hinein hatte es viel besser geschmeckt.

Zitternd atmete Loranthus ein, wieder aus und visierte dann drei Bäume zehn Schritte weiter so lange an, bis sie still hielten. Mit der Zeit wurde es besser, die Bäume rutschten zusammen, er sah nur noch den mittleren. Selbst der Leiterwagen war stehen geblieben.

Schnaufend sah er sich um und lehnte sich gegen seinen eigenen Baum. Nein, er schlurfte lieber einen weiter, noch einen.

Hier, zwischen den Bäumen, war es noch duster und es wehte eine kühle Brise, als ob Bruder Wind ihm einen kalten Lappen auf die Stirn legen wolle. Er wedelte auch den Geruch des Erbrochenen weg und Loranthus überlegte kurz, ob er sich den Finger in den Hals stecken sollte, um eventuelle Überbleibsel zu entsorgen, konzentrierte sich aber aus praktischen Gründen lieber aufs Atmen und den frischen Luftzug auf seiner feuchten Haut.

Bald fühlte er sich wieder einigermaßen normal, doch das war ein schwacher Trost, denn nun stand er nicht mehr alleine an seinen zweiten Baum gelehnt. Geübt wie er war, suchte er sich einfach einen neuen, es gab ja genug davon. Auf dem Weg fiel ihm der Spruch mit den Sandalen wieder ein und er sah auf seine, zum Glück sauber gebliebenen, Füße. Er grinste breit. Hierzulande waren sie noch praktischer veranlagt und gingen gleich barfuß. Oh, nein! Kichern war gar nicht gut! Es war so ein erhebendes Gefühl!

Lavinia rekelte sich und erstarrte.

„Was ist denn das?“, murmelte sie schlaftrunken, tastete den seltsamen Gegenstand neben sich ab und riss die Augen auf. „Die Götter haben mir eine … äh …“

Sie hob das Glasgefäß hoch, drehte es prüfend und strahlte übers ganze Gesicht.

„Eine kleine Kanne ohne Henkel. Die Götter haben mir eine Kanne aus Elfenglas geschenkt, weil ich ihnen gestern so leid getan habe! Schau mal, Silvanus! Sie haben mir alle Farben zurückgegeben!“

Voller Stolz reichte Lavinia ihren Fund an Silvanus weiter, der ihn mit anerkennendem Blick betrachtete, und schon ging die Kanne von Hand zu Hand. Jeder bestaunte die vielen Farben und das dünne Glas und beglückwünschte Lavinia zu solch einem außergewöhnlichen Geschenk.

Viviane lugte nachdenklich in den schimmernden Hohlraum hinein.

„Es hat immer seinen Grund, wenn die Götter den Menschen solche Gaben überlassen. Silvanus, du bist unser Glasmacher. Könntest du solch ein Gefäß fertigen? Ich glaube, darüber würden sich die Götter freuen.“

Silvanus nahm ihr die Kanne ab, betrachtete sie fachmännisch und nickte überzeugt.

„Ja, das kann ich. Die Götter haben mir das Wissen dafür gegeben.“ Er schielte zu Viviane und wackelte mit den Augenbrauen. „Epona ist sogar extra gekommen und hat sich von meiner Kunstfertigkeit überzeugt. Sie wollte immerzu die Kanne füllen.“

Loranthus plumpste kraftlos neben Silvanus auf die Kuhhaut. Hanibu reichte ihm eine Schale Gerstenbrei, die er hastig zurückschob. Hanibu drückte jedoch so lange dagegen, bis er sie seufzend annahm und zu löffeln begann.

„Na, Loranthus!“, feixte Medan und machte eine ausholende Handbewegung vom Mund weg. „Hast du die Ameisen gefüttert?“

„Wa? Ameisn?“, schmatzte Loranthus und beäugte argwöhnisch die Kuhhaut, auf der er saß, bis er begriff.

„Hatte ich eigentlich nicht vorgehabt, aber die anderen haben mich sozusagen lauthals und sehr überzeugend … animiert.“ Grinsend schob er sich einen neuen Löffel Brei in den Mund. „Schmeckt gut. Danke, Hanibu. Ich probiere danach auch noch ein Scheibchen vom restlichen Fleisch. Mein Magen ist ja im Augenblick genauso leer wie die Vase dort.“

Er zeigte auf das Gefäß in Silvanus’ Hand und übersah dabei Hanibus erfreutes Lächeln. „Eine sehr schöne Form übrigens. Ich wusste gar nicht, dass auch ihr Gefäße aus Glas macht.“

Kauend betrachtete er die Kanne und zuckte mit den Schultern. „Dachte immer, ihr macht nur Gefäße aus Holz oder Ton oder Metallen oder Horn.“

„Machen wir auch normalerweise, wegen der Bruchsicherheit. Dies hier ist sozusagen ein Unikat, nur zum hinstellen und angucken.“

„Wegen der Bruchsicherheit, verstehe!“, gluckste Loranthus, und über seine Miene huschte ein zufriedenes Lächeln. „Ich hatte schon befürchtet, mir wäre da etwas entgangen.“

„Du meinst, jeder bringt seinen teuersten Besitz in Sicherheit, wenn du im Anmarsch bist?“

Loranthus machte eine wegwerfende Handbewegung, grinste verschwörerisch und wedelte die zweideutige Frage in alle Himmelsrichtungen davon.

„In meiner Heimat gibt es massenweise Glasgefäße. In den Morgenländern weiß man seit Urzeiten damit umzugehen. Ich habe euch doch schon gesagt, das Rezept für Glas ist in Stein gehauen, damit sich jeder etwas mischen kann, wenn er gerade mal Lust hat. Wer sich die Mühe ersparen will, kauft sich natürlich einen riesigen Block am Stück in der Glaserei. Dort machen sie am Tag gleich mehrere Wannen voll. Der Bedarf an Glas ist groß, aber nicht weil das Glas kaputt geht … das kann man jederzeit wieder einschmelzen … im Gegensatz zu Ton … Nein, es ist so vielseitig verwendbar, einfach sehr zweckmäßig.“

„Zweckmäßig. Aha“, machte Silvanus und gab sich geschlagen, doch wenn er schon nicht spotten konnte, wollte er wenigstens wissen: „Und was macht ihr alles damit?“

Loranthus tat so, als müsse er sich eine lange Liste in Erinnerung rufen.

„Nun, um nur ein paar Beispiele zu nennen … Wir füllen Wein und andere Getränke hinein. Jeder, der etwas auf sich hält, hat Karaffen, Trinkpokale, Schalen … auch unsere Wasseruhren sind aus Glas. Es gibt sogar Messer aus dem natürlichen Obsidian, absolut scharf. Glas hat viele Vorteile, es rostet nicht und sieht noch dazu ästhetisch aus.“

„Mit Obsidian kann ich nicht dienen, aber mit Getränken oder Wasseruhren …“, murmelte Silvanus und warf Viviane einen belustigten Blick zu. „Sehr interessant, wirklich Loranthus. Wenn du mir das mal bei Gelegenheit ein wenig näher erläutern könntest, würde ich das auch gerne einmal ausprobieren. Das heißt, wenn Lavinia einverstanden ist, schließlich haben die Götter ihr dieses Geschenk gemacht.“

„Natürlich probieren wir das aus, Silvanus!“, jauchzte Lavinia und klatschte begeistert in die Hände. „Ich kann es kaum erwarten! Vielleicht hat Luis noch einen Rest Himbeersaft! Und diese Wasseruhr interessiert ihn bestimmt auch! Ich frag ihn gleich mal …“

Sie sprang auf, doch Arminius zeigte mahnend auf ihre halbvolle Schale.

„Erst wird gegessen, Lavinia, damit du groß und stark wirst!“

Widerwillig ließ sich Lavinia wieder auf ihre Kuhhaut sinken und schob sich einen Berg Brei zwischen ihre zusammengepressten Lippen. In der Zeit, die sie brauchte, um sich zwischen Sauerei und Sauberkeit zu entscheiden, kam Wadi und setzte sich neben sie.

„Schau mal, Lavinia! Wir haben noch drei Perlen in unserem Feuer gefunden!“ Er zuckte bedauernd mit den Schultern. „Na, ja. Eigentlich sind es keine Perlen mehr. Das Glas ist breit gelaufen. Aber Silvanus kann es bestimmt wieder einschmelzen und macht dir besonders schöne, extravagante Perlen daraus.“

Er legte die bunten Glasscheiben vor Lavinia ab, die einen ziemlich ausgehungerten Eindruck machte.

„Dange, Ongl Wadi“, nuschelte sie mit vollem Mund und stopfte sich schon den nächsten Berg Brei hinterher, den sie energisch zermalmte und hinunterschluckte. „Geschafft! Das ist wirklich sehr lieb von dir, Onkel Wadi!“, versicherte sie nun verständlicher und tauschte ihren Napf mit den Glasscheiben. „Sie gefallen mir auch so sehr gut. Guck mal, wie schön sie glänzen!“

„In meiner Heimat legt man mit solchen Glasscheiben Mosaike“, erklärte Loranthus.

„Was sind Mosaike?“

„Das sind Bilder. Sie werden aus ganz vielen bunten Steinen oder Glas gelegt.“

Lavinia musterte Loranthus fasziniert und hielt ihm eine gelbe Scheibe mit rosa Streifen hin.

„Diese hier sieht aus wie die Göttin der Morgenröte und diese …“ Sie hob eine rote mit lila Rand. „ … sieht aus wie die Göttin der Abendröte. Und die hier … Hm.“

Lavinia hielt die blaue Scheibe hoch und tippte auf einen grün-gelben Streifen, in dem einige Grashalme eingeschlossen waren.

„Sieht aus wie gerade jetzt, in diesem Moment. Als wäre es eine grüne Wiese kurz vor dem Sonnenaufgang. Sogar mit echtem Gras.“

„Apropos Sonne!“, rief Loranthus und klatschte sich auf die Schenkel. „Die römischen Kaiser sehen immer durch geschliffene Brillanten hindurch, damit sie die Sonne nicht blendet. Das hier hätte sicher den gleichen Effekt!“

Silvanus sah ihn nachdenklich an, ließ sich von Lavinia das Glas geben, warf seine langen Haare zurück und erhob sich.

„Etwa so, Loranthus?“

Er machte ein überhebliches Gesicht, stolzierte auf und ab, winkte würdevoll in die Runde und hielt den Daumen hoch oder runter.

Alle lachten. Loranthus wusste jedoch nicht so recht, wie er darauf reagieren sollte, schließlich machten sie sich immer über sein römisches Bürgerrecht lustig. Aber Arminius klopfte ihm gutmütig auf die Schulter und so schmunzelte auch er. Als sich Silvanus graziös auf der Kuhhaut ausstreckte und sich ein zweites Glas vor das andere Auge klemmte, musste er sich schon den Bauch halten. Wie er versuchte, sein Wasser im Liegen zu trinken und gleichzeitig noch zu winken, grölte Loranthus sogar lauter als die anderen und schubste Arminius von der Decke.

Sie waren gerade dabei, sich die letzten Lachtränen aus den Augen zu wischen, als die Hörner erklangen und sie mit schmerzenden Kieferknochen dem abgebrannten Opfer entgegenliefen.

Afal erwartete sie schon, gestützt auf seinen Druidenstab, wie ein müder Schäfer seine behäbigen Schäfchen.

„Nachkommen des Cernunnos!“, rief er entgegen dieser äußeren Erscheinung mit ungeahnt lauter Stimme und zeigte in die Runde. „Die Götter haben uns ihre Gunst bewiesen. Lasst uns diesen besonderen Tag ehren, unser Haupt gen Osten neigen und die Weihe vollziehen.“

Loranthus wollte schon niederknien, doch alle reihten sich der Rangordnung nach hinter Afal ein.

Das ging so schnell, als würden sie es jeden Tag üben. Er jedoch stand mitten im Gewühle, drehte sich unschlüssig hin und her … mit einem Ruck zuckte sein Kopf zurück.

Wie gebannt starrte er auf Afal oder genauer, auf dessen seltsame Kopfbedeckung. Eine höchst skurrile Kopfbedeckung. Ein Riesending von Kopfbedeckung.

Es war ein glänzender Hut, mindestens eine Elle hoch, und er verjüngte sich nach oben wie ein langgezogener Kegel, nein, eher wie ein Finger. Dieser fantastische Hutfingerkegel schien ganz aus Gold zu sein. Seltsame Zeichen waren darauf eingraviert: Kreise, Striche … So etwas hatte er schon gesehen. Aber wo und wann? Vielleicht erst gestern, aber wieso konnte er sich an so etwas Herausragendes, im wahrsten Sinne des Wortes, nicht er … Da kam Silvanus, schnappte seinen Arm und zog ihn zu Arminius und den anderen Bauern.

Loranthus hastete zwar neben ihm her, seine Augen klebten aber immer noch an Afals goldenem Hut. Hinter dem glänzenden Riesenfinger hatten sich der König und die anderen Druiden aufgereiht. Viviane stand neben Amaturix, beide in weiße Gewänder gehüllt. Wann hatte sich Viviane umgezogen?

Silvanus schob Loranthus energisch hinter Tarian in die Reihe und stellte sich daneben, was ihn wieder auf seine eigenen Angelegenheiten aufmerksam machte.

„Wo ist Hanibu?“

„Die läuft hinter Lavinia und Robin.“

„Ah, ja. Jetzt sehe ich sie“, sagte Loranthus nach hinten gekehrt und war sichtlich zufrieden, dass seine Sklavin nicht mit den anderen Sklaven an letzter Stelle laufen musste.

„Wohin gehen wir jetzt, Silvanus?“

„Zu unserem Heiligtum.“

„Das ist oben auf dem höchsten Punkt vom Uhsineberga, stimmt’s?“

„Nicht das Heiligtum. Wir gehen zum Kalendarium.“

„Verstehe“, sagte Loranthus, doch seine Miene strafte ihn Lügen. „Und wieso verneigen wir uns nach Osten?“

„Und das fragt einer, der sich mit dem Morgenland auskennt“, gluckste Silvanus und tat so, als ob er ihn besonders argwöhnisch musterte. Da Loranthus aber immer noch wie ein Schaf guckte, sagte er ganz langsam: „Weil bald im Osten die Sonne aufgeht. Wir begrüßen die Sonne nach ihrer Sommerwende.“

„Aha! Geht ihr zur Wintersonnenwende auch zum Kalendarium und verneigt euch nach Osten, wenn die Sonne aufgeht? Ist es dann nicht viel zu kalt?!“

„Zugig und rutschig hast du vergessen. Im Winter schneit es immer ordentlich“, fügte Silvanus noch hinzu und sah, wie Loranthus prompt eine Gänsehaut bekam. Vergnügt rieb er sich die Hände. „Du machst dir ja keinen Begriff, Loranthus! Das wird sogar klirrend kalt und der Atem gefriert einem im Mund und die Zähne klappern wie irre. Wenn man nicht aufpasst, bricht man sich einen ab. Deshalb sollte man durch die Nase atmen. Wenn man Glück hat, bekommt man keinen Schnupfen, sonst gefriert der Rotz und die Nase ist dicht. Dann muss man wieder den Mund aufmachen … Ja, das ist wirklich alles gar nicht so einfach … Was soll der neu geborene Sonnenkönig von uns denken, wenn wir dastehen mit abgebrochenen Zähnen und ellenlangen Eiszapfen an der Nase … Deshalb bleibt man lieber zu Hause und verbringt die Nacht im Stillen. Wenn der alte König stirbt, ist alles still, wie es sich gebührt. Alle warten.“

„Was? König Gort stirbt?“

„Nein. Niemand stirbt wirklich, Loranthus. Ich meinte den Sonnenkönig als Symbol für die Wintersonnenwende. Denk an den Tanz von Elektra und Viviane. Sie haben doch auch nur die Mondgöttin symbolisiert.“

„Und König Gort hat mit Pfeil und Bogen den Sonnengott verkörpert.“

„Ja, genau. Die Wintersonnenwende ist die geweihte Nacht, wenn die Sonne ihren Jahreslauf beendet und einen neuen Umlauf beginnt. Symbolisch stirbt der alte König und der neue wird geboren. Alles beginnt von vorne, ein ewiger Kreislauf.“

„Puh, und ich dachte schon …“

Silvanus klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter.

„Nicht denken, Loranthus! Beobachten, erkennen, wissen.“ Er lachte auf. „Fragen geht natürlich schneller.“

„Deshalb bin ich hier“, seufzte Loranthus und reckte den Kopf, damit er den goldenen Hut von Afal besser im Blick hatte. Der oberste Druide schwenkte gut sichtbar von der Wiese ab auf einen breiten Weg. Alle folgten ihm wie die Schafe zu einer anderen Weide. Loranthus musste sich das Lachen verkneifen und fragte deshalb: „Ist das dieser Königsweg, der vom Uhsineberga zum Dietrichsberg führt?“

Silvanus nickte, deutete aber seitwärts in den Wald hinein.

„Wir folgen ihm nur ein kurzes Stück und zweigen gleich zum Kalendarium ab. Aber keine Bange, der Trampelpfad ist gut gangbar.“

„Etwas anderes hätte ich auch nicht erwartet“, murmelte Loranthus mit Blick auf den goldenen Hut, der nach rechts ausscherte.

Als er kurz darauf selbst vom Wege abbog und einem gewundenen Pfad folgte, gab er es auf, ständig den Hals zu recken. Fasziniert betrachtete er mächtige Tannenbäume und ausladende Kronen riesiger Buchen oder Ahorne. Zwei Männer hätte man gebraucht, um diese Stämme zu umfassen, vielleicht sogar drei.

Ohne es zu bemerken, ging sein Kopf immer weiter in den Nacken und er staunte wie ein kleines Kind, als hätte er noch nie einen Wald gesehen. Das war natürlich Schwachsinn, aber er hätte es nicht benennen können … Er hörte die Stille, obwohl sich die Leute gedämpft unterhielten. Ab und zu erhaschte er auch einen kurzen Blick auf den goldenen Hut, sah Pilze zwischen Gräsern, roch sie sogar. Ein Eichelhäher flog krächzend auf … und da wusste er es: Er konnte den Wald fühlen, mit allen Sinnen erfahren.

Umsichtig stieg er über knorrige Wurzeln, die so dick waren, dass sie tief hinabreichen mussten in die unterirdische Welt. Bewundernd betastete er die raue Borke von uralten Bäumen, die so warm und vielschichtig war wie das irdischen Leben. Andächtig lauschte er dem leisen Wispern von Bruder Wind, der so sachte durch die Wipfel streifte wie Viviane, als sie gestern die Frauen zum Tanzen geholt hatte … und so erhoben sich auch die vielen grünen Blätter und wiegten sich im Takt zu einer seufzenden Melodie … so anmutig … so weit oben … so erhaben … überirdisch.

Loranthus hätte nicht sagen können, wie lange er zwischen den Welten gewandert war, doch unvermittelt war der Wald zu Ende und vor ihm erstreckte sich eine Hochebene.

Kein Baum und kein Strauch stand darauf, aber dafür wurde sie von etwas anderem dominiert: Einem riesigen Steinring, in dem lange Holzstämme steckten. Oben, am Kopfende, waren sie durch Querstämme miteinander verbunden. Ein imposantes Bauwerk, fand er und dachte an einen gigantischen runden Käfig, bei dem die Gitterstäbe zu weit auseinander standen.

Der steinerne Sockel war aus Basaltbrocken, wie alles hier in der Gegend. Er war auch nur kniehoch und daher nichts Besonderes, die gesamte Konstruktion dagegen schon.

Die stehenden Stämme ragten alle pfeilgerade aus dem Sockel und hatten immer den gleichen Abstand zueinander. Damit sie schön senkrecht blieben, brauchten sie natürlich nicht nur Halt am Fuß, sondern auch am Kopfende, und diese aufliegenden Querstämme passten so exakt, dass kaum Fugen zu sehen waren.

Anerkennend schürzte er die Lippen.

Wie er die keltischen Holzhandwerker kannte, hatten sie alles sehr stabil gemacht, durch Spundung und Verzapfung. Selbst bei Sturm, Regen, Eis und Schnee würde dieser Ring stehen bleiben, weil es sich gegenseitig stützte. Ein perfekter, riesiger Kreis aus Stein und Holz, keine Ecken oder Kanten. Ja, warum eigentlich nicht?

Bei näherem Hinsehen bemerkte Loranthus, dass die Aufliegerstämme eine leichte Krümmung aufwiesen. Womit bewiesen wäre, dass die Keltoi alle Hölzer krumm bekamen, wenn sie auch noch so dick waren, und am Ende passte es immer noch zusammen, es sei denn sie wollten mit Absicht eine Spirale machen, was die zweitbegehrteste Figur gleich nach dem Kreis war.

Loranthus wurde plötzlich ganz aufgeregt, weil er in dem Kreis noch einen zweiten erblickte, genau im Zentrum, deshalb war dieser wesentlich kleiner. Er hatte keinen Steinsockel, die Stämme standen von alleine und waren viel dicker, extrem dick, um genau zu sein. Diesmal ragten allerdings immer nur zwei hoch und einer lag quer auf, dazwischen war nichts. Es schien fast so, als stünden die enormen Stämme nur durch ihr eigenes Gewicht. Vielleicht waren sie auch irgendwie in der Erde verankert.

Loranthus reckte den Kopf, damit er besser sehen konnte und zählte schnell durch: Es waren fünf wuchtige Dreiergruppen, und sie waren untereinander wirklich nicht verbunden. Eigentlich bildeten sie auch keinen richtigen Kreis, sondern eher ein Hufeisen. Eine Stelle war nämlich weit offen geblieben und gab den Blick frei auf ein steinernes Becken genau im Mittelpunkt.

„Komm!“, sagte Silvanus und führte Loranthus auf die hölzernen Pfeiler zu. „Der Weg führt uns genau zum Osteingang. Wir müssen das geweihte Land aber erst einmal umrunden. Dann dürfen wir eintreten und stellen uns an der Westseite auf.“

„Aha“, murmelte Loranthus gedankenverloren und seine Augen huschten vom Trampelpfad um den Steinsockel herum zur gegenüberliegenden Seite. „Dort ist also Westen. Aber in welche Richtung müssen wir gehen? Rechts herum oder links herum?“

Silvanus schmunzelte und sah bedeutsam drein, gab aber keine Antwort. Loranthus betrachtete ihn erwartungsvoll von der Seite und achtete nebenbei auf seinen Weg. Das war gar nicht so einfach, und er war gerade dabei, seine Ungeduld in Worte zu fassen, plus seine Miene passend zu verfinstern, da hatte er einen erhellenden Gedanken.

„Jetzt wird mir alles klar wie ein Gebirgsbach! Wir gehen natürlich von Osten über Süden, nach Westen und Norden! Und aufstellen tun wir uns im Westen, damit wir die Sonne sehen können, die nach der Sonnenwende das erste Mal wieder aufgeht.“

„Das hat aber lange gedauert, du Gast aus dem Lande der Kultur und Gelehrsamkeit. Komm! Ich zeige dir den Stamm, den Noeira letztes Jahr behauen hat. Der alte war morsch geworden und da musste natürlich ein neuer her. Mal sehen, ob du errätst, für welchen Festtag er steht!“

„Was bekomme ich, wenn ich es errate?“

„Dann hast du einen Wunsch bei mir frei. Aber darüber muss ich mir keine Sorgen machen, Grieche aus dem fernen Kreta“, feixte Silvanus mit einem besonders spöttischen Zug um die Lippen.

Loranthus konnte schon gar nicht mehr hinsehen.

Beim Anblick der ersten Pfeiler vergaß er allerdings, dass er ein wenig schmollen wollte. Er war nämlich jetzt mit wichtigeren Dingen beschäftigt. Er musste staunen.

Die Schnitzereien waren so detailgetreu aus den Stämmen herausgearbeitet, dass sich seine Hände ganz von alleine ausstrecken, um die glatten Strukturen zu betasten. Ohne Mühe konnte er die abgebildeten Dinge erkennen, ganz alltägliche wohlgemerkt: ein Pflug, eine Sense, ein Mähwerk, das von einem Ochsen über ein Kornfeld geschoben wurde, Ährenbündel, eine Drehmühle, ein Backofen und ein Weib, dass dem Betrachter ein Brot entgegenstreckte; ein Schwarm Bienen, Blumen, Klotzbeuten, Gerste, Dinkel, Fässer, Trinkhörner, Harfen, Flöten, Trommeln, Hörner und Kinnaren. Es gab auch Schnitzereien von tanzenden Weibern mit hervorquellenden Brüsten und Männer mit übertrieben erigiertem Phallus. An denen hätte er Klimmzüge machen können, sie wären nicht abgebrochen. Und wenn doch, wäre er schließlich bei einem Tanzpaar hängen geblieben, das in eindeutiger Pose miteinander verschlungen war.

Loranthus sah plötzlich ein Bacchusfest vor sich, wo es auch nicht anders zuging; seltsame Wehmut überkam ihn. Schnell lenkte er sich mit den nächsten Bildern ab: Leute beim Hausbau, Kinder in hängenden Wiegen oder mit einem Napf in der Hand, Weiber die webten oder töpferten, Männer die Schafe schoren oder schlachteten, ein Rennofen, ein Dreifuß über dem Feuer … alle Tiere, die es hierzulande gab und auch welche, die es nicht gab, Löwen, zum Beispiel; dazu immer wieder Bäume, Sträucher, Obst, Gemüse, Getreide, Kräuter und Runen.

Er machte sich den Spaß und verglich sie mit den griechischen Schriftzeichen. Einige sahen sich wirklich verblüffend ähnlich: Beta, zum Beispiel, oder Delta, Jota, Ypsilon; wenn man ein Auge zudrückte auch Kappa, Ny, Omikron und wenn man zwei Augen zudrückte …

Hinter Loranthus hatten sich die Leute aufgestaut und Medan löste das Problem ganz praktisch, indem er ihn mit ziemlich viel Schwung zum nächsten Pfeiler beförderte.

Loranthus konnte sich gerade noch abfangen, sonst wäre er mit ein paar Kriegern zusammen geprallt − keinen echten, zum Glück. Ihre geschnitzten Abbilder waren zu Fuß unterwegs und mit Schleudern sowie mannshohen Schilden gewappnet. Andere hoben schussbereite Bögen und duckten sich dabei hinter hohe Schilde. Reiter hoch zu Ross streckten dagegen kleine runde Schilde vor und sahen mächtig stolz aus. Noch majestätischer wirkten die Krieger in Streitwagen. Letztere trugen Helme mit verschiedenen Tierfiguren als Schmuck und hielten Doppeläxte oder Speere kampfbereit. Einer hob eine Carnyx an den Mund … Das war der einzige Pfeiler, an dem sich Loranthus nicht länger aufhielt.

Dafür musterte er Noeiras Schnitzereien umso akribischer, denn er erkannte einen Vollmond und Menschen, die Tierbälger über sich gezogen hatten, sogar die Schädel und die Beine waren noch dran. Da gab es Ziegenböcke, Schafböcke, Stiere und Hirsche − also lauter Leute mit Hörnern auf dem Kopf und baumelnden Hufen, bis auf einen mit Eselsohren, aber Hufe hatte der auch. Einer hatte sich einen Hasenbalg über gestülpt und hatte daher nur einen kleinen Schädel auf dem Kopf, konnte sich dafür aber die langen Ohren streicheln; ein anderer trug den Balg von einem Keiler mit einem Paar riesiger Hauer, der nächste ein Federkleid … Kurz: Sämtliche Tiere tanzten um ein Feuer, aßen und tranken, lachten oder waren eindeutig besoffen. Eine Kuh paarte sich höchst obszön mit einem … Bären?

Loranthus musste blinzeln und schon grinste er von einem Ohr zum anderen, weil sein Blick auf einen Mann im Schafspelz fiel. Er sah seltsamerweise Silvanus verblüffend ähnlich. Der Schaf-Silvanus hatte den Mund weit aufgerissen und machte gerade einen Hechtsprung auf ein davon rennendes Ferkelchen, ein echtes wohlgemerkt. Wer von den beiden wohl schneller war?

Silvanus schien jedenfalls keinen Kommentar abgeben zu wollen, er ignorierte Loranthus’ verschmitztes Kichern, zumindest versuchte er es.

„Imbolg“, raunte Loranthus mit Verschwörermiene, schwenkte den Zeigefinger und schnippte schwungvoll gegen den Schafspelz. Es sah fast aus, als wolle er den Mann darunter ein wenig auf die Sprünge helfen.

„Was?“

„Du hast mich schon verstanden, Silvanus“, gluckste Loranthus und nun lachte er einmal zur Abwechslung provozierend überheblich. „Ich habe etwas gut bei dir. Die Szene zeigt euer Mondfest Imbolg. Es wird zu der Zeit zelebriert, in der die Schafe wieder Milch geben und ihre Lämmer gebären, also euer Fruchtbarkeitsfest nach der Wintersonnenwende.“

„Und woher weißt du das so genau?“, erkundigte sich Silvanus mit letzter Kraft und ließ die Schultern hängen.

Loranthus sah sich nach allen Seiten um, ob jemand lauschte, doch er war ja in seine Gastfamilie eingekeilt. Außerdem waren sämtliche Leute vor und hinter ihm damit beschäftigt, die Schnitzereien zu betrachten. Das erforderte enorm viel Aufmerksamkeit, wenn man alles sehen wollte. Dazu kamen noch die neugierigen Fragen der Kinder, die garantiert nichts übersahen und deshalb auch zu jedem Detail etwas wissen wollten − je lauter, umso besser.

Feixend beugte er sich zu Silvanus hin und knurrte leise durch die Zähne: „Weil Imbolg ‚im Bauch‘ bedeutet, um es mal mit anderen Worten zu sagen. Die Menschen, die sich die Tierbälger überstülpen sind nichts anderes als Symbole. Sie stehen stellvertretend für das, was einem Menschen wichtig ist, nämlich die Fruchtbarkeit der Tiere. Keine Fruchtbarkeit − kein Fleisch, keine Milch, keine Butter, kein Käse, keine Wolle, keine Felle … Ergo: lauter Wackelzähne und Schniefnasen und mit der eigenen Fruchtbarkeit sieht’s dann auch schlecht aus.“

„Hm“, brummte Silvanus und schob Loranthus mit besonders viel Elan durch den Osteingang des steinernen Sockels.

Auch die wuchtigen Stämme im Inneren waren mit Schnitzereien versehen, erkannte Loranthus schon von Weitem. Lanze, Schwert, Kelch, Stein, Adler, Schwan, Ente, Rabe, Taube, Hirsch, Stier, Bär … besonders interessant war das große Becken im Zentrum der Dreiergruppen. Loranthus beugte sich neugierig darüber.

Es war aus Basalt und so glatt geschliffen, dass es wie poliert aussah und bläulich schimmerte, aber das war noch nicht alles.

Es hatte kleine Kerben rundherum, in denen bei manchen dünne gelbe Stricke klemmten und sich asymmetrisch überkreuzten. Seltsame Muster … die jetzt abgenommen wurden und zusammengefaltet.

„Es würde mich freuen, wenn wir uns bei nächster Gelegenheit länger unterhalten könnten“, raunte eine tiefe Stimme und Loranthus riss den Kopf hoch.

Da stand Afal mit seinem goldenen Hut und hatte sichtlich Mühe, sich das Lachen zu verkneifen.

„D … das wä … wäre mir eine große Ehre“, krächzte Loranthus und wusste nicht, wo er zuerst hingucken sollte, auf Afal oder auf die Linien und Kreise von dessen Hut.

Er entschied sich für ein ausgiebiges Nicken und erhaschte so einen Blick auf beides; Afal lachte nun ganz offen.

Loranthus hatte aber keine Zeit zum Verlegen sein, denn er musste ja Schritt halten, ob er wollte oder nicht. Schon stand er auf der Westseite und der Clan fächerte sich auf: Bis vorne die Königsfamilie und die Druiden, gleich dahinter die Krieger mit ihren Familien, danach kamen die Handwerksfamilien, die Bauern und als letzte die Sklaven.

Loranthus fand diese Rangordnung äußerst praktisch, er hatte nach allen Seiten gute Sicht. Als erstes drehte er sich nach hinten, denn jetzt konnte er die dünneren Stämme endlich in aller Ruhe betrachten, wenn auch nur die Innenseiten. Seltsamerweise bestanden hier die Schnitzereien aus simplen Kerben, auf den stehenden Stämmen horizontal, auf den aufliegenden Stämmen vertikal … Kerben, Kerben und nochmals Kerben, so weit das Auge reichte … Nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit also komplett rundherum in Höhe und Breite.

Nachdenklich schüttelte er den Kopf.

Was war hier das Offensichtliche? Das Offensichtliche …

Loranthus visierte noch einmal die Kerben der aufliegenden Stämme an und begann zu zählen. Schon nach zwei Stämmen hörte er auf. Er wusste schon im Voraus, dass es 360 waren. Die Kerben der Pfosten brauchte er auch nicht zählen. Das waren garantiert 90. Nun hatte er das Offensichtliche entdeckt und schüttelte schon wieder grübelnd den Kopf. Er bemerkte gar nicht, wie Afal sich nach Osten drehte und Achtung heischend seinen Arm hob. Silvanus musste ihm deshalb erst den Ellenbogen in die Seite rammen. Auf ein Zeichen Afals gingen alle auf die Knie und es wurde still. Loranthus wollte sein Haupt neigen, doch Silvanus knurrte zwischen den Zähnen: „Du musst hinsehen! Sonst verpasst du den Sonnenkorridor!“

„Sonnenkorridor“, echote Loranthus leise und sah Afal zu, wie er vier goldene Stäbe in einigen Kerben des steinernen Beckens feststeckte.

Einen Wimpernschlag lang betrachtete Loranthus die dünnen Stäbe, dann rutschte er auf seinen Knien so unruhig umher, dass Silvanus ihm die Hand auf die Schulter legen musste.

„Bleib ruhig, Loranthus“, raunte er. „Es passiert dir nichts. Heute wird nichts geopfert.“

„Es sei denn, du willst als Zwiesel enden, wenn du weiter so zappelst“, gluckste Arminius leise und drückte fest auf die andere Schulter von Loranthus, obwohl er dabei an Conall und Tarian vorbei langen musste.

„Dann braucht Großmutter Mara nicht bis zum Winter warten“, kicherte ihm Tarian ins Ohr und löste seinen Vater beim Drücken der Schulter ab.

„Du kannst persönlich in der Buttermilch deine Früchte verrühren und das Gemüse in der Suppe“, versicherte Conall und rieb kräftig die Hände gegeneinander, als wolle er einen Zwiesel führen.

Loranthus wirbelte so schnell mit seinem Kopf zwischen Arminius, Silvanus, Conall und Tarian herum, dass er einem echten Zwiesel erstaunliche Konkurrenz machte. Und als seine Hände zwischen den goldenen Stäben und dem gleißenden Gold des Sonnenaufgangs hin und her zuckten, war das Bild perfekt.

„Das ist ein Observatorium!“, flüsterte er aufgeregt und zeigte auf die Holzstämme rund herum. „Damit könnt ihr Mondjahr und Sonnenjahr in Einklang bringen! Und dieser Hut! Afals Hut …“

Silvanus sah ihn übertrieben erstaunt an und wisperte: „Natürlich. Was hast du denn gedacht?! Meinst du, ihr Griechen seid die einzigen, die Zyklen von Mond- und Sonnenfinsternis berechnen können? Afal kann das auch. Was meinst du wohl, woher wir wissen, wann die Tagundnachtgleichen sind, die Sonnenwenden, die Rauhnächte, Samhain, Imbolg, Beltaine, Lugnasad?“

„Ruhe jetzt! Augen gerade aus!“, zischte Arminius und Loranthus klappte seinen Mund kommentarlos zu. Er hatte sowieso keine plausible Antwort parat.

Afal drehte sich zu ihnen um und schien sich prächtig zu amüsieren, hatte also gute Ohren. Er wurde aber schnell wieder ernst, hob die Hände zum Himmel und breitete die Arme in seiner allumfassenden Geste aus.

„Seht, Nachkommen des Cernunnos! Ostara breitet ihren göttlichen Mantel für unseren König aus, auf dass der Strahlende darüber schreite, wie es einem König gebührt: In einer Aura aus Licht, auf goldenem Pfad. Heißt ihn willkommen!“

Ein melodiöser Hornstoß schallte über die Hochebene, ein zweiter setzte ein, ein dritter, ein vierter … Dreizehn Bläser wechselten sich so gekonnt ab, dass man nicht hörte, wie sie Luft holten. Ihr Signal dauerte an, bis die Sonne ihren Scheitel über den Horizont der Thuringer Berge geschoben hatte und in einem gleißenden Kranz aus Licht erstrahlte. Von überall her auf den Bergen hallte Hörnerklang zu ihnen herüber, mal mehr, mal weniger laut. Loranthus stellten sich die Nackenhaare auf, so majestätisch hörte es sich an. Ein Raunen ging durch die Menge, als der erste Strahl über einem spitzen Felsen aufglomm, der am äußersten Rand der Hochebene aufragte. Dieser Finger aus Licht ging exakt zwischen den beiden Pfeilern am Osteingang hindurch und traf den vordersten der goldenen Stäbe auf dem Stein. Sofort flammte der zweite Stab auf und warf seinen Glanz geradewegs auf den dritten, dann strahlte der dritte den vierten an.

Loranthus hätte schwören können, auf den wuchtigen Dreiergruppen Bilder zu sehen, die ihm vorher nicht aufgefallen waren, aber das Licht am Horizont, das Licht auf dem Becken, das Licht der Reflektion, Afals goldener Hut … alles zusammen gleißte derart hell, dass er die Augen fest zusammen kneifen musste.

„Der Sonnenkorridor!“ rief er aufgeregt und schielte mit gesenktem Kopf zu Silvanus. „Beim Pfeil und Bogen von Apoll! Ich glaub, ich werd irre! Ihr habt hier oben auf dem Berg ein Observatorium, ein Kalendarium wenn man so will. Und heute ist die Sommersonnenwende. Da steht die Sonne in ihrem Jahresverlauf am nördlichsten! Ist der Felsensporn dort vorne natürlichen Ursprungs oder habt ihr ihn auf diesem Platz eingegraben? Egal! Jedenfalls geht über diesem Felsen heute die Sonne auf und Apollo schießt seinen Pfeil direkt hierher.“

„Arcturus. Und das Horn ist echt.“

„Was?“

„Der Felsen ist natürlichen Ursprungs“, betonte Silvanus und brüllte fast, damit Loranthus bei dem lauten Hörnerklang auch alles gut verstand. „Und Arcturus schießt seinen Pfeil direkt hierher.“

„Arcturus − Apollo … hört sich für mich einerseits verschieden, andererseits doch ähnlich an! Da gibt es so viele Namen für ein und dasselbe!“, schrie Loranthus zurück.

„Aber weißt du, Silvanus, was mich am meisten verwundert?“

„Sag’s laut!“

„Dass die Symbole gleich sind!“, brüllte Loranthus.

„Ich schätze mal, das ist der Sinn von Symbolen! Hat irgendwie den selben Zweck wie Zeichensprache!“

„Zeichensprache?“, fragte Loranthus verblüfft und vergaß zu schreien, dafür versuchte er ein Auge zu öffnen. Gequält verzog er sein Gesicht, kniff das Auge wieder zu und hob den Daumen. „Zeichensprache.“

Die Hörner vereinten sich zu einem letzten langen Crescendo und verstummten abrupt. Die plötzliche Stille hallte auf eine ganz besonders anrührende Weise nach. Loranthus konnte das erhabene Schweigen nicht nur hören, sondern auch fühlen und jetzt sogar wieder einigermaßen sehen.

Afal, in gleißendes Licht gehüllt, breitete die Arme aus.

„Lasst − die Weihe − beginnen!“

König Gort und Gardan erhoben sich und trugen eine mannshohe Holzstatue zu Afal. Loranthus hatte sie bis jetzt noch gar nicht bemerkt, aber er erkannte sofort, dass es die Figur war, die Noeira bei seiner Ankunft hier, in diesem Land, behauen hatte. Jetzt war sie fertig und irgendwie kam sie ihm bekannt vor. Es war eine Frau mit langen wallenden Haaren. Sie streckte die Hände aus, als wolle sie dem Betrachter einen Schluck Wasser darbringen.

„Hiermit gebe ich dir den Namen ‚Quellgöttin Sünna‘. Möge deine göttliche Gabe allzeit bestehen und all jenen, die dich achten und ehren, zum Wohle gereichen.“

Afal tauchte Birkenzweige in das steinerne Becken und besprengte Sünna mit geweihtem Wasser, bis sie von oben bis unten nass war.

Loranthus überlegte, dass sie auch in das Becken gepasst hätte, wenigstens bis zum Bauchnabel. Aber das hätte wohl zu komisch ausgesehen, wenn sie die Statue dann umgedreht und kopfüber hinein getaucht hätten. Obwohl? Auf dem steinernen Becken wurde auch eine Gestalt kopfüber in einen Kessel getaucht. Sie sah aus wie ein … Mensch. Loranthus sah genauer hin.

Ganz eindeutig: In den Stein waren Symbole und Figuren gehauen. Es waren Krieger. Das erkannte er an ihren Helmen. Der eine hatte Hörner auf seinem, ein anderer eine borstige Wildsau, der nächste einen Hahn. Sie saßen auf Pferden und hielten Schwerter, Äxte und Schilde in den Händen. Hinter ihnen reihten sich Krieger zu Fuß. Sie sahen alle nach vorne zu einem gehörnten Wesen, das einen Krieger an einem Bein gepackt hielt und kopfüber in einen Kessel tauchte.

Loranthus stellten sich die Haare auf und er bekam Gänsehaut. Ihn hatte nicht so sehr die dargestellte Szene erschreckt, sondern mit welch gleichmütigen Mienen die nachstehenden Krieger darauf warteten, dass sie auch dran kämen. Und dieser Gehörnte … dieses Hirschgeweih da auf seinem Kopf … Das konnte doch nur Cernunnos sein. Ganz eindeutig: In der einen Hand hielt er eine Schlange und seinen Torques, den er sonst immer mit der anderen hoch hielt, trug er um den Hals. Das lag wohl daran, dass seine andere Hand schon besetzt war.

Loranthus schluckte laut, als sich Noeira und Taberia erhoben und ihre Babys zu Afal trugen. Conall und Tarian gingen neben ihnen. Loranthus sah ihnen nach, als wolle er sie am liebsten aufhalten, doch gleichzeitig erkannte er, wie stolz sie über den Platz auf das steinerne Becken zu schritten. Auch andere Mütter und Väter betraten den Kreis und Gardan ordnete sie.

Zuerst kam Wahedon mit seiner Frau Mirja und seinem Sohn. Afal machte mit dem Daumen das Zeichen der vier Himmelsrichtungen auf seiner Stirn und sprach: „Hiermit gebe ich dir den Namen ‚Hattu‘, der Behütete. Achte die Götter und sie werden dich achten.“

Wahedon nahm seinen nackten Sohn aus dem Tuch und reichte ihn Afal. Der tauchte ihn komplett, bis über den Kopf, in das Becken mit den seltsamen Bildern und gab ihn zurück. Der Kleine schrie nicht einmal und Wahedon schwoll die Brust, als er ihn der Sonne entgegenstreckte und wieder in das Tuch zurücklegte. Mirja schlug ihn fürsorglich ein und sie machten einen Schritt zur Seite.

Noeira und Conall waren an der Reihe und Belisama bekam nun ganz offiziell ihren Namen. Sie beschwerte sich aber lauthals über das Bad, was alle Zuschauer zum Lachen brachte.

Conall küsste seine strampelnde Tochter und hob sie strahlend in die Höhe. Belisama quittierte seine Freude mit energischen Fußtritten und pinkelte los, was Conalls Arme zusehends länger werden ließ. Geduldig wartete er in gestreckter Vorhalte, und als sie fertig war, versuchte er sie wieder in ihr Tuch zurück zu legen. Noeira kam aus dem Lachen nicht mehr heraus, weil sie einige Mühe hatte, ihre agile Tochter wieder einzuwickeln. Alle Umstehenden freuten sich mit.

Die nächste, die sich über zu viel Wasser beschwerte, war Armanu, und auch Tarian hob seine Tochter lachend der Sonne entgegen. Sie hatte aber keinen Wasserüberschuss, beziehungsweise: Sie hatte schon vorher ihr Einschlagtuch nass gemacht, aber Taberia hatte wohlweislich für Ersatz gesorgt.

Viele Babys schrien und strampelten, ein besonders kräftiges gähnte gelangweilt und reckte seine Fäuste gen Himmel, eins hatte Afal am Daumen erwischt und seinen einzigen Zahn hineingeschlagen, der nächste wollte sein Wickeltuch partout nicht loslassen … alle hatten viel Spaß.

Die Namensgebung ging schnell vorüber und Loranthus staunte nicht schlecht, als Viviane nach vorne ging und auch die anderen Krieger nachkamen. Diesmal musste Gardan niemanden ordnen. Sie kannten ihre Rangfolge genau.

Amaturix ging vor Afal auf die Knie, senkte den Kopf und streckte ihm sein Schwert entgegen. Afal nahm es langsam und tauchte es wie die Babys ins Becken. Loranthus fragte sich, wie tief das Wasser wohl sei und ob er da vielleicht auch hineinpassen würde, wenn er in die Hocke ging.

Da rief Afal auch schon: „Hiermit gebe ich dir den Namen ‚Gabe der Götter‘! Achte das Leben und hüte die göttlichen Gaben!“ Mit diesen Worten reichte er das nasse Schwert an Amaturix zurück.

Silvanus stieß Loranthus an und flüsterte: „Hast du gesehen, wie präzise sie das Schwert parallel zu sich halten und nur mit den Fingerspitzen berühren?“

„Jetzt, wo du es sagst …“, wisperte Loranthus zurück. „Warum machen sie es so umständlich?“

„Wenn man es anders berührt, oder die Schwertspitze auch nur ein kleines bisschen zu dem einen oder anderen hinzeigt, kann das derjenige schon als Provokation deuten.“

„So ein Schwachsinn“, zischte Loranthus leise. „Das ist Afal, der da vorne steht! Ist dir das noch nicht aufgefallen?“

„Kein Schwachsinn, Loranthus. Egal wer es ist, Ausnahmen werden nur bei Kindern gemacht. Und jetzt still! Viv ist dran.“

Viviane beugte ihr Haupt und hielt ihr Schwert exakt zwischen sich und Afal, der es ihr ganz vorsichtig abnahm und ins Steinbecken tauchte. Loranthus dachte an Namen wie: die Unbesiegbare, die Unbeugsame, die Erhabene, die Kühne, die Gerechte, die Glorreiche …

Er war total perplex, als Afal rief: „Hiermit gebe ich dir den Namen ‚Der mondhelle Pfad‘! Achte das Leben und hüte die göttlichen Gaben!“

Was sollte das heißen: Der mondhelle Pfad?! Wollte Viviane aus ihrem Schwert einen Wanderstock machen für einen lauschigen Spaziergang mit Silvanus bei Mondschein?! Doch kein Krieger nannte sein Schwert so, wie es Loranthus erwartet hatte. Und als sie wieder vom Heiligtum herab schritten, erklärte es ihm Viviane selbst, denn nun war der offizielle Teil vorbei und jeder lief, wo er wollte.

„Du musst den Namen fühlen, Loranthus. Das können Wünsche sein oder Versprechen, wichtige Ereignisse in deinem Leben oder andere Dinge, die dir Kraft spenden. Diese Kraft soll mit dem Namen auf dein Schwert übergehen. Es ist dein Beschützer, dein Freund, das Beste was du hast! So ähnlich wie ein Hilfsgeist bei einem Geisterflug. Verstehst du?“

„Deshalb hat Wahedon sein Schwert ‚Für das Leben‘ genannt?“

„Ja, weil sein Weib und sein Sohn ihm alles bedeuten.“

„Du hast beiden das Leben gerettet, Viviane“, bemerkte Loranthus und winkte sofort ab, um ihren Protest zu unterdrücken. „Ich weiß schon! Es stand in deiner Macht. Also. Wann macht man so eine Schwertweihe? Ich meine: Du hast dein Schwert doch schon länger und Amaturix auch und all die anderen Krieger.“

„Das kann jeder machen, wie er will. Jede Sommersonnenwende bekommt man die Gelegenheit dazu. Es kommt nur darauf an, wann du den Namen in dir hörst. Zum Beispiel, wenn sich in deinem Leben etwas Wichtiges ereignet.“ Sie betrachtete ihn schelmisch von der Seite. „Du könntest dein Schwert zum Beispiel …“.

Sie machte eine Kunstpause, die Loranthus lachend nutzte.

„ … Elektra nennen?“

„Warum nicht?“ gluckste Viviane. „Aber es sollte sich geheimnisvoller anhören. Wie ‚Sonnenstrahlendes Mondhaar‘ oder so ähnlich.“

Loranthus lachte laut auf.

„Wenn ich jemals mehr als ein Holzschwert führen sollte, dann nenne ich es ‚Verbindung zweier Bänder, die eins waren‘.“

„Wie kommst du denn auf den Namen?“

Loranthus sah sie ernst an und wiegte den Kopf.

„Ich weiß nicht genau, Viviane. Aber in letzter Zeit kommt mir immer öfter der Verdacht, dass mich viel mehr mit deinem Volk verbindet, als meine Liebe zu Elektra.“ Er raufte sich die Haare und stöhnte. „Was soll ich nur machen, Viviane? Ich will sie nicht verlieren, sie kann nicht von hier weg, mein Vater erwartet mich … unsere Händlerdynastie … ich bin sein einziger Erbe …“

Viviane zog seine Hände herunter.

„Jetzt warten wir erst mal vor Tinnes Haus, damit auch die kleine Germania ihre Weihe bekommt. Dann bringen wir unsere neue Statue an ihren angestammten Platz. Viele von uns werden dort eine Bitte an Sünna richten und ihr ein Opfer versprechen, wenn sie unsere Wünsche erfüllt. Vielleicht hast auch du einen Wunsch? Weißt du, Loranthus: Ich habe lange überlegt, bis ich einen Namen für mein Schwert gefunden habe und als ich am wenigsten daran dachte, war er einfach da. Vielleicht ist es ja bei dir genauso. Es gibt so viele Möglichkeiten … Warte einfach auf die richtige.“

Loranthus stöhnte wieder auf und Viviane tätschelte ihm die Schulter.

„Bald, Loranthus, bald.“

Der mondhelle Pfad

Подняться наверх