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Medien Kein Pegida ohne Facebook

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Text: Melanie Reinsch @M_Reinsch

Speaker: Ingrid Brodnig

Schreihälse und Onlineprovokateure geben im Netz den Ton an, denn radikale Stimmen bekommen mehr Aufmerksamkeit. Frei nach dem Motto: Wer schimpft, wird geliked¸ wer sich zurückhaltend zeigt, wird ausgeliked. Die österreichische Medienjournalistin Ingrid Brodnig hat ein Buch („Der unsichtbare Mensch: Wie die Anonymität im Internet unsere Gesellschaft verändert“) über dieses Phänomen geschrieben – auf dieser Grundlage sprach sie am Mittwochmittag auf der re:publica auf Stage 3 über Pegida, Foren, das Internet und Co.

Manisches Postingverhalten

„Pegida wäre ohne Facebook nicht entstanden“, so ihre These. Das Internet mache es Gruppen leicht, sich zu finden und zu mobilisieren. Obwohl das Internet doch eigentlich als demokratisches Instrument fungieren soll, verliert es sich mehr und mehr in dieser Rolle, da radikale Gruppen oft an keinen anderen Argumenten interessiert sind und eben genau diese Gruppen zu manischen Postingverhalten und aggressiver Wortwahl in der Anonymität des Netzes neigen. „Facebook ist ein guter Ort, um endlich einmal recht zu haben“, beschreibt Ingrid Brodnig diese Form der Kommunikation.

Auch in der Offline-Welt hat Brodnig diese Erfahrung gemacht. Als am 2. Februar 2015 der österreichische Pegida-Ableger in Wien das erste Mal auf die Straße ging, wurde die Journalistin als Terroristin beschimpft. Sprechen wollte niemand mit ihr, genau so erging es auch Journalisten in Deutschland. „Man kommentiert nur in Gruppen, die die gleiche Meinung haben. Das wird noch verstärkt, wenn wir das Gespräch mit anderen Menschen gar nicht mehr suchen“, sagt Brodnig und fragt abschließend: “Wie können wir das Netz als demokratische Struktur zurückerobern?” Einige Antworten klingen so simpel wie gut.

Schimpfwortfreie Diskussionen

„Wir müssen darauf achten, schimpfwortfreie Diskussionen zu führen“, sagt Brodnig zum Beispiel. Diskussionskulturen, die Eskalationen fördern, könnten durch Kommentar-Moderationen meinungsvielfältiger werden und Quellentransparenz kann zu mehr Aufklärung führen. Das Internet sollte weiterhin als Frühwarnsystem fungieren, um Strömungen wie beispielsweise Pegida zu erkennen und ernst zu nehmen, damit sie am Ende die digitale Welt – und dadurch auch die Offlinewelt - nicht untergraben.

re:publica Reader 2015 – Tag 2

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