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Leeder, zwei Tage vor Sankt Mattheis10 1579

»… und das ewige Licht leuchte ihr. Herr, lass sie ruhen in Frieden. Amen«, stimmten die Marianischen in die letzten Worte des Pfarrers ein. Die alte Keggelbäuerin lag aufgebahrt zwischen den Schneebergen vor dem Haus. »Endlich hot dia arm Seel a Ruah«, die Mesnerin war die Erste, die den Weihwasserpinsel von Pfarrer Engelschalk in die Hand nahm und die Tote besprengte. Nacheinander verabschiedeten sich die Marianischen von der alten Bäuerin. »Mei Zenz, jetzt kommsch halt doch in an luthrische Friedhof«, jammerte die Schmelzerin. Die Trauernden wollten gerade der Aufforderung der jungen Bäuerin Folge leisten, ins Haus zu kommen, als sie von Weitem das Glöckchen des Totengräbers hörten, das dieser seiner alten Mähre umgehängt hatte. Er saß auf einem Schlitten und zog hinter sich einen Sarg durch den Schnee.

»Brr, alter Knabe! Von wegen Mattheis bricht’s Eis«, war seine Begrüßung, als er schwungvoll vom Schlitten stieg und den alten Schlapphut mit der langen Feder vom Kopf nahm. »Mein Beileid, Keggel. Ich werde deine Mutter einsargen, aber beerdigen können wir sie erst, wenn der Boden aufgetaut ist, und das wird noch gut einen Monat dauern.«

»Des hau i mir scho denkt«, antwortete der Keggel und sah besorgt zu seiner Frau.

»Du nimmsch se aber doch mit, oder?«, fragte der Keggel.

»In meiner Scheune stapeln sich die Särge, ich habe keinen Platz mehr, wir müssen sie schon so lange hier lassen«, verkündete der Totengräber.

»Kansch denka, dia kommt mir nimma ins Haus, des sag i ui glei!«, rief die junge Bäuerin energisch dazwischen.

»Dann dea mer se naus in de Schupfa11!«, willigte der Keggel ein.

»Wie ihr wollt«, bemerkte der Totengräber und machte sich an die Arbeit.

»Kommet rei, es gibt ebbas Warms zum Drinka!«, lud der Keggel die Trauergemeinde, die sich nicht zweimal bitten ließ, in die warme Stube.

10 24. Februar

11Allgäuerisch: Scheune.

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