Читать книгу Das Ketzerdorf - In Ketten - Richard Rost - Страница 32

25

Оглавление

Augsburg, 2. April 1581

Raymund saß an diesem Sonntag zum Konventikel bei der Witwe Eiselin. Er wunderte sich, Onkel Hieronymus nicht anzutreffen, der bisher keine Versammlung ausgelassen hatte. Er versuchte, sich zu konzentrieren, konnte aber kaum den Worten der Schrift folgen. Seine Gedanken waren weit entfernt. War seine leibliche Mutter bei seiner Geburt gestorben? In welch einer Lage musste sein Vater gewesen sein, dass er sich dazu entschlossen hatte, das eigene Kind wegzugeben? Gleichzeitig wurde ihm immer mehr bewusst, wie sehr er Mutter dankbar sein musste, dass sie ihn wie ein eigenes Kind aufgenommen und geliebt hatte. Und Helena hatte recht. Er konnte sie heiraten. Die Gesellenprüfung musste her, das war das Ziel, das er nun vor Augen hatte. Aber es gab immer noch Probleme: die Geheimnistuerei mit dem Lauf, den David mit ihm zusammen in Angriff genommen hatte, und das schlechte Gewissen um seine abendlichen Abwesenheiten vom Benzenauer, wenn er bei David in der Werkstatt stand. Wenigstens auf Jos, seinen guten Freund, konnte er sich verlassen, der würde ihn niemals verraten.

»Raymund, ich habe eine traurige Nachricht für dich.« David legte ihm die Hand auf die Schulter. Er schreckte auf; völlig in Gedanken versunken hatte er nicht bemerkt, dass das Konventikel bereits beendet war. »Dein Onkel Hieronymus ist am Freitagabend verstorben.«

Raymund sank in sich zusammen. Er hatte diesem Menschen so viel zu verdanken.

Das Ketzerdorf - In Ketten

Подняться наверх