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Scham

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An der Höhlenwand erschien wie schon so oft der Schatten einer schlanken, hochgewachsenen Frau. Bei ihrem Anblick hatte ein junger Gefangener plötzlich das Gefühl, als sähe er sie zum ersten Mal. Er spürte, sein Herz schlug jetzt schneller.

Als die Frau nach einiger Zeit erneut auftauchte, beugte der junge Gefangene unwillkürlich seinen Oberkörper nach vorn. Hierbei schnitten die Fesseln an seinem Hals schmerzhaft in die Haut. Mit jedem Mal, mit dem er sie wieder vor sich sah, wurde sein Verlangen nach der Frau größer. Schließlich war es so stark, dass er die Arme sehnsuchtsvoll nach ihr ausstreckte und darauf mit einem heftigen Ruck seine Fesseln sprengte.

Der junge Gefangene lief rasch zur Höhlenwand, berührte seine geliebte Schattenfrau und - schrak zurück. Jäh hatte er erkannt: sie war so kalt und hart wie der felsige Boden, worauf er gerade stand.

Da er vor Scham nicht in ihn versinken konnte, flüchtete er in einen dunklen Winkel der Höhle. Dort stieß er auf ihren Aufgang und rannte ihn hoch.

Oben erblickte er erstmals die Sonne.

Aufstiege

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