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Vorwort

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Mit dem Vorhaben der „Deutsch-Französischen Geschichte“ von den Anfängen bis zur Gegenwart greift eine Gruppe deutscher und französischer Historiker ein Kernthema der europäischen Historiographie auf. Dabei werden primär nicht die deutsch-französischen Beziehungen ins Visier genommen. Beabsichtigt ist vielmehr die Darstellung deutscher und französischer Geschichte in ihren jeweiligen Verflechtungen wie auch in ihren Besonderheiten, ihren jeweiligen Differenzierungen und Abschottungsvorgängen. In elf Bänden soll ein abgestuftes Bild entworfen werden, in dem sich deutsche und französische Geschichte gegenseitig beleuchten und dadurch auch in gewissem Sinne konstituieren.

Methodisch weist das Projekt mehrere Besonderheiten auf. Zum Ersten wendet es sich von der traditionellen Diplomatiegeschichte ab, welche die Darstellung der deutsch-französischen Beziehungen bislang vielfach geprägt hat, und wendet sich schwerpunktmäßig sozial- und kulturgeschichtlichen Fragestellungen zu, die dem Neben- und Ineinander der jeweiligen Gesellschaften ihr Relief verleihen. Zum Zweiten soll eine gegenseitige Wahrnehmungsgeschichte vorgelegt werden, die sowohl den jeweiligen Blick auf den anderen wie auch Ausblendungen und ‚blinde Flecken‘ behandelt. Damit wird – zum Dritten – ein vergleichendes Verfahren verwendet, das zugleich die empirischen und die reflexiv konstruierten Beziehungen zwischen den Gegenständen des Vergleichs ins Auge fasst. Schließlich wird eine besondere Verknüpfung des vorliegenden Wissensbestandes mit der Darstellung neuer Forschungsfelder versucht, für die gerade die deutsch-französische Geschichte in den letzten Jahrzehnten Perspektiven eröffnet hat – man denke etwa an die Erinnerungsgeschichte und die Forschungen zum nationalen Gedächtnis, an die Arbeiten zum Kulturtransfer, an die historische Anthropologie, die Mentalitätsgeschichte und die Kulturgeschichte der großen politischen Erschütterungen und Umwälzungen, an das Verhältnis von Landes- und Nationalgeschichte, an die jeweilige Historiographiegeschichte und dergleichen mehr. Nicht zuletzt sollen die von beiden Seiten her vorgenommenen Beleuchtungen den Blick auf eine europäische Bühne freilegen, die somit im Prisma der deutsch-französischen Verflechtungen aufscheint. Die Deutsch-Französische Geschichte ist eine wesentliche Etappe auf dem Weg zu einer wirklich europäischen Geschichtsschreibung.

Werner Paravicini, Deutsches Historisches Institut, Paris

xMichael Werner, École des Hautes Études en Sciences Sociales, Paris

WBG Deutsch-Französische Geschichte Bd. I

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