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Vorbereitung: Phase 1

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Himmel, ist das eine Hektik hier. Seit Frauchen den Kindern, Susi, Inge und ihrer Mutter gesagt hat, dass sie heiratet, steht unsere Bude Kopf. Ich liebe es ja, wenn Susi kommt, sie hat immer Leckerchen dabei. Aber wenn „Mutti“ auftaucht, verkrieche ich mich am besten unter dem Tisch.

„Robert, geh weg! Du stinkst. Und du sabberst! Und du zerstörst mir meine frisch gereinigte Jacke.“

Und so weiter. Als wenn ICH irgendwas zerstören würde. Oder sabbern! So ein Quatsch. In Erwartung von Besuch denke ich eben an Susi und da läuft mir ein bisschen Speichel im Mäulchen zusammen. O.k., ein klitzekleines bisschen tropft auch schon mal raus, aber das ist kaum erwähnenswert. Heute also ist Mutti hier und ich schmolle unter dem Tisch. Das scheint Frauchen aber gar nicht zu interessieren, weil sie wie von der Tarantel gestochen herumrennt.

„Hast du mein Handy gesehen?“

„Kind, wozu brauchst du denn dieses Ding? Ich verstehe das nicht. Du willst ein Kleid kaufen und nicht telefonieren!“

„Mutti, wenn irgendetwas im Kindergarten passiert und die mich anrufen wollen, brauche ich doch ein Handy.“

„Du warst drei Jahre im Kindergarten und ich hatte kein Handy! Und du hast es überlebt.“

„Mein Gott, nun gibt es aber Handys und ich versuche doch nur, meines zu finden.“

„Dabei machst du aber die ganze Welt verrückt!“

Frauchen rennt von der Küche ins Bad und zurück ins Wohnzimmer.

„Ah, da ist es ja. Mutti, wir können los, ich habe es gefunden.“

Frauchen dreht sich zu mir um.

„Und du da unten bist brav. Hörst du?“

Damit meint sie mich. Ich darf also davon ausgehen, dass ich nicht mitkommen werde. Also ist mal wieder eine Wahnsinnslangeweile angesagt.

„Wann kommt Susi?“

Susi kommt? Juchhu, Leckerchen!

„Ich habe ihr gesagt, sie soll so gegen halb elf dort sein.“

Dort? Das hört sich fast so an, als käme Susi NICHT hierher. Also doch keine Leckerchen.

„Dann beeil dich. Sonst bekommen wir keinen Parkplatz mehr. Die Stadt ist heute wahrscheinlich sowieso höllenvoll.“

Mutti hat schon ihre Autoschlüssel in der Hand, Frauchen wuschelt mir noch einmal über den Kopf und zerstört dabei meine Frisur, dann ist es ruhig.

Gut, ich ruhe mich mal ein wenig aus.

Träume ich oder höre ich Schritte vor der Haustür? Ach du meine Güte, ich bin doch ein Wachhund, da muss ich doch irgendetwas tun, oder? Schritte. Einbrecher? Ich lasse mein gefährlichstes Knurren los. Schließlich sollen die Einbrecher ruhig wissen, dass hier eine ernsthafte Gefahr für sie droht.

„Robert, bist du das?“

Die Stimme kenne ich. Das ist doch … Ex-Herrchen. Komisch, heute ist doch nicht Wochenende und die Mädchen sind auch nicht hier. Was will er? Mit mir Gassi gehen oder was? Ich knurre nicht mehr, sondern winsle ein bisschen.

Ja, Herrchen, Gassi. Super Idee. Ich bin bereit!

„Robert, jetzt hör schon auf zu wimmern. Ich habe nur einen Brief für Constanze. Mach mal Platz hinter der Tür.“

Und dann schiebt er einen Zettel durch den Türspalt.

„Tschüss, Robert, alter Junge. Vielleicht sehen wir uns jetzt wieder öfter.“

Damit entfernen sich die Schritte von Ex-Herrchen auch schon und ich fühle mich wieder alleine.

Der Zettel riecht total nach Ex-Herrchen. Bevor ich es richtig merke, träume ich schon wieder von den guten alten Zeiten: Joggen mit Herrchen, spielen mit Herrchen, toben mit Herrchen, Hundeschule mit Herrchen ….

Was er Frauchen wohl geschrieben hat? Ich war zwar in der Schule aber lesen haben wir nicht gelernt. Dafür aber die wichtigen Dinge des Lebens: mach sitz, mach Platz, aus, gib Pfötchen. Gut, „sitz“, „Platz“ und „gib Pfötchen“ klappt bei mir einigermaßen gut. Zumindest meistens. Also manchmal. Mit „aus“ habe ich so meine Schwierigkeiten. Das sagen die aber auch immer, wenn es gerade besonders spannend oder lecker ist. Kaum habe ich unterwegs ein fallengelassenes Brötchen mit Fleischwurst gefunden, schon schreit es „aus!“ Kaum liege ich völlig entspannt und gut gelaunt in einem Güllehaufen, schon schreit es „aus!“. Das ist doch auch echt gemein, oder?

Ich schaue mir den Zettel genauer an.

Liebste Constanze.

Ich habe gerade mit Entsetzen erfahren, dass du wieder heiraten willst. Ich bitte dich inständig, das nicht zu tun. Seit unserer Scheidung kann ich an nichts anderes mehr denken, als daran, wie glücklich ich mit dir war. Du musst das doch auch gespürt haben. Kurzum: ich möchte dich bitten, zu mir zurück zu kommen, damit die Kinder und wir wieder eine Familie werden. Ich warte auf eine Nachricht oder ein Zeichen von dir.

Dein dich mehr denn je liebender Klaus.

Also der Zettel riecht verdammt gut nach Herrchen. Hat er da Fleischwursttinte benutzt oder was? Das riecht wie frisch aus dem Metzgerladen. Wie die Würstchen von Metzger Hanke. Allein bei dem Gedanken läuft mir schon das Wasser im Mund zusammen und läuft unglücklicherweise direkt auf Herrchens Zettel und verwischt die Buchstaben. Ich lecke noch mal schnell drüber, das schmeckt wirklich lecker. Und, hast du nicht gesehen, ist der Zettel weg. Ich glaube, ich habe ihn gefressen. Oh mein Gott, ich habe den Zettel gefressen!

Hoffentlich bekomme ich keine Bauchkrämpfe! Ich denke, ich lege mich noch ein Weilchen auf mein kleines Ohr und warte bis Frauchen zurück kommt und versinke auch schon im Land der Träume.

Der Schlüssel dreht sich im Schloss und plötzlich ist wieder ganz viel Leben in meiner Bude. Swenja und Julia plappern die ganze Zeit und erzählen vom Kindergarten und der Vorschule, Frauchens Mutti ist nicht mehr dabei - wahrscheinlich hat sie sie unterwegs aus dem Auto geworfen oder ausgesetzt. Und Frauchens Augen strahlen seltsam.

„Kinder, ich war mit Oma und Susi ein Kleid für die Hochzeit aussuchen. Und … eure Mama wird die schönste Braut, die dieser Ort, ach was, diese Welt jemals gesehen hat.“

„Kommt Papa auch zu deiner Hochzeit?“, will Svenja wissen.

Frauchen hustet. Keuchhusten? Akuter Erstickungs-anfall?

„Nein, Schätzchen, das wäre nicht die beste Idee. Glaub mir. Aber du und Julia dürft die Blumenmädchen sein.“

„Schade.“

Traurig zieht Swenja einen Schmollmund.

„Blumen sind doch toll!“, freut sich Julia, mein kleiner Schatz.

„Na, wir können ihm dann ja erzählen, wie es war.“

Beruhigt nimmt Swenja ihre kleine Schwester an der Hand und verschwindet im Kinderzimmer.

Ein klitzekleines Momentchen denke ich noch an den Zettel, der mittlerweile schwer in meinem Magen liegt, dann raschelt Frauchen aber mit meinem Fressi und schon verschwende ich keinen Gedanken mehr an den Zettel und an Ex-Herrchen.

Hundeglückskeks

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