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4. Selbstdarstellung in der Politik

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In einer modernen Massendemokratie ist es für Spitzenpolitiker von Nöten, dass sie unterschiedliche Wählerschichten mit ihren Botschaften erreichen, wenn sie bei Wahlen reüssieren wollen. Zu diesem Zweck kann es für einen Politiker von großem Vorteil sein, wenn er über ein gewisses schauspielerisches Talent verfügt und dazu in der Lage ist, authentisch zwischen verschiedenen Rollen zu wechseln. Generell ist der Trend zur Selbstdarstellung verstärkt worden und das Vermitteln von Inhalten verschwunden. Die Wahlen sind in gewisser Weise ein Polittheater. Genauso wie Politik an sich. Während normale Ereignisse zufällig geschehen, beruhen Inszenierungen auf einer bewussten Planung, sogenannte ›Pseudo-Ereignisse‹.

Die für die vorliegende Arbeit verwendete Literatur über politische Inszenierung tendiert allgemein dazu, politische Inszenierung als eine eher negative Erscheinung darzustellen. Für Politiker und ihre Berater wird es dadurch zu einer zentralen Aufgabe, ihre politische Inszenierung so ungefiltert und unhinterfragt wie möglich in die Medien zu bringen. Politischer Wettbewerb besteht heutzutage in einem ständigen Kampf, um die öffentliche Wahrnehmung von politischen Ereignissen und Themen durch die Medien. Oftmals wird in diversen Schriften die Amerikanisierung der Wahlen aufgezeigt. Fast alles im Zusammenhang mit Politik, wird in der Literatur mit Amerika verglichen, beziehungsweise darauf zurückgeführt. Dirty Campaining allerdings gab es sowohl im Hitler Deutschland, auch davor und auch in der zweiten Republik. So war die Figur des Spin Doctors ursprünglich ein Parteimitarbeiter, der im Anschlus an eine TV-Debatte der beiden Präsidentschaftskandidaten versuchte, den Ausgang der Debatte im Sinne seines Kandidaten zu interpretieren und so die mediale Berichterstattung zu beeinflussen. Der Begriff ›Spin‹ (Dreh) bezieht sich darauf, dass diese Berater einer Wahl noch einen gewissen Ruck, eine Änderung verpassen.

Die erfolgreichsten Politiker verdanken ihren Sieg aber meist ihrer Selbstdarstellung und ausgewogenen Schauspielform. Jörg Haider bleibt dabei das beste Beispiel für Wandlungsfähigkeit. Einer, der so gut wie jedem nach den Mund reden konnte. Über 64 Covers veröffentlichte die Zeitschrift Profil und über 59 Covers News zwischen Jänner 1993 bis Oktober 2008. Ab dem Frühjahr 2005, also ungefähr seit der BZÖ-Gründung, bis zu Haiders bundespolitischem Comeback

im Rahmen des Nationalratswahlkampfs 2008 kein einziges Cover mit Haider mehr gegeben hat. Haider war offensichtlich zwischen 2005 und 2008 ins mediale Abseits geraten. Aber er kam zurück, auch wenn diese Rückkehr durch seinen jehen Tod beendet wurde. Er war modischer gekleidet als die grauen Eminenzen der alteingesessenen Parteien. Er wurde als Popstar inszeniert, genauso wie später Kurz. Wie plump die Medien agieren, zeigen ein paar Beispiele aus News. Doch zuerst: 1966 drehte der französische Komiker Louis de Funres den Film Scharfe Sachen für Madame (Le grand restaurant), in dem er einen Restaurantbesitzer spielt. In einer Szene erklärt er einem deutschen Kriminalpolizisten ein Kochrezept. Wie durch einen Zufall rückt sein Gesicht in einen Schatten, der sich direkt auf seiner Oberlippe findet. Seine Stimme immitiert Hitler.

Das Ende der freien Wahl

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