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Nasse Katzen im Orgasmusrausch

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Als hätte es Kolle, Kinsey, den ›Schulmädchen-Report‹ und den Sexualkundeunterricht nie gegeben, scheint das Bedürfnis nach Orientierung in Sachen Lust und Leidenschaft größer denn je. Gemessen an den Informationsangeboten – wie ›Zehn Tricks, die ihn verrückt machen!‹ –, regiert dabei offenbar die Vorstellung, dass da draußen irgendwo eine Geheimwaffe existiert. Ein Kniff, mit dem man die für das Procedere eigentlich vorgesehenen Anstrengungen locker umgeht. Sich also Vorspiel, Zärtlichkeit, Freundlichkeit, Berücksichtigung persönlicher Vorlieben (auf keinen Fall ›Kniekehlen kitzeln‹) sparen kann. Mit dem man einfach nur – weil man den richtigen Quadratzentimeter gerieben, eingespeichelt, angepustet, gedrückt hat – den anderen so dermaßen in Ekstase bringt, dass der für alle zukünftigen Liebesabenteuer verdorben ist und lebenslang mit keinem anderen mehr Sex haben will. Vermutlich schauen sich Männer deshalb rein aus Fortbildungsgründen ›Nasse Katzen im Orgasmusrausch‹ an. Während Frauen mit ›Wie man einen Mann absolut heiß macht‹ nach Möglichkeiten suchen, im Bett die perfekte Performance abzuliefern.

Sicher ist Wissbegierde per se immer zu begrüßen. Umso mehr, als manche erwachsene Männer nicht mal die wichtigsten Geografie-Grundkenntnisse ins Bett mitbringen und man einigen am liebsten eine Grubenlampe spendieren möchte. Nur damit sie bei der Suche nach dem G-Punkt nicht weiterhin in der völlig falschen Richtung unterwegs sind (anstatt auch nur EINMAL nach dem Weg zu fragen). Ansonsten gilt, was die britische Autorin Flic Everett in ›Der Sex-Guide für freche Frauen‹ einmal schrieb: »Genau genommen gibt es nur fünf Positionen, die für angenehmen Sex geeignet sind – alle übrigen sind nur reine Dekorationen und dienen dazu, die Welt einmal aus anderer Perspektive zu sehen.«

Überhaupt ist es gerade beim Sex ziemlich unpraktisch, alles unter Kontrolle haben zu wollen und sich jede Handlung überlegen zu müssen (›Wie war das noch mal? Erst Po kneten, dann Brustwarzen kneifen oder umgekehrt?‹). Deshalb ist die schlechte Nachricht gleichzeitig auch die gute: Es gibt kein Geheimnis. Man wird weiterhin ganz allein zu zweit (oder auch mit mehreren) im Bett herausfinden müssen, was dem anderen bzw. was einem mit ihm gefällt. Was gut ankommt und wovon man besser die Finger und auch andere Körperteile lässt. Mit allen Unsicherheiten, die nun mal dazugehören. Inklusive der vielleicht größten: ob man selbst nach 35 Ehejahren einander noch leidenschaftlich verfallen sein wird. Ehrlich, das wissen wir auch nicht. Nur eines dürfte ganz klar sein: Ohne die Leichtigkeit und das Vertrauen, über die Peinlichkeiten und Fettnäpfchen locker hinwegzulieben, die nun mal überall und in allen Schlafzimmern herumstehen, ohne den Mut, gemeinsam Neuland zu entdecken und dabei beherzt herumzudilettieren, wird es ganz sicher eng. Deshalb kann zuallererst die Idee weg, man braucht ausgerechnet beim Sex Planungssicherheit. Und wo wir gerade so gemütlich im Bett liegen, würden wir vorschlagen, auch gleich ein paar andere Irrungen und Wirrungen auf dem Erotik-Sperrmüll zu entsorgen. Nur damit Sie und Ihr Mann, Freund, One-Night-Stand ein bisschen mehr Platz haben für all das, was immer Sie dort am liebsten tun.

Kann weg!

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