Читать книгу Geschäft ist Krieg - Sven Kyek - Страница 5

Erste Früchte

Оглавление

Bis 1994 haben wir immer noch im Neubau gewohnt. Direkt vor meinem Balkon wurde das neue Arbeitsamt fertiggestellt.

Daß wir die letzten Deutschenim Block waren, habe ich gar nicht mitbekommen. Andere Geschäftsleute bauten Villen, spielten Tennis und flogen um die Welt.

Bekannte lästerten über mich, aber das störte mich nicht, ich wollte ja was schaffen.

Doch um meiner Frau und meinem Sohn etwas zu bieten, fasste ich den Entschluß ein Haus zu bauen. Da ich aber meinen Arbeitstag nicht stören wollte, übertrug ich die Bauleitung meiner Frau.

Sie holte Angebote ein, vergab den Auftrag, richtete ein und kümmerte sich um den Umzug.

Ende 1994 war es soweit.

Der Bauplatz war praktischerweise auf dem Hinterhof des Werkstattgeländes, was mir natürlich sehr entgegenkam. Durch meine ständige Akquisition von Aufträgen hatte sich der Kfz-Reparaturbereich richtig gut entwickelt. Nicht nur die von mir abgeschleppten Autos standen morgens oder nach dem Wochenende zur Reparatur in der Werkstatt, sondern auch die ersten Vertragspartner brachten ihre Fahrzeuge.

Die Telekom, die Bundeswehr, das Technische Hilfswerk, Coca Cola, die WEMAG und viele andere brachten ihre PKW`s, Transporter und LKW`s zur Reparatur. Um die Kapazität anzupassen und auch LKW's reparieren zu können, mietete ich zusätzliche Hallen an. Ich war natürlich stolz wie Bolle.

Mir selbst habe ich nach wie vor nichts gegönnt.

Bei der Übernahme der Werkstätten 1990 von der GPG gab es neben Geräten und Maschinen einen Wartburg 1,3 Tourist, den ich ein Jahr in der neuen Firma fuhr. Den tauschte ich gegen einen Jeep Lada Niva, um beim Abschleppen und auf Baustellen ein geländegängiges Fahrzeug zu haben. Mein Freund, der Autohändler Rolf Deinert aus Schaafhausen hatte inzwischen eine Chrysler-Vertretung und ich stellte fest, daß dieser „Russenjeep“ doch nicht das passende Gefährt für den alleinigen Gesellschafter und Geschäftsführer einer mittlerweile 20 Mitarbeiter zählenden, erfolgreichen Firma ist.

In meinem Tatendrang habe ich auch einen Vertrag mit der Sixt-Autovermietung gemacht und in der Spitze hatten wir bis zu zwanzig PKW's und LKW's auf Provisionsbasis vermietet.

Dadurch kam ich auf den Geschmack, denn bei den Überführungen der Fahrzeuge zu unserer Betreuungsstation nach Berlin habe ich die Vorzüge neuer westlicher Fahrzeuge kennen gelernt.

So reifte meine Entscheidung, bei Rolf einen Jeep „Wrangler“ zu bestellen.

Um die Kapazitäten der Firma nicht anzutasten, finanzierte ich den Wagen bei der AKB-Bank Köln. Rolf füllte die AKB Formulare aus – 10.000 Mark als Anzahlung und eine monatliche Rate in Höhe von ca 765 Mark.

Wenige Tage später, als die Bank grünes Licht gab, war mein neuer „Jeep Wrangler“ da.

Nach 5 Monaten stellte ich fest, daß er zu klein und zu holprig war. Wieder fuhr ich zu Rolf und wir kamen darin überein, den „Wrangler“ gegen den größeren „Jeep Cherokee“ zu tauschen.

Es sollte bei Inzahlungnahme des „Wranglers“ gleiche Kreditraten geben. Diesen Tausch und die Modalitäten hielten wir wieder auf AKB-Bankformularen fest.

Den Rest wollte Rolf mit der Bank klären.

Zwei Wochen später stellte ich Rolf den „Wrangler“ vor das Autohaus und nahm stolz meinen neuen „Cherokee“ mit.

Zu diesem Zeitpunkt haben wir unsere Buchhaltung noch extern erledigen lassen. Die Buchhalterin meldete sich bei mir, nachdem ihr aufgefallen war, daß die AKB-Bank einmal 765 und kurz danach 778 Mark monatlich abgebucht hatte.

Es stellte sich heraus, daß Rolf von der AKB-Bank den Kfz-Brief für den „Jeep Wrangler“ für angebliche technische Eintragungen eingefordert hatte.

Die Bank hatte ihm daraufhin den Brief zugeschickt und er hatte den „Wrangler“ verkauft. Nur hatte er den Kredit dafür nicht abgelöst.

Ich musste folglich Raten für zwei Autos bezahlen, obwohl ich nur eines hatte.

Sofort habe ich die Abbuchung für den „Wrangler“ bei meiner Hausbank gestoppt.

Nachdem ich mit der AKB gesprochen hatte, versprach mir Frau Nussbaum aus Köln, daß es nicht meine Schuld sei und sie alles mit ihrem Vertragpartner Deinert klären werde. Später zeigte mir Rolf Schriftverkehr, in dem die AKB-Bank ihn aufforderte, den Kfz-Brief zurückzusenden oder umgehend den Kreditbetrag abzulösen.

Aber das konnte er nicht. Rolf hatte eine gute Zeit mit dem Verkauf seiner Autos und er war immer für hilfreiche Ratschläge gut, aber musste dann selbst Insolvenz anmelden.

So verklagte die Bank mich und ich verlor vor dem Landgericht Neuruppin und dem Oberlandesgericht Brandenburg. Bis heute verstehe ich nicht, warum ein Kunde für das haften muss, was eine Bank mit ihrem als Kreditverkäufer autorisierten Händler aushandelt.

Somit musste ich DM 20.000,00 zuzüglich Anwalts- und Gerichtskosten ausgleichen. Ich habe Rolf dann wegen Betrugs angezeigt.

Zwischenzeitlich war unser Firmenfuhrpark auf 5 Abschleppwagen und einen Tiefladerzug angewachsen. So schickte ich einen Schlosser mit dem Tiefladerzug zu Rolf nach Dannenberg und er brachte einen Geländewagen und zwei PKW`s mit.

Später stellte sich heraus, daß es Fahrzeuge waren, die Rolf in Kommission zum Verkauf auf dem Hof hatte. Er war außer sich vor Wut, als ich die Fahrzeuge nicht herausgeben wollte.

Mithilfe meines Anwalts Alf Roth aus Schwerin nötigte ich Rolf ein persönliches notarielles Schuldanerkenntnis für sich und seine Firma ab.

Als ich dies in den Händen hielt, gab ich ihm die Pfandfahrzeuge heraus.

Ich wusste von Rolf, daß er noch eine LKW-Werkstatt in Schrampe am Arendsee betrieben hatte, die mit der Insolvenz auch geschlossen wurde. Hier ließ ich mich nach Banken und Lieferanten an siebenter Stelle in das Grundbuch eintragen und beantragte daraufhin 2003 die Versteigerung.

Rolf hatte mir erzählt, daß er mit allen Gläubigern ein Stillhalteabkommen geschlossen habe, weil das Grundstück parzelliert und als Feriensiedlung vermarktet werden sollte. Ich wollte aber eben nicht stillhalten.

Wenige Wochen später brannte das gesamte Objekt mit Verdacht auf Brandstiftung ab. Die Versicherungen zahlten fast 2 Million Mark an eine Hinterlegungsstelle in Karlsruhe.

Irgendwann kam dann ein Schreiben der Hamburger Kanzlei Johlke, Niethammer und Partner.

Rechtsanwalt Fialski schrieb mir, daß ich die Freigabe zu erklären habe.

Alle anderen Gläubiger hätten Freigabe für die hinterlegte Summe erklärt und er als Insolvenzverwalter wolle die hinterlegte Summe aus Karlsruhe abrufen. Andernfalls –er drohte mir mit einem beigefügtem BGH-Urteil– würde ich für die verspätete Auszahlung und Gerichtskosten haften.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon mehrere Anwälte befragt, die mir alle eindringlich rieten, ich sollte sofort Freigabe erklären.

Da ich oftmals ein ganz eigenes Rechtsempfinden hatte und noch immer habe, wollte ich nicht aufgeben. Über Nacht kam mir eine Idee:

Ich schrieb einen Brief an Herrn Fialski, in dem ich ihm erklärte, wie ich von Rolf Deinert betrogen wurde und daß ich mir das nicht gefallen lasse.

Am Ende des Briefes erklärte ich Teilfreigabe, so daß er bis auf meine 13.000 Euro über das Geld verfügen konnte.

Nach zwei Wochen bekam ich von der Hamburger Kanzlei einen Scheck und die Sache mit den zwei Geländewagen hatte nach mehr als 10 Jahren ein gutes Ende gefunden.

Geschäft ist Krieg

Подняться наверх