Читать книгу Dederike - Zum Dienen geboren - Swantje van Leeuwen - Страница 4

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»Leder, über meine Augen gelegt, das meine Sinne schärft. Ketten, die mich

halten. Ich lausche den Klangspuren, die du in den Raum zeichnest, erfühle mit meiner

Haut deinen Atem, deine Wärme. Du berührst mich mit zarten Fingerspitzen und

meine Nackenhärchen richten sich auf. Atem, gierig eingesaugt, füllt meine Lungen und wird als lustvolles Stöhnen wieder entlassen. Ich biege mich dir entgegen, möchte dich spüren, mehr, immer mehr.«

Floré Justine de Virisse (*1991)


Kapitel 1

Fast völlig entblößt standen die beiden Mädchen neben-einander. Die Brünette trug erotische hautfarbene Nylonstrümpfe mit Ferse und einer rückwärtig, am Bein verlaufenden Naht, die von einem breiten ›Vintage‹-Hüftgürtel von jeweils vier Strapsen gehalten wurden, und schwarze Riemchen-Pumps an ihren zierlichen Füßen, deren weinroten Sohlen man im Augenblick vielleicht erahnen konnte. Schulterlange Locken umrahmten die zarten, blassen Züge ihres Gesichts. Sie hatte etwas Anziehendes und gepaart mit ihrer Attraktivität bildete sie einen starken Kontrast zu ihrer Begleiterin.

Denn das Mädchen mit den kastanienbraunen, langen und glatten Haaren trug nur schlichte schwarze Halterlose und ihre Füße steckten in recht abgenutzten einfachen Pumps. Nichts an ihr hatte auch das Geringste von dem Flair, dass die Brünette ausstrahlte.

Während die Brünette klein und zerbrechlich wirkte, wies sie deutlich mehr Rundungen auf. Ihre Brüste zeigten ein gutes Mittelmaß – nicht zuviel, aber auch nicht zu wenig – und ihre Hüften waren etwas breiter. Dazu kam ein Gesicht, dass der liebe Gott einzig und allein zum Anlocken der Freier geschaffen hatte.

Die Arme der beiden Mädchen waren hinter ihren Rücken verschränkt. Mit sich fast berührenden Schultern standen sie da, ihre Füße leicht gespreizt und wartend.

Die Brünette wirkte ruhig und gelassen. Ihr hatte es noch nie etwas ausgemacht so dazustehen und zu warten. Es gefiel ihr sogar in dieser Haltung zu verharren, so lange wie es von ihr verlangt wurde, indessen die Kastanienbraune unruhig wirkte, gar ein wenig nervös, und von Zeit zu Zeit minimal, aber doch erkennbar schwankte. Im Gegensatz zur Brünetten schien ihr die erzwungene Knechtschaft deutlich zu missfallen.

»Was für ein hübsches Paar ihr doch seid«, flüsterte die Blondine vor sich hin, die sie von ihrem Stuhl aus beobachtete. »Eine Jungfrau und eine Hure«, fügte sie für sich allein, und die beiden unhörbar, hinzu. Ein süffisantes Lächeln umspielte ihre zarten, schwungvollen, roten Lippen, bei der Vorstellung, dass die Brünette noch so etwas wie eine Jungfrau sei. »Aber sei's, wie es sei ... Ich muss zugeben: Sie spielt ihre Rolle wirklich ausgezeichnet.«

»Hören Sie, Lady, ich sagte Ihnen bereits, dass ich nicht auf dieses bizarre Zeug stehe, okay?«, protestierte die mit dem kastanienfarbenen Haar, ohne wirkliche Überzeugung in der Stimme. »Ich mach's mit Mädels, ja, aber das hier ...«, fügte sie hinzu und verstummte, als die Blonde ihren unzufriedenen Blick auf sie richtete.

»Fihn! Rot op![1] Du kennst das Arrangement. Eintausend Euro für eine Nacht deiner Zeit. Wenn du es nicht willst, dann fehlt es in Amsterdam nicht an Nutten, die es haben wollen!« Mit ihren eisblauen Augen streifte sie den Schreibtisch auf dem ein Stapel frischer Einhundert-Euro-Noten lag.

Die Kastanienbraune mit den schwarzen Strümpfen folgte seufzend ihrem Blick und ließ, als sie sich ihrem Schicksal ergab, die Schultern hängen.

Wortlos wandte sich die blonde Frau wieder den Mädchen zu und legte ihren Ellbogen auf die Armlehne des Stuhls. Sie legte ihr Kinn in ihre Handfläche und musterte die Mädchen für eine Weile. »Dreht euch um, damit ich euch richtig ansehen kann«, flüsterte sie. Sie war keine Fremde in der Gesellschaft des Amsterdamer Rotlichtmilieus und genoss deren Gesellschaft, wann immer sie nach einer beruflichen Abwesenheit wieder zurück in ihre Heimatstadt und nach Hause kam. Und regelmäßig bezog sie die Brünette in ihr Spiel mit ein. In ihrem Kopf rasten die Gedanken hin und her, bei all den Möglichkeiten, die ihr die beiden boten, gepaart mit dem Nervenkitzel der Kontrolle.

Augenblicklich drehten sich die beiden Mädchen auf ihren hohen Absätzen herum.

Der Blondine gefiel, wie schnell die Brünette auf ihre Anweisung reagierte – ohne groß nachzudenken, während bei der Kastanienbraunen, die verzögerten Sekunden eine Ewigkeit anzudauern schienen. Sie genoss den Anblick der beiden in vollen Zügen, betrachtete ausgiebig deren Kehrseite, ließ ihre Blicke vom Kopf, über die im Rücken verschränkten Arme, bis hinunter zu den bestrumpften Füßen gleiten. »Legt eure Hände auf eure Hintern, dann beugt euch vor und spreizt eure Backen. Ich will eure Löcher sehen!«, befahl sie nun, und ergötzte sich daran, wie beide ihrer Anordnung nachkamen – wobei die Brünette auch diesmal deutlich schneller war. »Der liebe Gott, scheint mir, hatte einen ausgesprochen gut Tag, als er euch beide geschaffen hat«, lobte sie lächelnd. »Öffnet mir jetzt eure Schatzkästchen ... Schön die Lippen auseinander, damit ich sehen kann, wofür ich bezahle!«

Es brauchte keine Sekunde und die Brünette hielt ihre Venuslippen mit den Fingern beider Hände fest und zog das Kätzchen weit auf, um ihr den geforderten Einblick zu gewähren, indessen die andere einen Moment zögerte.

»Brauchst du eine Extra-Einladung?«, herrschte die Blondine sie auch gleich an. »Na, geht doch!«, stellte sie dann aber gleich fest. »Und jetzt aufrichten! Dreht euch einander zu und dann ganz dicht zusammenrücken! Schaut euch an!« Mit einer Handbewegung unterstrich sie, was sie von ihnen zu sehen wünschte.

Die Oberkörper der beiden kamen wieder nach oben. Dann wandten sie sich einander zu und traten so dicht zusammen, bis sich ihre Brüste aneinanderpressten und sich ihre Zehen fast berührten. Ganz wie befohlen starrten sie sich gegenseitig in die Augen.

»Ihr beide gebt schon fast ein romantisches Bild ab«, grinste die Blonde. Ihr gefiel, wie die Kastanienbraune leicht auf die etwas kleinere Brünette hinabschaute. »Wie süß das aussieht, wenn eure Nippel beim Atmen aneinanderstoßen!« Für einen längeren Moment überließ sie es ihnen sich anzuschauen, und sog die von beiden ausgehende Unruhe darüber in sich auf, was sie wohl als nächstes fordern würde. »Warum küsst ihr euch nicht für mich?«, schnurrte sie nach einigen Minuten in die eingetretene Stille, in der nur das Atmen der beiden im Raum zu hören gewesen war. Sie lehnte sich entspannt auf ihrem Beobachterposten zurück und legte ihre bestrumpften Beine damenhaft übereinander. Sie nahm das Bild der beiden Frauen in sich auf und das Gefühl von Nylon auf Nylon, das ihre Beine aussandten, die sie aneinander rieb, wenn auch nur minimal. Sie konnte spüren, wie ihre Erregung zunahm, zusätzlich angeheizt durch den Anblick, den die Mädchen ihr boten und das Empfinden der absoluten Macht, die sie in diesem Augenblick auf die beiden ausübte, indem sie ihnen ihre Wünsche diktierte.

Die Kastanienbraune wagte ein protestierendes Schnauben – ein schwacher Versuch ihrer Rebellion, doch dann lehnte sie wie verlangt ihren Kopf nach vorne und legte ihre rubinroten, sanft geschwungenen Lippen auf den zarten mädchenhaften Mund der Brünetten.

Anfangs zeigten sie sich nervös und zurückhaltend – jeder Kuss war nichts weiter als ein leichter unscheinbarer Hauch. Aber schon bald verloren sie sich im Moment und gaben ihren Wünschen nach. In kürzester Zeit umtanzten sich ihre hungrigen Zungen. Sie hatten ihre Augen fest geschlossen und ihre Lippen bewegten sich im Takt des aufreizenden Spiels hin und her.

Einige Minuten erlaubte ihnen die Blondine sich zu amüsieren. Sie studierte die Bewegungen, wie und wo sich die Körper berührten und aneinander rieben, während sich die beiden leicht wiegten. Dann stand sie auf und ließ den schwarzen Satinumhang von ihren Schultern gleiten.

In diesem Augenblick erblickte die Kastanienbraune sie aus den Augenwinkeln. Sie keuchte und hielt inne, während ihre Lippen weiterhin auf die der Brünetten gepresst waren. Zwischen den Beinen der Blondine hatte sie einen riesigen Dildo ausgemacht, der mit zahlreichen Lederriemen befestigt war, die sich um deren Taille schlangen, und der an ihrem Körper leicht herabhing.

Provozierend schwang die Blonde ihre Hüften, was das dicke Kunstglied wie ein fleischiges Metronom im Rhythmus ihres Verlangens schwingen ließ.

Die Augen der Kastanienbraunen weiteten sich. Sie brach den Kuss ab und öffnete ihren Mund, um ihrem Protest Raum zu schaffen.

»Denk er niet eens over na, teef![2]«, gab ihr die Blondine mit dem Lächeln einer Viper zu verstehen und fügte mit einem Unterton, der keinen Widerspruch duldete hinzu: »Jetzt werdet ihr euch beide über das Bett beugen. Lasst mich eure hübschen Fotzen sehen!«

»Ja, Meesteres«, erwiderte die Kastanienbraune recht kleinlaut und beäugte immer noch den sich wiegenden Phallus.

Die Brünette nickte ebenfalls. Auf ihrem Gesicht spiegelte sich etwas wieder, das der anderen völlig fehlte: eine wissende Vorfreude auf das, was nun kommen würde. Und in ihren Augen lag ein begehrliches Verlangen, während sie die Blondine ansah.

Hand in Hand schritten die beiden Mädchen durch den Raum und ließen sich dann kniend vor dem Bett nieder. Sie legten ihre Oberkörper auf die seidenen Bettlaken und spreizten ihre Beine, um der Blondine ihre Schätze zu enthüllen, die dort versteckt lagen.

Wie beiläufig folgte ihnen die Blondine. Wie zuvor beobachtete sie jede einzelne Bewegung und erfreute sich an den Körpern der beiden. Begierig sog sie deren deutlich zu riechende, nervöse Besorgnis durch die Nase in sich ein, die erregend den Raum erfüllte, um sie lustvoll durch ihren Mund wieder frei zu geben. Oh, wie werde ich das genießen, dachte sie bei sich und ließ sich hinter der zitternden Kastanienbraunen nieder.

*

Um vier Uhr morgens verließ die Kastanienbraune den Raum – ausgelaugt und völlig erschöpft drückte sie die zehn Einhundert-Euro-Scheine an ihre Brust.

Kaum war sie gegangen drängten sich die Brünette und die Blondine auf dem Bett zusammen. Das zierliche Mädchen legte ihren Kopf liebevoll auf den Schoß der Blonden, die ihr mit ihren schlanken Fingern sanft und fürsorglich durch die Locken fuhr und zufrieden seufzte.

»Das war einfach wundervoll, dich zusammen mit einer anderen Frau zu beobachten«, flüsterte sie ihr dabei zu.

Die Brünette schnurrte wohlig vor sich hin. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Ohne ein Wort zu sagen, strich sie hingebungsvoll mit ihrer Hand über die Innenseite des bestrumpften Oberschenkels der anderen.

Für einen Augenblick herrschte Schweigen.

»Ich denke, es ist an der Zeit, dass ich dir etwas zum Spielen besorge«, lächelte die Blonde.

***

Dederike - Zum Dienen geboren

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