Читать книгу Dederike - Zum Dienen geboren - Swantje van Leeuwen - Страница 6

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Kapitel 3

Dederike fand es erstaunlich, wie schnell sich ihre Leben geändert hatte, und damit verbunden, eine drastische Veränderung in ihren bisherigen Routinen eingetreten war. Das schloss auch ihre Zukunftsplanung mit ein, seit sie sich als Dienstmädchen im Haus von Kristiina und Marieke van der Linden niedergelassen hatte. Bereits nach nur wenigen Tagen hatte sich ihr Leben zu einer Anreihung angenehmer Gewohnheiten entwickelt, und sie genoss sogar die damit verbundene, schlichte weltliche Arbeit.

Jeden Tag stand sie zeitig auf, duschte kurz und schlüpfte dann in die praktische und elegante Uniform. Das Kleid, samt Häubchen, Handschuhen und stets strahlend weißer Schürze, gefiel ihr ausgesprochen gut. Es half ihr, sich im Job zu entspannen und sich daran zu erinnern, was und warum sie es tat. Nachdem sie sich im Spiegel inspiziert hatte – Marieke verlangte von ihr, dass sie immer tadellos aussah und sie sich nicht mit dem kleinsten Fussel auf ihrer makellosen schwarzen Strumpfhose zufrieden gab – verließ sie ihr Schlafzimmer und ging in die Küche, um mit dem Zubereiten des Frühstück zu beginnen.

Pünktlich um halb sieben kam Marieke zu ihr und begrüßte sie fröhlich. Dabei war sie immer tadellos gekleidet und trug eine Reihe atemberaubender Röcke und Hosen, sowie knappsitzende schicke Blusen. Ihr kurzes Haar saß immer tadellos und auch ihr Make-Up stimmte bis ins Detail.

Marieke mochte Eier zum Frühstück mit heißem, frischem Kaffee, und Dederike unternahm alles, um sicherzustellen, dass alles rechtzeitig fertig war und auf dem Tisch auf sie wartete, wenn sich ihre Arbeitgeberin setzte. Während diese aß und in ihrer Zeitung las, beschäftigte sie sich in der Küche und bereitete sich auf Kristiinas Ankunft vor.

Um Viertel nach sieben verließ Marieke in aller Regel die Küche und das Haus, um zur Arbeit zu gehen. Dederike nutzte die Zeit, um alles abzuräumen und den Tisch für deren Frau einzudecken. Sie wusste, dass die attraktive Brünette um halb acht kommen würde und sich schläfrig einer Scheibe Toast widmete, indessen sie ein Glas Orangensaft schlürfte und ihre Anwesenheit kaum wahrnahm, bis sie nicht mindestens die erste Hälfte ihres Kaffees getrunken hatte.

Immer wieder amüsierte sich Dederike über die Unterschiede zwischen den beiden Frauen – da war einerseits Marieke, die immer frisch und perfekt rüberkam und bereit für den Tag, wenn sie das Schlafzimmer verließ; und Kristiina, die mehr herausschlurfte als das sie ging, Welten davon entfernt, anmutig erscheinen zu wollen – zumindest innerhalb der ersten morgendlichen Stunde.

Nach dem Frühstück räumte Dederike die Küche auf und machte sich an die restlichen anliegenden Arbeiten. In den ersten Tagen hatte ihr Marieke eine umfassende Liste gegeben, auf der die Dinge standen, die sie von ihr erwartete, dass sie erledigt wurden. Die Aufstellung enthielt alles, vom Waschen, Bügeln, Reinigen oder Bettenmachen, bis hin zu Dingen, die sie nur zu überwachen hatte, weil sie nur von Handwerkern ausgeführt werden durften, wie das Überprüfen der Poolfilter oder des Sicherheitssystems.

Obwohl sie sich durch ihr Studium zu Höherem berufen fühlte, fand sie bald Gefallen an ihrer Arbeit und der sich wiederholenden Monotonie. Das Haus war für sie ein überwältigender, angenehmer Ort zum Leben und Arbeiten, und ihre beiden Arbeitgeberinnen waren in ihrer Art so entspannt, dass sie dem Himmel oft für den Sternstaler, der ihr durch die Anzeige in ihren Rock ihres Kleides gefallen war – und sie in dieses bezaubernde Umfeld stolpern ließ.

*

Es vergingen einige Wochen, bis Dederike an einem Dienstag erstmals das Gefühl bekam, dass die Dinge hier im Haus der van der Lindens nicht ganz mit dem Eindruck übereinstimmte, den sie gewonnen hatte.

Der Dienstag war ein Waschtag, und sie verbrachte den größten Teil des Nachmittags in der Waschküche, sortierte endlose Stapel schmutziger Kleidung und fragte sich, wie zwei Frauen so viele verschiedene Outfits tragen konnten. Es war Spätsommer, und die Luft warm, dick und es war schwül, was es äußerst unangenehm machte überhaupt Zeit in der Waschküche zu verbringen.

Am späten Nachmittag war sie schweißgebadet und wünschte sich, sie wäre an einem kühleren Ort. Als sie endlich mit der letzten Ladung beschäftigt war, atmete sie erleichtert auf und nahm sich vor, die Waschmaschine später zu leeren, wenn es sich etwas abgekühlt hatte. Dann ging sie ins Haus zurück, um sich ihren restlichen Aufgaben zu widmen.

Als sie ins Wohnzimmer kam, fand sie Kristiina auf dem bequemen Ecksofa vor, wie so oft in der letzten Zeit. Sie wirkte lässig und entspannt, ein starker Kontrast zu ihrem eigenen zumeist unruhigen und oft verblüfften Auftreten.

»Ah, Dederike«, meldete sich Kristiina und schaute von dem Buch auf, in dem sie las. »Ich frage mich, ob Sie ein Schatz wären und etwas Eistee für mich besorgen würden?«, fragte sie mit einem kurzen Flattern ihrer Wimpern. »Sie können gern meinen Wagen nehmen.«

Dederike nickte. Sie war es inzwischen gewohnt, zum Einkaufen geschickt zu werden, und wenn sie ehrlich zu sich selbst war, dann begrüßte sie gerade die Aussicht, die fünfzehn bis zwanzig Minuten in einer klimatisierten Limousine zu sitzen, die es brauchte, um bis zu dem Laden zu fahren. Sie drehte sich um und ging aus dem Haus, nur kurz innehaltend, um ihre weiße Schürze, die Handschuhe und das Häubchen zu entfernen und alles sorgsam auf ihr Bett zu legen.

Der Einkauf verlief ereignislos und eine halbe Stunde später kam sie wieder im Haus an. Es war kurz vor sechs. Marieke war heimgekehrt und sie musste immer noch das Abendessen vorbereiten. Also machte sie sich an die Arbeit und vertiefte sich in die verbleibenden Aufgaben des Tages.

*

Um einundzwanzig Uhr war ihre Arbeit beendet. Sie ging in ihr Zimmer und ließ sich auf ihr Bett zurückfallen, ohne sich die Mühe zu machen ihre Uniform auszuziehen. Sie war erschöpft und es war nur unmerklich abgekühlt. Sie seufzte, stützte sich auf ihre Ellbogen und bemerkte plötzlich, dass sie etwas vergessen hatte – etwas, das ihr aber einfach nicht einfallen wollte. Sie setzte sich auf und runzelte nachdenklich die Stirn. Es frustrierte sie, etwas übersehen zu haben, was ihr partout nicht in den Sinn kommen wollte. Nach einigen Minuten erinnerte sie sich endlich und schlug sich verärgert über sich selbst mit der flachen Hand gegen die Stirn. Die letzte Wäscheladung! Ich hab' die Wäsche nicht rausgenommen!

Sie überlegte, ob sie die Kleidung über Nacht in der Trommel belassen sollte, kam aber zu dem Entschluss, dass sie diese dann am nächsten Morgen noch einmal waschen müsste, um den feuchten Geruch herauszubekommen. Schweren Herzens stand sie wieder auf und machte sich auf den Weg in die Waschküche. Ihre schmerzenden Füße stimmten ein Protestlied an, aber sie biss die Zähne zusammen und zwang sich zum Handeln.

Nachdem sie in der Wäscherei ankommen war, nahm sie die Sachen heraus und stopfte sie in den Trockner. Der kann ja vor sich hinlaufen. Ich kümmere mich morgen um den Rest, dachte sie, seufzte erleichtert und machte sich auf den Rückweg. Sie war rechtschaffend müde und wollte nur noch in ihr kuscheliges Bett.

Als sie durchs Haus zurücklief, bemerkte sie, wie ruhig und friedlich es war. Kristiina und ihre Frau waren früh zu Bett gegangen. Es war dunkel und still. Das einzige Geräusch war das ständige sommerliche Lied der Insekten im Garten. Sie trat durch die Küche in den langen Flur, der sich über die gesamte Länge des Hauses erstreckte und vernahm, als sie am Hauptschlafzimmer vorbeikam, leise verwaschene Wortfetzen einer Unterhaltung. Sie verlangsamte ihren Schritt, weil sie nicht wollte, dass Marieke zu dieser späten Stunde noch auf sie aufmerksam wurde. Zu ihrer Überraschung war die Tür zum Schlafzimmer leicht geöffnet, sodass ein dünner, warmer Lichtstrahl den Flur erhellte. Auf leisen Sohlen schlich sie vorbei und blickte nach links. Sie schämte sich ein wenig, weil ihre Neugier die Schuld des Voyeurismus besiegte.

Abrupt blieb sie stehen und schnappte erschrocken nach Luft. Sie blinzelte ein paar Mal und versuchte durch den schmalen Spalt zwischen Tür und Rahmen zu sehen. Dabei achtete sie darauf sich möglichst verborgen im Schatten der Dunkelheit zu halten.

Auf der ihr abgewandten Seite des Bettes saß Marieke. Sie trug einen schwarzen Halbschalen-BH, einen breiten Hüftgürtel und ein Höschen. Wie immer wirkte sie makellos und sehr kontrolliert. Ihre langen, wohlgeformten Beine, die in hautfarbenen Nylons steckten, waren gekreuzt. Müßig feilte sie ihre Fingernägel.

Neben dem Bett kniete Kristiina auf dem Boden. Bis auf eine schwarze Augenmaske aus Satin war sie völlig nackt. Ihre Arme waren hinter dem Rücken verschränkt, wobei ihre Hände ihre Ellbogen umklammerten. Ihren Busen hatte sie provokant nach vorne geschoben. Sie wirkte tief konzentriert. Ihr Kopf war leicht gesenkt und sie schien durch die zarte Augenbinde auf Mariekes Füße zu starren.

Dederike spürte, wie sich ihr Herzschlag erhöhte – angeheizt von der Angst entdeckt zu werden und dem Nervenkitzel diese, nicht für ihre Augen bestimmte, Szene zu beobachten. Sie wusste, dass sie besser gehen und den beiden ihre Privatsphäre gewähren sollte. Aber sie konnte sich nicht bewegen. Ihre Füße fühlten sich an, als seien sie fest mit dem Fußboden verwachsen – so als hätten sie gleich einem Baum tiefe Wurzeln geschlagen. Sie atmete flach und gleichmäßig, darauf sich durch kein Geräusch zu verraten, im unbedingten Wunsch mehr zu sehen. Letztlich war es ihre Neugier, die sie entgegen ihres besseren Urteilsvermögens in ihrem Versteck verharren ließ.

»Du scheinst mir nicht glücklich zu sein«, bemerkte Marieke, indessen sie noch immer geistesabwesend an ihren Nägeln feilte. Ihre Stimme war sanft und leise, kaum mehr als ein kehliges Flüstern.

Kristiinas Kopf bewegte sich leicht nach oben. »Ich bin ... Du weißt, dass ich glücklich bin. Ich liebe dich. Es ist nur ... Ich mache mir Sorgen«, erwiderte sie, begleitet von einem unruhigen, bangen Tonfall.

Dederike fragte sich, worüber sie redeten.

»Erinnerst du dich, worüber wir gesprochen haben? Warum ich das mache?« Marieke legte ihre Nagelfeile beiseite und streckte ihre Handfläche aus, um die Wange ihrer Frau zu streicheln.

Kristiina legte den Kopf schief und lehnte sich in die zarte Berührung. Ein sanftes Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Ja, und ich bin sicher, dass du recht hast und alles gutgehen wird. Es ist nur ... Sie ist ... Ach, ich weiß nicht ...«, hauchte sie.

Dederikes Gedanken rasten. Sie hatte das Gefühl, etwas Wichtiges gehört zu haben, etwas, das nicht für ihre Ohren bestimmt war und sie nicht hören sollte. Sie konnte es nicht zusammenfügen, war aber begierig, mehr zu erfahren. Warum ist Kristiina besorgt? Was hat Marieke gemacht? Was stimmt da nicht?

»Alles wird gut, mein süßer Schatz«, murmelte Marieke. Ihre Stimme nahm einen Ton an, der darauf hinwies, dass für sie das Gespräch beendet war.

»Ja, Marieke«, antwortete Kristiina und senkte wieder ihren Kopf.

»Nu vertel me wat je wilt![13]«, forderte Marieke ihre Frau auf. Sie löste ihre überkreuzte Beinhaltung und teilte leicht ihre Knie.

»Je weet wat ik wil[14]«, hauchte Kristiina. Sie atmete nun schneller, als habe sie eine unausgesprochene Kommunikation zwischen ihnen erregt.

»Dan alsjeblieft daarom[15]«, schnurrte Marieke und entspannte ihre Hände wieder.

»Alsjeblieft, Marieke, ... alsjeblieft mag ik?[16]«, flüsterte Kristiina.

»Wat?[17]«

»Mag ik uw poesje likken?[18]«

Mit einer solchen Frage hatte Dederike nicht gerechnet. Instinktiv hielt sie sich eine Hand vor dem Mund, um nicht aufzufallen, während sie nach Luft schnappte. Ihr war klar, dass sie die beiden in diesem intimen Moment nicht beobachten sollte, aber sie schaffte es nicht ihren Blick von ihnen zu lösen. Ihr wurde heiß und eine Neugier, die sie nicht identifizieren konnte – ein Bedürfnis, dass ihr bislang völlig fremd gewesen war, mehr zu sehen –, hielt sie gefangen. Sie trat etwas zurück und schob sich mehr in den Schatten.

Marieke hob ihr linkes bestrumpftes Bein an und bewegte ihren Fuß so, dass ihre lackierten Zehen auf das Gesicht ihrer Frau zeigten. Dann hakte sie ihren großen Zeh zärtlich und behutsam unter der Augenbinde aus Satin ein, schob sie ihr vom Kopf und schnippte sie neben das Bett auf den Boden. Jetzt strich sie ihr sanft über die Wange und drehte ihr den Kopf leicht zur Seite, während Kristiina vor ihr kniete und betrachtete sie. »Du darfst, meine Süße«, hauchte sie und fügte hinzu: »Lass' dir Zeit. Ich hatte eine harte Woche, hörst du?«

Ein leichtes Nicken war Kristiinas Antwort.

Marieke lehnte sich auf ihre Ellbogen zurück und spreizte einladend ihre Beine.

Kristiinas Gesicht schien bei dieser ausdrücklichen Erlaubnis sichtlich zu entspannen. Sie lehnte sich ein wenig zur Seite und rieb ihre Wange eine Weile am nylonbestrumpften Fuß ihrer Frau. Dann drehte sie leicht ihren Kopf und fing an, die wackelnden Zehnen zu küssen und zu lecken.

Dederike hörte Marieke leise stöhnen – ein leiser Seufzer der Freude, als Kristiinas hingebungsvolle Liebkosung einsetzte. Sie beugte sich im Versuch vor, einen besseren Blickwinkel zu bekommen, angetrieben von diesem schwachen Begehren, dass sie noch nicht einzuordnen verstand.

Kristiina, noch immer auf ihren Knien und mit hinterm Rücken verschränkten Armen, hob ihren Oberkörper an und begann sich langsam neckend über Mariekes straffe Wade zu deren Kniekehle vorzuarbeiten. Sie schien völlig in die sinnliche Reise vertieft zu sein. Ihre Augen waren fest geschlossen und ihre dunklen Brustwarzen saßen steif und fest auf ihren sich hebenden und senkenden freien Brüsten.

Durch Dederikes Körper lief ein Adrenalinschub. Für sie war es das erste Mal, dass sie zwei Frauen vereint sah, und sie war fasziniert von dem erotischen Tanz, den sie miterlebte. Sie kniff die Augen zusammen, im Bemühen mehr zu sehen, während sie gegen das in ihr aufkommende Gefühl von Scham und Schuld ankämpfte, das sie zu verschlingen drohte.

Kristiinas verehrender Aufstieg ging weiter. Ihre rubinroten Lippen berührten nun leicht die inneren Schenkel ihrer Frau. Mit jedem zarten Kuss provozierte sie ihre Geliebte und verstärkte deren Verlangen.

Marieke hatte sich weit auf dem Bett zurückgelehnt. Ihre Hände wanderten über ihren Körper und streichelten ihren Bauch, ihren Nacken und ihre Brüste. Dann verlagerte sie ihr Gewicht und griff hinter ihren Rücken. Geschickt öffnete sie den Verschluss ihres Büstenhalters und ließ das verführerische schwarze Dessous von ihren Brüsten gleiten. Mit einem lässigen Wurf warf sie den BH hinter sich, in Dederikes Richtung, wo er gegen das Türblatt flog, was ein leises Geräusch verursachte, als er abrupt abgebremst wurde und zu Boden fiel.

Instinktiv sprang Dederike einen Schritt zurück. Wieder hielt sie sich eine Hand vor den Mund. Plötzlich war sie sich sicher, dass die beiden sie entdecken würden. Aber sie irrte, denn die beiden hatten sich so sehr in ihrer eigenen intimen Welt aus zärtlichen Küssen verloren, dass keine von ihnen zu ihr herüberschaute. Beruhigt kehrte sie zum Türspalt zurück und setzte ihre voyeuristische Beobachtung fort. Ihre Gedanken waren angefüllt von widersprüchlichen Gefühlen – eine tief empfundene brennende Scham wegen dem, was sie tat, vermischt mit einer intensiven, fiebernden Neugier. Aber da war noch etwas anderes in ihr – etwas Verlangendes. Eine wagemutige Begierde. Es kam ihr vor, wie eine erwachende, Wärme ausstrahlende, Knospe, die ihre Blütenblätter zu entfalten schien, die sich in ihrem Schoß festgesetzt hatte und mit einem sanften Pochen pulsierte. Sie kannte das Gefühl und bemühte sich, es zu unterdrücken. Sie versuchte, es nicht zu beachten. Noch fühlte sie sich nicht bereit, ihm in seiner einladenden Präsenz zu begegnen.

Schließlich erreichte Kristiina ihr Ziel und Marieke schob ihr ihren Körper entgegen.

Mit einem unausgesprochenen Verständnis hob Marieke ihren Hintern vom Bett.

Ihre Frau griff nach oben und hakte ihre Finger in den Bund des Spitzenslips ein. Dann ließ sie ihn aufreizend langsam über die langen Beine ihrer Geliebten gleiten. Sie lächelte übers ganze Gesicht, indessen sie deren nackten Körper betrachtete, und strich mit ihren schlanken Fingern über Mariekes feste Schenkel. Plötzlich hob sie ihren Kopf und schaute in Dederikes Richtung. Wie in tiefer Konzentration neigte sie ihren Kopf ein wenig zur Seite und runzelte leicht die Stirn.

Dederike keuchte. Sofort zog sie sich in die Schatten des Flures zurück und versuchte verzweifelt sich absolut still zu verhalten. Sie musste alle Kraft aufwenden, dem Impuls zu widerstehen, nicht direkt fortzulaufen und damit nicht mehr aufzuhören. Sie sah, dass Kristiina sie noch immer durch den Türspalt anstarrte, und auch, wie sie den Mund öffnete, als wollte sie etwas sagen. Doch dann schien sie sich anders zu besinnen, denn ihr Gesichtsausdruck wurde weich. Dederike konnte es kaum fassen, als ihr Kristiina zublinzelte, sich ein wissendes Lächeln in ihren Mundwinkeln breit machte und sie sich wie beiläufig über die zart geschwungenen Lippen leckte.

Unter ihr stöhnte Marieke eindringlich und Kristiina wandte sich von Dederike ab, um sich wieder ganz ihrer Frau zu widmen. Sie bog ihren Rücken durch und senkte ihren Kopf, wobei sie ihren verführerischen Mund auf deren Kätzchen legte.

Dederike seufzte und war gleichzeitig erleichtert darüber, dass Kristiina ihre Frau nicht auf ihre Anwesenheit aufmerksam gemacht hatte. Fasziniert von der Szene, die sich vor ihr abspielte, wagte sie sich wieder ein Stück vor, als Kristiina ihr Spiel wieder aufnahm. Sie reckte ihren Hals, um so viel wie möglich davon mit den Augen zu erhaschen und in sich aufzusaugen.

Sie musterte die beiden Frauen: Marieke lag jetzt ausgestreckt auf dem Bett und hatte ihre langen, bestrumpften Beine weit gespreizt. Ihren Kopf hatte sie zur Seite geneigt, die Augen geschlossen und ihre Hände pressten sich fest in ihre vollen Brüste. Währenddessen steckte Kristiinas Kopf zwischen ihren Beinen. Dederike konnte ihre Haare, ihre Augen und ihre Nase sehen, die rhythmisch auf und ab wippten – verloren in einer Welt, die sie sich kaum vorstellen konnte, aber auf die sie sehr neugierig wurde.

Während sie zusah, schlang Kristiina ihre Arme um Mariekes Schenkel und legte sich die Beine ihrer Frau um ihre Schultern, sodass deren Füße auf ihrem Rücken ruhten.

Marieke stöhnte laut auf. »Ohhh God! Dat voelt zo goed ...[19]«, schnurrte sie und atmete tief, indessen sie sich ihren tiefen, unergründlichen Gefühlen hingab, die durch ihren Körper strömten.

Unwillkürlich fragte sich Dederike, wie es wohl sein würde, wie es sich anfühlte, eine andere Frau zwischen ihren Beinen zu haben, deren weiche Zunge an ihrer verlangenden Spalte leckte. Ob sich das verkehrt anfühlt? Sündig? Fühlt es sich so gut an, dass ich es wieder und wieder würde genießen wollen? Plötzlich sprang ihr Kopfkino an. Sie stellte sich eine Szene vor, in der sie so nah am Kätzchen einer anderen war, die sie so sehr begehrte, dass sie bereit war, sie mit ihren Lippen und ihrer Zunge zu berühren. Und zu ihrer eigenen Überraschung schreckte sie vor dem Gedanken nicht zurück – schob ihn nicht als reines Konstrukt ihrer wilden Fantasie beiseite. Stattdessen begeisterte sie die verbotene Überlegung, und sie spürte den plötzlichen Anflug ihrer Lust, das stille Maunzen ihres Kätzchens und dessen Schnurren, das ein angenehmes Kribbeln durch ihren Körper sandte.

Kristiina bewegte sich im Schlafzimmer nun schneller. Ihr Kopf hob und senkte sich jetzt häufiger.

Währenddessen wand sich Marieke unter ihr. Ihre Füße bewegten sich auf dem Rücken ihrer Frau hin und her. Ihre Brust hob und senkte sich mit jedem tiefen Atemzug. Sie hatte ihren Mund leicht geöffnet und ihre vollen Lippen glänzten feucht im heimeligen Dämmerlicht des Raumes. »Sneller, Kristiina, sneller![20]«, keuchte sie und senkte ihre Hände, um den Kopf ihrer Geliebten zu ergreifen und deren Berührungen zu steuern. Ganz allmählich bewegte sie ihre Hüften und rieb ihre Spalte an Kristiinas Gesicht.

Im Gegenzug ergab sich Kristiina dieser Veränderung in ihrem Spiel. Sie verringerte ihr erregendes Tun und erlaubte es ihrer Partnerin, sie so zu benutzen, wie diese es wollte.

Dederike sah, wie Marieke fest den Kopf ihrer Frau fasste und ihn sich in ihren Schoß zog, sodass sich deren hungriger Mund um ihr tropfendes Paradies schloss. Aufgewühlt schaute sie den beiden zu. Sie konnte kaum glauben, was da vor ihren Augen ablief: Zwei Frauen, vereint im sinnlich-erotischen Ballett ihrer sich rhythmisch bewegender Leiber. Fast erschienen sie ihr als ein Wesen, wobei sich alles um einen zentralen Punkt drehte: Mariekes feuchte Spalte. Beide stöhnten, nicht allzu laut, mehr weich, fast zart – und ihre Stimmen verbanden sich in einem harmonischen Chor des Vergnügens. Dederike lächelte in sich hinein, als sie unwillkürlich an den vierten Satz aus Beethovens neunter Sinfonie dachte. Freude, schöner Götterfunken, Gattin aus Elysium, ich bespiele feuertrunken, zärtlich sanft dein Heiligtum. Oh, dein Zauber bindet wieder, was du in Liebe mit mir teilst, glücklich keuchend sind deine Lieder, wo meine Zunge in dir weilt, änderte sie dabei still für sich Schillers Originaltext ab. In diesem Augenblick sehnte sie sich danach, sich ihnen anzuschließen – Kristiinas Zunge und Mariekes Hände an ihrer weichen Haut zu fühlen.

Plötzlich schrie Marieke auf. Ihr Rücken bog sich weit nach oben durch und ihr Kopf schob sich zurück ins Bett. Die winzigen Sehnen an ihrem Hals spannten und pulsierten, und ihr Mund öffnete sich weit bei ihrem leisen Schrei. Als ihr Orgasmus über sie kam, zog sie ihre Frau fester an sich, drückte ihr ihre Spalte auf den Mund und versiegelte ihn in ihrem Moment sexueller Befriedigung. Sie wurde ganz starr, als die verheerende Energiewelle in ihr wütete, und Dederike begann sich zu fragen, ob sie sich etwas gezerrt hatte, so ausgeprägt war die sichtbare Anspannung ihres nackten Körpers. Doch gleich darauf entspannte sich Marieke und schien alle Luft, die sie einbehalten hatte, langsam aus ihrer Lunge herauszulassen. Ihr Körper erschlaffte. Ihre Beine und Arme fielen leblos auf das Laken und gaben Kristiina zwischen ihren Schenkeln frei.

Kristiina blickte über den ermatteten Körper zu ihrer Geliebten auf und lächelte. Dann glitt sie mit einer katzenhaften Anmut auf das Bett. Sie schlang ihre Beine um sie, um ihr sanft eine Hand auf den sich hebenden und senkenden Busen zu legen.

Schwer atmend trat Dederike einen Schritt zurück. Ihr Herz schlug wie wild in ihrer Brust. Sie hatte genug gesehen und musste gehen. Mit winzigen Schritten lief sie auf Zehenspitzen den Flur entlang und fanden den Weg zu ihrem kleinen Schlafzimmer. Dort ließ sie sich mit dem Gesicht nach unten aufs Bett fallen. Sie war unfähig sich zu rühren. Ihr Verstand tobte und versuchte das Gesehene und ihre Empfindungen in Einklang zu bringen.

*

In dieser schwülen Nacht fiel es ihr ausgesprochen schwer zur Ruhe und in den Schlaf zu finden. Endlose Stunden lag sie wach, starrte an die Zimmerdecke und wünschte sich durch das Fenster eine leichte Brise herbei, die es schaffte, die neue Flamme zu löschen, die das Gesehene in ihr entfacht hatte.

Aber sie wusste, dass nichts dieses tobende Feuer löschen würde. Von ihrer maßlosen Neugier getrieben und von ihrer zügellosen Fantasie bis zum Höhepunkt getrieben, brannte es in ihr. Sie war nicht in der Lage, über die ›gestohlene‹ Erinnerung an das, was sie gesehen hatte hinauszudenken: Kristiinas und Mariekes samtweiche Haut, ihre sanften und festen Brüsten, und ihre langen, wundervoll geformten schlanken Beine. Sie dachte an Kristiina, deren Kopf sich auf und ab gehoben hatte, als sie sich in dem köstlichen Sex mit ihrer statuenhaften Frau verlor. Sie entsann sich Marieke, die sich über ihre kniende Geliebte erhoben und ihr befohlen hatte, ihr ein lustvolles Vergnügen zu bereiten und es ihr in gewissem Maße auch zu nehmen. Und sie stellte sich vor, wie sie zwischen den beiden gefangen war, wie sich ihre Glieder ineinander verwoben, sich ihre Körper berührten und ihre Zungen zwischen ihnen tanzten.

Während sie nur von einem Laken bedeckt auf ihrem Bett lag und mit ihren Sehnsüchten rang, die in ihren Lenden pulsierten, kam sie langsam, aber unweigerlich zu dem Schluss, dass ihr einfaches Leben von nun an nie mehr dasselbe sein würde.

***

Dederike - Zum Dienen geboren

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