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1.

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Sonnenlicht glänzte auf der verschneiten Ebene zwischen dem nebelverhangenen Moor im Westen und der steil aufragenden Hochebene im Osten. Im schräg einfallenden Nachmittagslicht ragten die Tafelfelsen im Norden schwarz und abweisend aus der Ebene auf. Den Tafelfelsen entgegen stapften vier Flüchtende durch den gleißenden Schnee. Sie führten einen Packesel mit sich.

Abenteurer hatten wir sein wollen. Wir hatten geglaubt, als Auftragsleute des Burgherrn von Dwarfencast zu Reichtum und Wohlstand kommen zu können. Doch all unsere Unternehmungen hatten uns nichts eingebracht, als Entbehrungen und Todesgefahr. Wir konnten froh sein, dass wir noch am Leben waren nach den Höllenfahrten, die hinter uns lagen. Und der Auftrag, zu dem Zosimo Trismegisto uns diesmal ausgesandt hatte, war ein Sternenfahrtskommando, wie nur ein Wahnsinniger es sich ausdenken konnte.

Meine Stiefel knirschten im Schnee. In den Schneemassen, die der Sturm vor einer Woche über das Land gebracht hatte, kamen wir nur mühsam voran. Unruhig blickte ich den noch zwei, drei Wegstunden entfernten Tafelfelsen entgegen. Zwischen den Felstürmen würden wir außer Sichtweite des Moors sein.

Das Moor. Wenn ich zu den treibenden Nebelfeldern hinüberblickte, die sich im Westen zu weiten Nebelbänken verdichteten, beschlich mich Angst. Dort war ihr Reich. Dort lag die Hütte im Moor, in der Ligeia mich in blutigen Ritualen in die schwarze Magie initiiert hatte, in der sie Nächte im dunklen Liebesrausch mit mir verbracht hatte. Dort hatte ich ihr schwören müssen, ihr die archaischen Zaubersprüche aus Kurmuk Dakar zu bringen, der Stätte des brennenden Auges hoch im Norden.

Ihre Stimme klang mir im Ohr: Was auch immer geschieht, Leif, kehre auf jeden Fall zu mir zurück!

Nicht weit von hier lag die Stelle, an der Ligeia uns bei der Rückkehr von unserer ersten Fahrt abgefangen und um ein Haar im Moor ertränkt hätte zur Strafe dafür, dass ich mich nicht an ihre Befehle gehalten hatte. Sie wusste, dass wir auf der Flucht waren. Auf der Flucht vor ihr und den wahnsinnigen Forderungen unseres Dienstherrn, der ebenfalls verlangte, dass wir ihm die uralten Gralszaubersprüche aus Kurmuk Dakar beschafften. Aber obwohl wir nur Gerüchte kannten über die Stätte Gorloins, des brennenden Auges, hatten wir genug über diesen Schreckensort erfahren, um ihn um nichts in der Welt jemals betreten zu wollen. Ligeia wusste, dass wir uns davonmachen wollten. Und doch hatte sie mich ziehen lassen, ohne ein Wort des Widerspruchs, ohne jede Mahnung, ihren Anweisungen zu gehorchen.

Wir waren auf der Flucht, schon immer, seit Svens und meiner Flucht aus dem Piratendorf Brögesand und dem abgestumpften Dasein als Totschläger nichtsahnender Handelsmatrosen. Seither verfolgten mich die erschlagenen Seeleute Nacht für Nacht in meinen Träumen und forderten ihr Leben von mir zurück.

Lyana kam an meine Seite und nahm mich an der Hand. In ihren hohen Stiefeln lief die siebzehnjährige Waldläuferin mühelos durch den Schnee. Sie trug lederne Hosen und ein hellbraunes Lederwams mit Fransen an den Ärmeln. Ihr schulterlanges dunkelblondes Haar wurde von einem ledernen Stirnband gehalten. Von ihrer Hüfte baumelte ein glänzendes Schwert. Den Bogen trug sie abgespannt in der Hand. Den Köcher und eine große Umhängetasche hatte sie sich über die Schulter gehängt.

„Wenn der Weg nach Kingerhag zu gefährlich ist, können wir auch einen anderen einschlagen,“ meinte sie in Erwiderung auf meine quälenden Gedanken.

Ich hatte mich an den Umstand gewöhnt, dass sie meine Gedanken lesen konnte. Mittlerweile kam es mir wie selbstverständlich vor, wenn sie auf einen bloßen Gedanken von mir antwortete.

„Wir können über die Berge nach Greifenhorst gehen.“

Es wäre tatsächlich eine Möglichkeit, unsere Flucht hinauszuzögern, die Marschroute in die toten Berge und zum hohen Schneeberg länger einzuhalten. Wir hatten überlegt, nach Kingerhag im Nordwesten zu gehen. Aber selbst Sven, dem König Ertelred den vierten Teil seines Königreichs und die Hand seiner Tochter Hildegard versprochen hatte, war vor unserem Aufbruch unsicher geworden, als wir in der Turmschmiede Dwarfencasts über die Prophezeiung von der Rückkehr Gorloins aus den toten Bergen sprachen.

Ich nickte nachdenklich. Dann sah ich sie verwundert an.

„Gibt es da nicht jemanden in Kingerhag, den du liebst?“

Lyana wurde rot. „Ach, auf Dauer wäre daraus ja doch nichts geworden.“

Sie ließ meine Hand los und lief in die Ebene hinaus.

„Warum hältst du denn seit Neuestem alles gleich für vergeblich?“ rief ich ihr nach. „Du kannst doch gar nicht wissen, was sich noch alles ergibt und was nicht!“

Sie antwortete nicht.

Hinter mir führte Katrina den Packesel Fedurin am Strick. Der Esel war nicht glücklich über die Winterwanderung, aber es blieb ihm nichts übrig, als sich dem Willen seiner selbstbewussten Herrin zu fügen. Katrina ging aufrecht und geschmeidig. Sie war Anfang zwanzig, schlank und wenn es nach Sven und mir ging, die schönste Frau der Welt – oder zumindest, gab ich mir zu, war sie ebenso schön wie Ligeia. Ihr flachsblondes Haar hing zu einem festen Zopf geflochten über ihre Schulter. Ihre schwarze, gefütterte Ledermontur war ihr eng auf den Leib geschnitten. Den Helm hatte sie an ihren Rucksack geschnallt, ihren Rundschild trug sie über den Rucksack gehängt wie ich. Auch sie trug ein glänzendes, schlankes Schwert an der Seite.

Sven ging neben ihr. Die beiden stritten leise über irgendeine Belanglosigkeit. Sven war einen halben Kopf größer und ein knappes Jahr älter als ich. Im Frühjahr nach der Schneeschmelze würde er zwanzig werden. Im Kettenhemd mit dem Wappenüberwurf in den Farben Dwarfencasts, Stiefeln, dem spitzen Helm und dem an den Rucksack geschnallten Zweihänder Herodin sah er aus wie ein Held der Vorzeit auf dem Marsch.

***

Bis zum Abend wanderten wir in nordöstlicher Richtung den Tafelfelsen entgegen. Kat hatte Fedurin mehrere Lagen dicker Lappen um die Füße gewickelt, damit das Tier nicht im Schnee einsank. Nach zwei halbherzigen Versuchen am Morgen, seine grimmige Herrin doch noch zu einer Umkehr zum Turm und zum warmen Stall zu bewegen, stapfte der Esel ihr schicksalsergeben nach.

Die Sonne stand im Westen über dem Nebel und die Felsformationen warfen schwarze Schatten über die Ebene. Je näher wir den Felsen kamen, um so zerklüfteter ragten sie vor uns auf.

Lyana spähte zum ersten Felsenberg empor. „Da sind Ruinen. Möglicherweise Überreste einer alten Burg.“

Sven kam an meine Seite. Er blickte abenteuerlustig in die Runde.

„Wollen wir's uns ansehen? Vielleicht gibt's da was zu entdecken.“

„Die Ruinen da oben erforschen? Nein danke!“ schnappte Kat. „Bestimmt wimmelt's da von bösartigen Geistern, die uns mal eben so zu den Sternen befördern wollen.“

Sven sah sie erstaunt an. „Sonst warst du immer diejenige, die auf jedes Abenteuer los wollte.“

Sie blickte missmutig zur Seite. „Die Abenteuerlust ist mir vergangen. Ich hab die Schnauze voll davon, meine Haut hinzuhalten für nichts und wieder nichts, ohne dass irgendwas dabei für uns rausspringt!“

Bei Sonnenuntergang erreichten wir den ersten Felsturm. Das Lager für die Nacht schlugen wir im Windschatten der Felswand auf, außerhalb der Sicht des Moors. Das Feuerholz, das wir früh morgens gesammelt und Fedurin aufgebunden hatten, würde für zwei, drei Stunden wärmender Glut reichen. Ein wenig Holz hoben wir für den Kaffee am Morgen auf. Wir kochten Hafergrütze und aßen Brot, Käse und Dörrfleisch, da Lyana kein Jagdwild gefunden hatte.

„Die Ebene ist wie ausgestorben,“ wunderte sie sich, als sie in der letzten Abenddämmerung von der Pirsch zu uns stieß. „Wie tot - kein Anzeichen für irgendwas Lebendiges.“

Nach dem Abendimbiss holten Kat und Sven ihre Pfeifen heraus. Kat hatte unbemerkt einen Beutel Tabak aus den Beständen unseres Dienstherrn mitgehen lassen.

„Pfeifentabak hat uns schon mal vor dem Verhungern gerettet. Ich werde nie mehr reisen, ohne einen Tabakbeutel dabei zu haben.“

Lyana kramte in ihrer Ledertasche und hielt mir eine edel aussehende, bauchige Pfeife hin.

„Deine ist in den Ruinen von Halbaru verloren gegangen,“ meinte sie mit verhaltenem Lächeln. „Ich dachte, du brauchst eine neue.“

„Lyana!“

Erstaunt betrachtete ich das anscheinend recht wertvolle Stück. „Sie ist gebraucht. Wo hast du die her?“

„Geklaut,“ sagte sie harmlos. „Sie stammt aus Zosimos Pfeifensammlung. Ich hab mich gestern in seine Gemächer geschlichen, als er unten in den Laboratorien war.“

„Ihr seid mir schon die Richtigen,“ brummte Sven kopfschüttelnd.

„Weil wir gerade beim Thema sind,“ meinte Kat zwischen zwei Zügen an ihrer Pfeife, „unten in den Gepäcktaschen sind noch zwei Flaschen von dem Wein, den Smut uns vorgestern zum Abschiedsmahl kredenzt hat. Ich dachte, so einen Tropfen findet man nicht alle Tage. Vielleicht haben wir ja mal 'nen Grund zum Feiern - oder falls wir uns wiedermal aus 'ner richtig dreckigen Scheiße raushauen müssen und was zum Aufmuntern brauchen.“

An die Felswand gelehnt rauchten wir unsere Pfeifen. Die Ebene verschwand im Nachtdunkel. Gedankenverloren schaute ich in die Glut des Lagerfeuers. Lyana saß dicht neben mir. An meiner anderen Seite legte Sven schweigend den Arm um Kat. Sie rückte an ihn heran. Zugleich spürte ich ihre Hand auf meinem Oberschenkel. Ich legte meine Hand auf ihre und sie verschränkte ihre Finger mit meinen, zärtlich und fest zugleich.

Ich musste an den Tag im vergangenen Frühjahr denken, an dem Katrina nach Brögesand gekommen war. Der Augenblick, als Sven und ich ihr das erste Mal begegneten, ihr sprachlos gegenüberstanden während sie über unsere Verlegenheit schmunzelte, brachte dem Leben von uns dreien eine entscheidende Wende, ohne dass wir damals etwas davon geahnt hätten. Im Lauf des Sommers verbrachte Katrina immer öfter Zeit mit Sven und mir. Ich hatte mich bei unserer ersten Begegnung in sie verliebt. Sven ging es nicht anders. Letzten Herbst hatte sie uns überredet, die Küstenseeräuberei aufzugeben und dem rätselhaften Einladungsschreiben Zosimo Trismegistos auf seine Burg im Norden zu folgen.

Die Stunden, die Katrina und ich zu zweit verbracht hatten und die Nächte, in denen wir uns liebten, ließen für mich keinen Zweifel, dass es wirklich Liebe war, was sie für mich empfand. Aber sie hatte auch mit Sven Nächte verbracht, immer wieder, und was sie für ihn empfand, war wohl genauso intensiv wie die Gefühle, die sie für mich hegte. Sie hatte versucht, uns zu einer Dreierbeziehung zu überreden. Aber weder Sven noch ich waren dazu bereit gewesen. Und insgeheim, das wusste ich, litt sie noch immer darunter, dass Andreas Amselfeld, der Militärarzt, der ein paar Monate lang ihre große Liebe gewesen war, sie für eine andere Frau verlassen hatte.

Wir saßen an den Felsen gelehnt, bis die Glut des Lagerfeuers erlosch und wir uns alle vier dicht beieinander in unsere Decken hüllten.

***

Im ersten Tageslicht kochten wir Kaffee und Hafergrütze, die wir mit Brot und Speck aßen. Dann brachen wir das Lager ab und machten uns auf den Weg. Es fiel kein Schnee, aber eisiger Wind strich von der Küste her über das Land. Ich war froh über den gefütterten schwarzen Kapuzenumhang, den Ligeia mir gegeben hatte. Ich schlug ihn fest um mich und zog mir die Kapuze über den Kopf. Fedurin stapfte vor Kat her durch den Schnee, als wollte er schneller vorankommen. Vielleicht schwebte ihm ein warmer Stall in erreichbarer Nähe als Ziel unserer Fahrt vor.

Ich deutete voraus zwischen den Felsen hindurch. „Heute Abend erreichen wir die Schlucht, die zu den Ahnenhügeln hinaufführt. Von den Ahnenhügeln ist es nur noch ein knapper Tagesmarsch am Fuß der Nordberge entlang bis zu den Wäldern.“

Einen kurzen Moment lang blickte Lyana mich erschreckt an. Aber sie wandte sich gleich wieder ab.

Seit wir die Wälder auf unserer ersten Fahrt erblickt hatten, waren sie Lyanas Ziel: die Erfüllung der Wahrsagung einer alten Frau, hier im Norden würde sie finden, wonach ihr Herz sich sehnte, nachdem ihr Vater, ein Fallensteller in den Wäldern des Südens, gestorben war. Schon vor Wintereinbruch hatte ich Lyana versprochen, mit ihr dorthin zu gehen. Stattdessen waren wir nach Halbaru gezogen. Noch immer grenzte es für mich an ein Wunder, dass wir diese Höllenfahrt überlebt hatten. Und Kurmuk Dakar war schlimmer als die Ruinenstadt Halbaru.

***

Im Windschatten des letzten Tafelfelsens machten wir Rast, aßen vom Proviant und tranken eiskaltes Wasser aus unseren Schläuchen. Kurze Zeit später zogen wir bereits wieder über die windgepeitschte Schneeebene. Die Dämmerung hatte noch nicht eingesetzt, als wir in der Steilwand zu unserer Rechten die Schlucht erblickten, die hinaufführte in die Ahnenhügel auf der Hochebene.

Die verschneiten Hügel erhoben sich als nebelverhangene Schatten über der Steilwand. Dahinter ragte majestätisch das Massiv der Nordberge auf. Die Hügelgruppe bildete das nördliche Ende der Hochebene. Wo die Hügelflanken steil zur Ebene abfielen, breitete sich eine vereiste, von Schneeverwehungen bedeckte Seefläche weit nach Norden aus. An einigen Stellen hatte der Sturm das Eis von Schnee frei geweht. Der See war durch einen Landstreifen vom Massiv der Nordberge getrennt. Im Dunst der Ferne erkannte ich dort den Wald: Ein nicht enden wollendes Meer von Nadelbäumen, das sich am Seeufer nach Westen ausdehnte und in weiten Taleinschnitten die Berge hinaufzog. Auf der den Bergen gegenüberliegenden Seite verlief das Seeufer im weiten Bogen nach Nordwesten, bis es sich in den Nebelbänken verlor, die die Ebene im Westen begrenzten.

Ein mulmiges Gefühl ergriff mich, als ich zu den grauen Dunstschwaden zwischen den Hügeln hinaufschaute. Ich tastete nach dem Dolch in meinem Gürtel. Wie Kats magische Schlangenohrringe stammte er aus einem Meergeborenengrab in den Ahnenhügeln. Die Schlangenohrringe hatten uns auf unserer letzten Fahrt gerettet, als wir den an der Küste gelandeten Meergeborenenkriegern in die Falle gelaufen waren. Wenn Kat die magischen Ohrringe trug, konnte sie die Sprache der Meergeborenen verstehen. Aber die Ohrringe raubten der Trägerin auch ihren Willen, machten sie dem Meervolk gefügig. Nur mit knapper Not waren wir damals entkommen. Seit der Begegnung mit Norfolks Voraustrupp hatte Kat die Schlangenohrringe nie wieder getragen.

Lyana betrachtete das vereiste Ufer. „Wir haben seit Wochen durchgehende Kälte. Das Eis sollte tragfähig sein. Wir können versuchen, an den Ahnenhügeln vorbei über den See an den Fuß der Berge zu gelangen.“

Kat warf einen nachdenklichen Blick auf Fedurin. „Mit dem Packesel über das Eis? Ist das nicht ein bisschen riskant?“

Lyana zuckte mit den Schultern. „Mir kam nur gerade die Idee.“

Kat sah Sven und mich fragend an. „Die Schlucht hinauf vorbei am Höhleneingang zu der alten Zwergenstadt und durch die Ahnenhügel sind es keine zwei Stunden. Warum ein unnötiges Risiko eingehen? Ich bin dagegen.“

„Mir ist‘s egal,“ meinte Lyana.

Sven sah misstrauisch auf den See hinaus. „Gehen wir durch die Ahnenhügel. Unbekannten Eisflächen traue ich nicht.“

Ligeia hatte mich vor den Ahnenhügeln gewarnt. Ich hatte kein gutes Gefühl. Aber ich sagte nichts.

„Bis zur Dämmerung haben wir noch eine gute Stunde,“ meinte Kat. „Gehen wir die Schlucht 'rauf und bringen die Ahnenhügel hinter uns?“

„Nein!“ rief ich.

Die Freunde sahen mich überrascht an.

„Durch die Hügel gehen wir morgen, am hellen Vormittag. Beim letzten Mal wären wir in der Abenddämmerung um ein Haar von Geistern angefallen worden. Und diesmal,“ ergänzte ich mit einem Blick auf Lyanas neues, schlankes Schwert, „haben wir Grugar nicht dabei!“

Das Seegeborenenschwert in der magischen Scheide hatte sie in Dwarfencast gelassen.

***

Wir bauten unser Zelt in Ufernähe auf, eine Viertelwegstunde entfernt von der Schlucht. Lyana schlug mit der Schwertspitze ein Loch ins Eis, um Wasser für Fedurin zu schöpfen.

„In Ufernähe ist das Eis jedenfalls tragfähig,“ meinte sie.

Kat war nicht überzeugt. „Da hinten, wo die Hügelflanken zum See abfallen, sieht es ziemlich tief aus. Und mit unbekannten Strömungen und so...“

Es war Lyana anzusehen, dass sie Kats Bedenken für albern hielt. Aber sie zuckte nur mit den Achseln.

Brennholz fanden wir keins. Das Brot war hart geworden, die gekochten Eier schmeckten fade und Speck und Dörrfleisch waren zäh und nahezu gefroren in der andauernden Kälte.

„Nur heute und morgen noch,“ meinte Lyana. „Wenn wir den Wald erreicht haben, finde ich wieder Jagdwild.“

Mit Einbruch der Dämmerung lösten sich Nebelfetzen von den grau verhangenen Hügeln und trieben über die Ebene. Es wurde kälter. Der eisige Windhauch von den Hügeln verstärkte mein ungutes Gefühl. Probehalber zog ich mein Schwert. Die Klinge glühte schwach blau. Die Nebelfetzen, die um unser Lager trieben, erinnerten mich in der Dämmerung an verzerrte Gestalten.

„Heute Nacht sollten wir auf der Hut sein,“ meinte ich.

Kat spähte zu dem Tafelfelsen zurück, auf dem Lyana Ruinenreste entdeckt hatte.

„Da oben, seht ihr? Was hab ich euch gesagt?“

In der zunehmenden Dunkelheit flackerten oben auf dem Felsplateau fahlgrüne Lichtflecken auf. Sie geisterten zwischen bizarren Steinformationen umher, die an verfallene Mauern und Türme erinnerten.

„Die Anlagen da oben müssen sehr alt sein,“ überlegte Lyana. „Wahrscheinlich stammen sie aus der Zeit der Kriege zwischen dem Reich Barhut und den Meergeborenen.“

Kat blickte nachdenklich in die Dunkelheit. „Vor eineinhalb Jahrtausenden muss das Land hier herum fruchtbar und besiedelt gewesen sein. Jetzt ist es, als läge ein Fluch auf der Gegend.“

„Die Schatten lassen das Land verdorren,“ murmelte ich. „Die Schatten der Vergangenheit.“

Mitten in der Nacht wurde ich wach. Mir war, als hätte ich Männerstimmen dicht beim Lager gehört. Kat, die ihren Kopf auf meine Brust gelegt hatte, wie sie es häufig tat, wenn wir zusammen die Nacht verbrachten, bewegte sich und murmelte unruhig im Schlaf. Im Mondlicht, das durch die Zeltwand sickerte, saß Lyana aufrecht an meiner Seite und lauschte in die Nacht. Vor dem Zelt hörte ich Fedurin schnauben und mit den Hufen stampfen. Kat hatte ihm die Vorderfüße zusammengebunden, weil wir keine Möglichkeit gefunden hatten, ihn irgendwo anzubinden. Zwei, dreimal schrie der Esel. Es hörte sich an wie ein überschlagendes, röchelndes Röhren in hoher Stimmlage. Aus weiter Ferne drangen Stimmen heran, klagende Rufe, wie von Männern, die verlorene Gefährten suchen.

Das fahle Mondlicht weckte mir die Erinnerung an den Geschmack von Blut. In fünf oder sechs Tagen würde es Vollmond sein.

***

Wir erwachten starr vor Kälte. Unsere Wolldecken waren von einer Reifschicht überzogen. Als wir mit klammen Gliedern aus dem Zelt krochen und in den Morgendunst hinausschauten, kam Fedurin mit zusammengebundenen Vorderfüßen schnaubend herangehinkt. Er stieß sein röchelndes Eselsschreien aus und rammte Kat die Schnauze in die Seite.

Sie nahm seinen Kopf in die Hände und kraulte ihm das Fell. „Hast eine schlimme Nacht gehabt, du armes Tier?“

Kat klopfte den Schnee von der Decke, die sie Fedurin am Abend umgehängt hatte und rieb ihm das zitternde Fell. Ich hockte am Boden und gab mir Mühe, das kleine magische Feuer nicht ausgehen zu lassen, das ich um Lyanas Teekessel herum entfacht hatte. Ich hoffte, das Teewasser würde kochen, bevor ich die Konzentration verlor. Sven ging auf und ab und klopfte sich den Leib, um warm zu werden. Sein Kettenhemd klirrte. Lyana kam mit den Stiefeln in den Händen vom Seeufer zurück. Sie lief barfuß durch den Schnee.

Sven sah sie entgeistert an. „Was machst du da? Füße waschen? Bei der Kälte?“

Lyana trocknete sich die Füße mit einem Ende der Decke ab, auf die sie sich gesetzt hatte. „Das hab ich euch doch schon mal erklärt: Wenn man morgens durchgefroren aufwacht, gibt es nichts besseres, als die Füße in eiskaltes Wasser zu tauchen, um warm zu werden!“

„Ich glaub's nicht!“ murmelte Sven kopfschüttelnd.

Lyana zog ihre Socken und Stiefel an. „Probier' es mal, du wirst sehen, wie warm dir danach wird!“

Sven setzte sich zu uns. „Andere Leute werden von so was krank, statt dass ihnen warm wird.“

„Ach Quatsch!“ Lyana streute Teeblätter in das dampfende Wasser.

Ich ließ den Flammenzauber versiegen. Kat gab Fedurin eine reichliche Portion Rüben und Hafer, dann setzte sie sich zwischen Sven und mir auf die Decke und nahm einen Becher heißen Tee von Lyana entgegen.

„Leifs Zaubertee,“ meinte Lyana mit leichtem Schmunzeln.

„Als wir im Herbst die Schlucht herunterkamen, haben wir in der Nebelsuppe überhaupt kein Seeufer gesehen,“ meinte Sven beim Frühstück.

Wir kauten Dörrobst und Brotkanten.

„Dafür sind wir nach kaum zehn Schritten im Moor gelandet. Dabei gibt es hier weit und breit keinen Sumpf.“

Ich sah mit einem flauen Gefühl im Magen zu den Hügeln hinauf. Dichte Nebelschleier stiegen zwischen den Hügelkuppen auf und quollen herunter in die Ebene, wie eine zähe, vor Kälte dampfende Flüssigkeit.

„Damals war es Ligeias Nebel, in den wir am Ausgang der Schlucht geraten sind,“ überlegte ich. „Diesmal kommt der Nebel von den Ahnenhügeln herab. Ich weiß nicht, welches die üblere Variante ist.“

„Wir können immer noch an den Hügeln vorbei über das Eis gehen,“ fand Lyana.

Kat blickte unruhig von den Hügeln zum See.

„Über dem Eis ist der Nebel auch schon,“ murmelte sie.

Wir beeilten uns, das Lager abzubrechen und uns auf den Weg zu machen. Hinter den Dunstschleiern stand die blasse Wintersonne über den Ahnenhügeln. Dicke Nebelschwaden krochen um uns her über die Ebene. In der Kälte gefror unser Atem zu weißen Wolken.

„In eineinhalb Stunden sind wir durch die Hügel durch,“ sagte Kat, während wir dem Einschnitt im Steilhang entgegen marschierten.

Der Nebel verdichtete sich, als wir die Schlucht betraten. Wie eine undurchdringliche, milchige Wand floss uns der Dunst entgegen. Die Kälte nahm zu. Die Seitenwände der Schlucht konnten wir in den Nebelschwaden kaum ausmachen.

„Tho Wendrun!“ flüsterte ich, während wir der Nebelwand entgegengingen.

Die Luft um uns her wurde klar. Einen Steinwurf weit verflüchtigte sich der Nebel. Zugleich spürte ich heftigen magischen Widerstand. Wie ein schweres Gewicht stemmte ein eiserner Wille sich mir entgegen. Er schien von unbezwingbarer Boshaftigkeit. Von oben in der Schlucht flossen weitere Dunstmassen herab. Ich versuchte, meinen Geist abzuschotten, doch mein Zauberspruch brach zusammen. Schlagartig hüllten die Nebel uns ein.

Kat fing mich auf, bevor ich der Länge nach hinschlug. Ich hatte nicht gemerkt, dass ich taumelte.

„Alles klar?“

Ich nickte schwer atmend. „Das ist ziemlich böse, da oben!“

Sven klinkte Herodin aus der Schwerthalterung. „Kämpfen wir es nieder!“

Das große Schwert gab einen gleißenden Lichtblitz von sich. Ein Lichtschein umgab die Klinge des Zweihänders. Ich glaubte einen klaren, singenden Ton zu hören. Die Nebel wichen zurück. In einem Umkreis von zwei Manneslängen um Sven her strahlte Herodins Klinge warmes Licht aus. An der Grenze des hellen Bereiches kräuselte sich weißer Dunst. Einzelne Schwaden tasteten in den Lichtkreis hinein wie Geisterarme. Sie lösten sich im warmen Licht auf. Die Kälte hatte abgenommen. Die dumpfe Betäubung, die ich den Morgen über gespürt hatte, war verschwunden.

Kat, Lyana und ich zogen unsere Schwerter. Die Klingen der beiden Frauen strahlten hell. Mein Schwert glühte in tiefem Blau.

„Also vorwärts!“ knurrte Sven. „Erledigen wir diesen Geisterspuk.“

„Na komm schon, du blöder Esel!“ schimpfte Kat.

Fedurin stand, alle viere in den Boden gestemmt, und rührte sich nicht vom Fleck. Er hatte die Ohren zu den Seiten abgespreizt und stemmte sich mit seinem gesamten Gewicht gegen die Leine, an der Kat zog.

„Soll ich dich durch den Schnee hinaufschleifen, oder glaubst du, ich trage dich da hoch?“ schrie Kat.

Fedurin blieb stur. Er gab keinen Fingerbreit nach.

„Lass mal.“ Lyana griff dem Esel sanft in die Mähne.

Sie stimmte einen monotonen Gesang an, fremdartige Worte zu einer kurzen, seltsamen Melodie, die sie wieder und wieder wiederholte. Der Gesang hatte keine Ähnlichkeit mit den Melodien, die sie auf ihrer Flöte spielte. Fedurin schien sich zu entspannen. Seine Haltung lockerte sich und langsam stellte er die Ohren auf. Schließlich lief er zögernd los, obwohl seine Flanken zitterten und die Ohren bald wieder zu den Seiten abstanden. Doch er folgte Kat. Lyana stellte ihren Gesang ein.

Dicht hinter Sven, im Lichtschein Herodins, schritten wir die Schlucht hinauf. Den Esel nahmen wir in die Mitte.

„Was hast du mit Fedurin gemacht?“ wollte Kat von Lyana wissen.

„Eine einfache Beschwörung,“ antwortete Lyana. „Sie stammt aus dem Buch, das ich in Dwarfencast studiert habe.“

Vor dem leuchtenden Glanz von Svens Klinge wichen die Nebelschwaden zurück. Sie ballten sich außerhalb des Lichtkreises zusammen, zerfaserten immer wieder vor dem warmen Licht.

„So schlimm war es beim letzten Mal nicht,“ murmelte Kat.

Ich blickte mit zusammengebissenen Zähnen in den Nebel.

„Ligeia hat mich gewarnt, die Schatten in den Ahnenhügeln würden mächtiger.“

Im Nebel konnten wir die Schluchtwände nicht erkennen. Auch den Höhleneingang zu der zerstörten Tempelstadt Marduk, die wir im Herbst entdeckt hatten, sahen wir nicht. Wir waren eine knappe Stunde talaufwärts gegangen, als der Weg nicht mehr weiter anstieg. Rings um uns zogen die Nebelschwaden sich zurück und gaben die Sicht frei auf die grauen Schatten steiler Hügelketten. Oben auf den Hügelkuppen erhoben sich die Silhouetten hoher, gehörnter Säulen.

„Die Ahnenhügel!“ hauchte Kat. „Zwei, drei Steinwürfe geradeaus, dann links über den Hügelkamm und wir sind durch!“

Ich meinte einen seltsamen Ton im Kopf zu spüren, während wir das gewundene Tal zwischen den Hügelketten betraten. Nur eine dünne Schneeschicht bedeckte den Boden. Ich wurde das Gefühl einer lauernden Gefahr nicht los. Der Esel drängte sich dicht an Kat. Er zitterte am ganzen Leib. Ein murmelndes Summen drang an meine Ohren, wie dumpfer Gesang vieler Männerkehlen. Herodin sprühte Funken. Mein eigenes Schwert leuchtete in tiefem Blau.

„Sie sind überall um uns!“ zischte ich.

Herodins Lichtschein wurde blass. Ein eisiger Luftstrom wehte von den Hügeln herab. Obwohl der Vormittag gerade erst begonnen hatte, dämmerte es. Die Sonne war nicht mehr zu sehen.

Ich nahm Bewegungen auf den Hügelkämmen wahr. In langen Reihen standen die Krieger dort oben - große Rundschilde, gehörnte Helme, Schwerter, Streitäxte, Wälder von Spießen. Im Nebel sahen ihre Silhouetten auf den Hügelkuppen grau und verwaschen aus. Aber es waren keine Hügel. Zu beiden Seiten umgaben uns gestufte, pyramidenartige Gebäude. Aus dunklen Toreingängen in den Pyramidenwänden drang eisige Kälte. Die Waffen der Krieger klirrten, ihre Stimmen hallten zwischen den Pyramiden wieder, während sie von allen Seiten über die steinernen Stufen herabstiegen.

„Ihr Götter!“ stieß Kat hervor.

Das Schattenheer rückte vor. Stiefel scharrten, Schilde und Rüstungen klapperten. Wir waren eingekreist. Ich kämpfte die lähmende Angst nieder und schleuderte den Schattenkriegern einen Feuerball entgegen. Er flog durch sie hindurch und zerplatzte irgendwo in der Ferne. Ich hatte es befürchtet.

„Meine Magie nützt nichts gegen sie!“ keuchte ich.

„Lyana, die Bögen!“ Kat riss ihrem Bogen vom Rucksack und wühlte in der Gürteltasche nach einer Bogensehne.

Lyana berührte Kats Arm, mit der Rechten dem anrückenden Schattenheer das Schwert entgegenhaltend. „Es sind zu viele! Selbst wenn wir alle vierzig Pfeile verschießen - es wär nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“

„Bei den Göttern! Leif, Sven, unternehmt doch was!“ kreischte Kat.

Sven führte einen Ausfall mit dem flammenden Zweihänder gegen die anrückenden Krieger. Die Schatten wichen vor dem blitzenden Schwert zurück, doch auf den anderen Seiten rückten sie näher. Speerspitzen richteten sich auf meine Brust. In den Reihen der Kriegersilhouetten sah ich gespannte Bögen, Pfeile zielten mir entgegen. Ich riss den Schild nach vorn. Auch Kat nahm ihren Schild und rückte mit zitternder Hand den Helm zurecht.

„Mein Leben für euch,“ murmelte ich erstickt. „Diesmal wird's ernst.“

Nicht nachdenken - wenn es zum Kampf kommt, kämpfe - für Kat - für Lyana - für Sven - denk' nichts sonst!

Ob da oben vier Sterne waren, vier unscheinbare nur, die unsere Seelen zu sich holen würden?

An der Seite wichen die Schattenkämpfer auseinander. Inmitten des Geisterheers bildete sich ein Spalier. Es führte auf die dunkle Toröffnung einer Pyramide.

„Da gehen wir nicht rein!“ schrie ich. „Wir sterben hier, an der Luft!“

Lyana wühlte in ihrer Umhängetasche. Fedurin stand vollkommen still, obwohl er an allen Gliedern zitterte. Von Svens Seite her hörte ich eine Reihe krachender Explosionen. Sein Schwert fuhr zwischen die Angreifer. Auf den anderen Seiten rückten sie näher. Kat, Lyana und ich konnten die Geister ebenfalls mit unseren magischen Waffen schlagen, aber die Blitzexplosionen bei ihrer Vernichtung würden uns selbst verletzen. Die Blitzschläge von nur vier oder fünf erschlagenen Geisterkriegern konnten uns töten.

Lyana ließ ihr Schwert fallen und setzte ihre Flöte an den Mund. Ich sprang zu ihr und hielt meinen Schild vor sie.

„Kannst du sie bannen?“ keuchte ich.

Sie schüttelte den Kopf. „Die Flöte wirkt nicht auf Untote. Eigentlich kann ich gar nichts.“

Sie begann zu spielen. Die Krieger drangen auf uns ein. Ich drückte Speerspitzen mit dem Schild zur Seite. Wenn wir nicht zwischen ihre Waffen geraten wollten, mussten wir uns gegen die schwarze Pyramidenöffnung zurückziehen. Sven führte krachende Streiche nach allen Richtungen. Es schien die Schattenkrieger nicht zu beeindrucken. Immer neue drangen heran. Die Töne drangen zaghaft und stockend aus Lyanas Flöte.

Verzweifelt setzte sie die Flöte ab. „Es geht nicht, ich kann nicht!“

Kat hieb mit dem Schwert nach einem Schattenkrieger, der ihren Schlag mit dem Schild auffing. Mit einem zweiten, schnellen Hieb fuhr ihr Schwert mitten durch sein Gesicht. Er verging in einem krachenden Blitz. Kat krümmte sich vor Schmerz zusammen. Ich ließ mein Schwert fallen und riss den magischen Dolch aus der Scheide. Mit dem Dolcharm umarmte ich Lyana fest, während wir vor den vorstoßenden Speeren rückwärts stolperten. Ich bot all meine Konzentration auf, um einen Schutzzauber um Lyanas Bewusstsein zu legen. Der Dolch begann rot zu glühen. Sven schlug die Speere vor meinem Schild und vor der am Boden kauernden Kat weg. Er hieb mitten in die Angreifer hinein. Blaue Blitze zuckten. Durch das Krachen klang Lyanas Melodie, wurde lauter und eindringlicher.

Weitere Schattenkrieger rückten heran. Kat raffte sich auf, stellte sich an der anderen Seite vor Lyana, parierte Schwertstreiche. Sven stand vor mir. Er keuchte vor Anstrengung, während er die Krieger auf Distanz hielt. Schritt für Schritt wichen wir gegen das dunkle Tor zurück. Lyanas Melodie hallte klagend, trauernd im Nebel.

Es war umsonst. Die Schatten drängten uns gegen die Pyramide.

Lyana sah mich tränenüberströmt an. „Es hilft nicht, Leif!“

Ich biss die Zähne zusammen. Nur den Dolch und den Schild hatte ich noch. Dennoch würden wir unser Leben teuer verkaufen.

„Also gut - in aller Teufel Namen!“

Ich holte mit dem Dolch aus. Er prallte gegen einen Schild.

„Landorlin und Vendona erbarmt euch!“ schrie Lyana. „Zu Hilfe!“

„Hör doch auf mit dem Scheiß!“ heulte Kat mit Verzweiflung in der Stimme.

Sie wehte Speere und Schwerter ab. Pfeile zitterten in ihrem Schild.

Eine Stimme dröhnte durch den Nebel. „Landorlin vehaneor vaht!“

Über den Pyramidenspitzen rollte Gewitterdonner. Eine Sturmbö raste zwischen den Pyramiden dahin, zerteilte die Nebel und brachte die Schattenkrieger um uns her zum Torkeln. Kat gaffte mit offenem Mund erst mich an, dann Lyana. Lyana achtete nicht darauf. Sie starrte zu der gegenüberliegenden Pyramidenspitze hinüber. Eine Gestalt stand dort oben im wehenden Umhang, einen langen Stab in der Hand. Die andere Hand streckte sie zu einer gebieterischen Geste aus. Die Worte, die sie rief, hallten zwischen den Pyramiden - oder waren es Hügelketten? Der Dunst über den Hügeln riss auf und Sonnenstrahlen fielen auf die verschneite Hügellandschaft. Das Schattenheer verblasste im Licht, löste sich auf.

Gorloin

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