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5.

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An meine Ankunft in der Siedlung kann ich mich nur schemenhaft erinnern: meine schmerzhaft um den glühenden Dolch geklammerten Hände, jeder Schritt eine Überwindung, das warme Blut, das aus der Brustwunde unter dem Hemd herabsickerte, mein rasselnder Atem, Schlieren vor meinen Augen, dahinter verschwommen aus allen Richtungen herbeirennende Elben. Sie riefen durcheinander in ihrer fremden Sprache.

„Kat!“ lallte ich keuchend, „wo ist Kat?“

Sie drängte sich zwischen den Elben hindurch, schrie etwas, zwang mich, mich hinzulegen, obwohl ich nicht wollte. Tränen rannen über ihr Gesicht, tropften auf meine blutgetränkte Jacke, die sie hochschob, die Hände auf die blutende Wunde pressend, Heilsprüche schluchzend.

„Fragt Manlaina,“ röchelte ich. „Manlaina weiß, was passiert ist!“

„Halt deinen Dolch fest!“ weinte Kat.

Dann schrie sie die Elben an: „Meine Arzttasche! Bringt mir die Arzttasche!“

Ich hörte es wie aus weiter Ferne. Um mich wurde es schwarz.

***

Als ich zu mir kam, lag ich auf einer Filzdecke in einem fensterlosen Raum. Licht fiel durch die Türöffnung herein. An den Rucksäcken in der Ecke erkannte ich unsere Schlafkammer. Kat saß neben mir. Als ich mich aufrichten wollte, drückte sie mich auf die Decke zurück.

„Bleib liegen! Streng dich nicht an.“

Ich atmete durch. Mein Herz schlug kräftig und regelmäßig. Ich spürte keine Schmerzen. Im Hintergrund sah ich Sven, Lyana und Aeolin. Mit ernsten Gesichtern sahen sie mich an.

„Ich glaub',“ murmelte ich mit belegter Stimme, „ich glaub', ich hab's überlebt.“

„Ja,“ weinte Kat. „Allmählich glaube ich das auch!“

Über ihre bebenden Lippen huschte ein Lächeln. „Oh, Leif!“

Aeolin hockte sich neben mich und legte ihre Hand auf meine in blutige Verbände gewickelte Brust. „Der Blutsbruder meiner Schwester ist sehr mutig.“

Ihre Augen waren voller Zuneigung. „Manlaina, Lohans Schwester, hat es bezeugt. Mein Bruder hat das Gebot unseres Vaters Tamelund beachtet, selbst im Angesicht des drohenden Todes. Die Krieger meines Clans zollen ihm dafür Achtung.“

„Heißt das, ich bin freigesprochen? Lohan ist tot!“

„Er hat den Tod gesucht,“ sagte Aeolin. „Den meines Bruders - oder seinen eigenen.“

Obwohl ich mich nicht krank fühlte, bestand Kat darauf, dass ich den Tag über liegen blieb. Zu Mittag brachte sie mir Fleischbrühe und Süßkartoffeln. Zweistündlich wechselte sie meine Verbände. Die Brustwunde blutete nicht mehr nach. Am Nachmittag kamen einige Clankrieger. Sie hockten sich schweigend vor mich hin und nickten mir respektvoll zu.

Einer von ihnen ergriff das Wort. „Möge mein Bruder leben, der von den Menschen der Ebene zu uns gekommen ist. Die Zauberei, der er sich verschworen hat, können wir nicht gutheißen, doch er beweist den Mut eines Kriegers. Im ehrenhaften Zweikampf hat er seinen Todfeind niedergerungen.“

Am Abend ging ich zu den Gefährten ans Feuer hinaus. Unter meinem Umhang trug ich mein Ersatzhemd und das gefütterte Leinenwams, das Kat und Lyana mir in Dwarfencast organisiert hatten. Außer einem leichten Ziehen spürte ich nichts mehr von der tödlichen Wunde, die Lohan mir am frühen Vormittag zugefügt hatte. Ich fühlte mich schwach und hatte riesigen Appetit auf Fleisch. Kat, Sven, Lyana und Aeolin sahen mir entgegen, wie ich langsam über den Platz kam. Sie rückten auseinander und ich setzte mich zwischen Kat und Lyana.

„Deine Heilmagie grenzt an Wunder,“ meinte ich zu Kat. „Vermutlich könntest du damit Tote auferwecken.“

Sie betrachtete mich mit ihrem Feldscherblick.

„Das ist nicht komisch,“ fand sie. „Heute hab ich praktisch einen Toten auferweckt. Du warst der reinste Zombie, als du in die Siedlung gewankt kamst.“

Sie umarmte und küsste mich.

Dann seufzte sie: „Dass du endlich mit dieser schwarzmagischen Scheiße aufhören würdest! Das bringt dich um, Leif!“

„Heute hat es mich nicht umgebracht, sondern gerettet,“ behauptete ich. „Ich glaube, ohne das Lebensritual in der Nacht hätte der magische Dolch mich nicht am Leben halten können. Wo ist er eigentlich? Ich hab ihn in der Schlafkammer nicht gefunden.“

„Den hast du aufgeraucht, Freund!“ rief Sven mir zu. „Als er dir aus den Händen glitt, ist die Klinge weggeschmolzen.“

***

Am folgenden Vormittag ließ Tamelund uns zu sich rufen. Wir saßen alle vier am Siedlungsfeuer zusammen, als ein Krieger uns die Botschaft überbrachte. Aeolin war bei uns. Die Stichwunde in meiner Brust war vernarbt. Ob es nun an Kats Heilmagie lag oder am Opferritual der Vollmondnacht, ich fühlte mich gesund. Von der Verletzung merkte ich nichts mehr.

Auf dem gewundenen Pfad durch den verschneiten Wald packte mich die Angst. Zu spät wurde mir klar, dass der Greis mit seiner Entscheidung über unser Schicksal nur den Vollmond abgewartet hatte, um zu sehen, was ich tun würde. Sicher, ich hatte die Gesetze der Elben nicht direkt gebrochen, aber am ersten Abend, als es darum ging, ob wir von den Waldelben aufgenommen oder zum Tode verurteilt würden, hatte ich behauptet, ich sei auf der Flucht vor Ligeia und suchte nach Mitteln, der schwarzen Magie zu entkommen. Und nun hatte ich eigenhändig das Vollmondopfer vollzogen. Aus eigenem Willen, ohne jeden Zwang hatte ich Ligeia aufgesucht. Und schlimmer noch, ich hatte nicht einmal versucht, mir von den Elben, von Tamelund Hilfe zu erbitten.

Andererseits - Ligeia hatte von Absprachen zwischen ihr und dem uralten Elb gesprochen.

Er wird euch erklären, was ihr tun müsst, hatte sie geraunt, und warum es unvermeidlich ist.

Mit wachsender Unruhe sah ich der Begegnung mit dem mächtigen Magier entgegen.

Tamelunds Hütte stand auf einer von hohen Nadelbäumen umgebenen Lichtung. Der Platz vor der Hütte war von Schnee frei gefegt worden. Als ich nach Kat und Sven auf die Lichtung trat, stockte mir das Herz. Vor der Hütte saßen die fünf Ältesten in farbige Decken gehüllt auf Bastmatten. Sie sahen uns nicht entgegen. Alle fünf blickten sie mit versteinerten Mienen auf den Waldboden vor ihren untergeschlagenen Beinen. Kat und ich wechselten einen raschen Blick. Sie musste denselben Gedanken haben, wie ich. Doch an Flucht war nicht mehr zu denken.

Wir hätten uns gestern davonmachen sollen - oder vorgestern, irgendwie!

Die Gastfreundschaft der Elben hatte uns verleitet, unsere Wachsamkeit aufzugeben. Jetzt waren wir ihnen ausgeliefert. Warum hatte Ligeia mich nicht gewarnt? Sie wusste doch sonst alles, was uns widerfuhr. Aber sie hatte uns schon öfter ins offene Messer laufen lassen. Ich biss die Zähne zusammen. Falls die Elben unseren Tod beschlossen, sah ich keine Möglichkeit, zu entkommen.

Auch Lyana machte ein besorgtes Gesicht. Aeolin blickte sich mit unbewegter Miene um. Ihre flinken Augen schienen sich ein rasches Bild von der Situation zu machen. Der Krieger, der uns geführt hatte, deutete auf ein paar Bastmatten der Hütte gegenüber. Wir setzten uns. Die Ältesten schienen keine Notiz von uns zu nehmen. In Kats Gesicht arbeitete es. Sie saß angespannt, wie zum Sprung bereit. Sven und ich schauten uns kurz an. Ich verstand seinen Blick.

Mein Leben für dich Sven, dachte ich. Für Kat und für uns alle!

Die Decke im Hütteneingang wurde beiseite geschoben und der uralte, blinde Greis trat heraus. In schmutzige Lederhäute gewickelt stand er, die knochigen Füße nur in Bastsandalen, auf seinen langen Stock gestützt vor der Hütte und lauschte mit erhobenem Kopf umher, die blinden Augen weit geöffnet. Sein schütteres, weißes Haar hing strähnig und schmutzig zu den Seiten des gelblich-fleckigen Gesichts herab.

Nach einem Moment nickte der Greis lächelnd. Er setzte sich ungelenk auf den leeren Platz vor seiner Hütte. Seine blinden Augen rollten in die Richtung, in der Kat saß. Tamelund streckte seine magere Hand aus.

„Katrina aus Rodewald! Komm einmal an meine Seite, Mädchen.“

„Ich?“ Kat starrte Sven, Lyana und mich entsetzt an.

„Ja, Mädchen, gib mir deine Hand,“ lächelte der Greis.

Die Ältesten blickten auf. Zögernd stand Kat auf und ging durch den Kreis zu dem uralten Mann. Vorsichtig nahm sie die Hand des Blinden.

Er zog sie an seine Seite. „Setz dich neben mich, Katrina.“

Kat starrte Sven und mir hilfesuchend entgegen, während sie sich setzte. Tamelund nickte zufrieden.

„Als ich jung war und mit meinen Augen sehen konnte,“ sagte er, „habe ich einmal am Ufer eines Waldteichs einen Raben gesehen. Er hatte einen Fetzen Fleisch im Schnabel und sah sein eigenes Spiegelbild im Wasser. Als er den Schnabel aufsperrte, um das Bild des Fleischfetzens zu erhaschen, fiel das Fleisch aus seinem Schnabel in den Teich. Er musste hungrig davonfliegen.“

Kat blickte den Greis und die Ältesten hilflos an, als versuchte sie zu begreifen, was der greise Magier von ihr wollte.

„Äh...“ stieß sie hervor.

Ich sah, wie sie verzweifelt nach Worten suchte. Aber Tamelund schien keine Antwort zu erwarten. Er hob die Hand, die übliche Geste der Elbenkrieger, wenn sie eine Rede halten wollten.

„Ich habe gesehen, was sich in den Schatten verbirgt. Meine Brüder wissen, dass ich große Sorgen habe. Seit vielen Monden werden die Schatten länger und das Licht nimmt ab.“

Tamelund hielt inne. Die Ältesten blickten schweigend zu Boden. Meine Gefährten und ich sahen uns ratlos an.

Als Tamelund weitersprach, hallte seine Stimme zwischen den Fichtenstämmen. „Fremde Seefahrer sind an der Küste gelandet. Sie folgen dem Ruf ihres Herrn, wie schon vor zwei Jahrtausenden, als sie das letzte Mal die Küste heimsuchten.“

Kat und ich sahen uns stumm an.

Der Voraustrupp der Meergeborenen unter Norfolk, dem wir an der Küste in die Falle gelaufen sind. Sie sagten, sie kämen auf den Ruf Gorloins.

„Damals, vor zweitausend Jahren, führten die Zwerge und die Menschen der Ebene Krieg gegen die Seefahrer. Unsere Vorväter zogen sich in die Wälder zurück. Heute jedoch sind keine Menschenheere und keine Zwergenarmeen da, um gegen sie zu kämpfen. Sie werden vor unseren Wäldern nicht Halt machen.“

Wieder machte Tamelund eine Pause. Zwei der Ältesten sahen auf und blickten ihn nachdenklich an.

Der blinde Greis fuhr fort. „Die Zeit ist gekommen, uns mit den Wenigen zu verbünden, die ihre Kräfte sammeln, dem Meervolk entgegenzutreten - Zwergen und Menschen. Ich habe euch gesagt, meine Brüder, dass diese beiden jungen Kriegerinnen und die zwei jungen Krieger aus der Ebene zu einer wichtigen Aufgabe berufen sind. Erfüllen sie diese nicht, gibt es keine Hoffnung, das Meervolk und seinen Herrn zu besiegen.“

Einer der Ältesten straffte sich. „Du sprichst von Zwergenwaffen, Tamelund!“

Der Zwergengral, der Karrak! durchfuhr es mich. Tamelund weiß davon!

Auf unserer letzten Fahrt hatten wir das mächtige magische Artefakt unter Einsatz unseres Lebens aus den Ruinen von Halbaru geborgen. Jetzt befand das heilige Kultgefäß sich in Ligeias Hütte im Moor. Doch es war wertlos ohne die Zaubersprüche aus den Tempelruinen Kurmuk Dakars.

„Ja, ich spreche von Zwergenwaffen!“ donnerte Tamelund. „Wo sind die mächtigen Waffen meines Volkes? Wo sind die Krieger, die es mit Gorloin aufnehmen könnten? Nur im Verein mit den Waffen der Zwerge und den Waffen der Menschen wird es gelingen, das Schattenvolk zu vertreiben und die Wälder, Heiligtum unserer Vorväter, zu bewahren. Ich, Tamelund, habe gesprochen!“

Sven warf mir einen Blick zu. Er war plötzlich grau im Gesicht. Auch mich beschlich eine furchtbare Ahnung, was bei dieser Verhandlung herauskommen würde, bei der es ganz offensichtlich um unser - mein und meiner Gefährten - Schicksal ging.

Eine Zeitlang schwiegen die Elben. Dann blickte einer der Ältesten auf.

Er räusperte sich. „Dein Rat soll befolgt werden, Tamelund, unser Vater. Ist einer meiner Brüder anderer Meinung, möge er sprechen.“

Einer nach dem anderen nickten die anderen Ältesten. Tamelund lächelte, als hätte er das Nicken der Ältesten erkannt.

Seine blinden Augen irrten zu Sven, Lyana und mir herüber.

Keinerlei Gewalt lag in seiner Stimme, als er sagte: „Niemand wird euch, die ihr von der Küste in unsere Wälder geflohen seid, zwingen, in die toten Berge zum hohen Schneeberg zu gehen, um die Zwergensprüche aus der Versenkung zu holen - auch mein Volk nicht. Ihr könnt euch eurer Aufgabe entziehen und hinunter gehen ins Reich der Menschen. Aber ihr müsst wissen, dass das Feuer, das hier im Norden ausbrechen wird, nicht allein die nördlichen Gegenden verbrennen wird, sondern es wird sich bis ins Menschenreich fressen, um es zu zerstören. Weder ihr noch sonst ein Mensch wird dem Krieg entkommen. Es ist nur noch wenig Zeit, den Schatten Einhalt zu gebieten, die über der Welt liegen. Und nur mit den heiligen Waffen der Zwerge - und der Menschen!“ sein blinder Blick irrte zu Sven, „kann es gelingen!“

Totenstille herrschte nach seinen Worten auf der Lichtung und im Wald rings umher.

Es war Kat, die zuerst ihre Stimme wiederfand. „Warum wir? Warum soll das Schicksal der halben Welt an uns hängen?“

Tamelund antwortete sanft: „Hat nicht Sven Bredursohn den Rubin des Stiers von seinem Platz in der Grabanlage Gorgons genommen? Hat nicht Leif Brogsohn ihn aus dem Grab herausgetragen? Hat nicht Lyana, Tochter der Laendia vom Clan der Hewroidan, das Schwert Grugar, Schlüssel zum Heiligtum der Priester Gorloins, aufgenommen und ans Licht gebracht? Hast nicht du selbst, Katrina aus Rodewald, deine Gefährten gedrängt, Gorgons Grab auf der Klippe im Meer aufzusuchen?“

„Aber das haben wir ja alles nicht gewusst!“ schrie Kat. „Man kann uns doch nicht verantwortlich machen für Dinge, von denen wir überhaupt keine Ahnung hatten!“

„Die Frage, die euch gestellt wird,“ sagte Tamelund volltönend, „ist einzig, ob ihr Verantwortung übernehmen wollt für das, was ihr getan habt. Vor dieser Entscheidung - und vor den Folgen eurer Entscheidung - kann keine Macht der Welt euch bewahren! Euch nicht und niemanden sonst. Auch mein eigenes Volk muss sich dieser Entscheidung stellen!“

In die Stille, die seinen Worten folgte, hörte ich mich sagen: „Wir... wir werden unsere Entscheidung treffen, Tamelund, unser Vater.“

In Wahrheit hatte ich bereits entschieden. Ich wusste, dass wir keine Wahl hatten. Die Maschen des dunklen Schicksalsnetzes hatten sich wieder eine Spur enger gezogen.

Tamelund nickte langsam. Seine blinden Augen rollten in ihren Höhlen umher.

„In fünf Tagen müsst ihr aufbrechen. Die Krieger werden euch eure Waffen zurückgeben. Bis dahin hast du Zeit, Leif, Sohn des Brog, dich von deiner Wunde zu erholen.“

Die Ältesten neigten ihre Köpfe. Wir taten es ihnen nach.

„Mögest du noch lange unter uns weilen und uns deinen Rat zuteil werden lassen, Tamelund, unser Vater,“ sagte Thweronund, während die weißhaarigen Alten ihre Decken um sich schlugen und langsam an uns vorbei den Weg zur Siedlung hinuntergingen.

Auch Thweronund erhob sich. Er nickte uns nachdenklich zu und ging den anderen hinterher. Kat kam zu uns zurück. Wir standen ebenfalls auf.

Tamelund streckte seine Hand aus. „Leif Brogsohn, bleibe noch eine Weile bei mir. Ihr andern mögt vorausgehen ins Dorf.“

Ich wechselte einen kurzen Blick mit meinen Gefährten. Sven hatte die Hand am Messergriff, wie ein Elbenkrieger. Lyana sah mir in die Augen, während Aeolin kurz in meine Richtung nickte. Sie gab den Gefährten ein Zeichen und schritt den Pfad hinab. Lyana und Sven folgten ihr. Kat zögerte, aber dann ging sie den dreien nach.

„Setze dich neben mich, Leif, Sohn des Brog,“ sagte Tamelund.

Mit pochendem Herzen ließ ich mich neben ihm nieder. Ich suchte nach Worten, um mich für das zu verteidigen, was ich in der Nacht getan hatte. Aber mir fiel nichts ein.

„Mein Vater...“ stotterte ich.

Der Greis winkte mir, zu schweigen. Er hob den faltigen Schädel mit den in ihren Höhlen umherirrenden blinden Augen, als lausche er in die Ferne.

„Die Seele meines jungen Bruders ist hin und hergerissen zwischen Dunkel und Licht,“ sagte er in leisem, singendem Tonfall, als spräche er im Traum. „Ich sehe, dass mein Bruder die Kraft sucht, sich zu entscheiden, aber er findet sie nicht.“

Mit einem Mal saß mir ein Kloß im Hals. Ich musste ein Husten unterdrücken. Tamelunds Stimme ging mir durch Mark und Bein.

„Es kommt der Tag,“ sang der uralte Greis leise, „an dem mein Bruder seine Entscheidung treffen wird, zum Guten oder zum Bösen. Sie wird endgültig sein.“

„Wann wird das sein, mein Vater?“ fragte ich heiser.

„Das Herz meines Bruders ist zögerlich. Bis zu jenem Tag hat er einen schweren Pfad vor sich.“

***

Zurück in der Siedlung begegnete ich Aeolin auf dem Platz in der Siedlungsmitte.

„Deine Gefährten haben sich in in eure Wohnstatt zurückgezogen,“ sagte sie mir. „Sie warten auf dich.“

Als ich in die Schlafkammer trat, sahen Lyana, Kat und Sven mir entgegen. Ich setzte mich zu ihnen. Vom offenen Eingang drangen Tageslicht und Kälte in den dämmerigen Raum.

„Was hat er von dir gewollt?“ fragte Kat.

Ich zuckte mit den Achseln. „Na ja, er hat gemeint, dass ich mich entscheiden soll – von wegen schwarzer Magie und so...“

Lyana sah mich still an.

„Wenn es weiter nichts war – zumindest damit hat er recht,“ meinte Kat. „Das meiste, was er gesagt hat, hab ich nicht verstanden. Was hat er mit diesem Raben gemeint?“

„Wahrscheinlich irgend so eine Elbenweisheit,“ sagte ich schnell.

Eine Weile saßen wir stumm beieinander, bis Kat meinte: „Jedenfalls lassen sie uns ziehen, wenn ich den Greis richtig verstanden habe, was auch immer er da noch gefaselt hat von den toten Bergen und so...“

Sven blickte sie bitter an. „Er hat gesagt, den Menschen im Reich droht Feuer und Krieg, wenn wir nicht gehen, es zu verhindern.“

„Glaubst du das etwa?“ rief Kat.

„Ich glaube, er hat recht,“ meinte ich zögernd. „Nach allem, was wir mitbekommen haben: die Prophezeiung aus Gorgons Grab, derzufolge Gorloin an die Küste zurückkommen wird, sobald sein Schattenheer sich dort gesammelt hat... Außerdem, Ligeia hat mir etwas ganz Ähnliches gesagt.“

„Ihr gerade würde ich trauen!“ spottete Kat.

Sven blickte finster vor sich hin. „Ich habe geschworen, alle Menschen vor Unheil zu schützen.“

Kat schnaubte wütend. „Du warst es doch, der in Dwarfencast gesagt hat, mit Gorloin können wir es nicht aufnehmen!“

„Vielleicht gibt es ja einen Weg,“ überlegte Sven zögernd. „Oder wir bekommen Hilfe...“

Ich ahnte, auf wen er anspielte. „Wieland?“

Sven nickte. Kat schwieg verbissen.

„Wir können ja so weit gehen, wie es gefahrlos möglich ist, und versuchen, herauszufinden, was da um Kurmuk Dakar herum überhaupt los ist,“ schlug ich vor. „Wenn sich keine Möglichkeit ergibt, an diese Zwergensprüche heranzukommen, kehren wir eben wieder um.“

Kat zog die Beine an den Leib und schlang die Arme um die Knie. Lange Zeit sagte niemand etwas. Ich mochte Lyana nicht ansehen. Sie hatte während der ganzen Unterredung kein Wort gesagt.

Endlich schimpfte Kat: „Ich muss lebensmüde sein, dorthin mit euch beiden mitzukommen. Aber wenn ihr nicht davon abzubringen seid, Jungs...“

Sven und ich wechselten einen Blick. Diesmal waren wir uns einig. Ich wusste, dass er wegen seines Eides gehen wollte. Und ich sah ihm an, dass ihm klar war, warum ich gehen wollte: wegen Ligeia.

Kat blickte von ihm zu mir. „Sturköpfige Dorfpiraten, die ihr seid!“

***

Vor der Langhütte fingen Kat und Sven sofort an, miteinander zu streiten. Laut debattierend gingen sie zum Siedlungsfeuer hinüber. Lyana und ich setzten uns auf die Bank. Ich musste ihre Gedanken nicht lesen können, um zu wissen, was ihr durch den Kopf ging.

„Wenn wir aus den toten Bergen zurück sind, komme ich dich und Aeolin hier besuchen,“ meinte ich.

Sie schaute mich wild an. „Ich gehe mit dir, Leif!“

Mir blieb der Mund offen stehen. „Lyana! Das ist nicht dein Ernst!“

„Leif!“ Es klang, als müsse sie sich die Tränen verbeißen. „Ich habe es dir versprochen. Ich stehe dir bei, bis du den schwarzen Fluch los bist.“

Ich spürte Empörung in mir aufsteigen. „Selbstverständlich bleibst du hier, Lyana! Es ist hier, wo dein Herz dich hingeführt hat! Du gehörst zu den Elben, zu Aeolin!“

„Ich werde später zurückkehren,“ sagte sie leise.

„Ich will nichts davon wissen!“ rief ich in heller Wut. „Du gehörst hierher! Mach dich nicht unglücklich!“

Sie sah mich verzweifelt an. Tränen standen in ihren Augen. „Ich gehe mit dir, Leif!“

Bevor ich ihr antworten konnte, sprang sie auf und lief vom Platz weg in die Siedlung.

„Sei nicht so bescheuert!“ schrie ich ihr nach. „Hör doch bloß mit dem Getue auf!“

Sie drehte sich um und rief zurück: „Ich halte mein Versprechen, das ich dir gegeben habe, Leif!“

Dann rannte sie zwischen den Langhütten davon.

***

Langsam ging ich zum Feuer hinüber. Kat und Sven hatten aufgehört, zu streiten. Sie standen mit einer Gruppe junger Krieger zusammen. Sven sprach zu den unbewegt lauschenden Elben. Er hatte die Rechte am Messergriff und untermalte seine Rede mit ausladenden Gesten der linken Hand in der perfekten Pose eines Elbenkriegers. Als Kat mich kommen sah, ließ sie Sven bei den Elben stehen und kam mir entgegen. Sie machte ein Gesicht, als hätte sie saure Weintrauben gegessen, und ich wäre schuld, dass die Trauben sauer waren. Aber dann zuckte doch ein Schmunzeln um ihre Lippen. Sie nahm mich an der Hand und wir setzten uns auf eine Bank am Feuer. Eine alte Frau brachte uns Schalen mit gekochten und gestampften Kastanien.

„Versprich mir, dass wir beim kleinsten Anzeichen einer Gefahr umkehren,“ sagte Kat, während wir heißes Kastanienmus löffelten. „Und versprich mir, dass du Sven davon überzeugen wirst, mitzukommen, wenn wir umkehren! Er will schon wieder den Helden spielen.“

Ich nickte. „Sobald wir feststellen, dass wir Gefahr laufen, in eine richtige Scheiße zu geraten, ziehen wir ab. So ein Ding wie in den Ruinen von Halbaru machen wir nicht nochmal. Die Geisterklippen haben wir ja auch nur durchgezogen, weil Ligeia dabei war.“

Zwischen den Langhütten tauchten Aeolin und Lyana auf. Sie hatten ihre Bögen dabei. Als sie uns erblickten, kamen die beiden ans Feuer und setzten sich zu uns. Lyana blickte mich nicht an und sagte kein Wort, aber sie rückte dicht an mich heran, bis unsere Schultern einander berührten.

Es ist gut, Lyana, ich bin dir ehrlich dankbar! Aber du solltest hier bleiben.

Kaum merklich schüttelte sie den Kopf.

Bevor wir ein Gespräch beginnen konnten, kam Thweronund um das Feuer herum zu uns. Sven stand noch immer bei den Elbenkriegern. Wir neigten ehrerbietig die Köpfe vor dem Ältesten. Er lächelte sein gefährlich anmutendes Lächeln, während er sich neben Kat setzte.

„Nun, Thwaendeyin, meine Tochter, wie hast du dich mit deinen Gefährten entschieden?“

Kat starrte ihn an. „Meinst du mich?“

Der Älteste nickte lächelnd.

„Wie - was ist das für ein Name?“

Thweronund blickte uns milde an. „Tamelund, unser Vater, hat heute morgen zu dir gesprochen wie zu einer von meinem Volk. Deshalb haben meine Brüder dir einen Namen gegeben, der zeigt, dass du Aufnahme im Clan der Munawhin gefunden hast. Nicht länger bist du uns eine fremde Kriegerin, Thwaendeyin.“

„Ich kann das nicht mal aussprechen, ohne einen Knoten in der Zunge zu kriegen,“ murmelte Kat.

Laut sagte sie zu dem Ältesten: „Dann müsste Leif auch einen Elbennamen bekommen haben! Zu ihm hat Tamelund auch gesprochen.“

„Das ist so,“ lächelte Thweronund. „Mein junger Bruder, dein Freund, ist Whoanneran.“

Kat verbiss sich ein Grinsen, während sie mich ansah.

„Ich bleib bei „Leif“,“ raunte sie mir zu.

Dann sagte sie: „Wir werden in die toten Berge gehen und sehen, was wir machen können. Aber ob es uns gelingt, das können wir nicht versprechen.“

„Landorlin und Vendona mögen euch ihren Segen geben,“ antwortete der weißhaarige Älteste.

Er blieb noch eine Weile neben uns sitzen, während wir unser Kastanienmus aßen. Dann stand er schweigend auf und ging davon.

Als wir aufgegessen hatten, ging Kat nach Fedurin sehen.

Ich wandte mich an Lyana. „Diese Elbennamen - was haben die zu bedeuten?“

„Wie der Älteste sagte,“ meinte sie. „Seit Tamelunds Schiedsspruch heute früh werden wir nicht mehr als Fremde angesehen. Durch den Namen wird bei den Herren des Waldes die Zugehörigkeit ausgedrückt, deshalb haben sie euch Namen in ihrer Sprache gegeben. Dein Name bedeutet: „Der dem Tod ins Auge blickt“.“

Ich dachte einen Moment darüber nach.

„Und der Name, den sie Kat gegeben haben?“

Lyana blickte verlegen zur Feuerstelle. „Thwaendeyin bedeutet: „Gieriger Rabe“.“

Ich schwieg betroffen.

Nach einer Weile meinte ich: „Bitte sag Kat das nicht. Ich glaub' nicht, dass sie damit gut umgehen könnte.“

***

Die verbleibenden Tage vor dem Aufbruch verbrachten wir wie die vorherigen. Lyana und Aeolin gingen jeden Tag auf die Jagd. Abends am Siedlungsfeuer saßen sie beieinander und rauchten Lyanas Pfeife. Lyana spielte ihre Flöte und häufig stimmte eine der Frauen oder ein Krieger einen Gesang zu ihrem Flötenspiel an. Aber Lyanas Melodien klangen traurig und sehnsüchtig, nicht mehr voller Freude wie in den Tagen vor Tamelunds Entscheidung.

Kat, Sven und ich verbummelten die Tage im Dorf und auf gemeinsamen Spaziergängen entlang der verschneiten Flussauen. Kat machte keinen Hehl daraus, wie glücklich sie war. Sie gab darauf acht, weder Sven noch mir in irgend einer Weise einen Vorzug zu geben. Sie war verliebt und fröhlich und wäre nicht der nahe Aufbruch gewesen, über den zu sprechen wir vermieden, sie hätte sich vielleicht noch zu der Äußerung hinreißen lassen, dass die Götter es doch gut mit ihr meinten.

In den Nächten in unserer Schlafkammer erfand Kat immer neue Spiele, bei denen keiner von uns beiden leer ausging oder sich hätte benachteiligt fühlen müssen. Ich war überrascht, wie heftig, geradezu grob, Sven mit ihr war. Aber ganz offensichtlich mochte sie es. Am meisten genoss sie es, wenn wir sie gleichzeitig berührten. Ein oder zweimal wurde sie fast ohnmächtig vor Ekstase.

Wenn wir gemeinsam durch die Siedlung bummelten, schäkerte Kat mit Sven und mir. Sie und Sven alberten herum, stritten sich scherzhaft.

Den einen Vormittag während dem späten Frühstück am Siedlungsfeuer sagte sie mit gespieltem Vorwurf zu Sven: „Leif weiß, wie man zärtlich zu einem Mädchen ist, hörst du, Sven?“

Er zuckte mit den Schultern. „Wusste gar nicht, dass du darauf stehst. Ich dachte, du magst es, wenn's erst richtig heftig wird.“

„Mag ich auch!“ lachte sie. „Ich brauch' euch eben einfach beide!“

***

Am letzten Abend in der Elbensiedlung ging Lyana nicht mit Aeolin das gemeinsam erjagte Wild abhäuten. Allein ging sie zur Feuerstelle, setzte sich auf eine Bank und starrte in die Flammen. Kat, Sven und ich hatten dabeigestanden, als die Jäger den Frauen die Jagdbeute zeigten und von der Jagd erzählten. Ich verließ den Kreis der Jäger, ging hinüber zu Lyana und setzte mich neben sie.

Eine Weile saßen wir stumm nebeneinander.

Schließlich sagte sie tonlos: „Du brauchst gar nicht erst zu versuchen, mit mir zu diskutieren. Ich komme doch mit dir mit.“

„Lyana,“ fing ich trotzdem an. „Ich weiß, das wir beide Blutgeschwister sind, dass - dass du mich liebst. Aber schau...“

„Leif, lass es einfach, ja?“

„Nein, das meine ich nicht...“

„Ich weiß, was du sagen willst!“

„Aber lass mich doch wenigstens in Worten sagen, was ich meine, das ist immer noch anders, als so unfertige Gedanken!“

Sie seufzte.

Hartnäckig fuhr ich fort. „Hör zu, ich... ich liebe dich nämlich auch, verstehst du? Ich... ich ertrag das nicht, wenn du meinetwegen unglücklich wirst. Du gehörst hierher, zu Aeolin...“

Ich stockte. Unbemerkt von uns war Aeolin an die Bank getreten und hörte schweigend unsere Unterredung an.

Lyana seufzte noch einmal. „Ich glaube, du willst es nicht verstehen, Leif. Ich habe dir ein Versprechen gegeben!“

Sie sah mich mit Tränen in den Augen an. „Du hast immer gesagt - jedenfalls gedacht hast du es - dass ich eine Elbin bin. Du weißt doch, was das Wort einer Kriegerin bei den Elben bedeutet!“

„Ich...“ Ich musste schlucken, bevor ich weiterreden konnte. „Lyana, bei meiner Bruderliebe zu dir - ich entbinde dich von dem Wort, das du mir gegeben hast. Bleib hier. Bitte. Ich will, dass du glücklich bist!“

„Meine Schwester hat recht,“ mischte Aeolin sich in das Gespräch ein. „Eine Kriegerin steht zu ihrem Wort.“

Lyana antwortete nicht darauf. Ich sah, wie sie mit den Tränen kämpfte.

Aeolin wandte sich an Lyana. „Wir werden mit deinem Blutsbruder gehen, bis er den schwarzen Fluch überwunden hat.“

Mit offenem Mund starrte Lyana sie an. „Wir? - Du...“

Aeolin nickte. „Ich habe Tamelund um Erlaubnis gebeten, den Clan zu verlassen und mit dir zu gehen. Er hat sie mir gegeben.“

***

An diesem Abend wurden am Feuer viele Reden gehalten. Zwei oder drei Älteste kamen ans Feuer und hielten lange Ansprachen. Lyana übersetzte die Reden für uns. Es ging um unseren Aufbruch und die Mission, die Tamelund uns zugedacht hatte. Mehr als einmal wurden die Ereignisse erzählt, die sich zugetragen hatten, seit Tamelund unser Kommen vorausgesagt hatte. Lyanas Pumajagd nahm einen großen Raum in den Erzählungen ein. Häufig gipfelten sie in der Vergabe der elbischen Namen an Kat und mich. Viele der Krieger gaben uns ihren Segen für die bevorstehende Fahrt. Die Ältesten schlugen in ihren Reden den Bogen von der fernen Vergangenheit bis zur jetzigen Zeit und der Bedeutung der Ereignisse an der Küste für den Clan. Wieder und wieder zitierten sie Tamelunds Weissagung, gemäß der nur die Wiederentdeckung der Zwergensprüche in Kurmuk Dakar und der Einsatz der Gralsmagie den Untergang des gesamten Landes von der Küste bis weit in die Berge verhindern könne.

Spät in der Nacht verließen Kat, Sven und ich das heruntergebrannte Siedlungsfeuer, um in unser Schlafquartier zu gehen. Wir konnten lange nicht einschlafen. In der warmen Kohlenglut lagen wir ohne Decke beieinander. Der rotglühende Schein des Kohlenhaufens glänzte auf unserer nackten Haut. Wir redeten lange über die bevorstehende Fahrt und unser mysteriöses Ziel Kurmuk Dakar.

***

In der frühen Morgendämmerung standen wir auf.

„Schade,“ gähnte Kat, während sie sich anzog. „An das Leben in der Elbensiedlung hätt' ich mich gewöhnen können.“

Ich streifte meine von den Frauen der Siedlung gewaschene und geflickte Wolljacke über. „Wir haben ein Zelt, wir haben warme Decken und wir haben einen Packesel,“ meinte ich. „Und wir haben zwei Jägerinnen in der Gruppe, die uns mit Fleisch versorgen können. Solange wir Wild und Feuerholz finden, wird es eine ziemlich komfortable Reise durch die Gebirgstäler nach Greifenhorst. Und im Grenzfürstentum gibt es Wirtshäuser zum Einkehren. Geld haben wir jede Menge.“

Die toten Berge jenseits des abgelegenen Grenzfürstentums mochte ich nicht erwähnen.

Kat sah Sven und mich verliebt an. „Und ich hab meine zwei Jungs an meiner Seite!“

„Na, dann ist ja alles prima,“ sagte Sven. „Wenn ich jetzt noch Herodin wiederhabe, fühl' ich mich auch komplett.“

Als wir ans Siedlungsfeuer kamen, waren Lyana und Aeolin bereits beim Frühstück. Lyana sprang auf und lief uns entgegen.

Sie fiel mir um den Hals und umarmte mich. „Leif, ich bin so glücklich!“

Zusammen gingen wir an die Feuerstelle, wo Aeolin aufgestanden war und uns entgegen blickte.

„Willkommen in unserer Abenteurergruppe,“ lächelte ich ihr zu.

„Es wird mir eine Ehre sein, mit meinen Brüdern und Schwestern zu reisen,“ sagte sie in der steifen Art der Waldelben, die Hand am Messergriff.

„Hast du dir das auch gut überlegt?“ fragte Kat scherzhaft. „Wir geraten nur so alle paar Wochen in irgend 'ne dreckige Scheiße, weißt du? Die beiden Jungs hier sind Totschläger, haben nichts gelernt, als fromme Seeleute zu ersäufen. Aber meistens können sie sich zusammenreißen - außer, irgendwer will ihnen ans Leder. Dann packt sie schon mal der Blutrausch.“

Ein winziges Lächeln spielte um Aeolins Lippen. „Lyana, eure Schwester, hat mir viel von euch erzählt.“

Zu den Süßkartoffeln und Bratäpfeln gaben die Elbenfrauen uns heiße Fleischbrühe.

Beim Essen erklärte Lyana: „Aeolin kennt die Wege übers Gebirge nach Greifenhorst.“

Das Elbenmädchen nickte. „Die Pässe sind auch im Winter begehbar. Je nachdem, was für Wetter wir bekommen, werden wir sechs bis acht Tage unterwegs sein nach Greifenhorst.“

„In Greifenhorst werden wir Erkundigungen einziehen müssen über den hohen Schneeberg und die toten Berge,“ überlegte ich. „Alles, was wir wissen ist, dass sie nördlich vom Grenzfürstentum liegen.“

„Tote Berge und hoher Schneeberg sind Namen, die die Zwerge den Gebirgsgegenden gegeben haben,“ meinte Kat. „Ich bezweifle, dass die Greifenhorster diese Gegenden kennen.“

„Wir müssen eben nach einem hohen, verschneiten Berg nördlich von Greifenhorst Ausschau halten,“ schlug Sven vor.

„Klar,“ witzelte Kat. „Wir müssen nur den richtigen finden!“

Zwei Krieger brachten uns unsere Waffen und Rüstungen. Sie waren noch in dieselbe Lederdecke eingeschlagen, auf die wir sie bei unserer Ankunft vor neun Tagen abgelegt hatten. Die Waffen waren unversehrt.

Aeolin schüttelte den Kopf beim Betrachten der Schwerter, Helme und Schilde. „So schwerfällige Waffen und Rüstungen - wie ihr damit kämpfen könnt!“

Außer einer zusammengeschnürten Decke und einer Bastmatte hatte sie kein Gepäck dabei.

„Wir sind vielleicht Helden, aber wir sind normale sterbliche Menschen,“ sagte Sven, während er sein Kettenhemd überstreifte. „Wir können nicht bloß mit einem Messer bewaffnet gegen Höhlenbären, Pumas oder Horden von Wölfen angehen.“

Herodin blitzte hell auf, als Sven den Zweihänder aufnahm.

Kat holte Fedurin aus dem Stall. Der Esel schrie laut, während wir ihn mit Zelt und Ausrüstung bepackten. Ich war nicht sicher, ob er sich beschwerte, oder ob das Tier froh war, mit der Gruppe, der es sich zweifellos zugehörig fühlte, weiterziehen zu können. Die Elbenfrauen packten dem Esel einen Sack Esskastanien und Süßkartoffeln auf.

„Nehmt die Matten mit, die wir euch gegeben haben,“ sagten sie. „Es ist besser, wenn ihr auf eurer Winterreise Schlafmatten dabei habt.“

Ein gutes Dutzend Krieger sammelte sich, während wir uns marschbereit machten. Zwei oder drei murmelten einen knappen Gruß in der Elbensprache, die meisten standen schweigend und betrachteten unsere Waffen und unsere Ausrüstung. Zwei grauhaarige Krieger, beide trugen drei Federn am Stirnband, wechselten ein paar Worte mit Aeolin. Kat ging zu den im Hintergrund stehenden Frauen und bedankte sich für Aufnahme und Bewirtung in der Siedlung. Ich hörte die Elbinnen lachen.

Als wir aufbrachen, begleiteten uns viele der umstehenden Krieger. Eine Frau begann zu singen, während wir zwischen den Langhütten hindurch dem Wald zustrebten. Ihr Lied schien vor uns herzuwandern, unter den Urwaldriesen des Bergwalds hindurch bis hinauf zu den verschneiten, noch verschatteten Hochtälern zwischen den im frühen Morgenrot leuchtenden Gipfeln.

***

Unter alten Nadelbaumriesen zogen wir bergan, immer dem Flusslauf folgend, der aufgehenden Sonne hinter den Berggipfeln entgegen. Morgendunst stieg zwischen den Stämmen auf. Seit Wochen war kein Neuschnee gefallen und der feste Schnee knirschte unter unseren Stiefeln. Die Elben gingen lautlos, wie Lyana auch. Lyana und Aeolin liefen ein paar Manneslängen voraus. Sie gingen still nebeneinander.

Als der Frühnebel sich lichtete, um über den Baumwipfeln weiße Wolkenfetzen zu bilden, gelangten wir an steilere, mit schlanken Fichten bestandene Hänge. Zwischen Wurzeln und Gestein stiegen wir bergan. Der Fluss zu unserer Linken, der an stark abfallenden Stellen nicht vereist war, rauschte in Kaskaden von Wasserfällen talabwärts. Hinter einer hohen Bergflanke zog der Flusslauf sich nach Norden und wir gingen durch das steinige, von verschneiten Grasmatten bedeckte Flusstal aufwärts. Wir marschierten nicht schnell, trotzdem kam ich außer Atem. Noch jedes Mal, wenn wir aus der Ebene höher in die Berge hinauf stiegen, war es mir so gegangen. Nach ein paar Tagen hatte die Atemlosigkeit sich dann immer gelegt. Auch Sven und Kat atmeten heftig, weiße Atemwolken in der kalten Luft ausstoßend.

Als die Sonne über den Berggrat kam, verabschiedeten die Elben sich von uns. Sonnenlicht begann auf hunderten kleiner Eisflächen zu funkeln. Die Schneefelder gleißten im Licht.

„Mögen Landorlin und Vendona euren Pfad segnen,“ sagte einer der hochgewachsenen Krieger.

Es war derselbe, der uns am Abend unserer Gefangennahme ins Dorf vorausgegangen war. Aeolin und Lyana hoben die Hand zum Gruß. Die Krieger grüßten schweigend zurück. Fedurin nutzte den Moment, da Kat nicht auf ihn achtete, um rasch an ihrer Lederjacke zu knabbern. Die beiden Elbenmädchen drehten sich ohne ein weiteres Abschiedswort um und stiegen talaufwärts. Kat, Sven und ich folgten ihnen.

„Du kriegst was hinter die Ohren!“ zischte Kat Fedurin an.

Als ich mich nach den Kriegern umblickte, waren sie im schneeglänzenden Flusstal nicht mehr zu sehen.

***

Ein paar Marschstunden später mündete das Flusstal in ein weites Trogtal, dessen Mitte von einer verschneiten Eisfläche ausgefüllt wurde. Ein großer Raubvogel kreiste über den Talwänden. Wir rasteten zwischen von der Talwand heruntergebrochenen Steinbrocken, aßen Dörrfleisch aus dem Proviant, den Kat bei den Frauen des Dorfs organisiert hatte, und rauchten unsere Pfeifen. Aeolin und Lyana teilten sich Lyanas Pfeife. Fedurin bekam ein paar Handvoll Kastanien.

„In Greifenhorst müssen wir uns neuen Tabak besorgen,“ meinte Kat. „Unser Vorrat ist ziemlich zusammengeschrumpft.“

Aeolin wies auf ein Hochplateau zwischen schneebedeckten Bergspitzen. „Dort oben liegt der heilige See meines Clans.“

Ich schaute zu der grauweißen Bergwüste hinauf. Die bizarre Landschaft aus Fels und Eis unterschied sich in nichts von der umliegenden Bergwelt. Nach der Erzählung Thweronunds hatte ich irgendwelche Anzeichen einer mystischen Erhabenheit erwartet, was genau, wusste ich nicht - eine verklärte Ausstrahlung vielleicht, die darauf hinwies, dass dort oben die sterbliche Welt von der Ewigkeit berührt würde. Auch meine Gefährten blickten forschend zu dem grauen Hochplateau hinauf.

„Ich bin dort gewesen,“ sagte Aeolin nüchtern.

Alle sahen wir sie fassungslos an.

„Wie,“ rief Kat aus. „Du warst da oben? Ich dachte, es ist allen verboten, das heilige Gebiet zu betreten, außer den Alten, die in eure ewigen Jagdgründe eingehen wollen?“

„Ist es auch,“ erklärte Aeolin ohne eine Regung. „Mein Clan würde mich umbringen, falls sie jemals davon erfahren.“

Ich begriff es immer noch nicht. „Thweronund hat erzählt, jeder Sterbliche und jeder Elb, der nicht in die Heimat gehen will, bezahlt das Betreten des heiligen Tals mit den Tod.“

„Das erzählen sie,“ antwortete Aeolin. „Schon die kleinen Kinder erschrecken sie mit diesen Geschichten. Als ich meine Federn errungen hatte, wollte ich herausfinden, was an den Sagen vom heiligen See wahr ist, und was nicht. Also bin ich hinaufgegangen.“

Alle vier schwiegen wir betroffen. Ich musste daran denken, dass einer der Krieger über Aeolin gesagt hatte, sie höre es wohl, wenn andere über Furcht sprächen, aber das Wort sei nur leerer Schall in ihren Ohren.

Mit belegter Stimme fragte Lyana: „Hast du den Nachen gesehen im Nebel auf dem See?“

„Dort liegt ein Bergsee,“ sagte Aeolin mit ungerührter Stimme. „Aber über dem See stand kein Nebel, als ich dort war. Überall im flachen Wasser und auf dem steinigen Ufer lagen Knochen und schwarzgefaulte Lederreste. Viele Gebeine waren alt, ausgeblichen und blankgerieben zwischen den Kieseln. Ein paar Skelette lagen noch in den Resten ihrer Lederkleidung im flachen Uferwasser. Weiter oben am Strand hockte ein vertrockneter Leichnam, das weiße Haar um seinen Schädel wehte im Wind, ganz genau so, wie er sich hingehockt haben musste, als er kam, um auf den Nachen zu warten.“

Niemand antwortete etwas auf Aeolins Erzählung.

„Unser Pfad führt dort drüben den nördlichen Hang hinauf,“ erklärte Aeolin schließlich. „Zwischen den Gipfeln dahinter zieht sich ein weites Tal nach Nordosten. Diesem Tal müssen wir folgen.“

„Über den Hang in das Hochgebirgstal schaffen wir es heute noch,“ meinte Lyana.

Ihre Stimme klang spröde.

***

Für den Aufstieg über den verschneiten Hang holten Kat, Sven und ich die mit Eisenspitzen versehenen Wanderstöcke aus dem Gepäck, die wir auf Anraten des Turmverwalters aus Dwarfencast mitgenommen hatten. Lyana verwendete ihren Stock nicht. Die Elbenmädchen liefen leichtfüßig den Schneehang entlang, als bestünde überhaupt keine Gefahr, auf lockerem Geröll unter dem Schnee abzugleiten oder auf dem vereisten Schnee auszurutschen. Vielleicht täuschte ich mich, aber es kam mir vor, als wären die Abdrücke von Lyanas Stiefeln und Aeolins Mokassins im Schnee flacher, als die von Kat, Sven und mir. Auch Fedurin ging sicher am Hang, obwohl er alle paar Manneslängen stehenblieb und sich den Hang mit ausgiebiger Gewissenhaftigkeit betrachtete, bevor er bereit war, weiterzugehen. Kat mochte ziehen und zerren wie sie wollte, der Esel bestand auf seiner vorsichtigen, langsamen Gangart.

Im Zickzack stiegen wir hangaufwärts. Am späten Nachmittag erreichten wir die Hanghöhe und stiegen über ein sanft abfallendes Schneefeld hinunter in ein von gedrungenen Nadelgehölzen bestandenes Tal zwischen hoch aufragenden Bergriesen. Aeolin und Lyana gingen auf die Jagd. Kat, Sven und ich bauten das Zelt auf und suchten Feuerholz zusammen. Kat legte Fedurin eine Decke über und tränkte ihn am vereisten Bach in der Talmitte. Sie gab dem Esel Kastanien und Hafer, der noch aus Dwarfencast stammte.

In der Dämmerung kamen die Elbenmädchen mit zwei Hasen als Beute zurück und wir entfachten das Lagerfeuer. Sven hieb weiteres Feuerholz für die Nacht. Als die Hasen über dem Feuer gegrillt waren, holte Kat eine der beiden Weinflaschen aus dem Gepäck.

„Bei den Elben sind wir nicht recht dazu gekommen, aber ich finde, wir haben Grund zum Feiern.“

Als wir sie alle anblickten, meinte sie lachend: „Schließlich habt ihr zwei euch gefunden, nicht wahr, Lyana und Aeolin. Und ich hab meine beiden Jungs auch endlich rumgekriegt!“

Bei Wildbret und im Feuer gerösteten Süßkartoffeln war die Flasche Wein schneller geleert als wir gedacht hatten und wir holten die zweite Flasche auch noch aus dem Gepäck. Nach dem zweiten Becher Wein rückte Aeolin nah an Lyana heran und küsste sie ohne Zurückhaltung. Später holte Lyana ihre Flöte hervor. Sie spielte ihre sanften Melodien hinaus in die Nacht, die sich rings um unser Lagerfeuer breitete.

Spät in der Nacht begann Kat leise für sich ein Lied zu summen. Als sie merkte, dass wir ihr lauschten, richtete sie sich auf. Behutsam stimmte sie ihr Lied an und nach der ersten Strophe nahm Lyana die Melodie mit der Flöte auf. Klar und doch zerbrechlich, voller tief empfundener Freude und zugleich voller Schmerz über die Vergänglichkeit allen Lebens klang Katrinas Lied in die Winternacht.

Wenn Liebe ein Sturm ist,

gib mir Flügel, Liebster;

aufschwingen möchte ich mich

über Länder und Meer,

der bitteren Erde entrinnen

im wilden Spiel des Winds.

Ist Liebe ein Meer,

sei mir ein Boot, Liebster,

das mich trägt durch Wellen und Sturm,

warmen Stränden entgegen;

lass mich nicht erfrieren

auf kahlem Fels.

Lass die Liebe nicht zum Dickicht werden,

uns zu verheddern, zu verfangen,

nicht zur Mauer in unserem Weg;

mach sie zum Faden, Liebster,

der uns herausführt

aus dem Labyrinth.

Als Sturmmöwen wollen wir fliegen, Liebster,

über karges Land unseren Träumen nach;

vielleicht, dass die Liebe uns

eine Strecke weit gemeinsam trägt -

eine Zeit lang –

ein Leben lang –

vielleicht - “

Wir saßen beieinander, bis die Glut erlosch und Nachtkälte durch unsere Kleidung kroch.

Aeolin und Lyana breiteten ihre Matten im Schnee aus und rollten sich unter dem hellen Sternenhimmel in ihre Decken. Kat, Sven und ich krochen im Zelt unter den Wolldecken zueinander.

„Abenteuerfahrten sind schön mit euch, Jungs,“ flüsterte Kat, bevor wir alle drei eng umschlungen in den Schlaf fielen.

***

Lyana und Aeolin empfingen uns am Morgen mit dampfendem Kaffee und am Feuer gerösteten Kastanien, als wir aus dem Zelt krochen. Wir trödelten beim Frühstück, hörten Aeolin zu, die unglaubliche Geschichten über Jagden auf Bären und Pumas zum Besten gab und ließen uns Zeit mit dem Abbauen des Lagerplatzes. Als wir aufbrachen, stand die Sonne längst über den Gipfeln und das weiße Tal glänzte im blendend hellen Licht.

Aeolin war den Weg durch die Hochgebirgstäler nach Greifenhorst im vergangenen Jahr schon einmal gegangen. Sie hatte das von den Menschen der Ebene bewohnte Land mit eigenen Augen sehen wollen, war aber nicht hinabgestiegen ins Grenzfürstentum. Ohne ihren Orientierungssinn hätten wir uns womöglich wieder verlaufen in den unzähligen Seitentälern der Bergwelt, aber Aeolin fand ihren Weg über Pässe, schneebedeckte Hochebenen und durch bewaldete, tief verschneite Täler ohne ein einziges Mal zu zögern. Die beiden Elbenkriegerinnen fanden reichlich Jagdwild und oft saßen wir bis spät in die Nacht am Lagerfeuer unter einem großartigen Sternenhimmel und lauschten Lyanas Flötenklängen und ab und zu einem Lied von Kat.

Wann immer sich die Gelegenheit bot, übte ich mich in der Elementarmagie der Blitze.

„Geh weg mit deinem Hokuspokus, du fackelst uns noch das Lager ab!“ schimpfte Kat, wenn es wieder einmal unverhofft in der Nähe krachte.

Das Wetter blieb günstig. Am vierten Tag unserer Wanderung begann es zu schneien, aber es wurde kaum kälter und die trudelnden Schneeflocken konnten unsere Laune nicht dämpfen. Kat lief lachend durch den frischen Schnee und sie und Sven bewarfen sich übermütig mit Schneebällen.

„Deine Schwester und dein Bruder sind wie junge Rehkitze,“ meinte Aeolin mit einem angedeutetem Lächeln zu mir.

Auch ich musste lächeln - über die nüchtern zurückhaltende Art des Elbenmädchens, von der ich bereits wusste, dass sich hinter ihrer äußeren Gelassenheit die Wildheit und Unberechenbarkeit eines Pumas verbarg, wie über die Ausgelassenheit von Kat und Sven. Ich nahm eine Handvoll Schnee und warf Kat einen Schneeball nach.

Unsere Fahrt über das Gebirge verlief ohne Zwischenfälle. Keine feindlichen Zwergenhorden fielen über uns her, keine Stürme hinderten unser Vorankommen. Auch von den wütenden Höhlenwesen, die uns auf der Wanderung durch das Norkarer Gebirge angefallen hatten, sahen wir keine Spur. Gegen Mittag des siebenten Marschtages stiegen wir von verschneiten Bergrücken eine breite, abwärts führende Rinne hinab, die ein Bach in den Felsen ausgehöhlt hatte. Hinter den Fichten, die sich mit ihren langen Wurzeln am Ufer des vereisten Bachs an den Fels klammerten, ragten keine Gipfel mehr auf. Wir hatten das Gebirge durchquert und stiegen in die Greifenhorster Talebene hinab.

Langgezogener, grollender Donner hallte uns vom Talausgang her zwischen den Felswänden entgegen. Alle fünf blieben wir stehen und lauschten.

„Ein Gewitter unten im Tal?“ wunderte sich Sven. „Bei klarem Himmel?“

Kat schüttelte den Kopf. „Geschützdonner.“

Wir starrten sie an. Keiner von uns hatte jemals das Krachen von Feldschlangen oder das Rumpeln von Basilisken gehört.

„Der Krieg dauert noch immer an!“ murmelte Kat entsetzt. „Seit über einem Jahr nun schon!“

Gorloin

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