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„Glaubt mir, es gibt eine Menge Leute in den Vereinigten Staaten, die so denken wie wir!‟ Ronald A. Lighthouse beugte sich über den Tisch. Nacheinander sah er seine Gesinnungsgenossen an. „Menschen, die ein sauberes Amerika wollen. Menschen, die genug haben von Bettlern, verhüllten Frauen, Jugendgangs, Kaftanen und Saris, Schwarzen und Homosexuellen, und was man nicht alles anschauen muss, wenn man durch die Straßen unserer Großstädte geht.‟

Sie waren zu sechst. Alles Männer. Nur einer von ihnen war jünger als Lighthouse selbst. Ein Trucker aus Staten Island. Die anderen waren alle über dreißig. Einer sogar fast fünfzig. Und trotzdem akzeptierten sie den Studenten als ihren Führer.

„Menschen, die von einem starken Amerika träumen. Einem Amerika, das seine hehren Ideen und seine starke Moral in der ganzen Welt verbreitet ...‟

Wie schon so oft seit dem Sommer, hatten sie sich in Jersey City getroffen. Im Industriegebiet am Hafen, im Büro einer kleinen Speditionsfirma.

Das Unternehmen gehörte dem ältesten unter den Männern. Er hieß Humphrey Perlman. Wie die anderen auch war er Gründungsmitglied des „Weißen Widerstandes zur Befreiung von Gottes eigenem Land‟.

„Wir müssen Kontakt zu den Kampfgenossen aufnehmen. Das Internet bietet ungeahnte Möglichkeiten. Ihr glaubt gar nicht, wie viele von uns sich dort zu Wort melden.‟

Bierdose an Bierdose reihte sich auf dem Schreibtisch. Drei Aschenbecher quollen über. Ein Schleier aus Rauchschwaden hing unter den Neonröhren.

Gestern, am späten Abend hatten sie sich getroffen. Zu zweit zunächst, dann zu dritt und zu viert. Die letzten beiden waren erst vor einer Stunde zu der Versammlung gestoßen. Ganz vollzählig waren sie nicht. Drei Männer aus Brooklyn und der Bronx – ebenfalls Gründungsmitglieder – hatten zu tun in dieser Nacht. Es war kurz vor fünf Uhr morgens.

Die Gruppe war noch jung. Aufbruchsstimmung herrschte. Nach den Erfolgen der letzten Zeit sowieso. Die ganze Nacht hatten sie diskutiert, wie sie weitermachen wollten.

„Wir werden eine Homepage einrichten. Natürlich unter einem anderen Namen. Den Weißen Widerstand zur Befreiung von Gottes eigenem Land kennt ja inzwischen ganz Amerika.‟ Ronald A. Lighthouse deutete ein Lächeln an. „Und jede Polizeidienststelle und jedes FBI-Büro. Wir haben gute Kontakte nach Indianapolis, nach Texas und nach Florida ...‟

Motorengeräusch näherte sich. Perlman stand auf und ging zur Tür, wo der Lichtschalter war. Er legte ihn um. Es wurde dunkel. Stumm blickten sie durch die Fensterfront in den Speditionshof hinaus.

Das Motorengeräusch wurde lauter. Jetzt sah man einen Lichtkegel vor dem Rolltor des Geländes. „Klingt nach einem Motorroller‟, sagte der junge Trucker.

„Der Zeitungsbote‟, bestätigte Humphrey Perlman.

In der Tat hielt ein Motorroller vor dem Tor. Die behelmte Gestalt auf ihm griff in eine große Satteltasche und klemmte eine Zeitung zwischen die Gitterstäbe des Tors. Perlman ging nach draußen, um sie zu holen. Der Motorroller fuhr weiter.

Lighthouse schaltete das Licht wieder ein. Kurze Zeit später kehrte Perlman ins Büro zurück. Er legte die Samstagsausgabe der New York Post auf den Schreibtisch. „Ich mach mal’n Kaffee.‟

Ronald A. Lighthouse entfaltete die Zeitung. „Präsident Bush warnt Extremisten‟, las er laut. „Antiterroreinheit jagt Weißen Widerstand zur Befreiung von Gottes eigenem Land. – Wir sind auf der ersten Seite!‟ Er schlug mit dem Handrücken auf die Zeitung. „Was wollen wir mehr!?‟

Nach dem in seinen Ohren verheißungsvoll klingenden Untertitel las er nun auch den Artikel darunter vor.

Die Bombenanschläge wurden darin noch einmal rekapituliert, die Vernehmung eines schwerverletzten Opfers für das Wochenende angekündigt, die Arbeit der Sondereinheit skizziert.

„Die Informationen über die Ermittlungen sind spärlich, merkt ihr das?‟

„Na klar, die Bullen wollen sich doch nicht in die Karten schauen lassen‟, feixte Fred Ashley, der junge Trucker.

„Nach Einschätzung des FBI sprechen der lange Name der Gruppe und die nostalgische Bezeichnung Amerikas als Gottes eigenem Land für ein besonders hohes Maß an politischer Verwirrung ...‟ Wieder schlug Lighthouse nach der Zeitung. „Idioten! Ahnungslose Idioten!‟

Er las weiter. „Auf die Frage nach der Gefährlichkeit der Extremisten erklärte ein Pressesprecher des FBI in Washington: Wir halten diese Leute für sehr gefährlich.‟

Die Männer am Schreibtisch schmunzelten.

„Der Präsident richtete indessen eine deutliche Warnung an die Fanatiker. In einer Rede vor dem Kongress sagte er gestern: Wir werden solche verbrecherischen Elemente gnadenlos verfolgen und bestrafen.‟

Lighthouse ließ die Zeitung sinken. „Wir sind auf der Titelseite.‟ Er blickte in die Runde. Seine Augen leuchteten. „Der Präsident der Vereinigten Staaten hat uns zur Kenntnis genommen. Was wollt ihr mehr?‟

„Viel mehr‟, sagte Fred Ashley, der Trucker.

Ein anderer, ein bulliger Bursche mit blondem Stoppelhaar, beugte sich über den Tisch und raffte einige der vollgekritzelten Blätter zusammen. Er hieß Eddy Ford und besaß einen Schuhladen im East Village. „All das, was wir heute Nacht ausgebrütet haben, will ich.‟ Er hob die Notizblätter hoch. „Und zwar so schnell wie möglich!‟

Sammelband 3 Thriller: Neue Morde und alte Leichen

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