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d) Hermeneutische Theologie oder theologische Hermeneutik?

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W. Nethöfels Kritik der hermeneutischen Theologie und G. Ebelings Replik

In bewußtem Kontrast zum älteren Programm einer hermeneutischen Theologie hat Wolfgang Nethöfel einen „Theologische Hermeneutik“ genannten Entwurf veröffentlicht (91), bei dem man sich allerdings fragt, weshalb überhaupt noch der Begriff der Hermeneutik beibehalten wird und was er genau bedeuten soll. Nethöfel fordert jedenfalls die „Dekonstruktion Hermeneutischer Theologie“ (91: 244 – 261), der er vorwirft, dem inzwischen angeblich obsoleten Geschichtsbild der Moderne verhaftet zu sein. Die Postmoderne als neuer Verstehenshorizont erzwinge den Übergang vom Paradigma hermeneutischer Theologie zur Theologischen Hermeneutik. Dieser Übergang besage, daß man zu den Texten als Gegenstand der Interpretation zurückkehren müsse, die nun freilich dekonstruktivistisch und radikal pluralistisch zu interpretieren und anzueignen seien.

Gerhard Ebeling ist auf Nethöfels Kritik eher beiläufig eingegangen (171: 210f.). In einem Aufsatz über „Hermeneutik zwischen der Macht des Gotteswortes und seiner Entmachtung in der Moderne“ hat er sein Sachanliegen nochmals konzentriert beschrieben. Theologische Hermeneutik ist nach Ebeling „Hermeneutik des Wortes Gottes“. Wie ihr Gegenstand sei auch die theologische Hermeneutik geschichtstranszendent: „Denn nicht in einem bestimmten Zeitalter wollte ich der Hermeneutik ihren Ort anweisen – ob nun in der Moderne oder in der Vor- bzw. Postmoderne! – , vielmehr in der Strittigkeit des Wortes Gottes selbst“ (171: 211).

Die Postmoderne-Diskussion sollte allerdings weder philosophisch noch theologisch überschätzt werden. Wenn der Begriff der Postmoderne überhaupt eine sinnvolle Bezeichnung ist, dann noch am ehesten für eine im 20. Jahrhundert erreichte neue Stufe der Selbstreflexivität der Moderne, deren Wurzeln freilich bis in die Romantik zurückreichen. Die so verstandene Postmoderne repräsentiert also einen Traditionsstrang der Moderne selbst, keine Alternative zu ihr. Insofern läßt sich schwerlich behaupten, das Grundanliegen einer hermeneutischen Theologie habe sich mit der Postmoderne-Debatte erledigt.

Allerdings wird der Begriff der Hermeneutik auf problematische Weise überfrachtet, wenn er unvermittelt auf die geschichtstranszendente Größe des Wortes Gottes bezogen wird. Aus diesem Einwand folgt m.E. jedoch nicht, daß darum der Begriff einer hermeneutischen Theologie überhaupt aufzugeben ist. Er muß aber vor dem Hintergrund der jüngeren Debatte über die Grundlagen, den Geltungsanspruch und die Reichweite von Hermeneutik neu bestimmt werden.

Einführung in die theologische Hermeneutik

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