Читать книгу Gornerschlucht - Urs W. Käser - Страница 10

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Samstag, 18. Juli 2015

»Guten Morgen, Paul. Störe ich noch beim Frühstück?«

Gregor Guntern hatte sich für den Samstagsdienst eingeteilt, während Paul Pfammatter frei hatte, aber auf Pikett bleiben und im Notfall verfügbar sein musste. Giovanni, der jüngste, war vorläufig noch vom Wochenenddienst befreit.

»Tag Gregor. Nein, ich bin gerade am Zeitunglesen. Offenbar gibt’s Neuigkeiten, wenn du dich telefonisch bei mir meldest.«

»Allerdings, und was für welche! Rechtsmediziner Tobias Imesch aus Sitten hat mir soeben seinen Bericht per E-Mail durchgegeben. Sieht ganz nach Mord und Totschlag aus. Der vermisste Daniel Vontobel, wohnhaft in Bern, starb infolge eines gezielten Schlages mit einem harten Gegenstand auf den Hinterkopf, möglicherweise einem Hammer. Erst nach Eintritt des Todes folgte der Sturz in das Felsloch, der zum Genickbruch führte. Folglich muss der Mann umgebracht worden sein.«

»Ach je, das kommt allerdings überraschend. Ein Totschlag auf dem Wanderweg, ist wirklich ungewöhnlich.«

»Du hast doch mit der Ehefrau gesprochen, Paul. Hast du dabei irgendetwas über das Umfeld des Verstorbenen erfahren?«

»Noch nicht. Sie erzählte nur, dass sie im Hotel Steinbock Urlaub machen und am Dienstag zu einer zweitägigen Tour auf den Gornergrat aufgebrochen waren. Da sich die Frau am Mittwochmorgen unwohl fühlte, fuhr sie nach dem Frühstück mit der Bahn direkt nach Zermatt hinunter, während der Mann sich zu Fuss auf den Weg ins Tal machte. Der Mann kam aber nicht in Zermatt an. Natürlich müssen wir alle diese Angaben noch überprüfen.«

»Danke, Paul. Ich wäre dir dankbar, wenn du heute nochmals mit der Frau sprechen und ihre Aussagen verifizieren könntest. Hättest zu Zeit?«

»Ja, das geht in Ordnung.«

»Und, ganz wichtig, Paul, vorläufig kein Wort über den Obduktionsbericht! Wenn sie danach fragt, behaupte einfach, er sei noch nicht fertig. Sie muss bis auf weiteres an einen Unfall glauben. Ich selber werde versuchen, in Bern Näheres über Vontobels Umfeld zu erfahren. Aber was eigentlich ebenso dringend wäre…«

Paul fiel ihm ins Wort. »… am Tatort nach Spuren zu suchen!«

»Du sagst es. Nur frage ich mich jetzt, ob wir das nicht gleich der Kriminalpolizei überlassen sollten. Bei vermutetem Tötungsdelikt müssen wir diese sowieso einschalten. Die Tat dürfte ja vor drei Tagen passiert sein, da können wir auch noch warten, bis die Spezialisten da sind.«

»Ja, das sehe ich auch so, Gregor. Ich komme dann am Nachmittag auf den Posten und berichte dir von meinen Ermittlungen.«

»Vielen Dank, Paul, und bis dann!«

Gregor Guntern wählte die Nummer der Kriminalpolizei in Brig. Ob wohl Elena Eyer zufällig gerade Dienst hatte? Schon nach dem zweiten Klingeln nahm sie selbst ab.

»Ach, Gregor, was für eine Überraschung, wie geht’s? Schön, von dir zu hören! Hier unten herrscht wieder mal eine Affenhitze, bei euch in Zermatt oben ist es bestimmt angenehmer.«

Gregor schmunzelte in sich hinein. »Heisst das, du würdest eigentlich ganz gerne heraufkommen?«

Elena lachte kurz auf. »Warum nicht, wenn es noch einen zweiten guten Grund dafür gäbe… Ich meine natürlich, ausser den, dich wieder mal zu sehen…«

»Ja, Elena, es gibt diesen Grund. Ein vollkommen unklares Tötungsdelikt an einem Touristen aus Bern, passiert auf einem Wanderweg oberhalb der Gornerschlucht. Die Leiche wurde gestern gefunden, und heute hat mir Tobias Imesch mitgeteilt, der Mann sei erschlagen worden.«

»Oh, was es nicht alles gibt! Ich überlege gerade meine Pendenzen… Ja, ich könnte da etwas weniger Dringendes verschieben. Ich habe sowieso Wochenenddienst, da würde ich morgen vorbeikommen.«

»Das wäre perfekt. Dann weise ich die Frau des Verstorbenen an, mindestens bis morgen Abend hierzubleiben. Die Formalitäten um den Todesfall können ja sowieso erst am Montag in Bern erledigt werden. Und was wir auch noch brauchen, Elena, ist die Spurensicherung. Die Polizei war bis jetzt noch nicht am Tatort.«

»Gut, dann biete ich noch zwei Kollegen auf. Bis morgen also!«

Punkt sechzehn Uhr traf Paul Pfammatter auf dem Polizeiposten ein. »Na, Paul, Neuigkeiten?«, begrüsste ihn Gregor Guntern.

»Eigentlich nicht. Die Hotelangestellten bestätigen alle Aussagen von Frau Vontobel. Sie und ihr Mann trafen am Dienstagnachmittag im Hotel Gornergrat ein. Am Mittwochmorgen verabschiedete sich die Frau um halb zehn von ihrem Mann, ging zur Bahn und traf gegen halb elf in ihrem Hotel in Zermatt ein. Den Rest des Tages blieb Frau Vontobel nachweislich im Hotel. Im Verlaufe des Nachmittags machte sie sich zunehmend Sorgen, weil ihr Mann nicht zurückgekehrt war. Zuerst sprach sie mit der Hotelassistentin darüber, und gegen neunzehn Uhr informierte sie Direktor Biner.«

»Gut«, sagte Gregor, »das ist alles völlig plausibel. Und was erzählt sie über ihren Mann?«

»Nun, Daniel Vontobel war Anwalt und hatte eine eigene Kanzlei in Bern. Er beschäftigte lediglich eine Sekretärin, die sich aber zurzeit im Ausland aufhält, weil die Kanzlei während Vontobels Urlaub geschlossen ist. Zu den geschäftlichen Kontakten und Aktivitäten ihres Mannes konnte – oder wollte? – Frau Vontobel keine Angaben machen.«

Guntern nickte. »Über den Kontakt mit der Berner Polizei bin ich ebenfalls auf diese Kanzlei gestossen, konnte aber noch nichts Näheres erfahren. Haben die Vontobels Kinder?«

«Ja, eine achtzehnjährige Tochter und einen fünfzehnjährigen Sohn. Beide sind gestern nach Zermatt gekommen und logieren bei ihrer Mutter im Hotel Steinbock. Ich habe sie kurz gesprochen.«

»Und was ist dein Eindruck?«

»Ehrlich gesagt, scheint es mir, als seien die beiden über den Tod ihres Vaters wesentlich trauriger, als es die Ehefrau ist.«

»So? Interessant. Übrigens habe ich die Kriminalpolizei und die Spurensicherung aufgeboten, sie werden morgen früh hier sein. Da ist aber noch ein… ehm, etwas heikler Punkt. Elena Eyer wird den Fall persönlich übernehmen.«

»Oh…« Paul zuckte kurz zusammen.

»Ich frage mich jetzt einfach… wie es für dich wäre, Paul, wieder mit Elena zusammenzuarbeiten. Ich meine, nach eurer Geschichte… und jetzt, wo du gerade geheiratet hast…«

Paul blickte nachdenklich zum Fenster hinaus und sagte längere Zeit nichts. Schliesslich wandte er sich wieder seinem Vorgesetzten zu.

»Siehst du, es sind jetzt drei Jahre vergangen seit diesem Doppelmord in der Familie Hoffmann, hier im Zermatter Hotel Castor, bei dem ich intensiv mit Elena zusammengearbeitet habe. Ich habe mich damals schrecklich verliebt in sie, und am Ende der Ermittlungen hat auch sie mir ihre Zuneigung gestanden. Wir hatten daraufhin eine wunderschöne Zeit zusammen. Natürlich eine Wochenendbeziehung, weil weder sie von Brig noch ich von Zermatt fort wollte. Aber nach knapp zwei Jahren war uns beiden klar geworden, dass die Beziehung keine wirkliche Zukunft hatte. Wir haben uns dann in aller Freundschaft getrennt, und seitdem habe ich Elena nicht mehr gesehen. Ein halbes Jahr später habe ich mich dann in Monika verliebt… Nein, ich denke, ich werde wieder gut mit Elena zusammenarbeiten können. Natürlich nur, wenn sie selber dies auch möchte.«

Gregor atmete erleichtert auf. »Danke für deine Offenheit, Paul. Ach, und noch was. Wir müssen alles versuchen, um eventuelle Zeugen zu finden, Leute, die das Opfer am fraglichen Tag gesehen haben oder sonstige Angaben machen können. Am Montag erscheint die nächste Ausgabe Zermatt News. Damit erreichen wir sowohl die Einheimischen wie die Feriengäste. Aber natürlich kein Wort von Mord, bis auf weiteres bleibt es für die Öffentlichkeit ein Unglücksfall!«

»Ja, das finde ich eine gute Idee«, bestätigte Paul, »ich gehe gleich zu Franz Imboden und bespreche mit ihm eine entsprechende Anzeige.«

»Prima, ich danke dir, Paul. Elena und ihre Leute kommen morgen um halb zehn hierher. Und ich werde morgen meinen verdienten freien Tag einziehen.«

»Wo nur Patrick bleibt? Er hat doch heute Küchendienst. Ich habe Hunger!«

Maja ging zum Küchenfenster und blickte hinaus. »Nichts zu sehen. Aber immerhin, wenn er dann endlich da ist, müssen wir nicht mehr lange warten. Patrick kocht ja seine Menus immer im Rekordtempo.«

Lea kam auch hinzu. »Das ist auch keine Kunst, so schnell zu kochen, wenn das Repertoire nur die allereinfachsten Gerichte umfasst: Spaghetti mit Fertigsauce, Pellkartoffeln mit Käse, Fischstäbchen mit Reis und Erbsen aus der Dose.«

»Du hast die Büchsenravioli vergessen«, spöttelte Maja. »Und vor allem den Salat, den er schon gewaschen und geschnitten einkauft und dann mit der Fertigsauce anmacht. Und das Eis zum Nachtisch, das er nur aus dem Tiefkühlfach holen kann.«

Die jungen Frauen lachten schallend. »Es ist eben nicht jeder gleich begabt«, fuhr Maja fort, »und eigentlich können wir froh sein, dass er überhaupt mithilft und sogar ab und zu den Staubsauger schwingt. Das ist auch heute noch nicht bei allen Männern eine Selbstverständlichkeit.«

Lea blickte ihre Kollegin etwas zerknirscht an. »So, hast du schon so viel Erfahrung im Zusammenleben mit Männern?«

»Sei doch nicht gleich eingeschnappt«, konterte Maja, »das eine Jahr mit Pedro, als wir zusammenwohnten, hat mir vorerst gereicht. Ich plädiere seither für getrennte Wohnungen.«

»Und wenn du mal verheiratet bist?«

»Oh, darüber mache ich mir jetzt noch keine Gedanken. Ich weiss doch nicht, ob es je soweit kommt. Und bei dir, Lea?«

»Bei mir? Oh, ich habe keine Ahnung. Falls mich überhaupt je einer will…«

Maja lachte auf und strich dann Lea sanft über die Haare. »Nun sei doch nicht so pessimistisch. Darf ich dir mal was ganz im Vertrauen sagen? Weisst du, manchmal habe ich den Verdacht, du seist eifersüchtig, wenn ich ab und zu mit Patrick herumalbere.«

Lea hatte sich abgewandt und schaute zum Fenster hinaus.

»Aber da steckt nichts dahinter«, fuhr Maja fort, »das garantiere ich dir, Lea. Patrick ist einfach ein patenter Kerl zum Plaudern, aber als Mann ist er überhaupt nicht mein Typ. Ganz ehrlich!«

Maja fasste Lea bei den Schultern, drehte sie herum und sah ihr direkt in die Augen. Zwei grosse Tränen quollen Lea aus den Augenwinkeln und liefen dem Nasenflügel entlang hinunter. »Ach, Maja«, flüsterte sie und umarmte ihre Kollegin mit einer ungeahnten Heftigkeit.

Vom Gang her hörte man die Türe ins Schloss fallen, und fünf Sekunden später stellte Patrick eine grosse Einkaufstüte auf den Küchentisch.

»Guten Abend, meine Damen. Sorry, ich bin etwas spät dran. Dafür koche ich jetzt wie der Blitz.«

»Das dachten wir uns schon«, erwiderte Maja und gab sich Mühe, nicht allzu kokett zu lächeln.

»Jetzt aber raus aus der Küche«, kommandierte Patrick, »in zwanzig Minuten können wir essen.«

»Das übertrifft wahrscheinlich noch den Rekord von letzter Woche…«, murmelte Maja im Hinausgehen. Dann drückte sie Lea die Hand. »Alles klar, meine Liebe?« Lea nickte stumm.

Vor ihrer Zimmertüre drehte sich Maja nochmal um. »Ehm, Du, Lea, ich habe Probleme, die heute gesammelten Carex-Arten zu bestimmen. Was meinst du, ehm, könntest du mir nicht vielleicht helfen? Ich wäre dir so dankbar.« »Oh, aber bei den Carex bin ich auch keine grosse Heldin.« »Zusammen schaffen wir es, also komm!«

Maja breitete die heute gesammelten Gräser auf ihrem Schreibtisch aus und legte die Bestimmungsbücher bereit. Dann schaltete sie die Binokularlupe ein, ein sehr nützliches Instrument, um kleine Details an Pflanzen zu studieren. Es sieht aus wie ein Mikroskop, vergrössert aber weniger stark, deshalb ist die Tiefenschärfe gross und man kann eine Pflanze direkt, ohne weitere Präparation, studieren. Man blickt mit beiden Augen in die Okulare hinein und hat die Hände frei, um mit zwei Pinzetten die Pflanze zu zerpflücken.

»Welchen Bestimmungsschlüssel nimmst du lieber für Carex, Binz oder Hess/Landolt?«, fragte Maja.

Lea überlegte kurz. »Am besten benützen wir beide, dann sind wir sicherer. Bei welchen Pflanzen bist du denn gestrandet?«

Maja nahm eines der Sauergräser, eine sogenannte Segge, in die Hand und legte den oberen Teil mit den Fruchtständen unter die Binokularlupe.

»Siehst du, bei der bin ich einfach mit dem Schlüssel nicht weitergekommen.«

Lea setzte sich, nahm zwei Pinzetten in die Hände und schaute durch die Okulare. »Aha, die wenigen, kleinen Ährchen stehen dicht beieinander, die Blätter sind schmal und steif, der Stängel ist nicht rau. Da kommen nicht mehr viele Arten in Frage.«

Lea schaute ins Buch, dann wieder durch die Lupe, dann nochmals ins Buch und erneut durch die Lupe. »So, jetzt ist alles klar. Das ist eindeutig Carex lachenalii, die Schneehuhn-Segge.«

»Du bist einfach genial«, sagte Maja und drückte Lea einen Kuss auf die Stirn, »vielen Dank!«

»Essen ist fertig«, klang es laut aus der Küche.

»Danke, wir kommen«, rief Maja zurück und erhob sich. »Was es wohl heute gibt?« Die beiden Frauen betraten die Küche.

»Ich habe ein neues Menu erfunden«, sagte Patrick mit Stolz in der Stimme und stellte eine Pfanne auf den Tisch. »Polenta mit viel Käse und einem Spiegelei, dazu gemischter Salat. Bedient euch schon mit dem Mais, dann gebe ich euch das Ei darüber.« Er holte die Bratpfanne vom Herd. »Immerhin zu zwei Drittel erfolgreich aufgeschlagen«, meinte er grinsend und servierte die zwei schön gebliebenen Spiegeleier seien Kolleginnen, während er selber das dritte mit dem verlaufenen Eigelb nahm.

»Schmeckt sehr gut«, lobte Maja und streute noch etwas Pfeffer auf ihr Ei, während Lea wortlos kaute und Patrick beim Essen zusah.

»Wer möchte noch ein Ei?«, fragte Patrick, als sein Teller leer war. »Komm, ich zeige dir, wie es geht«, erwiderte Lea sofort, erhob sich und führte Patrick vor, wie man zwei Eier ganz in die Bratpfanne brachte. Beim dritten Ei liess sie ihn selber machen, und… es klappte!

Nach dem Essen gingen Maja und Lea wieder an die Arbeit. Eineinhalb Stunden später hatten sie alle heute gesammelten Sauergräser sicher bestimmt, und Maja bedankte sich nochmals überschwänglich. Lea ging ins gemeinsame Badezimmer, um sich die Zähne zu putzen und liess sich dann, ziemlich erschöpft, auf ihr Bett fallen. Ist es wirklich wahr, fragte sie sich, dass Maja kein Interesse an Patrick hat? Eigentlich glaube ich ihr alles, aber trotzdem… Ach, es ist so schwierig, die eigenen Gefühle zu kontrollieren, sie kommen und gehen, wie sie wollen… Immerhin, ein wenig erleichtert bin ich schon… Aber eben, was Patrick wirklich für mich fühlt, weiss ich immer noch nicht! Ich müsste doch unbedingt mit ihm reden. Aber ich traue mich einfach nicht! Natürlich, liebe Lea, es ist die Angst, zurückgewiesen zu werden. Aber irgendwann musst du es einfach wagen! Leas Gedanken bewegten sich immer im Kreis herum, und schliesslich war sie eingeschlafen.

Bruno und Barbara Fuchs hatten im Restaurant Täschhorn zu Abend gegessen. Barbara nahm den letzten Schluck aus ihrer Kaffeetasse und lächelte ihrem Mann zu, der sich zum Abschluss des Abends einen Tessiner Grappa genehmigte.

»Sag mal, Bruno, weisst du unterdessen mehr von dem Toten, den wir gestern gefunden haben?«

Bruno wischte sich den Mund mit seiner Serviette ab und gähnte zufrieden. »Ja, es hat sich einiges geklärt. Ich habe dir ja gestern von meinem Verdacht erzählt, der Mann sei nicht durch den Sturz gestorben, sondern durch einen Schlag auf den Hinterkopf. Genau dies hat der Gerichtsmediziner bestätigt. Es handelt es sich demnach eindeutig um ein Tötungsdelikt.«

»Oh je! Meinst du, wir können etwas zu seiner Auflösung beitragen?«

»Das wäre schön, aber ich habe keine Ahnung, wie wir das anpacken könnten.«

»Sollten wir vielleicht nochmals durch die Gornerschlucht laufen und nach Spuren suchen?«

»Das macht keinen Sinn, das wird die Kriminalpolizei so oder so tun. Und auch sie haben Hunde mit guter Spürnase.«

»Wie heisst der verstorbene Mann noch mal? War es nicht … Vontobel?«

Bruno nickte. Barbara dachte eine Weile nach. »Das kommt mir so bekannt vor. Heisst seine Frau zufällig Claudia?«

Bruno lachte auf. »Ob es Zufall ist, dass sie Claudia heisst, weiss ich nicht, aber jedenfalls heisst sie so. Das weiss ich vom Polizisten.«

»Mir ist nur etwas eingefallen. Eine Claudia Vontobel hat doch bei uns in der Apotheke die Ausbildung gemacht und danach noch einige Jahre als Pharmaassistentin gearbeitet. Wie alt müsste die jetzt wohl sein? So um die fünfzig, denke ich.«

»Hast du ein Gedächtnis!«, wunderte sich Bruno. »Das wäre ja ein verrückter Zufall, wenn sie es wirklich wäre.«

Auch Barbara hatte unterdessen angefangen zu gähnen. »So, Zeit für die Klappe. Falls ich überhaupt einschlafen kann, nachdem ich nun wieder diese schreckliche Szene vor meinen Augen sehe.«

»Ganz bestimmt kannst du einschlafen«, erwiderte Bruno sanft und strich ihr zärtlich über die grauen Haare. Sie beglichen die Rechnung und schlenderten dann Hand in Hand zurück zum Hotel.

Gornerschlucht

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