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REALITÄT IST EIN KONSTRUKT

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In der Kunst der Wunder spielt der Glaube eine herausragende Rolle. Wenn du in der Tiefe nicht an etwas glaubst, dann ist es dir fast unmöglich, ein Wunder zu empfangen. Sollte es dennoch kommen, kann es sein, dass du es nicht bemerkst oder es wieder kaputtmachst. Wenn du zum Beispiel nicht glaubst, dass es für dich möglich ist, einen Menschen zu finden, der dich wirklich erkennt, der richtig gerne mit dir zusammen sein möchte, dich unterstützt und mit dem du eine langfristige, lebendige Beziehung aufbauen kannst, sondern du in deinem tiefsten Inneren davon überzeugt bist, dass du es nicht wert bist und dass dir eine solche Partnerschaft nicht möglich ist – dann ist die Wahrscheinlichkeit relativ groß, dass du diesen Menschen, selbst wenn er direkt neben dir steht, nicht einmal siehst. Oder vielleicht lässt du dich auf ihn ein, doch dein Unterbewusstsein wird dafür sorgen, dass du wieder im alten Drama landest.

Dieser Zusammenhang ist uns oft nicht bewusst. Wir denken: »Dort ist die Realität und hier ist das, was ich darüber denke.« Aber eine solche Trennung gibt es nicht. Glaube und Realität hängen ganz eng miteinander zusammen. Lass uns deshalb als Erstes klären, was Realität ist. Vielleicht überraschen dich die folgenden Ausführungen. Lies deshalb bitte aufmerksam und zugleich entspannt weiter und lass diese Gedanken in Ruhe wirken. Schau dich einmal dort, wo du gerade bist, um. Benenne, was du siehst. Das fühlt sich real an, oder?

Jetzt kommt’s: Das, was du in diesem Augenblick siehst, ist nicht die Realität. Es ist ein auf ein Minimum reduziertes, stark verallgemeinertes und verzerrtes Abbild der eigentlich wesentlich spektakuläreren Wirklichkeit in deinem Geist. In Kurzform: Von den circa 11 Millionen Bits (= Informationseinheiten), die dich gerade umgeben, nimmst du maximal 200(!) bewusst wahr. Den Rest blendest du einfach aus. In diesen wenigen Reizen, die zu dir durchdringen, versucht dein Gehirn, bereits bekannte Muster zu erkennen und adaptiert die von außen kommenden Informationen durch:

 Löschen: Ich nehme nur wahr, was ich erwarte.

 Verzerren: Ich verzerre Bild, Ton etc., drehe Reize hoch beziehungsweise runter, bis sie in das bekannte Muster passen.

 Verallgemeinern: »Ich wusste es ja! Immer passiert mir das!«

Lass uns das an einem Beispiel näher untersuchen. Sagen wir, die Sonne scheint und du sitzt entspannt auf einer Parkbank. Du liest in diesem Buch und ab und zu schaust du hoch, um zu sehen, was um dich herum so los ist. Dein Gehirn erzählt dir, dass du siehst, was wirklich stattfindet. Es sieht für dich so aus, als ob der Park im Außen wäre. Aber das ist nicht wahr. Sondern das, was du scheinbar um dich herum wahrnimmst, ist eine Widerspiegelung in deinem Gehirn. Du siehst nicht, was wirklich im Außen ist. Du siehst eine konstruierte Kopie der Wirklichkeit in deinem Gehirn, zusammengesetzt aus einem Bruchteil an Informationen – genau denen, die deine Filter als für dich wesentlich und möglich hindurchlassen.

Dein Gehirn gaukelt dir eine Illusion vor. Diese wird maßgeblich von deinen Überzeugungen beeinflusst.

Wenn du mit einer Freundin auf dieser Parkbank sitzt, dann müsstet ihr eigentlich genau dieselben Sachen sehen. Wenn ihr euch umschaut, sagt ihr vielleicht: »Na klar sehen wir dieselben Sachen. Wir sehen die Bäume und die Wiese und den süßen weißen Hund, der so vergnügt auf ihr herumläuft.« Aber jetzt kommt es: Selbst wenn ihr beide sagt: »Wir sehen sein flauschiges weißes Fell«, kann niemand von euch wirklich wissen, wie das Fell im Geist der/des jeweils anderen aussieht. Der Hund, den du siehst, existiert so nur in deinem Geist. Je nachdem, welche Erfahrungen dein Gehirn bereits mit Hunden, Fell, der Farbe Weiß … gemacht hat, lässt es nur ausgewählte Informationen in dein Bewusstsein dringen und gleicht sie hier den bereits vorhandenen Mustern an.

Es ist zuerst womöglich etwas beunruhigend, doch im Endeffekt heilsam und befreiend, wenn du verstehst, dass dein Gehirn dir immer eine Illusion vorgaukelt. Du siehst die Welt nicht so, wie sie ist – sondern so, wie du sie aufgrund deiner Überzeugungen kennst. Mit anderen Worten: Es gibt nicht die Realität. Es gibt deine Realität und sie wird maßgeblich davon bestimmt, was du für möglich hältst und was nicht. Doch wie kommt es überhaupt dazu? Wieso ist das, was wir wahrnehmen, nicht objektiv real?

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